Bilder: Harley-Davidson Sport Glide Test 2018
Wer glaubte, das umfangreiche Harley-Davidson Softail-Sortiment wäre für 2018 komplett, hat die Rechnung ohne den jüngsten Zuwachs gemacht: Die brandneue Sport Glide sieht herrlich aus, fährt sich ausgesprochen agil, bietet ausgewogenen Komfort und ist wandelbar wie keine zweite. Irgendwie kann sie von allem am meisten - das Beste kommt bekanntlich zum Schluss!
Das 13. Modell der Softails ist eines der harmonischsten aus dieser Baureihe, wenn nicht sogar das beste und ausgewogenste - Sport Glide nennt sich dieses Universaltalent.
Nun scheint ein neuer Stern am Softail-Himmel, die Sport Glide macht insgesamt alles am besten und kann irgendwie auch am meisten.
Und das, obwohl es sie lediglich mit der "schwächeren" Version des Milwaukee-Eight-Triebwerks gibt.
Trotz Sport im Namen verzichtet man bei Harley auf den aufgeblasenen 114er-Motor, der 107er muss reichen und leistet in der Sport Glide 84 PS bei 5450 Umdrehungen.
Bei diesen "Eisenhaufen", wie ich sie liebevoll und gar nicht abwertend bezeichne, geht es vielmehr um Drehmoment.
Und da wirft sie mit gewaltigen 145 Newtonmeter bei nur 3000 Touren ohnehin genug Schmalz auf das Hinterrad.
Ein stolzer Wert, der im echten Leben zwar einen mächtigen Bums beim Gasaufreißen liefert, aber keineswegs unkontrollierbar wird.
Bei 317 Kilo Lebendgewicht - so erstaunlich einfach sich diese Wuchtbrumme auch fahren lässt - ist eine Einzelscheibe an der Front doch nur die Hälfte dessen, was heutzutage möglich und üblich ist.
Daher freut sich die 300er-Scheibe mit Vierkolbenzange stets über die Unterstützung durch die 292er-Scheibe am Hinterrad.
Schließlich macht auch das ABS an der Front mit weiten Regelintervallen klar, dass man es zwar sportlich mit der Sport Glide angehen darf, aber nicht vergessen sollte, dass es sich nicht um ein Naked Bike sondern um einen Cruiser handelt.
Ausgeprägter Komfort steht nicht immer im Gegensatz zu präzisem Ansprechverhalten, vor allem die Upside-Down-Gabel mit 43 Millimeter Durchmesser an der Front spricht sensibel an und wirkt keineswegs schwammig oder überfordert.
An der Hinterhand ist, so wie bei allen neuen Softails nun ein Mono-Federbein unter dem Sattel versteckt, das per gut erreichbarem Handrad in der Federvorspannung verstellt werden kann.
In diesem Zusammenhang wird bei Harleys immer gerne die Schräglagenfreiheit erfragt - die Sport Glide bietet im Rahmen der Softail-Baureihe einen erstaunlich weiten Bereich.
Nicht ganz unbeteiligt an dem einerseits sehr stabilen Handling, andererseits vergleichsweise agilen Einlenkverhalten sind neben dem neuen, steiferen Softail-Chassis auch die Reifendimensionen.
Vorne 130/70-18 und hinten 180/70-16 sorgten und sorgen auch auf anderen Modellen für ein sehr ausgewogenes Fahrverhalten.
Das absolute Highlight an der neuen Harley-Davidson Sport Glide ist, dass sie zwei Motorräder in einem darstellt!
Ab Werk mit einer wirklich feschen, etwas kleineren Batwing-Verkleidung rund um den LED-Scheinwerfer (nennen wir sie Baby-Batwing)...
und einem praktischen Hartschalen-Kofferset ausgestattet, lässt sie sich in weniger als einer(!) Minute in einen nackten Cruiser verwandeln.
Und das beschwöre ich, für das Abmontieren des Windschilds müssen lediglich zwei Haken an der Gabel gelöst werden - dauert 15 Sekunden...
...und für den Koffer reicht es, im Innneren einen Hebel zu drehen, abziehen, fertig - pro Koffer höchstens 20 Sekunden.
Wer will, kann natürlich auch nur Baby-Batwing weglassen, oder nur die Koffer abmontieren - erstaunlicherweise sieht die Sport Glide in jeder Ausbaustufe gut aus.
Mein persönlicher Favorit ist die Sport Glide in schwarzer Lackierung mit voller Montur - da die Koffer immer ganz schwarz sind, also auch, wenn die Sport Glide in Weinrot Metallic oder Silber lackiert ist, wirkt sie auf mich in Schwarz am stimmigsten.
Dabei mag ich rein schwarze Motorräder gar nicht so gerne, vermutlich ist es dieser gezielte Einsatz von Chrom an vielen, aber dann doch nicht allen Stellen, der den nötigen Kontrast liefert - wie etwa der Auspuff oder die Felgen eindrucksvoll unter Beweis stellen.
Danach rangiert aber schon die Sport Glide in wunderschönem "Twisted Cherry", bei der vor allem die Front-Verkleidung faszinierend edel wirkt.
Und falls mir jemand eine Sport Glide in "Silver Fortune" in die Hand drückt, würde ich sie ebenfalls mit Freude und Stolz nehmen.
Und das unter anderem auch deshalb, weil die Sport Glide in ihrer "bekofferten" Ausführung eine äußerst ernsthafte Touring-Ausstattung aufweist...
Abnehmbares Kofferset mit insgesamt 50 Liter Fassungsvermögen...
...watscheneinfache Cruise-Control am linken Lenker, Keyless Ignition (Starten ohne Schlüssel),...
...per Handrad verstellbare Federvorspannung am Hinterrad, bequemer Sattel mit nur 680 Millimeter Sitzhöhe, USB-Anschluss...
und die halbwegs effiziente Batwing-Verkleidung kann optional mit einer höheren Scheibe ausgestattet werden.
Dass gerade auf der Sport Glide der eher unsportliche analoge Tacho montiert ist und nicht die stylishe Miniatur-Lösung an der Lenkerklemmung wie auf Softail Breakout und Street Bob ist seltsamerweise überhaupt nicht schlimm.
Der große Tacho mit kleinem integrierten Display am Tank fügt sich ausgezeichnet in die herrliche Linie.
Das beste an der neuen Sport Glide ist - ganz untypisch für eine Harley-Davidson - ihr Preisschild...
...ab 21.595 Euro in Österreich, 17.995 Euro in Deutschland und 19.800 Franken in der Schweiz rangiert sie im untersten Drittel der 13 Modelle umfassenden Softail-Baureihe.
Ein eindeutig faires Angebot für einen derart universell einsetz- und wandelbaren Cruiser!
Galerie von: 1000PS Internet GmbH
hochgeladen am 31.01.2018