Motorradfahren lernen - Fahren mit Gepäck
Was du beachten solltest, wenn du Beladung mit dir führst!
Speziell auf langen Touren aber auch im Alltag wirst du vermutlich mehr transportieren wollen als in deinen Rucksack passt. Welche Gepäcklösung am besten zu dir passt und worauf es dabei ankommt, dass du sicher und komfortabel dein Motorrad mit Beladung reitest!
Nicht nur das Gesetz schreibt dir vor, dass jegliches Transportgut sicher verzurrt und ohne andere zu gefährden montiert werden muss. Das heißt, dass nichts herumbaumeln darf und keine sperrigen Güter deine Fahrzeugmaße wesentlich überschreiten dürfen. Aber du wirst hoffentlich nicht mit dem Gedanken spielen, deinen Kontrabass in Mitteleuropa am Roller zu transportieren oder Surfbretter am Motorrad mitzunehmen. Auch deine Sicherheit und dein Komfort sind davon abhängig, wie gut du deine Sachen am Motorrad befestigst. Alles, was also nicht in deinen Rucksack passt, musst du optimal am Motorrad verstauen. Übrigens: Auch beim Rucksack kannst du Fehler machen. Bei Regen sollte er wasserdicht sein, bei hohen Geschwindigkeiten sollte er nicht herum baumeln oder sein Zippverschluss aufgehen und diverse Bänder sollten nicht im Wind flattern, da sie sich entweder an ungünstigen Stellen verfangen oder etwa deinen Beifahrer durch schmerzhaftes Schnalzen gar verletzen.
Reden wir über Gepäck am Motorrad, beginnend am Heck: Koffer oder Softbag?
Grundsätzlich gibt es zwei Arten von Behältnissen, die du auf dein Motorrad schnallen kannst. Koffer oder flexible Taschen, Säcke und dergleichen. Beide Lösungen haben eins gemeinsam: Sie müssen sachgemäß montiert sein. Jede Bewegung dieses Ballasts kann deine Fahrlinie beeinflussen (ähnlich wie beim Fahren mit Beifahrer) und verlieren willst du ganz bestimmt keinen Teil deines mitgeführten Transportguts. Bei der Entscheidung zwischen den beiden ist sich die Motorradszene unschlüssig. Beides hat Vor- und Nachteile. Wir wollen da jetzt keinen Glaubenskrieg entfachen oder irgendwelche ideologischen Hardliner verletzen. Wir teilen einfach unsere Erfahrungen.
Die Vorteile der Koffersysteme:
- Sie sind meist versperrbar, motorradspezifische Koffer im besten Fall sogar mit dem Zündschlüssel, egal ob mechanisch oder per Funk!
- Sie sind meistens wasserdicht.
- Sie sind fix mit dem Motorrad über durchdachte Montagesysteme verbunden
- Sie können montiert meist einfach geöffnet werden und ermöglichen praktischen Zugriff auf den Innenraum.
- Sie haben immer dieselbe Dimension, außen wie innen.
- Liegt dein Motorrad mal auf der Seite, können Seitenkoffer wie ein Sturzbügel wirken. Außerdem ist das Drehen eines am Boden liegenden Motorrads mit Seitenkoffern leichter als mit Softbags. Das spielt vor allem bei Stürzen in steileren Geländestellen Offroad eine Rolle.
- Spezielle Topcases haben den Vorteil einer Rückenlehne.
- Alles, was drinnen ist, ist etwas mehr gegen Stöße geschützt, also eindringende Medien bei einem Unfall.
- Bei motorradspezifischen Koffern wird oft Design, Farbgebung, Funktion und Aerodynamik bei der Entwicklung mitgedacht.
Die Nachteile der Koffersysteme:
- Deine Fahrzeugbreite ist damit fix vorgegeben. Vergiss nicht, dass deine zwei Seitenkoffer hinten nicht nachgeben, etwa bei Mauern oder bei Verkehrskolonnen rechts und links von dir!
- Bei einem Topcase erschwert dir dessen Dimension und Position das Aufsteigen, also das über den Sattel Schwingen deines Beins, egal ob es leer oder voll ist.
- Im Falle eines Fehltritts oder eines Umfallers knallt deine Wade des Unterschenkels hart gegen deinen Seitenkoffer. Die Verletzungen dabei sind unabhängig davon, wie weich dein Ladegut im Koffer ist.
- Koffer sind in der Regel schwerer und manchmal sperrig beim Tragen.
- Der Innenraum deines Koffers ist vorgegeben. Jedes Teil mit nur 1 mm größeren Abmessungen als es der Koffer erlaubt, passt nicht hinein! *Die aerodynamisch unvorteilhafte Form kann bei höheren Geschwindigkeiten zu negativen Effekten führen.
Alle Berichte der umfassenden Serie "Motorradfahren lernen" auf 1000PS:
Honda, Metzeler, Stadler und SW-Motech als 1000PS-Partner!
Ein großes Projekt verlangt nach großen Partnern - weshalb wir uns entschieden, für unsere Berichteserie Motorradfahren lernen mit hochwertigen Herstellern wie Honda, Metzeler, Stadler und SW-Motech zusammen zu arbeiten. Für einen feinen Querschnitt durch die aktuellen Motorradkategorien haben wir von Honda eine einsteigerfreundliche CB500 Hornet, eine sportliche CBR650R sogar mit E-Clutch (muss man mal probiert haben!) und als Referenz für das Adventure-Segment eine CRF1100L Africa Twin Adventure Sports mit elektronisch verstellbarem Fahrwerk gewählt. Bestückt wurden alle Bikes mit Taschen oder Tankrucksäcken von SW-Motech, damit wir diverse Utensilien, die wir bei unseren Fotofahrten brauchten, gut verstauen konnten. Da wir natürlich nicht wussten, wie das Wetter wird, vertrauten wir bei der Kleidung auf Highend-Ware von Stadler Bekleidung, die dank GoreTex-Material und innovativen SASS-Belüftungsöffnungen sowohl bei nasskaltem als auch bei heißem Wetter ausgezeichnet funktionieren. Schließlich wollten wir auch bei den Reifen nichts dem Zufall überlassen, für unsere Vorführ-Fahrten wurden auf allen drei Maschinen Qualitäts-Pneus von Metzeler aufgezogen. Und ja, richtig vermutet, natürlich hat mit allen vier Herstellern alles problemlos funktioniert!
Vor- und Nachteile von Softbag-Systemen
Wir wollen auch hier keinen Glaubenskrieg entfachen oder irgendwelche ideologischen Hardliner verletzen. Wir teilen einfach unsere Erfahrungen.
Die Vorteile der Gepäckslösung mit Taschen:
- Der Tascheninnenraum lässt wesentlich flexiblere Bepackungsformen zu.
- Je nach Füllung brauchst du auch außen nur den notwendigen Platz. Das spielt nicht nur in Bezug auf die Breite bei seitlicher Befestigung eine Rolle sondern auch bei am Heck montierten Top-Softbags, besonders beim Aufsteigen.
- Du verletzt nach Falscheinschätzung deiner Seitenbreite beim Berühren anderer Medien (Mauern? Autos?) das gestreifte Objekt weniger.
- Im Falle eines Fehltritts oder eines Umfallers knallt deine Wade des Unterschenkels nur hart gegen deine Tasche, wenn darin etwas hartes transportiert wird. Außerdem ist die Form solcher Lösungen eher rund und nicht so eckig, wie bei Koffern.
- Viele Softbag-Lösungen haben Schlaufen, längere Henkel oder gar Rucksackschleifen. Sie sind in der Regel leichter zu tragen, man kann auch mehrere Sofbags mit einem Arm oder am Rücken im Gehen transportieren.
Die Nachteile der Gepäckslösung mit Taschen:
- Nur wenige sind versperrbar.
- Nicht alle sind wasserdicht.
- Wenn dein Eisen im Dreck liegt, kannst du es nicht so leicht drehen. Das spielt vor allem bei Stürzen in steileren Geländestellen eine Rolle.
- Alles, was drinnen ist, ist weniger gegen einen Aufprall geschützt, also eindringende Medien bei einem Unfall.
- Wenn kein entsprechendes System vorhanden ist, sind sie komplizierter zu demontieren.
Es gibt noch eine Lösung: Das „Spinnennetz“
Wenn du flexibel bleiben willst bei der Art und Dimension deiner mitgeführten Güter und wenn dein Motorrad genügend Stellen für das Nutzen eines Hakens zum Fixieren eines Gepäcksnetzes hat, dann bietet ein Teil, oft als das Spinnennetz bezeichnet, Vorteile. Du kannst jede Art von Taschen, Säcken, Tüten oder einzelne Großteile damit auf deinem Motorrad brauchbar fixieren. Natürlich muss dir bewusst sein, dass jegliches so verzurrtes Teil dem Fahrtwind und dem eventuell aufkommenden Regenwasser ungeschützt ausgeliefert ist.
Was gibt es noch außer Topcase und Seitenkoffer?
Natürlich gibt es eine Reihe von Verstau- und Montagemöglichkeiten für kleinere Teile auch anderswo an vielen Motorrädern. Meist an, so vorhanden, Sturzbügeln oder bei Schleifenrahmen unter dem Lenkkopf. Manche Anbieter offerieren Lösungen, die fix mit den starren Teilen des Motorrads verbunden sind. Also etwa bei Motorblockaufhängungen, Fußrasten oder, so vorhanden, an den Seitenzügen von Schleifenrahmen. Dort ist meist nicht viel Platz. Manche Motorräder erlauben die Montage eines Motorschutzes in Form eines Stauraums.
Der Tankrucksack - Vor- und Nachteile:
Der Tankrucksack wird üblicherweise oben am Tank angebracht. Die Stabilität bekommt er entweder durch nach unten und vorne zu festen, thermisch unproblematischen, Teilen des Motorrads gespannten Befestigungsgurten oder durch Magnetpunkte, die natürlich nur bei einem Stahltank funktionieren. Achte bei einer solchen Magnetlösung darauf, dass du den Tankrucksack zwischendurch nicht auf die Straße oder eine Metallwerkbank legst! Oft ohne dass du es merkst, kann der Magnet kleinste Metallteile anziehen, die dir dann den Tank zerkratzen. Es gibt auch fix mit einem Tankring am Tankeinfüllstutzen verbundene Clip-Systeme. Der Tankrucksack bietet bei Naked-Modellen oft die Möglichkeit, bei ca. 14 km/h höherer Geschwindigkeit die gleiche Fahrtwindbelastung wie ohne dieses Accessoires zu generieren, sprich: er nimmt dir erstaunlich viel Fahrtwind von der Brust.
Die Vorteile des Tankrucksacks:
- beste Position für Ballast, weil nahe am Schwerpunkt.
- positive Effekte in punkto Windschutz, wenn du keinen Windschild hast
- Leicht zugänglich, auch wenn du im Sattel sitzt.
- Kaum störend (wenn richtig positioniert und dimensioniert), denn die Außenmaße des Systems Motorrad+du verändern sich nicht.
- Wenn die Oberfläche als zugängliche, durchsichtige Plastikfolie realisiert ist, kannst du dort gegebenenfalls Navigationskarten aus Papier sichtbar und für deine Orientierung nutzbar einschieben.
- die meisten Modelle erlauben eine Größenanpassung je nach Befüllungsbedarf.
Die Nachteile des Tankrucksacks:
- Du musst ihn beim Tanken, wenn dort dein Tankdeckel ist, jedes Mal entfernen.
- Manche Tankrucksäcke beschränken den Lenkeinschlag oder die Sicht auf wichtige Instrumente. Ob du damit leben kannst, musst du entscheiden!
- Nicht jedes Motorrad hat einen Metalltank oder entsprechende Befestigungsmöglichkeiten.
Aerodynamisch negative Effekte: Lenkerflattern und Pendeln
Nicht jede Gepäckslösung wird bei der Entwicklung eines Motorrads berücksichtig. Durch die Montage vor allem von größeren Gepäcklösungen verändert sich neben den Gewichtsverhältnissen auch die Aerodynamik deines Motorrads erheblich. Im schlimmsten Fall kommt es zu Lenkerflatter oder zum Pendeln. Wenn du zum ersten Mal ein Gepäckstück montierst, überprüfe vorsichtig an einer sicheren Stelle, wie sich dein Motorrad mit der neuen Beladung verhält!
Wie geht also das Fahren mit Gepäck und was musst du sonst noch beachten?
Je nachdem wo du an deinem Motorrad schwere Teile montierst, ändert sich dein Gesamtgewicht und die Lage deines Schwerpunkts. Montierst du etwa 50 kg an deinem Heck, verhält es sich ähnlich, wie wenn du mit Beifahrer unterwegs bist, dem entsprechend musst du dein Fahrverhalten und möglicherweise deine Fahrwerkseinstellungen anpassen. Verkürzt ausgedrückt: Die Fuhre wird träger, vor allem in der Kurve, sie fällt langsamer in Schräglage. Sie lenkt auch anders. Beim Beschleunigen wird das Vorderrad womöglich früher leicht. Und das bremst anders. All diese Veränderungen des Fahrverhaltens deines Motorrads solltest du kennen und beherrschen!
Nachschlagewerk: So geht das! Wie man was findet
Auch wenn das 1000PS Nachschlagewerk nicht auf einmal sondern bis Ende des Jahres immer weiter ergänzend erscheint, ist es am Ende eine große, einem Lexikon ähnliche, Database, in der man nach Kapiteln und Absätzen geordnet auf die häufigsten Fragen, die in den 1000PS-Foren in den letzten Jahren gestellt wurden, eine Antwort findet.
Die umfassende Serie "Motorradfahren lernen" auf 1000PS im Überblick:
Entdecke unsere umfassende Serie "Motorradfahren lernen" auf 1000PS, in der wir alle Aspekte des Motorradfahrens behandeln. Von der Wahl des richtigen Motorrads, über die korrekte Bedienung von Kupplung und Bremsen, bis hin zur optimalen Körperposition und Kurventechnik. Wir zeigen dir, wie du moderne Fahrassistenzsysteme nutzt, bei Nacht oder auf nasser Fahrbahn sicher fährst und sogar wie du Notmanöver meisterst. Egal ob du Anfänger bist oder deine Fähigkeiten verbessern möchtest, unsere Serie bietet wertvolle Tipps und Ratschläge für jeden Fahrer. Tauche ein in die Welt des Motorradfahrens mit 1000PS!
Alle Berichte der umfassenden Serie "Motorradfahren lernen" auf 1000PS:
Bericht vom 01.09.2024 | 3.196 Aufrufe