Female Rider - Motorradfahren mit Selbstbewusstsein

Von ersten Schräglagen, schrägen Kommentaren und sicherem Gefühl

Wenn ich an meine ersten Schritte auf dem Motorrad zurückdenke wird mir bewusst, wie viel Mut, Unsicherheit, aber auch Freude damit verbunden war. Und genau darum geht es heute: um das Thema Female Rider. Um Selbstvertrauen, Kleidung, Motorradauswahl, Technik - und um all die kleinen Dinge, die uns Mädels (und ehrlich gesagt auch viele Jungs) beim Einstieg in die Motorradwelt beschäftigen.

Punkt 1: Druck rausnehmen - auch du darfst Fehler machen

Wir alle kennen das: Die erste Fahrstunde, der Helm ist irgendwie zu groß, der Blick nach hinten klappt nur halb elegant und der Gedanke kreist ununterbrochen - "bitte jetzt nicht umfallen!". Gerade als Frau fühlt man sich schnell beobachtet. "Aha, die will Motorrad fahren? Ob das was wird?" Und zack, ist man innerlich im Beweismodus. Aber ganz ehrlich: Fehler zu machen ist kein Zeichen von Schwäche, sondern der normale Lauf der Dinge. Jeder MotoGP-Star hat mal irgendwo um die Kurve geschliffen, wo keine war.

Also: Erlaube dir Fehler. Und suche eine Fahrschule, bei der du dich wohlfühlst. Vielleicht kennst du sogar eine mit weiblicher Fahrlehrerin - kein Muss, aber manchmal fühlt es sich einfach besser an, wenn man mit jemandem lernt, der ähnliche Hürden kennt.

Punkt 2: Motorradwahl - Bauchgefühl vor Datenblatt

Habt ihr euren Schein in der Tasche? Herzlichen Glückwunsch! Jetzt kommt die Qual der Wahl: Welches Motorrad passt zu mir? Die Antwort ist gar nicht so einfach - und sie steht definitiv nicht im technischen Datenblatt.

Frag dich lieber: Wie will ich mich fühlen, wenn ich fahre? Sicher? Frei? Sportlich? Gemütlich? Das hilft oft mehr als PS-Zahlen oder Sitzhöhe. Ich selbst habe den A2-Schein damals auf einer GS gemacht. Sie schien damals wie ein echtes Schiff, aber eines, das mir gezeigt hat: Ich schaff das. Auch wenn ich beim ersten Mal beim Abstellen eher sanft Richtung Boden abgelegt habe - passiert.

Trau dich, probiere aus. Leihen, sitzen, rollen lassen. Und wenn das Traum-Motorrad ein bisschen zu hoch ist? Es gibt Tieferlegungskits, clevere Fahrtechnik und sogar Stiefel mit unsichtbarem Absatz. Hauptsache: Es fühlt sich richtig an. Ein Motorrad darf Respekt einflößen - aber nie Angst machen.

Punkt 3: Kleidung - Wenn die Kombi zwickt und die Ärmel zu kurz sind

Ein leidiges Thema: Motorradbekleidung für Frauen. Ja, es gibt sie. Nein, sie passt nicht immer. Ich bin groß, habe lange Beine und einen noch längeren Oberkörper. Lederkombis? Entweder hängen sie mir unter den Achseln und schneiden mir die Luft ab oder ich sehe aus, als hätte ich im Kleiderschrank meines Vaters gewühlt.

Aber: Es wird besser. Marken wie Held oder Modeka haben verstanden, dass Frauenkörper eben nicht einfach eine kleinere Männerversion sind. Es gibt tolle Optionen - aber nicht jede passt jedem. Mein Tipp: Probier dich durch. Geh in Shops mit viel Auswahl (Louis ist hier Gold wert) und nimm dir die Zeit. Und: Such den Austausch. Online, in Gruppen, bei Freundinnen. Meist wissen andere schon aus Erfahrung, welche Kombi nicht kneift.

Punkt 4: Der ewige Erklärbär - Nein Ralf, die Tenere ist mir nicht zu groß

"Die kann bestimmt keine gerade Linie fahren!" - "Ist das nicht ein bisschen viel Motorrad für dich?" - "Siehst echt gut aus im Leder!"

Herrje was sind wir Frauen froh ums' gute alte Sexismus-Bingo. Ich habs rauf und runter gespielt, von rechts nach links und dann noch einmal rückwärts. Und ganz ehrlich: ja Dieter, du nervst. Ja, verletzt hat es mich manchmal auch. Aber ich habe gelernt, das meiste davon einfach zu ignorieren und in mich hinein zu schmunzeln. Und wenns ganz schlimm kommt: Sarkasmus und Widerworte sind erlaubt. Wer austeilt sollte auch einstecken können - obwohl die Verfasser solcher Kommentare in 90% der Fälle bei ihrer beeindruckenden Kurzsicht bleiben. Spar dir lieber die Energie und investiere sie in deinen Lernfortschritt.

Wir Frauen haben nämlich genauso das Recht - und die Fähigkeit - Motorrad zu fahren. Punkt. Und wenn jemand das nicht glauben will und dir blöd kommt: Fahr ihm beim nächsten Kurventraining einfach still und elegant um die Ohren. Denn Nichts sagen und einfach tun ist am Ende dann doch meine liebste Taktik.

Punkt 5: Du musst nicht alles wissen - aber du darfst alles lernen

Technik ist nicht dein Ding? Kein Problem. Motorradfahren ist keine Prüfung in Thermodynamik. Aber wenn du Bock hast, mehr zu lernen - go for it! Es gibt mittlerweile richtig coole Technik-Workshops - oft von Frauen für Frauen. Und YouTube ist sowieso ein unendlicher Wissensschatz. Mein persönlicher Tipp: Der Kanal Donut - unterhaltsam, verständlich und technisch top.

Ich habs damals mit meinem Papa gelernt. Wir saßen vor dem Moped, und er hat gefragt: "Was glaubst du, was das ist?" - Da lief herrlich viel schief und meine Finger zeigten oft auf den falschen Behälter. Aber: So bleibts hängen und macht Spaß. Such dir jemanden, der umsichtig ist und dich auf deinem Wege ehrlich unterstützt.

Punkt 6: Gemeinsam ist besser - vor allem auf zwei Rädern

Allein fahren ist cool, aber gemeinsam fahren ist Gold. Gerade am Anfang hilft es, mit anderen unterwegs zu sein. Such dir Gruppen, Chats, lokale Ausfahrten. Ich bin in einer Mädelsgruppe mit über 20 Frauen - wir tauschen uns aus, geben Tipps und fahren zusammen. Und glaub mir: Das macht nicht nur Spaß, sondern gibt auch richtig Selbstbewusstsein.

Auch mit Jungs klappt das übrigens super - solange sie keine Schlauberger sind. Ich hatte damals Freunde, die mich motiviert haben, mich unterstützt haben und mir ehrlich Feedback gegeben haben. Danke, Tim. Im besten Falle hast du Familienmitglieder, die eine Runde mit dir drehen wollen. Und wenn Onkel Jens dir anfangs davon düst - denke an den Tag, an dem du mit royalem Wink an ihm vorbei zischst. Natürlich wäre es optimal, wenn der Vordermann auf dein Tempo achtet ;)

Die erste große Tour mit meinem Papa - 400km auf der Svartpilen
Die erste große Tour mit meinem Papa - 400km auf der Svartpilen

Fazit - Motorradfahren ist für alle da

Am Ende ist es ganz egal, ob du gerade den Schein machst, dein erstes Bike suchst oder schon 100.000 km runtergerissen hast. Motorradfahren ist für alle. Es ist Gefühl, Freiheit, Verbindung - mit dir selbst, mit der Straße, mit anderen. Und falls du gerade denkst: Ich weiß nicht, ob das etwas für mich ist... dann sage ich dir: Doch, das könnte es sehr wohl sein. Du musst nicht perfekt sein, du solltest dir nur selbst vertrauen - mit Helm auf und einem Grinsen unterm Visier.

Kopf hoch, tief durchatmen. Zündschlüssel drehen. Und los geht das Abenteuer. Wer sich das Ganze noch einmal in Videoform ansehen möchte, findet hier den passenden Beitrag auf unserem Youtube-Kanal. Abschließend möchte ich neben 1000PS auch ein Danke an Honda aussprechen - dieses wichtige Thema wird leider zu selten behandelt und umso mehr freue ich mich, einen kleinen Teil beizutragen.

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Bericht vom 27.08.2025 | 3.875 Aufrufe

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