Spidi Safety Lab

Zu Besuch im Spidi Safety Lab - oder die Folterkammer für Protektoren.

Besuch bei Spidis Safety Lab

 
Wer glaubt, dass bei Spidi sämtliche Entwicklungsarbeit nur in Punkto Design geleistet wird, der irrt gewaltig. 1000PS hatte vor ein paar Tagen die Möglichkeit, einen Blick in die heiligen Hallen des italienischen Traditionsbetriebes zu werfen und Genaueres über die Entwicklung und Forschung im Bereich der aktiven und passiven Sicherheit zu erfahren.

Das Spidi Safety Lab ist seit mehreren Jahren eine fixe Institution bei Spidi, das Lab beschäftigt sich mit der Weiterentwicklung von Protektoren, Außenmaterialien sowie neuerdings auch Airbag Systemen. Bei Spidi gibt es für jeden verschiedenen Protektor gewisse Vorgaben, wie Größe, Schlagdämpfung und Gewicht, die eingehalten werden müssen, dabei werden die internen Richtlinien stets gepusht, um bei der Sicherheit neue Maßstäbe zu setzten. Um für jeden Motorradfahrer den größtmöglichen Schutz bei maximalem Tragekomfort zu erreichen, differenziert Spidi zwischen zwei verschiedenen Protektor Bauarten. Zum einen ist da der Race Protektor, der für den Renneinsatz gebaut wurde und für Stürze aus hoher Geschwindigkeit konzipiert wurde. Zum anderen der Touring Protektor für Strassenfahrer. Dieser Protektor bietet bestmöglichen Schutz bei maximalem Tragekomfort.

 
Gut zu erkennen die verschiedenen Protektor Bauarten anhand eines Ellbogen Protektors. Links der Touring Protektor, rechts die Race Ausführung. Für jeden Protektor gibt es sowohl Vorgaben in Punkto Dämpfung und - wie hier anhand der Schablone ersichtlich - gibt es auch Vorgaben für die Größe des Protektors.
Was die Protektoren leisten wird dann aber erst am eigenen Protektor Prüfstand sichtbar. Der Prüfstand erinnert in der Funktionsweise an eine Guillotine, nur dass statt dem Fallbeil ein Gewicht von 5 Kg montiert ist und statt einer alten Hexe ein Protektor auf der Bank legt. Beim Prüfvorgang wird dann das Gewicht aus einem Meter Höhe auf den Protektor fallen gelassen und gemessen, wie viel Kraft durch den Protektor auf den darunter liegenden Sensor wirkt. Was sich in der Theorie relativ unspektakulär anhört, wird aber spätestens beim Blick auf die Auswertungen umso spannender.

Zur Demonstration wurde zuerst ein Protektor eingelegt, den man Anfang der 90er in vielen Lederkombis als Ellbogenprotektor verwendete. Der Protektor besteht lediglich aus einer steifen Kunststoff Außenschale und ist an der Innenseite mit etwas Schaumgummi beschichtet. Zum direkten Vergleich wurde ein neuer Spidi Ellbogen Protektor eingelegt. Das Ergebnis: Der moderne Protektor ließ nur 25% der Kraft durch, die das veraltete Modell auf den Sensor abgab.


Video zum Testprozedere


Hier das Diagramm des "alten" Protektors. Insgesamt wirkten über 48 Kilo Newton auf den Sensor. Hier das Diagramm des Spidi Protektors. Der die Kraft auf knapp 14 KN reduzierte.

Damit man als Kunde die Qualität der Protektoren unterscheiden
kann, gibt es neben den CE Zeichen einheitliche Logos, die Auskunft über Art, Verwendungszweck und Qualitätsstufe des Protektors geben. Dabei steht der EN 1621 Code ebenso wie die Zeichnung des Motorradfahrers für "Motorradschutzbekleidung gegen mechanische Belastung".
  • 1621-1 Protektor für Gelenke
  • 1621-2 Rücken und Lenden Protektor
  • 1621-3 Brustprotektor
  • 1621-4 Aufblasbarer Protektor, Airbag

Die an 1621- angehängte Zahl zeigt den genauen Verwendungszweck, in diesem Fall handelt es sich um einen Rücken- und Lendenprotektor, auch ersichtlich aus dem "B", welches für Backprotector steht. Die Zahl 2 an der rechten unteren Eckem gibt Auskunft über die Zertifikationsstufe, bzw. die Qualität der Dämpfung, wobei 1 für einen guten Standard unter 24 KN steht. Die 2 steht für einen exzellenten Dämpfungswert, hier darf im Prüfverfahren ein maximaler Wert von 12KN erreicht werden.

SPIDI DPS - Das neue Airbag System beim Selbstversuch (Neck DPS Vest)
 
Eine Neuheit aus dem Spidi Safety Lab ist das seit kurzem erhältliche Airbag System, kurz DPS genannt. Das Airbag System zeichnet sich durch eine besonders einfache Handhabung, geringes Gewicht und die Wiederverwendbarkeit aus. Das Prinzip des DPS Systems ist denkbar einfach, eine Reißleine verbindet das Airbag System mit dem Motorrad. Im Falle eines Sturzes betätigt die Reißleine ein Ventil, welches Druckluft von einer Kapsel in den Airbag leitet. Meine anfängliche Skepsis, dass die Reißleine unpraktisch zu handhaben wäre und beim Absteigen vom Motorrad selbst auslösen könnte, verflog nach einem kurzen Selbstversuch mit dem System. Durch das Spiralkabel bleibt die Reißleine so kurz wie möglich und flattert während der Fahrt nicht in der Gegend herum. Bei der Montage der Reißleine sollte man darauf achten die Leine so kurz wie möglich zu montieren, so spürt man die Reißleine schon beim Aufrichten des Oberkörpers und kann somit beim Absteigen nicht auf das Abschnallen vom DPS System vergessen.
 

Video zur Funktionsweise des neuen DPS Airbag Systems


Gut zu erkennen die verschiedenen Protektor Bauarten anhand eines Ellbogen Protektors. Links der Touring Protektor, rechts die Race Ausführung. Für jeden Protektor gibt es sowohl Vorgaben in Punkto Dämpfung, und wie hier anhand der Schablone ersichtlich, gibt es auch Vorgaben für die Größe des Protektors.
 
So einfach wie die Funktion des DPS Systems ist auch das Prozedere, um den Airbag wieder betriebsfähig zu machen. Wenn das Kohlendioxid wieder vollständig aus dem Airbag abgelassen wurde, können die Airbagschläuche wieder zusammengerollt werden. Der zusammengerollte Airbag wird einfach mittels Klippsystem wieder im Kragen "versteckt". Dann muss nur mehr die CO2 Kapsel getauscht werden, und der Airbag ist wieder voll einsatzfähig. Die anfallenden Kosten für einen ausgelösten Airbag belaufen sich also nur auf die Kapseln und bleiben somit im Rahmen. Derzeit bietet Spidi das DPS Airbag System bei drei verschiedenen Bekleidungsstücken an. Für die Racer in derLederkombi "T-2 neck dps", für den Tourer in der "Venture Neck dps" und für preisempfindliche Fahrer in der Sicherheitsweste "Neck dps vest" um 319 €.
T-2 neck dps Venture neck dps
 
Wer also überlegt, sich neue Wäsch anzuschaffen sollte auf jeden Fall bei einem Spidi Händler in seiner Nähe vorbeischauen. Übrigens gibt's die Spidi Protektoren auch einzeln zum Nachrüsten bzw. komplette Protektorhemden für optimalen Schutz.
 
 

Text: arlo
Photos:
arlo

Bericht vom 10.08.2009 | 5.441 Aufrufe

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