Brixton Crossfire 500 Storr im Test

A2-Reiseenduro mit Allround-Ambition auf On- Offroad-Tour

Mit der Crossfire 500 Storr steigt Brixton erstmals ins Adventure-Segment ein. Die A2-Reiseenduro soll Touring-Komfort und Offroad-Tauglichkeit verbinden. Auf unserer Tour über die wilden Pässe des Friauls zeigt sich, wie gut das gelingt.

A2-Reiseenduros stehen vor einer schwierigen Aufgabe: Sie sollen leicht und zugänglich, gleichzeitig aber langstreckentauglich und robust genug für kleine Abenteuer sein. Mit der Crossfire 500 Storr wagt sich Brixton Motorcycles erstmals in dieses Segment - und tritt direkt gegen bekannte Größen wie die KTM 390 Adventure R und die Royal Enfield Himalayan an.

Auf geht's zu unserem A2-Reiseenduro Vergleich im Friaul.
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Für den Praxistest geht es in die nördlichen italienischen Alpen, wo enge Straßen, laxere Gestzgebung, wechselnder Belag und steile Passagen auf die Maschinen warten. Unsere Basis ist, wie so oft bei unseren Touren und Produktionen, ein MoHo Motorrad Hotel. Das MoHo Bellavista in Ravascletto liegt direkt am Fuße der Panoramica delle Vette und des Monte Zoncolan und eignet sich perfekt, um das wunderschöne Friaul auf und abseits der befestigten Straßen zu erkunden. Doch bevor wir Norditalien erreichen, muss die Brixton erst die lange Anfahrt bewältigen.

Technische Vorstellung der Brixton Crossfire 500 Storr 2025

Unter der kantigen Verkleidung arbeitet der bekannte flüssigkeitsgekühlte Zweizylinder aus der Crossfire 500, der hier 47,6 PS und 43 Nm Drehmoment liefert. Gepaart mit KYB-Fahrwerk, J.Juan-Bremsen, 19-Zoll-Vorderrad und umfangreicher Serienausstattung (Handguards, Motorschutz, Gepäckträger, Zusatzscheinwerfe) bringt die Storr bereits auf dem Papier viel Versprechen mit.

Optisch ist die Storr auf jeden Fall einzigartig, technisch ordnet sie sich gut zwischen den anderen A2-Reiseenduros ein.
Optisch ist die Storr auf jeden Fall einzigartig, technisch ordnet sie sich gut zwischen den anderen A2-Reiseenduros ein.

Erste Etappen: Komfortable Sitzposition und solide Touring-Eigenschaften

Nach rund 300 Kilometern Autobahn zeigt die Storr, dass sie kein reines Showbike ist. Die aufrechte Sitzposition mit zentralen Fußrasten bietet entspanntes Reisen, und auch größere Fahrer finden ausreichend Platz. Mit 839 Millimetern bleibt die Sitzhöhe überschaubar und das Handling im Stand gut beherrschbar.

Die Storr ist sparsam und komfortabel auf der Langstrecke. Nur die Verwirbelungen am Helm dämpfen den Touring-Eindruck etwas.
Die Storr ist sparsam und komfortabel auf der Langstrecke. Nur die Verwirbelungen am Helm dämpfen den Touring-Eindruck etwas.

Auf langen Etappen liegt die Brixton stabil und komfortabel auf der Straße. Die KYB-Federelemente bieten 180 Millimeter Federweg vorne und 175 Millimeter hinten - genug, um Unebenheiten souverän zu filtern. Nur der Windschutz könnte etwas besser sein: Fahrer über 1,80 Meter spüren den Luftstrom deutlich im Kopfbereich. Dafür bleibt die Maschine selbst bei Tempo 130 ruhig, die hochfrequenten, dezent spürbaren Vibrationen sind nicht störend, und das Getriebe arbeitet präzise.

Mit einem 17-Liter-Tank und einem Verbrauch von gemessenen 4,36 Litern auf 100 Kilometer schafft die Storr Reichweiten über 350 Kilometer - ein klarer Pluspunkt auf längeren Touren. Auch die Ausstattung überzeugt: Tanktaschen, USB-Anschluss und Gepäckträger gehören ab Werk dazu, was sie als Tourenmaschine attraktiv macht.

Fahrspaß auf Passstraßen: Agil trotz Gewicht

Am Nassfeld-Pass zeigt sich, wie viel Dynamik in der Crossfire 500 Storr steckt. Trotz eines gemessenen Gewichts von 210 Kilogramm bei ca. zwei Drittel vollem Tank, wirkt sie in Bewegung überraschend handlich. Das KYB-Fahrwerk bietet ein gutes Gleichgewicht aus Präzision und Komfort und vermittelt Vertrauen beim Anbremsen und Einlenken. Besonders das Einlenkverhalten überzeugt: Die Kombination aus 19-Zoll-Vorderrad, 17-Zoll-Hinterrad und den Pirelli Scorpion Rally STR-Reifen sorgt für neutrales, leicht kontrollierbares Handling. Sie hat mit 110er Reifen vorne und 150er am Heck auch mehr Gummifleisch für Schräglagen als die Konkurrentinnen und so kippt die Maschine vorhersehbar in die Jurve und zieht stabil durch den Radius.

In Schräglage sorgt vor allem das schön ansprechende Fahrwerk der Storr für ein gutes Fahrgefühl.
In Schräglage sorgt vor allem das schön ansprechende Fahrwerk der Storr für ein gutes Fahrgefühl.

Vor allem bergab kann man so die Storr fliegen lassen. Die Vorderradbremse lässt sich sauber dosieren und vermittelt ein sicheres Gefühl. Die Hinterradbremse ist auch gut dosierbar, zeigt bei langen Abfahrten jedoch Schwächen: Nach wiederholtem harten Einsatz setzt spürbares Fading ein. Das ist kein Beinbruch, aber ein Punkt, den Brixton bei zukünftigen Modellen verbessern könnte.

Beim bergauf Fahren ist es jedoch deutlich schwerer, mit der Brixton flüssig durch die Passradien zu wedeln. Grund dafür ist der Motor, denn der Zweizylinder verlangt viel Drehzahl, um in Schwung zu kommen. Im oberen Drehzahlbereich zieht er sauber durch, im mittleren Bereich fehlt ihm jedoch Druck. Das recht hohe Gewicht für die Leistungsklasse hilft hier auch nicht. Wer gerne sportlich fährt, muss viel schalten, immer im oberen Drehzahldrittel bleiben und das Gas wie einen Schalter umlegen. Doch selbst dann wird die gemütliche Storr nicht zum Sportgerät.

Produkttipps

Geländeausflug: Auf der Straniger Alm zeigt sich der Charakter

Nach drei intensiven Testtagen führt die Route auf die Straniger Alm, wo die Storr zeigen muss, wie viel Offroad in ihr steckt. Schon die technischen Daten lassen erkennen, dass sie kein Hardcore-Geländegerät ist - mit ihrem Gewicht und den 90/10-Reifen liegt der Fokus klar auf der Straße. Trotzdem: Auf Schotterwegen, Almstraßen und leichtem Geröll macht sie eine gute Figur.

Die Brixton Crossfire 500 Storr auf der Panoramica delle Vette.
Die Brixton Crossfire 500 Storr auf der Panoramica delle Vette.

Das KYB-Fahrwerk zeigt auch hier seine Stärken. Es spricht sensibel an, bietet Traktion und vermittelt Stabilität selbst auf losem Untergrund. Die vordere Bremse wirkt im Gelände etwas bissig, lässt sich aber dosieren. Die hintere Bremse, mitgenommen durch die heißen Passabfahrten, äußert mit penetrantem Qietschen, bleibt aber gut kontrollierbar.

Es mag nicht ihr primärer Einsatzbereich sein, doch die Storr lässt sich mit etwas Geduld souverän stehend über Stock und Stein dirigieren.
Es mag nicht ihr primärer Einsatzbereich sein, doch die Storr lässt sich mit etwas Geduld souverän stehend über Stock und Stein dirigieren.

Ergonomisch passt die Storr auch im Stehen: Der Lenker liegt gut in der Hand, ihre Taille ist schmal und Bewegungsfreiheit gegeben, wenngleich der Schalthebel recht kurz geraten ist - mit grobem Endurostiefel wird das Schalten schwierig. Der Motor bleibt auch abseits befestigter Straßen drehfreudig, aber nicht besonders kräftig. Wer sportliche Ambitionen im Gelände hat, wird hier an Grenzen stoßen. Für gemütliches Fahren über Schotterpisten reicht die Leistung aber vollkommen. Immerhin: ABS und Traktionskontrolle lassen sich abschalten - ideal für lockeren Offroad-Einsatz.

Fazit: Solider Erstauftritt mit Potential

Für den ersten Versuch im Adventure-Segment liefert Brixton mit der Crossfire 500 Storr ein passables Gesamtpaket. Die Maschine überzeugt mit gutem Fahrwerk, stabiler Straßenlage und harmonischem Handling. Ergonomie, Komfort und Ausstattung sind auf hohem Niveau - besonders in dieser Preisklasse. Immerhin muss man nur 6.399 € in Deutschland und 6.999 € in Österreich für die Crossfire 500 Storr hinlegen.

Die Ausstattung der Crossfire 500 Storr ist die aller-modernste, dafür aber üppig und in der Praxis nützlich.
Die Ausstattung der Crossfire 500 Storr ist die aller-modernste, dafür aber üppig und in der Praxis nützlich.

Schwächen gibt es bei der Bremsstandfestigkeit und beim Drehmomentverlauf des Motors, der mehr Schwung aus der Mitte vertragen könnte. Dennoch: Wer eine tourentaugliche, zuverlässige und stylische A2-Reiseenduro sucht, bekommt mit der Storr ein ehrliches Gesamtpaket, das sowohl auf langen Etappen als auch auf Schotterstraßen Spaß macht.

Fazit: Brixton Crossfire 500 STORR 2025

Die Brixton Crossfire 500 Storr zeigt, dass A2-Reiseenduros nicht langweilig sein müssen. Fahrwerk und Ausstattung überzeugen, der Motor verlangt Engagement. Ein gelungenes Erstlingswerk mit Raum für Feinschliff.


  • stabiles Fahrwerk
  • gutes Einlenkverhalten
  • komfortable Ergonomie
  • hochwertige Ausstattung
  • solide Reichweite
  • Hinterradbremse nicht sehr standfest
  • Motor drehzahlhungrig
  • mäßiger Windschutz
  • kurzer Schalthebel
  • etwas hohes Gewicht

Bericht vom 11.11.2025 | 859 Aufrufe