Harley-Davidson Pan America ST 2025 im Test
Street-Touring mit Gelassenheit und V2-Kraft
Harley-Davidson bringt mit der Pan America ST 2025 eine straßenorientierte Variante ins Adventure-Segment. Mit 17-Zoll-Rädern, 152 PS und Quickshifter zeigt sie, dass Milwaukee auch Asphalt kann. Wie fährt sie am Pannoniaring?

Es war ein Bild für die Götter. Neben mir in der Boxenausfahrt standen die üblichen Rennstreckenhelden Piloten auf superscharfen Superbikes, nervös mit Gasstößen beschäftigt. Und ich? Ich saß auf der Harley-Davidson Pan America ST. Arme weit nach vorne zum breiten Lenker gestreckt, Beine locker und entspannt ein souveräner Kontrast zur angespannten Szenerie. Diese Sitzposition vermittelte Gelassenheit und Übersicht, fast so, als würde man auf einer Kanzel sitzen und dem hektischen Treiben darunter zuschauen.
Konzept – Adventure-Optik trifft Asphalt-Fokus
Die Pan America ST ist Harleys Antwort auf all jene, die Adventure-Look lieben, aber ihren Alltag fast ausschließlich auf Asphalt verbringen. Anders als die reguläre Pan America wurde die ST bewusst für die Straße optimiert: tiefergelegtes Fahrwerk, 17-Zoll-Leichtmetallräder, Michelin Scorcher Sport-Bereifung und ein Low-Profile-Windschild. Damit richtet sie sich an Fahrer, die die Ergonomie und Präsenz einer Reiseenduro schätzen, aber weder Offroad noch Weltreise im Fokus haben.
Der Motor – ein kultivierter V2, der Vertrauen schafft
Im Herzen arbeitet der Revolution Max 1250, ein flüssigkeitsgekühlter V2 mit 1.252 Kubik, 152 PS bei 9.000 Touren und 127 Newtonmetern bei 6.750 U/min. Harley hat dem Motor eine bemerkenswerte Laufkultur verpasst. Schon im Teillastbereich verhält er sich geschmeidig, Lastwechselreaktionen bleiben mild, und auch im Schiebebetrieb überzeugt er mit kultivierten Manieren. Sein lineares Drehzahlband verhindert zwar die Adrenalinstöße, die man von anderen V2-Aggregaten kennt, ermöglicht aber genau das, was sportliches Motorradfahren am Ende verlangt: planbare, jederzeit abrufbare Performance. Ein Motor, der Vertrauen schafft, statt es mit Überraschungen zu fordern.
Fahrwerk und Handling – harmonisch statt nervös
Das 246 Kilogramm schwere Bike überrascht mit Agilität. Die Showa-Balance-Free-Gabel mit DLC-Beschichtung und das Zentralfederbein mit elektronischer Vorspannung geben der Maschine ein sattes, aber nie überhartes Setup. In Kurven reicht oft schon ein Blick zur Linie die Harley folgt ruhig und berechenbar. Erst wenn man das Schräglagenlimit von 37 Grad erreicht, meldet sich die Physik. Im Vergleich zu klassischen Reiseenduros mit 19-Zoll-Front hat die ST klare Vorteile: Dank 17-Zoll-Sportreifen, die auch auf der Rennstrecke funktionieren, bleibt das Handling präzise und stabil.
Produkttipps
Ergonomie – Adventure bleibt Adventure
Die Sitzposition ist komfortabel und souverän, doch wer auf der Rennstrecke Hang-Off-Exzesse zelebrieren will, stößt an Grenzen. Die Bewegungsfreiheit ist adventure-typisch etwas eingeschränkt, besonders im Schulterbereich. Doch für performantes Fahren reicht schon die klassische Technik: rechte oder linke Popo-Hälfte in den Radius drücken, und die Pan America ST zieht auch mit hohem Kurventempo sauber durch.
Auf der Rennstrecke zeigte sich: Die Harley fährt auf dem Level von Nakeds wie der Kawasaki Z900 SE oder leicht unter einer Honda Hornet. Mit einer BMW M 1000 XR oder einer KTM 1290 Super Duke GT kann sie nicht mithalten. Stattdessen beeindruckt sie damit, dass sie in Sachen Kurvengeschwindigkeit vielen Reiseenduros schlicht überlegen ist. Das liegt nicht zuletzt an der Kombination aus 17-Zoll-Rädern und performanter Bereifung in Kombination mit einem guten Fahrwerk.
Bremsen und Elektronik – Gute Teile aus Milwaukee
Vorne verzögern 320-mm-Doppelscheiben mit Brembo-Monoblock-Sätteln, hinten arbeitet eine 280-mm-Scheibe. Die Bremsleistung ist sportlich präzise. Dazu kommt ein umfangreiches Elektronikpaket: Quickshifter serienmäßig, Kurven-ABS, Traktionskontrolle, Schleppmomentregelung, Wheelie- und Stoppie-Kontrolle, Reifendrucksensoren und Berganfahrhilfe. Das 6,8-Zoll-TFT lässt sich sowohl mit Touchdisplay bedienen als auch mit der Bedieneinheit am Lenker.
Alltagstauglichkeit – Gelassenheit auch im Pendelbetrieb
Die Sitzhöhe liegt bei 825 Millimetern, die Ergonomie passt auch auf langen Strecken. Mit 21,2 Litern Tankvolumen und 5,7 Litern Verbrauch (Werksangabe) bleibt die Reichweite tourentauglich. Dank vibrationsarmem Motor und entspannter Sitzposition steigt man auch nach 500 Kilometern entspannt ab eine Eigenschaft, die in dieser Klasse Gold wert ist.
Ein Tag auf der Rennstrecke bei den 1000PS Bridgestone Trackdays
Die Harley-Davidson Pan America ST hat mich überrascht. Schon bei der Boxenausfahrt, mitten zwischen all den aufgeweckten Rennsportlern, die nervös mit Gasstößen ihre Motoren hochjagen, sitzt man selbst mit extrem legerer Beinposition und weit nach vorne gestreckten Armen an diesem breiten Lenker. Diese Haltung vermittelt ein Maß an Souveränität und Gelassenheit, das man von Harley kennt nur diesmal mitten auf der Rennstrecke. Und genau so fährt sich das Motorrad auch: Kurven lassen sich schon durch reines Anvisieren der Linie ziehen, ohne dass man große Impulse am Lenker geben müsste. Es ist mehr Gleiten als Kämpfen, selbst wenn man die Geschwindigkeit steigert oder sich in hohe Schräglagen legt. Der gewaltige V2 beeindruckt mit erstaunlich kultivierter Laufkultur, kaum Vibrationen, dafür im Teillast- und Schiebebetrieb ein Verhalten, das man als atemberaubend gut beschreiben muss. Er schickt Ruhe ins Fahrwerk und verhindert die sonst so typischen Lastwechselreaktionen. Auch bei weiteren Turns blieb dieser Eindruck: Das lineare Drehzahlband verhindert zwar Adrenalinspitzen, ermöglicht aber hochkonzentriertes, performanceorientiertes Fahren, bei dem man die Leistung punktgenau abrufen kann.


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FAQ zur Harley-Davidson Pan America ST 2025
Ist die Harley-Davidson Pan America ST für Neueinsteiger geeignet?
Die Harley-Davidson Pan America ST 2025 ist mit 152 PS und 246 Kilogramm fahrfertigem Gewicht kein Einsteigerbike für Späteinsteiger oder Wiedereinsteiger. Ihr kultivierter V2 läuft zwar vibrationsarm und berechenbar, doch Leistung und Größe verlangen Erfahrung. Für Fahranfänger mit wenig Praxis ist sie zu anspruchsvoll, für Umsteiger mit solider Basis aber eine interessante Wahl, wenn der Fokus auf souveränem Straßentouring liegt.
Ist die Harley-Davidson Pan America ST tourentauglich?
Ja, die Pan America ST ist als straßenorientierter Tourer konzipiert. Die Sitzposition ist entspannt, die Ergonomie sorgt für Übersicht, und der Motor liefert gleichmäßige Kraft ohne störende Vibrationen. Mit großem Tank, Quickshifter und umfangreicher Elektronik eignet sie sich ideal für längere Etappen, ob auf Autobahn oder Landstraße.
Wie komfortabel ist die Harley-Davidson Pan America ST auf Langstrecken?
Die Sitzhöhe von 825 Millimetern, die entspannte Armhaltung und die ruhige Motorcharakteristik machen die Pan America ST zu einem angenehmen Begleiter auf langen Fahrten. Auch nach mehreren hundert Kilometern bleibt der Fahrkomfort hoch. Probleme könnten Piloten mit relativ kurzen Armen bekommen.
Fazit: Harley-Davidson Pan America 1250 ST 2025
Die Harley-Davidson Pan America ST 2025 ist eine souveräne Alternative für alle, die Adventure-Optik lieben, aber auf der Straße zuhause sind. Mit kultiviertem V2, harmonischem Fahrwerk und 17-Zoll-Sportreifen kombiniert sie Komfort und Gelassenheit mit sportlicher Präzision.- kultivierter V2 mit 152 PS
- Top Quickshifter
- gut gelungene Geometrie
- umfangreiche Elektronik
- harmonisches Schräglagenverhalten
- bequeme Sitzposition
- stabile Brembo-Bremsen
- relativ hohes Gewicht
- Motor weniger emotional als klassische Harleys
Bericht vom 21.09.2025 | 16.910 Aufrufe