Suzuki DR-Z4SM - Erste Runden auf Asphalt und Track
NoPain testet die Wiedergeburt der Kult-Sumo
Mit der Suzuki DR-Z4SM kehrt eine heiß erwartete A2-Supermoto zurück auf den europäischen Markt. Die legendäre 400er erhielt neben einem frischen Design auch eine modernisierte Technik mit Euro5+, Elektronikpaket und einigen weiteren Schmankerln. Trotz aller Updates bleibt sie ihren bodenständigen Supermoto-Wurzeln treu - nur der Preis hebt inzwischen ab wie ein Wheelie im ersten Gang.
Unsere Tests führten uns rund um Wiener Neustadt sowie auf die Motorsportarena Bad Fischau, wo wir die A2-Supermoto erstmals intensiv bewegen konnten. In Kürze folgt zudem ein Video, in dem die Suzuki gegen die ebenfalls neue KTM 390 SMC R antreten muss. Um für einen fairen Vergleich zu sorgen, haben wir bei beiden Motorrädern die Serienbereifung gegen Conti Attack SM 2 getauscht. So lassen sich die beiden Protagonisten unter identischen Bedingungen auf Rennstrecke und Landstraße bewerten.
Puristischer Look mit Future-Vibes
Das Design wirkt durch seine klaren Linien, die sich vom vorderen Bereich bis ganz ans Heck ziehen, sportlich und schlank - ganz im Stil einer klassischen Supermoto. Auch Krümmer, Auspuff, Airbox, ein schwarzer Stahlrahmen und die Alu-Schwingen passen da perfekt ins Bild. Dazu gibt's einen neuen LED-Scheinwerfer, LED-Blinker und LED-Leuchten hinten.
Solider Einzylinder, butterweiches Getriebe - aber nur fünf Gänge
Der 398 cm³ große Einzylinder-Viertaktmotor erfüllt die Euro-5+ Norm und liefert 38 PS bei 8.000 U/min sowie 37 Nm bei 6.500 U/min - Werte, die im A2-Segment absolut solide sind. Dank Ride-by-Wire hängt der Motor präzise am Gas, ist sauber abgestimmt und läuft im unteren Drehzahlbereich angenehm geschmeidig. Für entspanntes Cruisen passt das perfekt, gleichzeitig steht genügend Durchzug zur Verfügung, um auf der Landstraße flott voranzukommen - ohne den Fahrer jemals zu überfordern. Ein Hauch mehr Drehmoment im mittleren Bereich hätte den Spaßfaktor zwar noch gesteigert, insgesamt wirkt die Leistungsentfaltung aber stimmig.
Auf der Rennstrecke präsentiert sich der Motor ebenfalls von seiner guten Seite: kräftig genug, um am Kurvenausgang sauber zu beschleunigen, ohne jedoch brachial zu wirken. Auf langen Geraden fehlt ihm allerdings das letzte Quäntchen Schub - ab rund 8.500 U/min baut die Leistung merklich ab. Damit wird klar: Die DR-Z4SM ist ein Spaßgerät, das auf Agilität und Wendigkeit ausgelegt ist, nicht auf Höchstgeschwindigkeit.
Das 5-Gang-Getriebe arbeitet butterweich und lässt sich besonders im Stadtverkehr angenehm schalten. Auf Landstraße und Rennstrecke macht sich jedoch der fehlende sechste Gang bemerkbar: Der erste Gang ist relativ lang ausgelegt, die Gänge zwei bis vier dafür kurz - man schaltet häufig und wünscht sich spätestens im fünften Gang einen zusätzlichen Overdrive. Suzuki erklärt die Fünfgang-Lösung mit einer schmäleren Bauweise und höherer Robustheit. Klingt plausibel, ändert aber nichts daran, dass man regelmäßig ins Leere nach oben durchschalten möchte.
Positiv hervorzuheben ist die Ölbad-Lamellenkupplung mit Suzuki Clutch Assist System (SCAS). Selbst bei sportlicher Gangart erlaubt sie sanfte Wechsel ohne Hinterradrutscher. Trotz klassischem Seilzug lassen sich die Schaltvorgänge mit nur einem Finger feinfühlig dosieren. Der Clutch Assist arbeitet ähnlich wie eine Anti-Hopping-Kupplung und verhindert zuverlässig ein Blockieren des Hinterrads beim Herunterschalten. Was allerdings fehlt, ist ein Quickshifter.
Leichtfüßig, direkt und stabil
Vollgetankt bringt die Suzuki DR-Z4SM 154,5 Kilogramm auf die Waage, ein Wert, der sich in der Praxis sofort bemerkbar macht. Egal ob auf der Landstraße oder der Rennstrecke: Das Motorrad lässt sich spielerisch in Schräglage werfen und reagiert dabei stets präzise. Der bocksteife Stahlrahmen liefert glasklares Feedback, während die clever geformte Aluschwinge zusätzlich Stabilität und Fahrpräzision verleiht.
Auch die Geometrie passt ins Bild: Mit 63,5 Grad Lenkkopfwinkel, 95 mm Nachlauf und 1.465 mm Radstand ergibt sich eine ausgewogene Balance aus Agilität und Stabilität. Die Sitzhöhe liegt bei 890 mm - für eine Supermoto moderat - und lässt sich mit optionaler Zubehör-Sitzbank sogar auf 860 mm reduzieren, was vor allem kleinere Fahrer freut.
Auf der Straße zeigt sich die DR-Z4SM perfekt ausbalanciert und bleibt selbst auf ruppigem Asphalt kontrollierbar. Auf der Rennstrecke kommt ihr geringes Gewicht besonders bei schnellen Richtungswechseln zum Tragen. Sie wirkt lebendig und agil, ohne dabei nervös zu werden. Ein klarer Vorteil für Einsteiger ebenso wie für erfahrene Supermoto-Fahrer. Lediglich beim harten Herausbeschleunigen oder auf längeren Highspeed-Passagen wird die Suzuki etwas unruhig und verliert ihre satt liegende Ruhe.
Produkttipps
Serienmäßig solide, mit Contis zur echten Spaßrakete
Die Suzuki DR-Z4SM rollt auf 17-Zoll-Drahtspeichenrädern, die ab Werk mit Dunlop Sportmax Q5A inklusive Schlauch bestückt sind. Optisch machen die metallic blauen Räder einiges her, und die Dunlops sind als sportliche Allrounder eine vernünftige Wahl für Straße und gelegentliche Track-Einsätze.
Für unseren direkten Vergleich mit der KTM 390 SMC R haben wir die Serienbereifung allerdings gegen Continental Attack SM 2 getauscht. Das Ergebnis: spürbar mehr Heißgrip, ein noch agileres Handling und insgesamt eine klar sportlichere Performance.
Besonders auf der Rennstrecke zeigen die Contis, was sie können. Egal ob mit oder ohne Reifenwärmer, der Grip ist sofort da, wo man ihn braucht. Auch wenn das Limit erreicht wird, kündigt sich der Grenzbereich früh genug an. Damit eignen sich die Reifen nicht nur für erfahrene Supermoto-Fahrer, sondern auch für Einsteiger, die sich Schritt für Schritt an ihr persönliches Limit herantasten wollen. Weitere Infos findet ihr hier: ContiAttack SM2 Supermoto Reifen.
Zuverlässige und gut dosierbare Bremsen
Die Suzuki DR-Z4SM verzögert vorne mit einer 310-mm-Scheibe und axial montiertem Zweikolben-Schwimmsattel, hinten übernimmt eine 240-mm-Scheibe samt Einkolben-Sattel. Das Resultat: eine solide Bremsleistung, die sich auf der Straße angenehm feinfühlig dosieren lässt.
Auf der Rennstrecke zeigen die Bremsen ebenfalls eine ordentliche Performance, wenngleich man sich am Vorderrad etwas mehr Biss wünschen würde. Für kontrollierte Anbremsmanöver, auch tief in Schräglage, reicht die Power aber völlig aus. Das ABS arbeitet unauffällig und zuverlässig, was besonders weniger routinierten Fahrern zusätzliche Sicherheit gibt. Praktisch: Am Hinterrad lässt es sich per Knopfdruck deaktivieren. Ein Pluspunkt für erfahrene Supermoto-Piloten, die gerne mit dem Heck arbeiten. Einen kleinen Kritikpunkt gibt es dennoch: Weder Handbrems- noch Kupplungshebel sind in der Griffweite einstellbar.
Gelungenes KYB-Setup trifft auf harte Sitzbank
Die DR-Z4SM setzt vorne auf eine 46-mm-KYB-Upside-Down-Gabel mit 260 mm Federweg, die in Zug- und Druckstufe einstellbar ist. Hinten arbeitet ein KYB-Monofederbein mit Ausgleichsbehälter und satten 277 mm Federweg, das sich vollständig anpassen lässt. Schon im Serientrimm bietet das Fahrwerk eine stimmige Abstimmung, die sich je nach Einsatzgebiet schnell optimieren lässt.
Im Alltag überzeugt die Suzuki mit einem angenehm komfortablen Fahrgefühl: Schlaglöcher und Bodenwellen werden sauber absorbiert, ohne dass das Motorrad die Ruhe verliert. Auf der Rennstrecke zeigt sich das Fahrwerk präzise und stabil, mit guter Rückmeldung für schnelle Richtungswechsel. Einziger Wermutstropfen: Beim harten Anbremsen taucht die Gabel merklich ein. Ein Punkt, den sportlich orientierte Fahrer über die Einsteller etwas entschärfen müssen.
Weniger positiv fällt der Sitzkomfort auf. Die Bank ist gerade, flach und sehr hart. Zwar ideal für kurze, intensive Sessions, aber eine Tortur auf längeren Landstraßenetappen. Der sportliche Kniewinkel passt perfekt zum Supermoto-Einsatz, kann sich jedoch beim Pendeln oder auf Touren - je nach Beinlänge - schnell als anstrengend erweisen.
Solide Elektronik-Basis, aber ohne Quickshifter unvollständig
Beim Blick auf die Elektronik zeigt sich die Suzuki DR-Z4SM puristisch. Das verbaute LCD-Display wirkt etwas altbacken, liefert aber, wenn man vom Drehzahlmesser absieht, alle relevanten Informationen, inklusive Ganganzeige und Tankfüllstand. Die Ablesbarkeit geht in Ordnung, bei starker Sonneneinstrahlung wünscht man sich allerdings ein modernes TFT-Display.
Abseits davon arbeitet die Elektronik zuverlässig und intuitiv: Ride-by-Wire sorgt für eine saubere Gasannahme, die drei Fahrmodi (A, B, C) und vier Traktionskontrollstufen (2, 1, Off, G=Track) lassen sich einfach umschalten, und das ABS am Hinterrad kann deaktiviert werden. Alles funktioniert wie erwartet, die Sicherheitsfeatures wirken dabei keineswegs überladen.
Ein Punkt sticht jedoch negativ hervor: ein Quickshifter fehlt. Und das, obwohl die Technik mit Ride-by-Wire die Voraussetzung dafür längst bietet. Umso enttäuschender, dass Suzuki bislang weder serienmäßig noch als Nachrüstoption eine Lösung anbietet.
Fazit: Suzuki DR-Z4SM 2025
Die Suzuki DR-Z4SM bereitet mit ihrem 398er Einzylinder und ihrer Geometrie jede Menge Fahrspaß. Leichtes Handling, hohe Agilität, ordentlicher Durchzug. Sie ist ein echtes Funbike, besonders in kurvigen Gegenden, auf kurzen Strecken oder im Stadtverkehr. Mit dem 8,7-Liter-Tank sind theoretisch 256 Kilometer drin, realistisch sind jederzeit stressfreie 200 km bis zum nächsten Stopp. Kritikpunkte gibt’s dennoch. Mit 9.699 Euro in Deutschland und 9.990 Euro in Österreich bewegt sie sich preislich im Premium-Segment. Bei diesem Preis hätten wir uns mehr erwartet: mehr Leistung, sechsten Gang, Quickshifter, einstellbare Hebel oder eine bequemere Sitzbank. Unterm Strich ist die DR-Z4SM eine stylische, agile A2-Supermoto mit vernünftigen Wartungsintervallen, die in der Stadt und auf der Strecke richtig Laune macht, beim Preis-Leistungs-Verhältnis aber noch Luft nach oben hat.- Agiles Handling, extrem leichtfüßig
- Sauber abgestimmter Motor, ausreichend Durchzug
- Gute Fahrwerksbasis mit vielen Einstellmöglichkeiten
- Elektronikpaket einfach, aber sinnvoll
- Klassische Optik mit modernen Features, LED-Beleuchtung serienmäßig
- Wartungsfreundlich und standfest
- Preis im Premium-Segment
- 5-Gang-Getriebe
- Kein Quickshifter verfügbar
- Sitzbank sehr hart, Kniewinkel sportlich
- Hebel nicht einstellbar
- Leistung ab 8.500 U/min spürbar schwach
Bericht vom 27.08.2025 | 12.057 Aufrufe