BMW S 1000 R 2025 im Test - wenn Agilität zur Obsession wird

Zugängliches Hyper-Naked

Die BMW S 1000 R 2025 zeigt sich mit 170 PS, neuer Optik und überarbeiteter Elektronik als handliches Kraftpaket. Doch wie schlägt sich das Hyper-Naked auf Straße und Rennstrecke wirklich? Unser Team hat auf Herz und Nieren getestet.

Hyper-Naked-Test 2025: Auftakt mit BMW-Power

Es war einer dieser Testtage, an denen sich Erkenntnisse nicht in Tabellen ablesen lassen. Sondern zwischen Kurven, Bremszonen und Gesprächen entstehen. Gemeinsam mit Martin Bauer, Philipp Bedner und Lena Kemmer habe ich, Mex, die neue BMW S 1000 R 2025 über enge Landstraßen und den Slowakiering gejagt. Zwei Tage Landstraße, zwei Tage Rennstrecke - so bunt wie die Zielgruppe dieser Maschine, so facettenreich unser Eindruck. Schon beim ersten Aufsitzen fiel auf: BMW hat Feinschliff betrieben, aber auch ihre kompromisslose Linie beibehalten.

Mehr PS aus dem Reihen-Vierzylinder der BMW S 1000 R

Mit nunmehr 170 PS bei 11.000 U/min und 114 Nm bei 9.250 U/min schöpft die neue S 1000 R aus dem vollen. Doch trotz Leistungsplus bleibt der typische Charakter: Der Vierzylinder braucht Drehzahl. Unter 6.000 Touren kommt eher weniger, erst darüber wird es lebendig. Besonders auf kurvenreichen Landstraßen mit engen Kehren wünschte sich speziell Martin Bauer ein wenig mehr Punch von unten. Dazu kommt das altbekannte BMW-Problem: zwischen 6.000 und 8.000 U/min vibriert es an Lenker, Fußrasten und Spiegeln spürbar. Philipp, der sehr sensibel auf diese hochfrequenten Vibrationen reagiert, vermisste hier den Feinschliff, den andere Hersteller mittlerweile geschafft haben. Doch die lineare und stets gut berechenbare Leistungsentfaltung hat auch ihre Vorzüge. Die BMW gibt sich dadurch zugänglich und überfordert trotz potenter Motorisierung nicht.

Quickshifter & Sound der BMW S 1000 R

Lena war begeistert vom Quickshifter: Besonders das Runterschalten funktioniert präzise und mit einem knackigen "Blubb" aus dem Auspuff. Da sind wir schon beim Sound: Der Vierzylinder gibt sich sehr präsent. Kein zorniges Brüllen, aber ein kerniger, metallischer Klang dringt durch Auspuff, Airbox und das dünnwandige Motorgehäuse nach außen. Passt zur sportlichen Auslegung und nie aufdringlich wird.

Produkttipps

Ein Blick auf das Handling und das elektronische Fahrwerk der BMW S 1000 R

Das DDC-Fahrwerk bietet zwei Modi: Road und Dynamic. Ganz Simpel, der Name ist Programm. Auf der Landstraße funktioniert das System sehr gut - auch auf schlechtem Aspahlt und unebenem Terrain spendiert der Road Modus Komfort und Kontrolle. Für die Rennstrecke haben wir Dynamic ausgewählt. Doch am schnellen Slovakia-Ring offenbarten sich Grenzen. Besonders Martin, mit seinem präzisen Feedback, bemängelte die fehlende Stabilität bei Vollgas - ein Resultat aus weicher Dämpfung, überhandlicher Fahrwerksgeometrie und der Kombination mit den optionalen Schmiedefelgen, welche unser Testbike montiert hatte.

Auf der Straße glänzt die BMW mit fantastischer Handlichkeit. Die optionalen Schmiedefelgen verleihen ihr eine spielerische Leichtigkeit. Lena lobte das präzise Einlenkverhalten selbst in engen Kehren. Doch auf der Rennstrecke kehrt sich diese Agilität in Nervosität: Bei Geschwindigkeiten über 130 km/h fühlt sich das Bike unruhig an, reagiert empfindlich auf Lastwechsel und Fahrfehler. Für Einsteiger mag das irrelevant sein, für geübte Trackfahrer jedoch ein Thema.

Auf der Straße macht die S 1000 R eine gute Figur.
Auf der Straße macht die S 1000 R eine gute Figur.

Ergonomie: sportlich, aber nicht extrem

Die Sitzposition ist sportlich, aber langstreckentauglich. Der Kniewinkel ist nicht zu spitz, der Lenker angenehm flach und gut erreichbar. Lena mit 1,65 m und Martin mit 1,86 m fühlten sich gleichermaßen gut aufgehoben. Schräglagenfreiheit ist für die Landstraße völlig ausreichend, erst bei Track-Einsatz könnten Fußrasten in Bodenkontakt kommen. Das Cockpit typisch BMW überzeugt mit logischer Bedienung über das Drehrad und einem aufgeräumten TFT-Display

Philipp lobte die intuitiv bedienbare Elektronik. Fahrmodi lassen sich logisch konfigurieren, sämtliche gängige Parameter wie Traktionskontrolle, Engine Brake, Wheelie-Control sind einzeln anpassbar ohne, dass es dabei zu kommplex wird. Anmerkung: Auf der Superbike Schwester, dem RR Modell gibt es noch deutlich mehr Einstellmöglichkeiten - allerdings muss man sich dafür auch mehr Zeit nehmen.

Besonders das deaktivierbare Hinterrad-ABS gefiel Martin Bauer - es erlaubt ein aktives, sportliches Fahrverhalten auf der Rennstrecke. Im Dynamic Pro Modus lässt sich die S 1000 R auch richtig sportlich bewegen - man kann sich an das Griplimit herantasten, ohne überforderd zu sein. Ein stimmiges Paket für sportliche Landstraßenfahrer gleichermaßen wie für gelegentliche Trackday ausflüge.

Bremsanlage der BMW S 1000 R: Solide, aber nicht State of the Art

Die Brembo M4-Sättel verrichten gute Arbeit, besonders der Druckpunkt ist hervorragend. Martin merkte allerdings an, dass die Bremsleistung im Vergleich zur Konkurrenz etwas hinterherhinkt BMW bietet mit den M-Sätteln im Zubehör spürbar aggressivere Optionen. Dennoch: Für die Straße mehr als ausreichend, auf der Rennstrecke eher solide als überragend.

BMW S 1000 R im Rennstreckentest: Zugänglich und beherrschbar aber kein Tracktool

Die BMW zeigt auf der Rennstrecke ihre gutmütige Seite und das auf eine Weise, die Neulingen wie auch Routiniers gleichermaßen etwas bietet. Die Leichtfüßigkeit, mit der sich das Hyper-Naked um die engen Kurven des Infields zirkeln ließ, sorgte für breites Grinsen im Gesicht von Philipp und Lena. Die Front taucht willig in Schräglagen ein, das Bike lässt sich mühelos von Scheitelpunkt zu Scheitelpunkt werfen. Das Ergebnis: Vertrauen baut sich schnell auf, solange das Tempo moderat bleibt.

Doch sobald die Gashand entschlossener, die Linie kompromissloser und die Bremspunkte härter werden, zeigen sich die Limits. In schnellen Passagen wird das Fahrwerk zunehmend unruhig. Die elektronisch unterstützte Dämpfung kann harte Lastwechsel nicht perfekt abfedern und im generell auf Handlichkeit ausgelegten Chassis macht sich immer wieder Unruhe bemerkbar. Martin, der mit chirurgischer Präzision fährt, beschrieb auch das Gefühl auf der Start-Ziel-Geraden als etwas nervös über 230 kein Vergleich zur stabilen Souveränität einer RR". Auch das Drehzahllimit und die fehlende Spitzenleistung im direkten Vergleich zu den Konkurrenzmodellen, ließen sich auf dem Papier und der Stoppuhr gleichermaßen ablesen. Was bleibt, ist ein Motorrad, das auf dem Track Spaß macht, aber nie zur Waffe wird. Für Hobbyfahrer und gelegentliche Trackday-Besuche ist die BMW S 1000 R weiterhin eine sehr gute Wahl, sie ist vergleichsweise einfach und kraftsparend zu bewegen. Ambitionierte Racer mit gut gefülltem Geldbeutel greifen besser auf Geräte wie eine Aprilia Tuono V4 oder eine Ducati Streetfighter V4 zurück - hier lassen sich Rundenzeiten noch konsequenter jagen.

Helmtest - NEXX X.R3R im harten Einsatz der 1000PS Redaktion

Wie euch vielleicht aufgefallen ist, war unsere Testcrew einheitlich mit NEXX-Helmen unterwegs - konkret mit dem X.R3R, dem sportlichsten Helm im Portfolio des portugiesischen Herstellers. Die Carbon-Schale ist nicht nur optisch ein Blickfang, sie hilft auch dabei, das Gewicht niedrig zu halten. Nur 1350 Gramm stehen in Größe M auf der Waage - das wiederum sorgt für entspannte Nackenmuskulatur im Fahrbetrieb. Besonders überzeugend: die Aerodynamik mit integriertem Spoiler, die auch bei über 200 km/h Stabilität verleiht. Die Belüftung funktioniert einwandfrei Stirn, Oberkopf und Kinnbereich lassen sich gezielt und effektiv durchlüften. Für Lena war der sportlich-kompakte Sitz entscheidend, Martin lobte das große Sichtfeld. Der Helm punktet nicht nur technisch, sondern auch optisch ein edler, aerodynamischer Blickfang, der zur auffälligen BMW S 1000 R perfekt passt.

Der NEXX X.R3R diente als Testhelm.
Der NEXX X.R3R diente als Testhelm.

Performance-Garantie auf Straße und Rennstrecke: Pirelli Diablo Supercorsa SP V4

Ein entscheidender Bestandteil unseres Tests war die einheitliche Bereifung. Wir waren auf allen Fahrzeugen mit dem Pirelli Diablo Supercorsa SP V4 unterwegs. Mit seinem erweiterten Temperaturfenster, der schnelleren Aufwärmzeit und einer optimierten Gummimischungen bietet er in der vierten Genereation nicht nur mehr Laufleistung, sondern auch ein noch beeindruckendes Gripniveau. Faszinierend war für uns auch die Vielseitigkeit: Sowohl auf der Landstraße als auch auf dem Track funktionierte der Supercorsa SP V4 mit jeweils angepasstem Luftdruck absolut perfekt. Für Trackdays auf Achse eine Offenbarung: Direkt von der Garage auf die Rennstrecke, ohne Reifenwechsel. Und im harten Gefecht auf der Piste? Da ist man mit dem Supercorsa SP V4 verdammt nah am Slick - wie wir schon letztes Jahr in unserem TuneUp-Projekt mit der Panigale V4 und Martin Bauer eindrucksvoll erfahren durften. Auch auf der BMW S 1000 R funktionierte der Reifen tadellos - stabil, präzise, verlässlich.

Fazit: BMW S 1000 R 2025

Die BMW S 1000 R bleibt auch 2025 ein kompromissloser Roadster für sportlich ambitionierte Straßenfahrer. Die BMW S 1000 R 2025 ist kein Motorrad für Poser oder Warmduscher. Sie ist ein technisches Statement – glasklar, präzise und gnadenlos effizient. Wer glaubt, Naked Bikes seien zahme Allrounder, der wird hier eines Besseren belehrt. Wer ein kraftvolles Naked Bike mit moderner Technik und ausgeprägtem Fahrspaß sucht, findet in der S 1000 R eine hervorragende Wahl.


  • Kräftiger Durchzug im unteren und mittleren Drehzahlbereich
  • Fein abgestimmte Fahrhilfen, inkl. serienmäßiger MSR und optimierter DTC
  • Schaltautomat serienmäßig, nun auch mit besserer Funktion
  • Starke Bremsleistung mit ABS Pro auch in Schräglage
  • Verbesserte Ergonomie durch neuen Kurzhub-Gasgriff
  • intuitives Bedienkonzept
  • starke Bremse mit klarer Rückmeldung
  • hohe Fahrstabilität
  • sehr gutes Schaltverhalten
  • feinfühlige Elektronik
  • hochwertiges Sportler-Chassis
  • erstaunliche Alltagstauglichkeit
  • narrensicheres Frontgefühl
  • Vibrationen im Lenker
  • weniger sensibles Fahrwerk bei kleinen Unebenheiten
  • relativ lautes mechanisches Klangbild

Bericht vom 19.09.2025 | 8.730 Aufrufe

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