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BMW R 1200 R
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 Im Zuge des S 1000 RR Events in Spanien konnten 
        wir eine Runde mit der neuen R 1200 R drehen. Ein Motorrad als Geschenk 
        für den Boxer.  | 
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Es ist selbst für einen hochprofessionellen Vollprofi (wie mich) nicht 
        leicht, nach der Fahrt mit einem Superbike, das alle Skalen sprengt und 
        sämtliche, empirisch erfassten Maximalmesswerte zu 
        Durchschnittsleistungen degradiert, an sämtlichen, schwer beschädigten 
        Sinnesorganen im Körper einen Nullabgleich durchzuführen. Nach 200 PS 
        fühlt man nichts mehr. Die Welt hat Farbe und Glanz verloren, alles 
        erscheint in Schwarz-Weiss, in den Ohren nur ein lautes Piiiiiiiiep! 
        Schon wieder die Ohropax vergessen. In einer Sucht zeigt sich die 
        Tendenz, die Dosis stetig zu steigern. Und ich musste jetzt auf Entzug, 
        dachte ich. | 
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 Nach 200 PS fühlt man nichts mehr.  | 
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Nach Highspeed-Horror und Schräglagen-Scharmützel sollten es also 110 
        PS und 119 Nm in Aktenkofferoptik zum Ausgleich sein. Nun denn: 
        Was du heute nicht kannst auf morgen verschieben, das bringe schnell 
        hinter dich. Man könnte die R 1200 R als Allerweltsmotorrad oder 
        Biedermannkrad bezeichnen. Das wäre gleichermaßen legitim wie ungerecht. 
        Der Mythos Boxermotor hat soviel Kraft, Charakter und Eigenständigkeit, 
        dass man ihn nicht einmal gewöhnlich erscheinen lassen könnte, würde 
        man ihn in eine Küchenkredenz oder eine Sockenlade einbauen. | 
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 Es gibt nur  ein zweites Modell der Neuzeit, das den Boxer noch stärker hervorhebt und 
        zum elementaren Mittelpunkt des Motorrads macht: Die R 1200 C, jener 
        vergessene Cruiser aus der Zeit, als Pierce Brosnan noch James Bond spielen durfte 
        und die Filme mit dem britischen Geheimagenten mit Product Placement 
        zugeschüttet wurden. Nicht nur für den Cruiser ein kontraproduktiver 
        Marketingwahnsinn. Die Produktion der RC wurde 2004 eingestellt, eine 
        Einheit steht seit 3 Jahren in leicht veränderter Form in meiner Garage. 
        Viele haben behauptet, dass der Motor Schuld am bescheidenen Erfolg des 
        Cruisers gewesen sei, der einfach nicht zu einem Motorrad dieses Typs 
        passen würde. Ich habe 7000 Euro für eine Gebrauchte BJ 1997 mit 30.000 
        Kilometern ausgegeben (extrem günstig!) und behaupte das Gegenteil. Die 
        RC legt das Wesen des Boxers so offen wie kein anderes Modell, das 
        seither erschienen ist. Wenn ich meine RC fahre, dann fahre ich keine RC, 
        dann fahre ich einen Boxer. Nur die R 1200 R kommt da annähernd ran.   
        Klassisch-modern  
        und klassisch-klassisch. 
         
Sie S 1000 RR war also schneller vergessen als man die Start-Ziel in 
        Almeria mit ihr einsaugt. Ein Boxer lässt einfach kaum einen Vergleich 
        zu, außer mit sich selbst. Wie gut, dass sich BMW dazu entschieden hat, 
        den Typ in zwei Modelle aufzuspalten, ein klassisch-modernes und ein 
        klassisch-klassisches. Die normale R macht keine Experimente, übt sich 
        mit ihrer matten, granitgrauen Lackierung in fast bescheidener 
        Zurückhaltung. Auch die weiteren Farbvarianten nachtschwarz/uni, 
        kristallgrau und alpinweiß glänzen nicht mit Auffälligkeit. Ebenfalls 
        Bewährtem verpflichtet sind die zwei funktionell gestalteten 
        Rundinstrumente, die wir uns auch in 20 Jahren noch so wünschen würden. 
        Ein kürzerer Auspuff im Heck und neue Hydraulikbehälter in 
        Rauchglas-Optik - viel mehr ist es eigentlich nicht. Und das musste es 
        auch nicht sein. Das ist nicht nur bei der R so, BMW hat einige Modelle 
        im Portfolio, bei denen eine sanfte, optische Überarbeitung ein größeres 
        Risiko als die Einführung eines völlig neuen Modells darstellt.  | 
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 Elektronische Auspuffklappe: Schön 
        satt.  | 
 
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Die Classic hat mehr Stil. Mit Speichenrädern, Chromspiegeln und der 
        silbernen Schwinge bekennt sie sich stärker zu ihren Wurzeln und 
        verweigert den Versuch, modernen, Zeit gebundenen Designrichtlinien 
        gerecht zu werden. Ihre Optik hat die Zeit überdauert und hinter sich 
        gelassen. Das hier kommt nie wieder aus der Mode. Ganz sicher. Also 
        kaufen. Der Fortschritt wird wie immer erst durch die Technik 
        erkennbar. Während es ABS, ASC (Anti-Schlupfregelung) und ESA 
        (elektronisches Fahrwerk) schon seit der letzten Modellgeneration 
        optional ab Werk gab, so wird nach der GS auch die R von einem von der 
        HP2 Sport abgeleiteten Boxermotor mit 1170 ccm und DOHC-Ventiltrieb, 
        also mit zwei obenliegenden Nockenwellen pro Zylinder, angetrieben. Der 
        Boxer arbeitet nun noch geschmeidiger, spricht spontan an und erzeugt 
        unerwartet viel Druck. Die elektronisch gesteuerte Abgasklappe sorgt 
        dafür, dass diese souveräne Kraft auch akustisch zur Schau gestellt 
        wird, ohne unangenehm zu werden. Schön satt. Man fühlt sich auf der R 
        schon nach wenigen Kilometern so, als würde man sich einen Tag lang in 
        einem mit viel Erfahrung und Tradition geschneiderten Maßanzug bewegen 
        dürfen. Man verhält sich gepflegter als sonst, etwas reifer, ein wenig 
        höflicher, auf jeden Fall stolz, aber vergisst in keiner Sekunde, dass 
        man auch im Anzug die Fäuste fliegen lassen kann.   | 
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 Im Maßanzug die Fäuste fliegen 
        lassen.  | 
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Apropos Maßanzug. Die Sitzbank ist das spezielle Thema, das ich mir für 
        den Schluß aufgehoben habe. Ihre Silhouette kann man beinahe als radikal 
        bezeichnen. Während der Fahrer im Motorrad integriert fast schon zu 
        niedrig sitzt, hockt man hinten drauf fast schon zu hoch. Allerdings 
        entsteht gerade durch diese steile Welle ein eigener Roadster-Look. 
        Einziger Kritikpunkt, der für Diskussionen bei Eingefleischten sorgen 
        könnte. Das Fleisch am Hintern sitzt jedenfalls hervorragend. Und wer 
        will, wird aber auch hier im Zubehörprogramm fündig: Sitzbank niedrig 
        (Sitzhöhe 770 mm), Sitzbank Sport (Sitzhöhe 800 mm), Komfortsitzbank 
        hoch (Sitzhöhe 830 mm), Tieferlegung (Sitzhöhe 750 mm). Alles 
        Originalzubehör. Was bin ich vorher noch schnell gefahren? | 
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 Sieht auch von unten gut aus. Keine bösen 
        Überraschungen warten auf Zuseher wie Fahrer.  
        Genug Bodenfreiheit für Leute ohne Racingleder.  | 
 
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Sitzwanne. Für den Fahrer fast zu tief,  
        für den Beifahrer fast zu hoch. | 
Alles auf einen Klick. Bei der R sind auf Wunsch  
        ABS,  ASC und ESA mit an Bord. | 
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Passt für die nächsten 20 Jahre. Mindestens. | 
Die Spoiler an der Gabel sind Luftzuführer. | 
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Blitze-blanke Spiegel bei der Classic. | 
Zweifarblackierung, in Chrom eingefasste Instrumente. | 
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 Die wichtigsten Merkmale der neuen R 1200 R 
        
          - Zwei verschiedene Modelle. Neben der R gibt es nun auch eine 
          Classic Version
 
          - Neuer, dynamischer Antrieb mit zwei oben liegenden Nockenwellen 
          pro Zylinder
 
          - Steigerung des maximalen Drehmoments auf 119 Nm bei 6 000 min1 
          sowie der Nennleistung auf 81 kW (110 PS) bei 7 750 min1
 
          - Steigerung der Maximaldrehzahl von 8 000 auf nun 8 500 min1 für 
          ein noch breiteres nutzbares Drehzahlband. 
 
          - Verbesserter Durchzug
 
          - Spontaneres Ansprechverhalten bei optimierter Dosierbarkeit und 
          deutlich verbessertem Lastwechselverhalten 
 
          - Zylinderkopfhauben nun mit zwei anstatt bisher vier 
          Befestigungsschrauben
 
          - Elektronisch gesteuerte Abgasklappe für satteren Klang
 
          - Leichtmetall-Gussräder (R 1200 R, Drahtspeichenräder mit 
          Leichtmetall-Flachschulterfelgen (R 1200 R Classic)
 
          - Elektronisch einstellbares Fahrwerk ESA (Electronic Suspension 
          Adjustment) (Sonderausstattung ab Werk)
 
          - BMW Motorrad Integral ABS in Teilintegralversion 
          (Sonderausstattung ab Werk)
 
          - Automatische Stabilitätskontrolle ASC (Sonderausstattung ab Werk)
          
 
          - Neu gestaltetes Cockpit
 
         
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            Technische Daten BMW 
            R 1200 R
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            | Motor | 
            Zweizylinder 
            Boxer | 
           
          
            | Hubraum | 
            1170 ccm | 
           
          
            | Leistung | 
            kW/PS 81/110 
            bei Drehzahl min1 7750 | 
           
          
            | Drehmoment | 
            Nm 119 bei 
            Drehzahl min1 6000 | 
           
          
            | Länge  | 
            2.145 mm | 
           
          
            | Radstand | 
            1.495 mm | 
           
          
            | Leergewicht 
            (inkl. 90% Kraftstoff) | 
            223 kg | 
           
         
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 Text: 
        kot 
        Fotos: 1000PS   | 
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