Honda Rebel 2017 Test

45 PS, 145% Spaß

Wie gibt's denn sowas? Ist ein 45 PS starker Mini-Cruiser für den breitesten Grinser des Jahres verantwortlich? Die Honda Rebel bietet für kleines Geld bestimmt mehr, als du erwartest.

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Hätte die Motorradindustrie in der Wintersaison 2016/17 alle neuen Modelle einzeln präsentiert, hätte man die internationale Presse in Spanien einkasernieren und im Akkord ohne Unterbrechung sämtliche Modellpräsentationen durchexerzieren lassen müssen. Fast hätten wir uns zu Kommentaren wie "..es war schon fast zuviel" hinreissen lassen, wüssten wir nicht um die Vorzüge einer wieder florierenden Motorradindustrie und den damit einhergehenden, fast wöchentlichen Ausflügen in wärmere Gefilde bescheid. Würde es öfter Modelle wie die Rebel geben, fänden vielleicht mehr Menschen einen leustbaren Zugang in die Welt des motorisierten Zweirads.

5 Honda Neuheiten an 2 Tagen

Um die gewohnt gemütlichen Journalisten nicht zu überfordern, fasst Honda diesmal gleich fünf Modelle zusammen, nämlich die CB1100EX, CB1100RS, CB650F, CBR650F und die Rebel, die wir schon am ersten Abend fahren hätten sollen, um im Ace Cafe Barcelona einzukehren, daraus wurde aber wetterbedingt nix. Also nur noch 2 Tage für 5 Modelle. Nach den Testfahrten mit den beiden dicken CBs war eine entspannte Nachmittagsrunde zu erwarten, denn nichts anderes schließt man aus einer Leistung von maximal 45 PS des 471 Kubik kleinen Reihenzweizylinders, der aus der 500er Reihe von Honda bekannt ist. Doch erstens kommt es anders...

Fette Dunlops

Zunächst beeindruckten die Foto- und Kamerafahrten am vergessenen und verfallenen Autodromo de Sitges-Terramar (wer diese vor fast hundert Jahren erbaute und seit den Fünfzigern stillgelegten Rennstrecke kennt, hat Ahnung von Rennsportgeschichte), danach ging es zu einer weiteren Fotosession an den Strand. Unspektakulär, ich weiß. Im Kreisverkehr fiel zum ersten Mal auf, dass die Rebel, sobald die Fußrasten Kontakt zum Asphalt aufnahmen, etwas einnickte. Lag es an den fetten Dunlops im Format 130/90-16 bzw. 150/80-16 hinten? Oder am Straßenbelag im Kreisverkehr, der nicht selten rutschiger ist als anderswo. Später im Winkelwerk fiel dieses Verhalten nicht mehr auf, also könnte Zweiteres die Erklärung liefern.

Die Honda Rebel ist leichter als ein Supersportler

Durch ihr geringes, supersportliches Gewicht von nur 190 kg vollgetankt und die extrem niedrige Sitzhöhe von 690 mm sollte die Rebel praktisch jedem zugänglich sein, der zwei Beine hat und aufrecht geht (Sorry, politically incorrect?). Das macht den Umgang mit dem Mini-Cruiser im Alltag unkompliziert und sorgenfrei. Auch ich genieße dass immer wieder, vor allem die schlanke Figur und die gebückte, extra-coole Haltung tief unten. Dazu der schmale, 11,2 l Tank, der steil nach oben ragt, woran ich mich erst gewöhnen musste. Aber wenn man bedenkt, dass der Designer vorher für die Vultus verantwortlich war, ein großer Fortschritt. Außerdem stellt die Rebel eine perfekte Basis für Customprojekte dar, die Honda mit seinen Händlern und Partner auch umsetzen will.

Kleine Bremse, große Wirkung

Man weiß, dass man mit einem Cruiser-Fahrwerk, hier in Form einer 41 mm Teleskopgabel und zwei Federbeinen, alles nicht einstellbar, keine Rennen gewinnt, aber die größten Sorgen machen mir normalerweise die Bremsen. Auch die kleine Honda muss mit nur einer Scheibe auskommen und die ist auch noch nur 264 mm groß. Gut, 45 PS und 43,2 Nm sind kein großer Gegner, aber 150 läuft die Rebel locker (ehrlich gesagt, das ist geschätzt). Doch alle Zweifel und Ängste wurden weggefegt. Wie die Rebel durch's Winkelwerk wieselte, veranlasste uns dazu, laut über einen Rebel-Cup nachzudenken. Dass sie auch relaxen kann, muss hier nicht erwähnt werden, aber dass soviel Angriffslust in ihr steckt...ich muss jetzt noch schmunzeln.

Wir wollen einen Rebel-Cup!

Die Fahrdynamik resultiert nicht nur aus dem geringen Gewicht und dem drehfreudigen Motor, sondern auch dem relativ kurzen Radstand (1488 mm, 2 mm weniger als CB1100EX) und dem eher steilen Lenkkopfwinkel (28°. Vgl. Harley Street: 32°). Die Fahrdynamik war so harmonisch, berechenbar und sogar präzise, dass wir es auf den Asphaltschlangen durchs spanische Hügelland richtig laufen lassen konnten wie nach 10 Flaschen San Miguel. Nur sobald die Fußrasten aufsitzen - wirklich die Rasten, keine Angstnippel - sollte man immer eine Auge und Ohr auf eventuelle Schlaglöcher, Unebenheiten oder Kompressionen haben. Ich weiß nicht, was als nächstes aufsitzt, oder wie das Motorrad reagiert, wenn der Federweg mal weg ist. Viel Eigendämpfung haben natürlich die Reifen, was vor allem dem Komfort zuträglich ist, während der spartanische Sitz eher das Notwendigste darstellt.

Zubehör Honda Rebel 2017?

Zu zweit wird sich der kleine Motor sicher schon recht schwer tun, trotzdem finden sich Sozius und ein zweites Paar Rasten auf der Rebel, beides in wenigen Minuten abnehmbar. Was wir leider in der kurzen Präsentation nicht erfahren haben, ist, wie viele Teile es im Originalzubehör bereits und in Zukunft gibt. Aus Japan gibt's ja leider immer eher weniger. Gesehen habe ich nur ein Kofferset aus Leder und ein Miniwindschild. Interessiert hätte mich auch der Sound mit einem sportlichen Auspuff, denn der Reihenzweier hat durchaus potential und plustert sich basslastig ordentlich auf.

Preis-Leistungshammer der Saison?

Die einfache, moderne Optik, die Bedienerfreundlichkeit und die Fahrleistungen lassen die Vermutung zu, dass es sich bei der Rebel um den Preis-Leistungsknaller der Saison handelt, zumindest in diesem Segment (Preise bitte beim Händler erfragen). In Österreich liegt sie deutlich unter 7000 Euro und dafür bekommt man fast zu 100% Honda-Qualität. Nur an einigen Ecken und Kanten muss man kleine Abstriche machen, so sind zum Beispiel die Fußrasten oder Armaturen nicht die Einserware. Ich hätte auch gern ein schön gestaltetes Analoginstrument gesehen, keine runde Dose mit LCD-Fenster. Vermisst habe ich bei diesem "Einsteigermotorrad" auch die Ganganzeige, doch am Ende des Tages sind wir alle mit einem Grinser vom Bock gestiegen, der breiter war als unsere Visiere. Dafür waren die Fußrasten um 30% reduziert. Unsere Rebels wogen also nur noch 189 kg vollgetankt.

Honda Rebel 2017 Farben

  • Graphite Black
  • Millenium Red
  • Matt Armored Silver met.

Fazit: Honda CMX500 Rebel 2017

Mit einem Cruiser soll man cruisen. Wenn aus einem Cruiser aber eine Cruise-Missile wird, dann werden die Augen groß. Die Rebel ist zwar kein Geschoß, aber sie kann auch ein bisschen ernst machen und ihre 45 PS perfekt einsetzen, um es im Winkelwerk einigen Alphatieren schwer zu machen. Die Fahrdynamik ist ausgewogen, der Motor spontan und drehfreudig und die Bremsen absolut ausreichend. Nur an einigen Details erkennt man, dass der Preis auch seinen Verzicht fordert. Doch hier bekommt man für kleines Geld bestimmt mehr geboten, als man erwarten würde. Unbedingt probefahren!


  • Honda-Qualität
  • drehfreudiger, spaßiger Motor
  • niedrige Sitzhöhe
  • Sozius leicht abnehmbar
  • 190 kg vollgetankt
  • gute Bremsen
  • ausgewogene Fahrdynamik
  • Schräglagenfreiheit begrenzt
  • einige Details nicht erste Sahne
  • kleiner Tank

Bericht vom 03.04.2017 | 151.639 Aufrufe

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