BMW M 1000 RR Probefahrt
Wenn Perfektion zur schönen Last wird
Die BMW M 1000 RR am Red Bull Ring: Ein Superbike zwischen absoluter Perfektion und dem Dilemma der Individualisierung.
Draußen auf dem Red Bull Ring gleitet die BMW M 1000 RR durch die erste Rechtskurve, und ich spüre sofort: Das hier ist kein normales Motorrad. Es ist ein Instrument der Perfektion, das mich gleichzeitig demütig und übermütig macht. Bei den 1000PS Bridgestone Trackdays 2025 hatte BMW die Güte, solche Traumgeräte zur Verfügung zu stellen mit einem durchaus vertretbaren Selbstbehalt von 3000 Euro im Falle des Sturzes. So billig wirft man so ein Ding niemals in den Kies, wobei natürlich trotzdem das Kiesbett seinen Schrecken nicht verliert. Die ersten Meter sind wie ein vorsichtiger Handschlag mit einem Weltmeister. Man weiß um die Kraft, aber noch nicht um die Nuancen. Schon alleine deshalb, weil das Motorrad an vielen Ecken und Enden einfach so überaus exklusiv ausgestattet wirkt. Wenn man in den Sattel steigt und beginnt, die elektronischen Fahrhilfen auf sich anzupassen, spürt man schon das Maß an Perfektion und die Erfahrung, die hier drinnen steckt.
Die Kunst der elektronischen Vollendung
Hier kann man einfach das Motorrad genau so für sich anpassen, wie man es in der Praxis gerne erfährt. Ansprechverhalten vom Gasgriff, Traktionskontrolle, ABS, Wheelie-Control, Motorbremsregelung der Einstellbereich ist für den Hobbyfahrer breit genug, er ist logisch und mit wenigen Handgriffen am linken Lenkerende hast du dir das Motorrad für dich zurechtgelegt. Auf der anderen Seite verfügt das Motorrad auch über jenes Maß an Qualität bei den Sensoren und Komponenten, dass diese Wünsche, die man als Fahrer hier im Display einprogrammiert, dann auch in die Praxis umgesetzt bekommt. Das ist kein Marketing-Geschwätz, sondern spürbare Realität. Die M 1000 RR reagiert auf jede Eingabe wie ein feinfühliger Gesprächspartner, der nicht nur hört, was man sagt, sondern auch versteht, was man meint. Diese elektronische Raffinesse ist das Resultat tausender S1000RR-Kunden der letzten Jahre, die einfach jede Menge Erfahrungen gesammelt haben. Auch viele Leute aus dem BMW-Entwicklungsteam fahren selbst Motorrad. Und insofern ist das Motorrad über die Jahre einfach zu einem unfassbar reifen und guten Instrument geworden.
Zwei Gesichter einer Medaille
Draußen auf der Strecke hat man das Gefühl, zwei verschiedene Motorräder unter sich zu haben. Beim Warmfahren hier mit den originalen Straßenreifen gleitet man einfach mal souverän durch die Radien. Man lässt den Motor hochdrehen bis auf 10.000 bis 11.000 Touren und hat das Gefühl, alles richtig zu machen. Das Ansprechverhalten ist großartig, Drehmoment wird satt geliefert und man hat anständig Vortrieb, um mit den anderen Motorrädern in der 150 PS Liga mitzuhalten. Man hat das Gefühl, alles ist richtig, alles ist gut und man hat ein wunderbar stabiles Motorrad unter sich. Schon bei diesem Bummelzugtempo ist jedoch beeindruckend, dass sich das Motorrad erschreckend zugänglich präsentiert. Sie vermittelt nicht das Maß an Brutalität, das man erwartet. Das Einlenkverhalten ist neutral und harmonisch. Die Stabilität ist großartig. Einzig beim Bremsen bekommt man schon einen Vorgeschmack darauf, wie intensiv die Kräfte sind, die auf den Körper wirken. Das Ausmaß an Verzögerung, das geboten wird, ist brachial. Als Hobbyfahrer spürt man sofort die Kräfte im Nacken, im Rücken, in den Armen wirken.
Das Erwachen der wahren Natur
Doch dann überholten mich die ersten Kollegen und mir wurde erst bewusst, dass ich das Motorrad nur zur Hälfte ausgenutzt habe. Der seidig weiche Motorlauf und das gute Leistungsniveau im mittleren Drehzahlbereich haben mich dazu verleitet, viel zu früh zu schalten. Ich bin in letzter Zeit sehr viel mit Vierzylinder Naked Bikes unterwegs gewesen. Insofern hat sich das für mich alles harmonisch und gut angefühlt. Doch dann begann ich, den Motor in jene Drehzahlbereiche vordringen zu lassen, für die er eigentlich konstruiert wurde. Dort entfaltet sich ein Inferno, das auch für erfahrene Piloten immer wieder bewusstseinserweiternd ist. Das Ausmaß an Beschleunigung ist herrlich. Es wird aber mit einer Güte und Disziplin serviert, dass du es auch wirklich nutzen kannst. Vor allem hier am Red Bull Ring gibt es einige Passagen, wo man das hohe Leistungsniveau dieser BMW locker aus den Ärmeln schütteln kann. Und in diesen Beschleunigungszonen und den langen Geraden wirkt es fast so, als wäre man etwas unfair unterwegs. Denn über 200 PS ans Hinterrad zu schicken, das konnten auf der Strecke hier nicht so viele Motorräder. Und insofern war das natürlich dann für die Kollegen hier etwas unfair. Ganz so, als würde man als Volksschüler im Kindergarten die kleinen Kinder bei der Schneeballschlacht vermöbeln.
Die Perfektion als Problem
Je höher das Tempo wurde, je näher man in den Scheitel bremste, umso mehr genoss ich die hohe Qualität und die hohe Perfektion, die dieses Motorrad bietet. Es ist nicht nur die Auswahl der Komponenten, die auf einem hohen und guten Niveau ist, sondern es ist auch das Ausmaß an Erfahrung, das hier drinnen steckt. Am Ende steige ich ab, kriege Lust auf das Motorrad, beginne in der BMW-Preisliste zu blättern. Aber dann kommt der erschreckende Moment, den vermutlich so auch viele andere BMW-Käufer empfinden. Du siehst dir auf der einen Seite eine S1000RR an und bist am Grübeln. Ist es nicht besser, die am günstigsten ausgestattete Maschine zu nehmen? Und sie dir dann genauso für dich mit Aftermarket-Zubehörteilen herrichten, wie es für dich passt. Mit deiner Bremse, deinem Fahrwerk, deinem Auspuff, deiner Verkleidung. Und dann hast du ein relativ gutes Motorrad, exakt für deine Bedürfnisse, mit grandioser Leistung, mit exakt deinen Komponenten, für deinen Geschmack, auch mit deinem Teil Individualität. Aber mit jeder Menge Arbeit in der Werkstatt, Abstimmungsarbeiten, Probleme, die man hat bei den ersten paar Terminen auf der Rennstrecke. Aber am Ende hast du dann DEIN Motorrad in der Garage stehen.
Das Individualisierungs-Dilemma
Denn auf der anderen Seite ist die Perfektion, die diese M 1000 RR bietet, auch ein bisschen ein Problem, wenn du darüber nachdenkst, sie zu individualisieren. Diese Teile von diesem Motorrad einfach abzuschrauben und sie dann in den Keller zu legen und sie durch deine individuellen Lieblingsteile zu ersetzen, kriegt man einfach nicht übers Herz. Das Ding ist teuer, es ist edel und jedes Teil im Regal wäre eine unfassbare Verschwendung. Der große Reiz, den dieses Motorrad vermittelt, ist natürlich das Ausmaß an Perfektion und die Sorglosigkeit, die man hier hat. Du hast hier wirklich die Möglichkeit, komplett serienmäßig, auch mit Kennzeichen, bei jedem Trackday einfach in der schnellen Gruppe vorne mitzufahren. Und das gelingt dir auf wenigen Motorrädern so. Das Fahrwerk ist gut, die Bremse ist gut, der Motor ist gut, aber es ist eben nicht komplett für dich individualisiert. Und wer hier einfach bei den Marken oder bei den Feinabstimmungen spezielle Bedürfnisse hat, landet dann am Ende bei der S1000RR in der billigsten Variante und seinen persönlichen Lieblingsteilen.
Technische Vollendung im Detail
Die technischen Daten der M 1000 RR lesen sich wie ein Lehrbuch für Supersport-Engineering. Der Vierzylinder-Reihenmotor mit 999 Kubikzentimetern Hubraum leistet 217 PS bei 14.500 Umdrehungen und entwickelt sein maximales Drehmoment von 113 Newtonmetern bei 11.000 Touren. Das Verdichtungsverhältnis von 14,0:1 unterstreicht den Rennstrecken-Charakter dieser Maschine. Bei einem Leergewicht von nur 194 Kilogramm ergibt sich ein Leistungsgewicht, das selbst hartgesottene Piloten zum Staunen bringt. Der Aluminiumrahmen in Brückenbauweise, die Carbon-Räder und das Kurven-ABS sind nur die Spitze des technologischen Eisbergs.
Insofern wird die M1000RR auch in Zukunft draußen auf der Strecke deutlich seltener bleiben als das Schwestermodell, die S1000RR. Das liegt jetzt nicht daran, dass sie schlecht ist, sondern sie ist halt teuer. Und trotzdem ist es nicht so, dass sie für jeden 100% perfekt passt. Die M 1000 RR ist ein Motorrad, das einen vor eine philosophische Frage stellt: Will man die absolute Perfektion oder die individuelle Vollkommenheit? Ich persönlich bin in jedem Fall dankbar, dass BMW solch edle Bikes zu unseren 1000PS Bridgestone Trackdays bringt. Und ohne an Bedingungen zu knüpfen, für jeden unserer Teilnehmer zugänglich macht. Möglicherweise wird das bei mir auch so der Fall sein über die Probefahrt hier am Red Bull Ring werde ich nun wieder einige Zeit lang nachdenken und grübeln. Und mich zig mal dabei ertappen, wie ich den BMW-Konfigurator rauf und runter durchspiele und meine guten Vorsätze, was meine Motorradgarage betrifft, über den Haufen werfe.
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Fazit: BMW M 1000 RR 2025
Die perfektionierte Supersport-Ikone Die BMW M 1000 RR ist ein technisches Meisterwerk mit 217 PS, das durch seine Perfektion paradoxerweise zum Problem wird. Serienmäßig trackday-tauglich mit hervorragender Elektronik und neutraler Fahrdynamik, aber schwer individualisierbar. Ein Supersportler, der überraschend zugänglich fährt, dessen absolute Vollkommenheit jedoch Tuning-Enthusiasten vor ein Dilemma stellt: Kaufe ich die teure, perfekte M-Version oder die günstigere S 1000 RR zum Selbstumbau? Für Puristen ideal, für Individualisten problematisch.
- Leistungsstarker Vierzylindermotor
- feines Ansprechverhalten
- hervorragende Stabilität beim Anbremsen und Einlenken
- präzises Fahrverhalten
- hohe Bremsstabilität
- ergonomische Sitzposition für sportliches Fahren
- hochwertige, voll einstellbare Fahrwerkskomponenten
- geeignet für den direkten Einsatz auf der Rennstrecke ohne Modifikationen
- beeindruckende Aerodynamik
- hohe Verarbeitungsqualität und Materialgüte
- Ausgereifte Elektronik
- Neutrale Fahrdynamik
- Überraschende Zugänglichkeit
- Perfekte Trackday-Tauglichkeit ab Werk
- Beeindruckende Bremsleistung
- sehr sportliche Ergonomie
- sehr hoher Anschaffungspreis
- leichte Vibrationen