Benda LFC 700 Test: Der verrückteste Cruiser mit 310er Reifen

Mit der Benda LFC 700 bringt der chinesische Hersteller ein Motorrad auf den Markt, das gegen alle Konventionen verstößt: Ein Cruiser mit Reihenvierzylinder, 310er Hinterreifen und einer Optik wie aus einem Cyberpunk-Film. Klingt verrückt? Ist es auch - aber im Leben muss nicht alles sinnvoll sein, oder gar Sinn ergeben.

Optisch wirkt die Benda LFC 700 wie ein Showbike für die Straße - der Aluminium-Gussrahmen, die massive Schwinge und die kantigen Linien stechen sofort ins Auge. Hinzu kommt das Design der Frontmaske, das stark an Jetfighter erinnert. Dieses Bild zieht sich an die Seite der LFC fort, wo die silberne Auspuffblende geschickt die Abgasanlage verkleidet. Introviert darf man auf diesem Motorrad nicht sein!

Die Bedienelemente und das 5-Zoll-TFT-Display wirken bekannt aus anderen chinesischen Modellen - funktional, aber wenig inspirierend. Hinterleuchtete Schalter und ein USB-A-Anschluss sind an Bord. Die Verarbeitung wirkt hochwertig und versprüht ein Premium-Gefühl. Ein kleiner Makel: Beim Rangieren ist ein Knarzen der Tankverkleidung hörbar - das drückt den hochwertigen Eindruck, könnte aber auch an unserem Testexemplar liegen.

Das Herzstück der Benda LFC 700 ist ein 676,9 cm³ großer Reihenvierzylinder, der mit 86 PS bei 10.300 U/min und einem Drehmoment von 60 Nm bei 8.600 U/min für ordentlichen Vortrieb sorgt. Bereits beim Anlassen hört man, dass es sich hier nicht um einen klassischen Cruiser handelt, sondern um ein Bike, das die Grenzen der Norm ausdehnt. Unter Last überzeugt der Vierzylinder mit einem satten Ansauggeräusch und kernigem Auspuffsound, den man sonst eher von einem sportlichen Naked Bike oder einem Supersportler erwartet.

Im Fahrbetrieb zeigt sich der Antrieb in den meisten Fällen unauffällig. Das Motorkonzept lässt eine schaltfaule Fahrweise zu, wenn man es möchte, kann man die vier Zylinder aber auch herrlich singen lassen. Einziger Wermutstropfen: Die Gasannahme im unteren Drehzahlbereich ist etwas ruppig - speziell in Spitzkehren muss man sensibel am Gas arbeiten. Dafür ist das Getriebe leichtgängig und auch die Anti-Hopping-Kupplung trägt zu einer angenehmen Bedienbarkeit bei.

Das voll einstellbare Fahrwerk (KYB USD-Gabel vorne, Mono-Hydraulikdämpfer hinten) bietet einen gelungenen Kompromiss: Es dämpft Schlaglöcher gut weg, bleibt aber gleichzeitig direkt genug für ein gutes Fahrgefühl. Sportliches Kurvenräubern ist aber trotzdem nicht das Revier dieses Bikes.

Die Bremsanlage ist eine echte Überraschung: Radiale Brembo-Zangen vorne und hinten, kombiniert mit ABS und hervorragender Dosierbarkeit. Hier liefert die Benda mehr, als man erwarten würde - klare Druckpunkte und effektive Verzögerung inklusive.

Ein Blick aufs Datenblatt, sowie auf das Motorrad selbst, verspricht keinen Kurvenräuber. Ein Gewicht von 284,5 Kilogramm (gemessen), ein Radstand von 1.720 mm, 19 Zoll Vorderrad und der 310er Hinterreifen suggerieren, dass sich die LFC 700 auf der geraden Strandpromenade zuhause fühlt. Der Geradeauslauf ist somit wie zu erwarten erstklassig. Eine Hand am Lenker, die andere cool auf dem Bein abgelegt, lässt es sich für Stunden cruisen.

Bei langsamer Fahrt verlangt sie jedoch deutlichen Lenkeinsatz - sie wirkt kurvenunwillig, fast widerspenstig. Erst bei höherem Tempo wird das Handling etwas harmonischer. Trotzdem: Wer die LFC 700 bewegen will, muss körperlich arbeiten - aber gerade das macht sie faszinierend. Man gewöhnt nach einigen Kilometern an das spezielle Fahrgefühl und beginnt, den Charakter zu schätzen. Die Benda LFC 700 fordert den Fahrer heraus. Wer sich dieser Challenge stellt, wird mit einem einzigartigen Erlebnis belohnt.

Die Sitzhöhe von nur 695 mm ist ideal für kleinere Fahrer*innen. Der Sattel ist vorne schmal geschnitten, was für einen sicheren Stand sorgt. Sowohl Lenker als auch Fußrasten sind weit vorne montiert - wie man es sich bei einem Cruiser wünscht. Die Ergonomie ist somit durchaus komfortabel, solange man an der Sitzposition dieser Motorradkategorie Gefallen findet. Der Soziussitz ist - trotz Zulassung als Zweisitzer - nur für kurze Strecken geeignet. Aufgrund des Designs läuft die Sitzbank hinten schmal zu, die Fußrasten sind ungünstig positioniert und der einzige Halteriemen bietet wenig Halt. Für Kurzstrecken zur Eisdiele ausreichend, doch für die lange Tour eher unpassend.

Der weit vorne positionierte Lenker stellt zudem kleinere Personen beim Rangieren vor Herausforderungen. Bei vollem Lenkeinschlag muss man sich weit strecken, was die Balance leicht stören kann. Es braucht also kräftige Beine, um die über 280 Kilo schwere Benda sicher zu rangieren.

Mit einem Preis von 11.990 Euro (Österreich) kann man die Benda LFC 700 nicht unbedingt ein Schnäppchen nennen. Doch der Preis relativiert sich schnell. Womit will man sie vergleichen? Die LFC steht alleine auf weiter Flur, denn egal ob aus Amerika, Europa oder Asien - kein weiterer Hersteller bietet solch ein außergewöhnliches Konzept auf zwei Rädern an.

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Ist die Benda LFC 700 ein Cruiser oder ein Sportbike?

Die Benda LFC 700 ist formal ein Cruiser - mit niedriger Sitzhöhe, langer Geometrie und entspannter Sitzposition. Dennoch sorgt der Reihenvierzylinder mit sportlichem Klang und Charakter für ein ungewöhnliches Fahrgefühl, das man eher aus Naked Bikes kennt.

Wie gut ist der Motor der Benda LFC 700?

Der 676,9 cm³ große Vierzylinder liefert 86 PS und 60 Nm Drehmoment. Klanglich überzeugt er mit kernigem Ansaug- und Auspuffsound. Die Gasannahme bei niedrigen Drehzahlen ist jedoch etwas ruppig, was in engen Kurven auffallen kann.

Wie fährt sich das Motorrad mit dem 310er Hinterreifen?

Der extrem breite Hinterreifen sorgt optisch für Aufsehen, macht das Handling aber besonders bei niedrigen Geschwindigkeiten schwerfällig. Bei höherem Tempo wird das Fahrverhalten ausgewogener, bleibt aber körperlich fordernd.

Ist die Benda LFC 700 für Anfänger geeignet?

Nicht unbedingt. Das hohe Gewicht (287 kg), das spezielle Handling und die sportlich ansprechende Gasannahme verlangen etwas Erfahrung. Wer Cruiser kennt und bewusst ein emotionales Bike sucht, wird sich schneller zurechtfinden.

Wie ist der Komfort auf der Benda LFC 700?

Der Sitz ist niedrig und schmal, was kleineren Fahrern zugutekommt. Die Ergonomie ist aber durch den weit nach vorne platzierten Lenker eher auf Optik als auf Komfort ausgelegt. Für längere Strecken oder Touren ist das Motorrad nur bedingt geeignet.

Wie tauglich ist der Soziusplatz?

Die LFC 700 ist zwar für zwei Personen zugelassen, doch der schmale Soziussitz mit nur einem integrierten Halteriemen sowie die schräg positionierten Fußrasten machen längere Fahrten für Beifahrer eher unkomfortabel. Für Kurzstrecken reicht es.

Wie ist die Qualität der Komponenten?

Überraschend hochwertig! Die LFC 700 bietet unter anderem ein voll einstellbares KYB-Fahrwerk, Brembo-Bremsen und ein 5-Zoll-TFT-Display. Die Schalter und Menüführung sind funktional, aber wenig emotional. Leicht störend: ein Knarzen an der Tankverkleidung beim Aufsteigen.

Was kostet die Benda LFC 700?

Der Listenpreis für das Modelljahr 2025 liegt bei 11.990 €. Dafür bekommt man ein auffälliges und technisch gut ausgestattetes Motorrad mit starker Eigenständigkeit.

Ist die Benda LFC 700 für längere Touren geeignet?

Nicht primär. Das Fahrzeug ist eher auf Eindruck, Design und emotionales Fahren ausgelegt als auf Touring-Komfort. Wer gerne zu zweit lange unterwegs ist, sollte sich anderweitig umsehen.