Ducati Multistrada V2 S vs. BMW F 900 XR Test & Vergleich

Vernunft versus Emotion, oder doch ein Duell auf Augenhöhe?

Ducati oder BMW? Die neue Multistrada V2 S tritt gegen die F 900 XR an. Zwei sportliche Tourenmotorräder im Duell: Welche liefert das bessere Gesamtpaket auf Tour, in der Stadt und am Pass?

von Gregor am 09.07.2025

Deutschland gegen Italien - das klingt nach Vernunft gegen Leidenschaft. Doch im Jahr 2025 ist dieser Gegensatz längst nicht mehr so eindeutig. Auf einer mehrtägigen Tour in Spanien, bei nicht immer optimalen Wetterbedingungen, haben wir die Multistrada V2 S und die BMW F 900 XR intensiv getestet. Unsere Mission: Fahreindrücke liefern, die man nicht aus dem Prospekt ablesen kann.

Leistung, Fahrwerk und Daten im Vergleich - Ducati Multistrada V2 S versus BMW F 900 XR 2025

Beide Motorräder setzen auf einen Zweizylindermotor, die Ducati im 90°-V-Konzept, die BMW mit einem Reihenzweizylinder. Die Multistrada V2 S liefert 115,6 PS bei 10.500 U/min und 92,1 Nm bei 8.250 U/min. Die BMW bringt es auf 105 PS bei 8.500 U/min sowie 93 Nm bei 6.750 U/min. In der Praxis bedeutet das: mehr Druck untenrum bei der BMW, dafür mehr Drehfreude und Top-End-Leistung bei der Ducati. Beide Motorräder lassen sich ab ca. 2.000 U/min ruckfrei fahren. Die BMW punktet mit noch kultivierterer Gasannahme, wenngleich im Road-Modus ein kleiner Ruck spürbar ist. Die Multistrada bleibt geschmeidig und kontrollierbar. In Sachen Vibrationen: Die Ducati bleibt ruhig, die BMW zeigt ab 130 km/h leichte, hochfrequente Vibrationen am Lenker.

Beide Motorräder bieten semiaktive Fahrwerke, doch der Unterschied ist deutlich: Die Ducati spricht feiner an und bietet eine bessere Spreizung zwischen Komfort und Sport. Die F 900 XR wirkt insgesamt straffer, der Wechsel zwischen Road und Dynamic-Modus bringt vor allem mehr Stabilität, kaum Komfortgewinn.

Ergonomie und Alltag - Ducati Multistrada V2 S versus BMW F 900 XR 2025

Die Multistrada sitzt sich wie eine klassische Reiseenduro: aufrecht, gerade nach vorne gestreckte Arme, mit viel Bewegungsfreiheit und Komfort auch für große Fahrer. Die BMW positioniert den Fahrer näher am Lenker mit spitzerem Kniewinkel. Für kleinere Personen ideal, für über 1,85 m große Fahrer aber etwas beengt im Unterkörperbereich. Der Lenkereinschlag der BMW ist zudem deutlich eingeschränkter, was sich gerade beim Rangieren am Parkplatz oder engen Wendemanövern bemerkbar macht.

Quickshifter, Kupplung, Bremsen im Vergleich - Ducati Multistrada V2 S versus BMW F 900 XR 2025

Die Kupplung der BMW ist leichter zu bedienen, die Ducati verlangt mehr Handkraft, bietet dafür aber ein sehr geschmeidiges Schaltgefühl. Beide Motorräder verfügen über Quickshifter mit Blipper, funktionieren gut, können aber bei geschlossenem Gas nicht hochschalten. Die Ducati zeigt sich in puncto Schaltqualität konsistenter, während der Schaltassistent der BMW je nach Drehzahl teils hakeliger wirkt.

Die Bremsen zeigen klare Unterschiede: Die Ducati hat die feiner dosierbare Anlage mit mehr Progression am Hebel, die BMW bietet zwar auch starke Bremsleistung, aber mit mehr Leerweg und weniger Feedback. Das gilt bei den Vorderradbremsen und trifft verstärkt auf die Hinterradbremsen zu.

Windschutz, Komfort und Langstrecke - Ducati Multistrada V2 S versus BMW F 900 XR 2025

Der Windschutz der Ducati überzeugt: In der höchsten Einstellung ist der Helm aus dem Wind, die Schultern werden minimal getroffen. Die BMW zeigt in höherer Position deutliche Verwirbelungen am Helm, vor allem für große Fahrer. Sitzkomfort war zu kurz erprobt für ein finales Urteil, beide Maschinen hinterließen jedoch einen guten Ersteindruck. Hitzeentwicklung war bei keinem der beiden Motorräder ein Thema.

Die Ducati Multistrada V2 S bietet dank weiter verstellbarem Windschild und fehlender Verwirbelungen den besseren Windschutz im Vergleich.

Dynamik & Sportlichkeit: Wer punktet am Pass? - Ducati Multistrada V2 S versus BMW F 900 XR 2025

Die Ducati brilliert mit Leichtfüßigkeit beim Einlenken, neutralem Verhalten in Schräglage und geschmeidigem Handling auch bei schlechter Straße. Die BMW ist ebenfalls agil, jedoch spürbar nervöser bei rabiaten Richtungswechseln oder drückendem Fahrstil. Sie verlangt dort mehr Korrekturen und möchte auch eher mit dem Körper in Schräglage gezogen werden. Hier wird der Unterschied im Fahrzeugkkonzept spürbar: Die Multistrada V2 S ist eine Reiseenduro, wenn auch eine sehr straßenorientierte. Die F 900 XR hat als Sporttourerin aber mehr Naked Bike Gene, weswegen sie sich mit der Vorderradorientierteren Ergonomie und dem schmaleren Lenker eher wie ein Straßenbike fährt.

Die Multistrada V2 S geht spielerisch ums Eck.

Das Drehmomentverhalten der Ducati und BMW würde interessanterweise aber eher das Gegenteil vermuten lassen: Die XR hat mehr Druck im mittleren Bereich, die Ducati liefert länger Leistung bis in hohe Drehzahlen. In der Durchzugsmessung war die BMW früher am Begrenzer, die Ducati zog weiter durch. Hier kommen die sportlichen Gene des Ducati-V2-Motors durch. Im engen Winkelwerk hat aber der BMW Twin einen minimalen Vorteil.

Hochmoderner Schutz für Motorradfahrer - KLIM AI-1 Airbagweste

Als wir durch die feuchten, kurvigen Landstraßen Nordspaniens fuhren, offenbarte sich schnell: Beide Motorräder sind weit mehr als Mittelklasse-Sporttourer. Trotz teils widriger Bedingungen fanden wir heraus, wo die Stärken und Schwächen dieser beiden Konzepte liegen. Gerade sportliches Fahren bei widrigen Bedingungen birgt aber durchaus einige Risiken, weshalb wir uns diesmal mit Airbagwesten extra geschützt haben.

Für alle Motorradfahrer, die Wert auf Sicherheit legen. Dank verschiedenen Modi ist die KLIM Inmotion Airbagweste für verschiedene Einsatzbereiche, wie Landstraße, Rennstrecke, oder Endurofahrten geeignet.

Im gesamten Testzeitraum trugen wir die neue AI-1 Airbagweste, ein Gemeinschaftsprodukt von KLIM und In&Motion. Sie wird bequem unter der Motorradjacke getragen und funktioniert komplett autonom - ohne Verbindung zum Motorrad. Das System aktiviert sich beim Bewegen selbstständig, erkennt Unfälle in unter 60 Millisekunden und bläst dabei den Airbag auf, um Thorax, Wirbelsäule und Hals zu schützen. Die Weste wiegt 1,3 Kilogramm, ist atmungsaktiv, mit D3O-Rückenprotektor ausgestattet und per App auf verschiedene Einsatzmodi einstellbar - von Straßeneinsatz, über Offroad, bis zur Rennstrecke. Im Test führte sie zu keinerlei Fehlfunktionen oder unbeabsichtigtem Auslösen und bot zusätzlich angenehme Wärme bei kühler Witterung.

Verarbeitungsqualität: Detailverliebtheit trifft Pragmatismus - Ducati Multistrada V2 S versus BMW F 900 XR 2025

In puncto Verarbeitungsqualität trennen die beiden Testkandidaten überraschend deutlich Welten. Die BMW F 900 XR wirkt rundum solide und dem Preis von ab 12.300 € entsprechend verarbeitet. Kabel werden ordentlich geführt, Kunststoffteile sitzen passgenau, und es finden sich keine optisch störenden Lücken oder Unsauberkeiten. Besonders positiv fällt auf, dass selbst in gut sichtbaren Bereichen wie dem Cockpit oder an der Motorseite mit einfachen, aber wirksamen Blenden gearbeitet wurde, um ein aufgeräumtes Erscheinungsbild zu erzeugen.

Die BMW präsentiert sich aufgeräumter und mit mehr Liebe zum Detail.

Ganz anders präsentiert sich die Ducati Multistrada V2 S. Trotz ihres deutlich höheren Preises von ab 18.490 € offenbart sie mehrere Schwächen bei der Verarbeitung. Auffällig ist ein gewisser Kabelsalat auf der linken Fahrzeugseite, teilweise mit offenen Steckerenden. Auch Spaltmaße und die Passform einiger Kunststoffverkleidungen insbesondere im Cockpitbereich hinterlassen einen unfertigen Eindruck. Die Verwendung eines einfachen, unansehnlichen Ausgleichsbehälters für die Bremsflüssigkeit (Urinbecher) passt ebenso wenig zum Premiumanspruch. Während die Ducati auf der Straße brilliert, zeigt sie bei der Detailausführung eine gewisse Nachlässigkeit, die dem ansonsten hohen Niveau nicht gerecht wird.

Bei der Multistrada V2 S lässt trotz des gehobenen Preises die Verarbeitung etwas zu wünschen übrig. Vor allem im Bereich des Cockpits tun sich unschöne Spalten auf.

Dafür bietet die Multistrada V2 S länge Wartungsintervalle von 15.000 km für den Ölwechsel und 30.000 km bei der Ventilspielkontrolle. Die BMW soll alle 10.000 km zum Ölwechsel und alle 20.000 km zur Ventilspielkontrolle.

Ausstattungen im Vergleich Ducati Multistrada V2 S versus BMW F 900 XR 2025

AusstattungsmerkmalBMW F 900 XRDucati Multistrada V2 S
FahrmodiRain, Road, Dynamic5 Fahrmodi (Wet, Urban, Touring, Sport, Enduro)
Traktionskontrolle (TC)ASC (Automatische Stabilitätskontrolle)DTC (Ducati Traction Control)
ABSschräglagenabhängiges ABS ProKurven-ABS
Motorbremsregelung (MSR)nur mit Fahrmodi Pro (optional)Motorbremskontrolle serienmäßig
Wheelie-Kontrollenicht serienmäßigserienmäßig
Quickshifter mit Blippernur optional (Fahrmodi Pro)serienmäßig (Ducati Quickshifter)
ScheinwerferLED mit adaptivem Kurvenlicht (Headlight Pro)LED-Scheinwerfer serienmäßig
Multimedia-IntegrationBMW Motorrad Connectivity via TFTDucati Multimedia System (DMS) serienmäßig
Tempomatoptionalserienmäßig
Fahrwerkkonventionelles Fahrwerk in Serie, Dynamic ESA optionalsemi-aktives Skyhook Fahrwerk serienmäßig in V2 S
Blinkerautomatiknicht vorhandenautomatische Rückstellung serienmäßig
USB-Steckdose12V-Steckdose vorne serienmäßigUSB-Steckdose serienmäßig
TFT-Displayserienmäßigserienmäßig
Griffheizungserienmäßigoptional
Windschildverstellungzweistufig, manuellmehrstufig, manuell

Fazit zum Vergleich Ducati Multistrada V2 S versus BMW F 900 XR 2025

Die Ducati Multistrada V2 S ist fahrdynamisch die ausgefeiltere Maschine. Wer ein besonders vielseitiges, sehr fein ansprechendes Fahrwerk, neutrales Einlenkverhalten, umfangreiche Elektronik, drehfreudigen V2-Motor und gleichzeitig pragmatische Touringqualitäten wird hier glücklich. Die F 900 XR ist sportlicher abgestimmt, bietet dennoch eine passable Vielseitigkeit, hat aber in Sachen Feinschliff das Nachsehen, wenn man von der Verarbeitung absieht. Da aber auch Serienausstattungen sowie Preisniveaus stark voneinander abweichen, hängt die schlussendliche Kaufentscheidung von den individuellen Präferenzen ab.

Stärken und Schwächen im Vergleich - Ducati Multistrada V2 S versus BMW F 900 XR 2025

StärkenSchwächen
Ducati Multistrada V2 Sexzellentes FahrwerkKabelsalat an der linken Seite
harmonisches Handlingteilweise ungenaue Passform der Verkleidung
gute Dosierbarkeit der BremseStartprobleme im Test
BMWF 900 XRguter Druck im unteren DrehzahlbereichWindschutz schlechter als bei Ducati
angenehmer MotorsoundQuickshifter nicht ganz konsistent
umfangreiche Serienausstattung

Fazit: BMW F 900 XR 2025

Zugänglicher kann ein Motorrad in dieser Leistungsklasse vermutlich nicht sein. Die XR wedelt spielerisch durch die Radien und schafft im Sattel sofort Vertrauen. Auch lange Touren gehen leicht von der Hand und man steigt stets entspannt aus dem Sattel. Durch die durchaus sportliche Optik weckt die BMW jedoch auch Begehrlichkeiten nach etwas Nervenkitzel. Diese kann das Aggregat jedoch nicht ganz erfüllen. Motor, Getriebe und Quickshifter sind insgesamt etwas zu zahm und könnten etwas mehr Sportlichkeit vertragen.


  • Sauberes Motor-Ansprechverhalten
  • Sehr einfach zu fahrendes Motorrad
  • Coole Optik, Tolles Display
  • gute Bremsen
  • leichtes Handling
  • stabiles Fahrgefühl
  • Tolle Connectivity
  • hohe Schräglagenfreiheit
  • gut abgestimmtes ABS
  • leicht zu rangieren
  • zuverlässige und praxisorientierte Assistenzsysteme wie Schräglagen-ABS
  • moderate Sitzhöhe und schlanke Bauweise für universellen Komfort
  • gutes Preis-Leistungs-Verhältnis.
  • etwas teigiges Getriebe samt zähem Quickshifter

Fazit: Ducati Multistrada V2 S 2025

Die zahlreichen Veränderungen haben sich bezahlt gemacht, die Ducati Multistrada V2 S im Modelljahr 2025 ist besser denn je! Das ruppige Verhalten bei niedrigen Drehzahlen ist passé, das Getriebe funktioniert jetzt wesentlich besser. Wer auf der Suche nach einem ultimativen Kompromiss zwischen Sportlichkeit und Reisetauglichkeit ist, der ist mit der "kleinen" Multi verdammt gut beraten!


  • spaßiger Motor mit Manieren untenrum
  • gut dosierbare Vorderradbremse
  • grandioses Fahrwerk
  • ausgesprochen leicht
  • unglaubliche Agilität
  • vorbildliche Stabilität
  • sehr guter Windschutz für den Kopf
  • unschöne Verarbeitungsdetails
  • Dosierbarkeit der Hinterradbremse nicht perfekt

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