Kawasaki KX 450 2019

Kawasakis neue Speerspitze im Kampf um die MX Krone

Revolution statt Evolution, Kawasaki stellt in Uddevalla (SWE) seine neue MXGP Waffe vor. Es blieb kein Stein auf dem anderen, Kawasaki „let the good times“ wieder rollen!

Werbung
powered by Kawasaki AT
Mehr erfahren

Kawasaki blickt natürlich auf eine sehr lange erfolgreiche MX Geschichte zurück, und in den Jahrzehnten gab es immer wieder echte Entwicklungssprünge, die Motorräder auf ein neues Level hoben. Diesmal war ich live bei einem dieser Schritte dabei. Die Kunst heute ist es ja, das stärkste Bike fürs Stammtisch Klientel und echte Racer zu entwickeln und dabei aber für die Masse der Hobbyfahrer fahrbar zu halten.

Zu einer 450er MX Präsentation zu fliegen, ohne ständig MX zu fahren, war die letzten Jahre schon etwas scary. Die Leistung und vor allem deren Entfaltung waren nicht immer leicht zu handeln. Als in der Presseaussendung dann 3,4PS mehr und etwas von aggressivere Nockenwelle stand, trug dies nicht unbedingt zur Beruhigung bei, noch dazu auf einer WM Strecke wie der in Uddevalla!

Aber zuerst mal was sich alles bei der Kawa geändert hat: Eigentlich wäre es einfacher aufzuzählen was nicht geändert wurde. Startnummerntafel und Kotflügel vorne, Teile von Vorder- und Hinterrad. Fertig. Der Rest ist neu! Ich versuche kurz in Baugruppen die wesentlichen Änderungen festzuhalten:

Bodywork: Die gesamte Sitzbank-Tank Linie wurde flacher, die Bewegungsfreiheit damit höher. Und dabei im Bereich des Tanks eine super schlanke Linie kreiert und Kühlerspoiler so geformt, dass ein Hängenblieben mit den Knien quasi unmöglich wird. Die hinteren Startnummerntafeln wurden über den Kotflügel hinaufgezogen, um mehr Stabilität zu bekommen. Design in - mould aufgedruckt. Der Luftfilter ist nun von der Seite erreichbar. Weiterhin verstellbare Fußrasten.

Kupplung: Hydraulische Betätigung, Seilzug ist Geschichte. Zwar nicht unbedingt leichter zu ziehen, aber auf Dauer der selbe Druckpunkt.

Bremsen: Größere Bremsscheiben vorne (270mm) und hinten (250mm), neuer Bremszylinder für bessere Performance. Größerer Vorderachsdurchmesser für eine stabilere Vorderradführung.

Motor: Erstmals Schlepphebel verbaut, dadurch aggressivere Nockenwelle möglich, der Ansaugtrakt gerader verbaut, damit kommt mehr Luft zum Motor, in Verbindung mit mehr Kraftstoff und größeren Ventilen somit auch mehr Leistung. Und ganz entscheidend, ein Elektrostarter! Auch bei diesem Teil wurde lange getüftelt und in Verbindung mit einer starken Li-Ionen Batterie und einem großen Übersetzung ein sehr kräftiger Starter umgesetzt. Launch Control, sowie DFI Stecker, um mit einem Handgriff die Motorleistung und Entfaltung auf die jeweiligen Streckenbedingungen anpassen zu können.

Dämpfung: Weg von der Luftgabel hin wieder zur konventionellen Federgabel! Neue 49mm beschichtete Showa Gabel. Damit wieder einfachere Einstellmöglichkeiten und ein verbessertes Ansprechverhalten.

Auspuff neu? Ja! Rahmen? Ebenso, hier wurden die Unterzüge sehr flach konstruiert, damit konnte die Position des Motors verbessert werden.

Soviel zur trockenen Theorie, denn am Ende des Tages zählt aber der Popometer, der entscheidet, ob es großer Wurf wurde oder nicht. In Uddevalla spendierte Kawasaki uns den Luxus für jeden Fahrer, ein eigens Bike mit Mechaniker bereitzustellen! Die Strecke natürlich perfekt bewässert und in der Früh noch frisch gegruppert, man gönnt sich ja sonst nichts. Die Überraschung folgte dann aber schon nach ein paar Kurven. Denn die neue Kawasaki KX 450 ist super smooth zu fahren. Trotz der Mehrleistung gelang es einen ganz runden und traktionsstarken Motor hinzuzaubern. Selbst in engen Anliegern fängt die Kawa auch im 3. Gang nicht an zu reißen oder ruppig zu werden. Die Leistung mit dem Standard DFI auf der sehr griffigen Strecke für ambitionierte Fahrer perfekt. Satte Leistung über das ganze Drehzahlband ohne Schwächen oder Ausreißer, sollte am Prüfstand einen sehr linearen Drehmomentverlauf ergeben. Die hydraulische Kupplung ist unauffällig, als wäre sie immer schon da gewesen, und den E-Starter habe ich zu Beginn gar nicht mehr erwähnt, weil er wie selbstverständlich passt.

Noch selbstverständlicher fällt die große Kawa fast von selbst in die Anlieger hinein, hier zählt nicht nur die Rahmengeometrie, sondern auch das neue Bodywork, dass beim Fahren den Fahrer sehr viel besser entgegen kommt, als die alte 450er. Die Bewegungsfreiheit wurde größer und das Bike fühlt sich dadurch spielerisch an. Das Kind in mir bricht meist immer dann aus, wenn ich beim Fotoshooting oder beim Warten darauf Anlieger und Wellen zum Spielen suche und so die Zeit vertreibe, und da war die Kawa beim Spaßfaktor ganz weit vorne. Solche Spielereien verkneift man sich schnell mal, wenn das Bike nicht passt oder das ganze Bike nicht aus einem Guss ist. Bei der Dämpfung blieb man sich mit der Abstimmung treu. Die neue KX 450 kommt schon wie in der Vergangenheit etwas hecklastig daher. Erstmal daran gewöhnt passt das auch, bringt viel Stabilität am Vorderrad, lässt sich mit etwas Einstellarbeit an der Vorspannung aber leicht an den Mainstream anpassen. Die Gabel hätte ich genauso genommen, passt von der Balance her super zum Dämpfer, arbeitet sehr unauffällig, vielleicht eher schon auf der softeren Seite. Die konventionelle Gabel war hier hinsichtlich Performance und Einfachheit sicher wieder ein Schritt nach vorne. Die beschichteten Gabelholme sowieso ein Eyecatcher! Und apropos Performance, die Bremsen, speziell die vordere wurde richtig scharf. Der Druckpunkt sehr eng, aber konstant. Übrigens meinen Mechaniker habe ich den ganzen Tag nur einmal in Anspruch genommen ( wahrscheinlich ist er deshalb schon früher abgerissen), beim Einstellen der Fußrasten. Für mich mit etwas länger gestellten Beinen eine super Sache, die Fußrasten nach unten verstellen zu können.

Mittags hab ich mich dann noch über die DFI Stecker her gemacht. Da die Strecke abtrockneter und rutschiger wurde, war der Stecker mit dem soft Mapping goldrichtig. Cooles Mapping für rutschigen Untergrund. Wer den scharfen Stecker braucht darf sich ordentlich festhalten, für mich eine Nummer zu groß. Wer es ganz genau wissen möchte, kann sich sein Mapping auch selbst programmieren, leider noch nicht mit einer App aber immerhin mit dem Trick&Tronic von Kawa aus dem Zubehörkatalog. Ja und ganz wichtig das Design. Naja, da hat man sich bei der neuen KX 450 nicht sehr weit aus dem Fenster gelehnt. Da wäre noch etwas Luft nach oben. Auf den Fotos wirkt sie fast schon etwas retro mit dem KX Logo. In Natura aber gefallen die Konturen der Plastiks dann schon besser. Schön sind die vielen kleinen grün eloxierten Abdeckungen und Schrauben.

Fazit: Kawasaki hat mit dem neuen Bike echt gute Chancen die Führung in der Klasse an sich zu reißen. Ein toller Motor und Bremsen, super Handling, volle Ausstattung und gute Suspension bieten ein sehr stimmiges Gesamtpaket. Mich würde es nicht wundern, wenn die KX 450 im großen Haifischbecken der Hobbyfahrer der große Fang wird. Der Racer wiederum braucht sich um mangelnde Leistung keinesfalls Sorgen machen. Kein Wunder also, als Eli Tomac die letzte US Supercross Saison und nun auch die aktuellen Outdoors plötzlich so dominant ist. Ab August steht sie dann für jeden beim Kawa Händler. Also back to the roots für Kawa and let the good times roll!

Preis: 9.199,- UVP inkl. NoVA & 20% MwSt (abzüglich 7% NoVA = 8.692,-)

Autor

Bericht vom 21.06.2018 | 40.475 Aufrufe

Empfohlene Berichte

Pfeil links Pfeil rechts