Suzuki GSX-R 1000 R Test

Gixxer ist back! Mit neuer R-Version. Über 200 PS!

Die GSX-R 1000 ist zurück. Und wie! NastyNils testet die neue Maschine auf der mörderisch schnellen Strecke Phillip Island.

Noch lauter als das heisere Kreischen der Gixxer war das Gebrüll im Helm. Es ist wirklich irre mit welchem Speed man hier in die die dritte Kurve einbiegt. Selten fällt der Speed des Bikes hier auf Phillip Island unter 200. Suzuki pokert hoch die Maschine hier zu präsentieren. Bei hohem Speed braucht man ein makelloses Fahrwerk um zu bestehen. Und windet man den Gasgriff bei 200 auf der Uhr ordentlich aus, trennt sich die Spreu vom 1000er Weizen.

Der Motor der GSX-R 1000 2017

Beim ersten Turn war ich von der Motorleistung erst mal enttäuscht. Denn Suzuki hat hier in Australien oftmals betont sie haben 2017 das stärkste 1000er Superbike am Markt. Das haben sie gemessen und dazu stehen sie. Doch auf der Strecke fühlte es sich eigentlich ganz normal an. Ich würde sagen nicht viel anders als die bisherige GSX-R 1000. Ab 5000 Umdrehungen geht es zügig voran und mit einer himmlischen Dosierbarkeit und ohne Delle im Drehmomentverlauf orgelt der Motor hoch.

Doch im zweiten Turn entdeckte ich das Geheimnis der neuen GSX-R 1000. Und dieses findet sich über 11.000 U/min. Denn bis in diese Drehzahlregion hat die neue GSX-R immer noch den guten und bewährten GSX-R Charakter. Darüber dann beginnt das neue Gixxer Inferno. Der neue Motor hat einfach on Top eine gewaltige Portion Drehzahl spendiert bekommen. Das Aggregat mit neuer Schlepphebelsteuerung dreht gefühlt endlos und liefert oben raus richtig Dampf ab. Dabei ist zu betonen, dass die GSX-R in keinem Drehzahlbereich Dellen hat. Dadurch wirkt sie nicht brutal, macht nicht so müde aber am Tacho spielt es sich gewaltig ab.

Also beim Motor hat Suzuki mal einen richtig guten Job gemacht. Damit werden Freunde der alten GSX-R zufrieden sein und harte Racer können die Suzuki oben raus richtig schreien lassen.

Die GSX-R braucht Druck am Lenker?

Nachdem das Kapitel Motor für mich positiv abgehakt war, widmete ich mich dem Fahrwerk. Die R hat die feine Ware von Showa montiert. Am Kurvenausgang ließ das Fahrwerk für mich absolut keine Wünsche übrig. Das Paket Chassisgeometrie, Motor, Gasgriff und Federelemente harmonierte perfekt. Die Serienmaschine erlaubte richtig hohen Kurvenspeed und das Fahrwerk hielt den ganzen Tag über lange Turns bei knapp 30 Grad problemlos durch. Vor allem die Stabilität am Kurvenausgang überraschte und begeisterte. Denn die Maschine hat oben raus ja knapp 20 PS mehr am Hinterrad und Suzuki hat einige Änderungen an der Geometrie umgesetzt. Die GSX-R liebt schnelle Kurven und sie wirkt in den 200 km/h Passagen für mich überlegen.

Doch ein wenig enttäuschte mich das Handling am Kurveneingang. Denn die Maschine macht einen überaus schlanken Eindruck und sieht klein, zierlich und quirlig aus. Sowohl mit Standardreifen als auch mit den Sportpneus benötigte man Druck am Lenker um die Gixxer in den Radius zu treiben.

Die geäußerte Kritik trieb die Schweißperlen auf die Stirn der Japaner. Ich empfahl die Gabel vorne etwas weicher zu machen um am Kurveneingang flinker einbiegen zu können. Doch der japanische Ingenieur riet mir davon ab und stellt das Heck ein wenig höher.

Die GSX-R 1000 Gabel will hart rangenommen werden.

Zum Glück war beim nächsten Turn der Kollege von MCN direkt vor mir. Er war der schnellste Mann hier auf der Strecke und ich konnte 2 Runden einigermaßen folgen. Erst jetzt offenbarte die GSX-R 1000 R ihr wahres Gesicht. Ich bremste hart, spät und tief in den Radius hinein. Jetzt erst begann die Balance Free Gabel von Showa richtig zu arbeiten. Das Bummelzug Tempo mit zu wenig Druck auf der Bremse gefiel der Racinggabel überhaupt nicht. Mit der geänderten Abstimmung vom Federbein und dem ernsten Druck an der Bremse war das Handling am Kurveneingang gleich deutlich besser. Ich war erleichtert! Die Suzuki ist ein phantastisch entwickeltes Gesamtpaket. Sauschnell wird sie durch das hohe Maß an Stabilität und das großartige Setup des Motorrades. Gut, dass Suzuki sie ein Jahr später als geplant gebracht hat. Die zusätzliche Zeit hat sich bezahlt gemacht!

Das Elektronikpaket der Suzuki GSX-R 1000 R 2017

  • Das ABS der Maschine ist gut genug für Straße und Trackdays. Doch Suzuki machte kein Geheimnis daraus, dass es nicht für Renneinsätze gedacht ist. Im 3. Turn deaktivierten wir das ABS und erfreuten uns an einem klareren Druckpunkt und einer tadellosen Performance der Bremse in jeder Lebenslage. Das Bremspaket wirkt hochwertig. Die Brembo Anker beißen in Floating-Scheiben. Mit aggressiveren Belegen kann man hier also locker noch mehr rausholen - bereit für die Meisterschaft.

  • Die Traktionskontrolle überraschte durch den ernsten Auftritt. Insgesamt standen 10 TC Levels zur Verfügung. Das System soll auf der Straße, im Regen und bei Trackdays überzeugen. Somit hatte ich die Befürchtung, dass nur die ersten 3 Modi auf der Strecke brauchbar waren. Doch ich irrte mich gewaltig. Mit den Straßenreifen war ich in Modus 3 und 4 unterwegs. Auf den sportlichen Mischungsreifen wechselte ich in den eigentlich milderen Modus 5. Denn die Pneus hatten weniger Schlupf und die TC regelte für mich ausgezeichnet. Auch schnelle Piloten haben also eine schöne Auswahl an Modi zur Verfügung.

  • Wheely Control: Die Wheelycontrol ist mit der Traktionskontrolle gekoppelt. Mehr Eingriff in die TC bedeutet auch mehr Eingriff der Wheelykontrolle. Damit kann man die Maschine sehr rasch auf ein gewünschtes Supportniveau einstellen. Was jedoch nicht geht, ist die Wheelykontrolle getrennt von der TC abzustimmen.

  • QSS: Der neue Quickshifter mit Blipper in der Suzuki GSX-R 1000 R ist für mich DER Grund die R Version und nicht die Standard zu nehmen. Es gibt laut Suzuki auch keine Upgrade Möglichkeit für die Standard GSX-R 1000. Der Quickshifter verrichtet seinen Dienst in beide Richtungen großartig, beim Runterschalten sind mir persönlich jedoch beide zur Verfügung stehende Modi zu soft und geben mir etwas zu wenig Rückmeldung. Das Schaltschema kann sehr leicht umgedreht werden.

Erstaunlich gute Sitzposition auf der Suzuki GSX-R 1000 2017

Auch große und schwere Piloten waren überrascht, dass man in der GSX-R 1000 auch 2017 wieder wirklich leiwand oben sitzt. Das passt gut ins Gesamtbild. Die GSX-R fühlt sich auch als nagelneue 2017er immer noch an wie eine GSX-R. Nur eben mit einer Portion Extrapower und mehr Hightech.

Die GSX-R 1000 R 2017 im Vergleich zu den anderen 1000ern

Suzuki hat die GSX-R 1000 R goldrichtig positioniert. Sie hat ein kompaktes Elektronikpaket mit jenen Features die man 2017 unbedingt haben muss. Also Blipper-Quickshifter und Traktionskontrolle. Klarerweise, wie es sich für eine GSX-R gehört, einen bärenstarken Motor und ein deutliches hochwertigeres Chassis als früher. Zusätzliches Lametta glitzert jedoch nicht an ihr. Sie hat kein elektronisches Fahrwerk oder IPad Spielereien. Damit wird sie viele ehemalige GSX-R Kunden glücklich machen. Jene die immer schon ein wenig skeptisch bei allzu viel Elektronik waren aber auf eine hervorragende Traktionskontrolle nicht verzichten möchten. Die GSX-R ist in Sachen Spitzenleistung aber auch in Sachen Durchzug und Leistungsentfaltung sicher vorne mit dabei. Durch den drehzahlfesten Motor erreicht sie auch das BMW Niveau. Sie ist aber keine nervöse Handlingrakete und erfreut eher Piloten die einen hohen Kurvenspeed und Stabilität schätzen. Die GSX-R punktet am Kurvenausgang und ist z.B. in Brünn eine echte Waffe. Sie ist eine großartige Wahl für große Piloten und erlaubt auch einen klassischen Fahrstil. Also wenig Hangoff und viel Druck am Lenker. Wer radikaler unterwegs sein möchte - gerne, aber es ist kein Muss. Am Ende des Tages ist sie eine punktgenaue Fortsetzung der GSX-R Baureihe mit einem mehr als würdigen Modell 2017. Suzuki is back!

Suzuki GSX-R 1000 R 2017 auf 1000PS

Das umfangreiche Testvideo mit allen Eindrücken zur neuen GSX-R 1000 R erscheint kommende Woche Dienstag den 14. Februar um 20 Uhr auf unserem YouTube Kanal. Alle technischen Infos zum Motorrad im Detail haben wir hier in einer Slideshow.

Fazit: Suzuki GSX-R 1000 R 2017

Suzuki hat die GSX-R 1000 R 2017 großartig hingebracht. Ein bärenstarkes Motorrad mit einem sagenhaft sanften Drehmomentverlauf. Eigentlich unglaublich bei 202PS! Das Chassis präsentiert sich hochwertig und das Elektronikpaket hat zwar kein Lametta aber liefert eine Topperformance ab.


  • Drehfreudiger Motor
  • keine Dellen im Drehmomentverlauf
  • Super stabil am Kurvenausgang und im Radius
  • Toller Quickshifter
  • Hochwertiges Fahrwerk
  • grandios auf schnellen Strecken
  • Motorbremse nicht einstellbar
  • Wheelycontrolle an Traktionskontrolle gekoppelt

Bericht vom 08.02.2017 | 120.031 Aufrufe

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