MV Agusta F3 675

Die nicht so gute Testfahrt mit einer italienischen Göttin.
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MV Agusta F3 675

Beauty is only skin deep. Noch nie war die traurige Wahrheit so real.
 

Schau mir in mein Auge, Kleiner, und du wirst mir verfallen. Mein betörender, roter Teint, das spitze Näschen, die hochgezogenen Wangen, die elegant geschwungenen Ohren, mein geschmeider, silberner Körper, die atemberaubend schlanke Taille und das waffenscheinpflichtige Heck. Alles weckt das tiefe Verlangen in dir, das Begehren, mich reiten zu wollen. Wenn du mich dir zwischen die Beine klemmst und mich nicht mehr loslassen willst, vergisst du deine moralischen Verpflichtungen und beruflichen Bürgschaften. Nimm mich jetzt!

MV Agusta F3 675

Von der Geilheit überwältigt.

Es war nicht das erste Mal, dass ein Mann von seiner Geilheit überwältigt wurde. Aber diesmal war es anders. Zuerst war da die Geilheit, dann die Warnung eines Freundes, sich nicht die Finger zu verbrennen und dann die Bitte, es doch zu tun, um diese einzigartige Erfahrung mit ihm teilen zu können. Eine auf den ersten Blick seltsame Verstrickung, gleich einer Dreierbeziehung. Später kam sogar noch eine vierte Partei ins Spiel, die es gegen jede Warnung trotzdem probiert hat, aber jetzt mal schön langsam und von vorn.

 

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Test des neuen Michelin Pilot Super Sport auf der sensationellen Rennstrecke von Portimao, wo von 7. bis 9. Juni 2013 wieder die Superbike WM gastiert. Der Reifen ist kein reiner Rennstreckenpneu, sondern ein kompromissbereites 50/50 Produkt: 50% Straße, 50% Rennstrecke. Idealerweise also von jemandem zu verwenden, der gerne in zügigem Tempo auf der Straße fährt und hin und wieder eine Gripparty besucht. Wie immer sollte selbstverständlich auch bei diesem Reifentest der Reifen im Mittelpunkt stehen und wie immer waren es die Motorräder. Wo sonst hat man die Wahl zwischen 13 verschiedenen Modellen von 9 Herstellern? Da wird der Helm auf dem Tank zum Handtuch auf der Strandliege. Man muss nicht nur schnell sein, sondern vor allem schnell entschlossen.
MV Agusta F3 675
 
Bevor die Kollegen vom Turn zurückkehren, sollte man sich schon in eine strategisch günstige Ausgangsposition gebracht haben. Entspannt und unauffällig verlässt man beherrschten Schrittes die Box, um keine Aufmerksamkeit zu erregen, biegt Richtung Boxeneinfahrt ab und richtet den Blick in die Ferne. Die ersten Fahrer wurden bereits abgewunken; wer in der letzten Kurve schon die Zielflagge erblickt, biegt vielleicht sofort in die Gasse ab, ohne die letzte Runde fertigzufahren. Auf solche Aktionen muss man gefaßt sein. Kommt da schon eine Daytona des Weges? Nein, CBR. Und jetzt eine 1098? Eher R6. Mit dem trüben Blick eines Vollzeitbeschäftigten aus der Internetbranche können herannahende Objekte erst dann mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit bestimmt werden, wenn sie bereits herangenaht sind. Dann läuft plötzlich alles wie in der Formel 1, Chaos in der Pitlane. Zuerst wollte keiner, dann alle zugleich. Ob du wirklich richtig stehst...

Chaos in der Pitlane. Wer soll mein Herzblatt sein?

Hinzu kommt, dass ich mich ja bis zuletzt nicht entscheiden konnte, welches Motorrad ich nehme. KTM RC8-R war die erste Option, weil ich sie eine Woche zuvor in Mugello gefahren war. Eventuell auch BMW S 1000 RR, denn damit haben wir die beiden ersten Einführungsrunden absolviert. Yamaha R1? Nicht im ersten Turn. Meine Wahl fiel auf die Triumph Daytona 675 R, die allerdings nicht ganz meinen Erwartungen gerecht werden konnte. Wie bereits im Bericht über die Kawasaki ZX-6R 636 erwähnt, dürfte es sich dabei um ein aus Einzelteilen zusammengesetztes Frankensteinmonster gehandelt haben. http://www.motorrad-bilder.at/slideshows/291/009240/12.jpg

Diva = Drama

Die Daytona war mir bereits von der Präsentation vor 2 Jahren bekannt, die genau hier stattfand. Zum Eingewöhnen eigentlich perfekt, nur leider nicht ganz in Form. Der Kollege vom Motorradmagazin nutzte die Gelegenheit, um das Unbekannte zu erfahren und zu erforschen - hat er gesagt. Bestimmt war es aber nur die Geilheit, die ihn zur MV Agusta F3 675 greifen ließ. Dass er mir nicht nachkam war zum Teil der Tatsache geschuldet, dass er sich in letzter Zeit von Rennstrecken fernhielt und lieber abseits der Straßen über Stock und Stein wetzte. Ich konnte nicht ahnen, wie stark ihn die unwillige, italienische Diva daran hinderte, überhaupt durch den Kurs zu kommen. Auch ahnte ich noch nicht, dass mir dieses Drama noch bevorstand.

Turn vorbei, Gedankenaustausch, ungläubiges Köpfeschütteln. "Sieh' sie dir an, die Zweifarblackierung, die Formen, wie sie klingt. Das muss doch gut fahren!" Als würde man nicht glauben wollen, dass ein Topmodel nichts in der Birne hat. "Du musst damit fahren, um es zu glauben. Da funktioniert was nicht, alles, um genau zu sein." Hätten wir, wie das normalerweise der Fall ist, 5 oder 6 Turns gehabt, hätte ich nicht gezögert es zu riskieren, mir mit einem offenbar schlecht abgestimmten Motorrad einen davon zu versauen. Bei 3 fällt die Entscheidung schon schwerer. Trotzdem habe ich mich überreden lassen.

 
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Was folgte war eine Verirrung, nein, geradezu eine Anomalie. Gar nicht dran zu denken, Launch- und Wheelie-Control herauszufordern, weil der Motor von unten weg sowieso nicht funktioniert. Nach langem Warten wird man oben plötzlich von einer Leistungsexplosion aus dem Schlaf gerissen, dass man lieber vom Gas geht, als den Schaltautomaten zu benutzen. Kein Vorteil war auch, wenn sich der Gasgriff vor dem Anbremsen schwerlich in die Nullstellung bringen ließ und man immer mit ein bisschen Rest-Schub rechnen musste. Dazu eine aggressive Bremse, die in diesem Konzert der Unstimmigkeiten ihre Vorzüge leider nicht ausspielen konnte. Nach 3 Runden war nervlich das Limit erreicht und ich musste zur Verwunderung des Personals die Strecke verlassen. "What's wrong?" - "The bike."

Diese Erfahrung korreliert in keiner Weise mit meinen bisherigen Erfahrungen mit MV, sie stellt sogar das genaue Gegenteil dar. Das hat auch ein Test der neuen Brutale 800 vergangene Woche bestätigt. Aber mit der Abstimmung der 675er dürfte es Probleme geben und bei eben diesem Exemplar ganz besonders schwere. Wenn man dieser völlig verhunzten Motorabstimmung überhaupt irgendetwas Positives abgewinnen kann, dann, dass man erfahren kann, was es in der guten alten Zeit für ein Gefühl war, ein sportliches Motorrad zu fahren. Aber ich glaube, die Zeit war gar nicht so gut.


Interessante Links:

Text: 1000ps
Fotos:
Michelin

Fazit: MV Agusta F3 675 2013

Wenn man dieser völlig verhunzten Motorabstimmung überhaupt irgendetwas Positives abgewinnen kann, dann, dass man erfahren kann, was es in der guten alten Zeit für ein Gefühl war, ein sportliches Motorrad zu fahren. Aber ich glaube, die Zeit war gar nicht so gut.


  • Sowohl ein Stadt- als auch ein Rennbike
  • anspruchsvoller Sound
  • problematischer Motor
  • aggressive Bremsen.

Bericht vom 26.04.2013 | 26.765 Aufrufe

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