Pirelli Diablo Corsa

Neuer Diablo Corsa III! Ein Strassenreifen der gut genug ist für Rennen am SBK Wochenende. NastyNils testet den Grip leider schon in der ersten Kurve.

6500 Reifen an einem Wochenende

 
   

Pirelli präsentiert den neuen Diablo Corsa III und lädt die Journalisten auch gleich zur Superbike WM nach Monza ein. Denn auch 2006 ist die SBK WM fest in Pirelli Hand. Durch den Italo-Deal zwischen Flamini und Pirelli steht das gesamte Starterfeld am gesamten Wochenende auf Pirelli. Unvorstellbare 6500 Reifen werden an einem Wochenende benötigt. Pirelli ist mit einer 30 köpfigen Reifencrew und 9 Trucks bei jedem Rennen. 6500 vernichtete Reifen bedeuten nicht nur viele schwarze Striche am Asphalt, sondern auch ein gewaltiges Know-How welches von Wochenende von Wochenende gesteigert wird. Die anderen Reifenhersteller stehen hinterm Zaun und dürfen nur noch zusehen.

Weit weg von der Serie?

Pirelli Reifen im SBK Zirkus (Laptimes Monza)
Klasse Reifen Laptimes
SBK Pirelli Diablo Superbike 1:47er
SSP Pirelli Dragon Supercorsa Pro SC 1:50er
SStk 1000 Pirelli Dragon Supercorsa Pro SC2 1:51er
SStk 600 Pirelli Diablo Corsa III 1:57er

Die obige Reifentabelle macht klar. Die Reifen im Superbike Zirkus sind keine abgehobenen Wundergummis aus der Weltraumforschung, sondern nur die Spitze der Pirelli Reifenentwicklung für den Endkunden. Vergleicht man die Spitzenzeiten der Superbike WM auf den 220PS Monstren und den Superstock 600 Serienmotorrädern erkennt man schnell das Potential der neuen Pirelli Wunderwaffe. Ein stinknormaler Strassenreifen mit angemessener Laufleistung erhältlich beim Reifenschuster um die Ecke nur 10 Sekunden langsamer als die Götter auf den Killergeräten. Gewaltig!


Die Türlsteher vor den Hospitality Zelten machen einen sehr netten Eindruck. Ich wünsche mir sowas bei unserem Prolo Beisl in Wr. Neustadt!

   

Strassenreifen gut genug für die WM!

   
   

MONZA !!!

MONZA läuft besonders andächtig über die Lippen von Benzinfreaks. Kurvennamen wie "Parabolica", "Lesmo", und "Variante Ascari" stehen für Highspeed, harte Bremsmanöver und Vollgas schon kurz nach dem Einlenken.

3 Zonen, 2 Mischungen

Pirelli hat sich also eine würdige Arena für die Präsentation des neuen Diablo Corsa III ausgesucht. Der Reifen ersetzt den beliebten Vorgänger Diablo Corsa. Der Hinterreifen am neuen Corsa III ist wie der Name schon sagt in 3 Zonen eingeteilt. In der Mitte des Reifens für Autobahn und lange Lebensdauer wurde eine harte Mischung gewählt. An den Flanken kommt eine weichere Mischung zum Einsatz. Für den Piloten ergeben sich somit folgende Vorteile: Gleiche Laufleistung wie beim Vorgänger bei mehr Grip und mehr Traktion.

Eigentlich nix besonderes. Denn bei jeder Reifenpräsentation gibt es mehr Grip im Vergleich zum Vorgänger. Doch mittlerweile scheint der Kompromiss zwischen noch mehr Grip und gleichbleibender Laufleistung nur mehr über 2 Mischungen zu schaffen sein.

Wahre Schönheit kommt von Innen

Der Reifen mit den 3 Zonen macht sich natürlich gut am Stammtisch. Doch wie immer kommt die wahre Schönheit von innen. Auch im neuen Corsa III kommt der patentierte 0 Grad Stahlgürtel aus der MIRS Porduktion (Details siehe unten) zum Einsatz. Meiner Ansicht nach das größte Feature an den Pirelli Reifen im Vergleich zu den anderen Herstellern. Die Karkasse wird weich und geschmeidig und übernimmt eine Aufgabe perfekt:

Kaschieren von Fahrwerkspfusch

Wie mit dem Abdeckstift über grindige Pickel fährt der Pirelli Reifen über nicht ganz perfekte Fahrwerke. Schon viele Rennfahrer schmissen nach endlosen Setup-Turns die alte Haut in die Ecke und zogen Pirelli Reifen auf. Der Pirelli Diablo Corsa III kann von Otto-Normalverbraucher auf Strasse und Rennstrecke mit exakt der gleichen Fahrwerkseinstellung perfekt bewegt werden. Das kompetente Rudel Fahrwerksgurus welche im Fahrerlager die hilflosen Mopeds der Rookies vergewaltigen, hat hier ausgedient.

Curva Grande - Alle Gänge durchschalten

Nirgendwo anders sind die scharfen 1000er besser zu bewegen als in Monza und nirgendwo anders verbreiten sie mehr Angst und Schrecken. Ich befolgte den Rat der fahrenden Referenz Berzerk "Nimm die Mille! Das Fahrwerk ist Weltklasse und damit traust Dich Vollgas geben!" und wechselte mit steifem Genick auf die Aprilia Mille Factory R.

Nach wenigen Runden dann ein erschütterndes Erlebnis in der Curva Grande. Ich verlasse die enge Schikane davor im Zweier und schalte bis zum Kurveneingang zur Grande durch bis in den 6er. Echte Rennfahrer schalten in den Kurven, ich schalte davor und halte mich am Motorrad fest. Dann wird der Gasgriff voll umgelegt und grimmiger Speed in Schräglage aufgebaut. Am Ende der Kurve richte ich meinen angsterfüllten Blick auf die Uhr und muss die Zahl 246km/h ablesen. Gerade als ich mir in die Hosen machen wollte, ging außen ein italienischer Kollege mit einer R1 vorbei. Volle Schräglage, voller Speed, dezenter schwarzer Strich am Asphalt. Dieses Schauspiel von knapp 250km/h Kurvenspeed bei Vollast wiederholt sich Runde für Runde und am Ende des Turns blickte ich erwartungsvoll auf den Hinterreifen. Keine Fetzen, keine Risse sondern ganz normaler Verschleiß mit einem glatten Reifenbild zieren den Reifen. Auch auf den starken Nippon 1000ern blieb der Reifen heil.

Für wen passt der Reifen?

Der neue Corsa III ist der Reifen für Streetracer und solche die es werden möchten. Empfehlenswert auf Supersportlern, scharfen Nakedbikes und schnellen Sporttourern. Wer in der Motorradsaison ein paar Ringtrainings einlegen möchte, braucht keinen Reifenwechsel einschieben. Der Corsa III macht alles mit. Die km-Laufleistung liegt auf dem Niveau des Vorgängers Diablo Corsa.

 
 
   

Alstare 1000er im Kies

Wie bei den teuren und exklusiven DVD Filmen gibt es auch auf 1000PS zwei unterschiedliche letzte Kapitel zur freien Auswahl. Entscheidet selbst, welche Story zu dem Foto euch besser gefällt.

Version A: NastyNils nimmt den Job als Reifentester ernst. Er geht in einer schnellen 4. Gang Kurve ans Limit und schenkt schon am Kurveneingang ein. Er steigert den Speed bis weit über Superstock WM Niveau und bringt den Reifen somit an die Grenzen. Nachdem er fast die ganze Kurve über beide Räder rutscht, muss er der traurigen Tatsache ins Auge blicken, dass dieses Experiment fehlgeschlagen ist. Kranken- und Fetzenwagen können nur noch die letzten Reste einsammeln.

Version B: NastyNils schlendert durch die Boxengasse, als ihm plötzlich ein hektischer Pirelli Typ eine Superstock WM Maschine unter den Hintern schiebt. Der arme Reiter stammelt kurz ein paar Fragen und kann nur noch die Worte vernehmen: "You have just 4 Laps with this Bike. GOOO!!!". Vollkommen hilflos rollt er die Boxengasse entlang und stochert im Getriebe herum. Getriebeschaden? Nein nur verkehrtes Schaltschema. In der ersten Schikane nach Start und Ziel fuchtelt der unwürdige Wicht immer noch an der Schaltung herum und rollt mit 50km/h in die enge erste Kurve. Plötzlich rutscht das Bike über den Asphalt. Erst jetzt beginnt der Pilot nachzudenken. "Ahaaa. Frische Reifen wurden aufgezogen, 15 Grad Außentemperatur und eiskalte Reifen." NastyNils schreit laut um Hilfe doch der Streckenposten bleibt ganz cool. Das teure Eisen rutschte nur am Sturzpad dahin und die Fahrt kann fortgesetzt werden. Unerkannt schiebt er das unbeschädigte Eisen zurück in die Box und ruft die Mami an.

   

Racing Entwicklungsleiter Stefan Fischer spricht

   

NN (NastyNils): Hallo Hr. Fischer. Neuer Diablo. Neuer Reifen. Was sind die Highlights im Vergleich zum beliebten Vorgänger Reifen?

PF (Pirelli Fischer): Immer das gleiche. Journalisten sind scharf auf Headlines und Highlights. Damit kann ich nicht dienen. Der Reifen ist eine beständige Weiterentwicklung zum Vorgänger. Einzelne Punkte herauszustreichen wäre falsch. Vom Entwicklungsansatz her, mussten wir durch unser Engagement in der Superstock 600 Serie einigen Wünschen der Piloten nachkommen. Der Reifen verträgt nun mehr Druck beim scharfen Anbremsen und Einlenken am Vorderrad. Dementsprechend mussten wir auch am Hinterrad reagieren. Da greift eines ins andere und schon bleibt kein Stein auf dem anderen.
 

NN: Der neue Reifen ist also ein strassentauglicher Rennreifen?

PF: Nein! Umgekehrt. Ausgangsbasis war ein Strassenreifen welchen wir auf Racing-Niveau gehoben haben. Entwicklungsziel war es Strassenfeatures wie z.b. Kilometerleistung auf dem selben Niveau zu halten und Features wie Grip und Traktion deutlich zu heben. Das Ergebnis ist ein Strassenreifen welcher in der Superstock 600 Serie welche im Rahmen der SBK WM gefahren eingesetzt werden kann.

NN: Herrlich! Jeder Diablo Corsa III Fahrer trägt also ein Stückchen Superbike WM auf seiner Felge. Irre.

   
   

MIRS? Wie immer werden neue Technologien mit besonders griffigen Namen versehen. MIRS steht für Modular Integrated Robotized System. Der Unterschied zu einer herkömmlichen Produktion ist leicht erklärt. Im Normalfall wird der halbfertige Reifen bevor er in den Backofen kommt in geraden Bahnen produziert und dann in Streifen geschnitten. Diese Streifen werden erst kurz bevor sie in den Vulkanisationsofen kommen in die zukünftige Reifenform gebracht. Besonders an den Reifenflanken kann es dann an den Innenseiten zu einer ungleichmäßigen Verteilung vom Material kommen.

Die Produktion mit der MIRS Technologie bringt im Wesentlichen 2 Vorteile.

Vorteil für den Konsumenten: 100% exakter Aufbau des Reifens. Es wird an jeder Stelle des Reifens genau die Menge an Material verbaut welche benötigt wird. Der Reifen ist während des gesamten Produktionsprozesses bereits in der endgültigen Form und so kann genauer gearbeitet werden. Nicht zuletzt deshalb haben die Pirelli Reifen die bekannt weiche Karkasse an den Flanken welche viele Dämpfungsaufgaben übernehmen kann.

Vorteil für den Hersteller: Die gesamte Reifenproduktionsanlage ist modular aufgebaut. Dadurch ist man bei der Reifenproduktion wesentlich flexibler. Mit wenigen Arbeitsschritten hat man die Anlage auf eine neue Mischung oder neue Reifenkomponenten umgestellt. Vor allem in der Prototypen-Produktion ein unbezahlbarer Vorteil.

   

Von den ersten Arbeitsschritten an, werden die Bestandteile des Reifens in der endgültigen Form verarbeitet.


Der Nullgradstahlgürtel wird aufgebracht.


Bald kommt der Reifen in den Ofen. Die Mischung an der Lauffläche wird aufgetragen. Beim Pirelli Diablo Corsa III in 3 Zonen. Weiche Mischung am Rand, harte Mischung in der Mitte.

   

Pirelli Diablo Spirit?

Am Ende der 2 Diablo Tage verstand ich was mit dem Diablo Spirit in den Presseunterlagen gemeint war. Lässige Rennen, coole und sehr motivierte Pirelli Mitarbeiter und viele schwarze Striche am Asphalt. Ein Stückchen Superbike WM und ein Stücken cooler Diablo Spirit findet sich in jedem dieser Reifen. Für Dich und mich ab Juni im Reifenhandel.

Bericht vom 22.05.2006 | 11.804 Aufrufe

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