Suzuki Intruder M1800R
Wenn der Winter seine eiskalte Hand bis in
den Frühling streckt und Straßen und Asphalt verdreckt, dann muss man ein
Zeichen setzen. Und manchmal ist dieses Zeichen sehr groß.
Ich habe zwei große Leidenschaften beim Motorradfahren: Die erste sind flotte Supersportler, potente Nakedbikes, wendige Supermotos und komfortable Sporttourer. Die zweite sind Cruiser. Vorzugsweise die ganz, ganz dicken, wie sie in jüngster Zeit in Mode gekommen sind. Und wie uns jetzt auch von Suzuki präsentiert wird. Als ich der M1800R beim Zweiradcenter in Gloggnitz zum ersten Mal begegne, glaube ich an eine übertriebene Studie zur Einschüchterung der Konkurrenz. Nicht Gegenwart, sondern Zukunft. Die M1800R wirkt wie ein bitterböses Dragbike, ein brutaler Riese im schwarzen Umhang. Das ist das Bike auf dem Courgan der Kurgise reiten würde, oder Batman. Trotz der fließenden, runden Formen ist da nichts Liebliches. Black Brutal statt Black Beauty. Auch die violette Version ist nicht weniger beunruhigend. Allein die Lackierung in "Metallic Sonic Silver" verliert etwas an Schrecken und zeigt sich elegant. Hier mag ein Begriff wie "Cruiser" einfach nicht passen. Das ist kein Cruiser, das ist eine Walze, passend zum 240er Gummi. Die Optik will die inneren Werte dieses Giganten keinesfalls verbergen, sie will davor warnen. 125 Pferde und 160 Nm ist die Gewalt, die im Gewaltigen wohnt. Bei eingehender Betrachtung fallen einem dann einige außergewöhnliche Details auf: Upside-Down Gabel, modernes Digitaldisplay auf dem Lenker, analoger Tachometer am Tank und eine einem Cruiser dieser Größe doch tatsächlich angemessene Bremsanlage. Der Scheinwerfer scheint sein Haupt zu senken wie ein Stier vor dem Angriff. Dieser Vorbau und die digitale Armatur helfen außerdem dabei, Geschwindigkeiten bis 140 erträglich zu machen. Beim Durchschlagen der 200er Grenze mußte ich allerdings nach wenigen Minuten das Handtuch werfen. Ich hätte mir vielleicht vorher die Hände am Lenker festbinden lassen sollen. Es ist immer wieder eine Freude, wenn man bei einem so abartig drehmomentstarken Bullen das Gas aufdreht und die Hölle losbricht. Wie dann alles plötzlich leicht wird, beim Raufschalten ein Stück nach oben geht und du denkst, du hebst gleich ab. Es ist ebenso absurd wie die Tatsache, daß ein Jumbojet die Erde verlassen kann, oder daß Flugzeugträger nicht untergehen. Auch im Kurvengeschlängel wird die dicke Suzuki leichtgängig und läßt sich mit der Zeit spielend einfach bewegen. Trotz der potenten Bremsen, die auch an der GSX-R 1000 mit einem Übermaß an Kraft klar kommen müssen, sollte man nie vergessen, daß es rund 400 bewegte Kilo sind, die es zu verzögern gilt, und zwar im Idealfall vor dem Auftreffen auf ein Hindernis. Dieses Gewicht bringt man gemeinsam mit der Intruder nämlich gerne auf die Waage. Das Fahrwerk arbeitet für einen Cruiser dieses Formats überdurchschnittlich gut. Vom Grundsetting her eher straff eingestellt, bietet die Suzuki dennoch jede Menge Restkomfort, was nicht zuletzt auch an den ausladenden Dimensionen der Solositzbank liegt, die auch dem dicksten Hintern ausreichend Platz bieten dürfte. Ein Soziussitz ist im Lieferumfang zwar enthalten, aber: Will man die Herrschaft über die Straße wirklich mit jemandem teilen? Und will dort hinten wirklich jemand sitzen? Für meine Körpergröße von 180cm scheint mir die Sitzposition wie maßgeschneidert, die Arme gerade nach vorne gestreckt, die Beine breit um den Motor gelegt, die Füße zeigen nach oben. Letzteres ist auch der Grund, wieso man in Kurven schnell mit den Fersen am Asphalt streift, ein Zeichen, daß die Fußrasten nicht mehr weit sind. Motorräder dieses Formats stellen selbst für zweispurige Fahrzeuge eine Bedrohung dar. Im Rückspiegel muß das wirken, als käme jemand auf einem überdimensionalen Rammbock daher, um irgendwas ganz Großes niederzureissen. Mit der M1800R ist es mir doch tatsächlich zum ersten Mal in Österreich passiert, daß ein verschreckter Autofahrer blitzartig den Pannenstreifen aufsuchte, um mich vorbeizulassen. In anderen Ländern wie Griechenland oder Spanien Usus, bei uns eine absolute Ausnahme, die sicher nicht auf humanitäres Gedankengut und fürsorgliche Nächstenliebe zurückzuführen ist, sondern einzig und allein auf akute Angstzustände. Vielleicht aber wollte der arme Mann das Motorrad nur kurz von der Seite sehen, oder sich am herrlichen Hinterteil ergötzen.
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Immer schön putzta, daß glänzta |
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Fazit: Suzuki Intruder M1800R 2006
Die M1800R spielt in einer Liga mit der Yamaha XV1900, Kawasaki VN 2000, Triumph Rocket III und Honda Rune. Ein großer Vorteil diesen Mitbewerbern gegenüber ist der Preis der Suzuki, der mit nur EUR 15.999,- Euro zum Teil weit unter dem Niveau der Konkurrenten liegt.- Viel Leistung
- hohe Geschwindigkeiten erreichbar
- drehmomentstark
- überdurchschnittliches Fahrwerk.
- Sehr hohes Gewicht - Bremsen am besten im Voraus als zu spät
- Aufgrund der Größe für Frauen eher ungeeignet
Bericht vom 07.04.2006 | 76.895 Aufrufe