Eine Skyteam Skymax durchquert ganz Österreich
Skyteam goes Austria
Bernhard aus Wien tourte innerhalb von 9 Tagen durch ganz Österreich und gibt uns durch seine Aufzeichnungen einen Einblick in das Durchhaltevermögen der Skyteam.
Die Idee für die Österreichrundfahrt entstand schon vor einigen Jahren und 2008 auf der Motorradmesse in Wien bin ich zum ersten Mal auf die Firma Monkey King und dessen Gründer Philipp Weihs gestoßen. Diese importiert die Marke Skyteam, die wiederum einige japanische Motorräder aus den 70ern und 80ern neu aufgelegt hat. Optisch sind die Bikes sehr authentisch, technisch wurden sie für die heutigen Tage fit gemacht, wie man unter anderem an der vorderen Scheibenbremse erkennen kann. Mit bis zu 125ccm sind die Mopeds erhältlich. Durch das geringe Gewicht und die eher kurze Übersetzung sind die Fahrleistungen angesichts der überschaubaren PS-Anzahl recht beachtlich. Da ich ein Fan von Retrobikes bin finde ich es total super, dass die Miniflitzer aus Japan wieder zum Leben erweckt werden. Und der Ausführung der Bikes wurde sehr viel Aufmerksamkeit geschenkt. Die allermeisten Bauteile die nach Chrom ausschauen, sind auch aus echtem Metall. Auch die Schweißnähte sind im Großen und Ganzen schön gemacht. Man muss natürlich sagen, dass die Qualität nicht ganz an das Original herankommt, aber angesichts des günstigen Preises finde ich das Gebotene sehr fair. Meine Wahl fiel auf das Modell Skymax 125. Sie ist der Honda Dax nachempfunden und bietet serienmäßig gute Voraussetzungen für eine weite Reise mit Gepäck. Letzteres wird allerdings streng rationiert. Ich habe ein 30 Liter-Topcase montiert und einen Seesack lege ich am Soziusplatz quer drauf. Wichtig ist mir, dass ich das nötigste Werkzeug und Ersatzhebel für Bremse und Kupplung mit habe. Sonst nur Ersatzgewand und normale Schuhe. Wie man sich vorstellen kann, bleibt da kein Eckchen ungenutzt.
Tag 1
Nach meiner Abschiedsfeier fiel mir das Aufstehen um 05:16 natürlich ziemlich schwer. Aber ab dem Zeitpunkt, an dem die Reise los ging, war ich wieder eins mit der Welt. Mein erster Stopp war der Domplatz in St. Pölten. Bei der Zufahrt glaubte ich in einem Schlagloch mein Vorderrad verloren zu haben - am Domplatz waren gerade die Ausgrabungsarbeiten einer alten Siedlung voll im Gange. Von St. Pölten ging es weiter nach Krems und durch die Wachau. Sehr gut zu meinem Untersatz passen auch die engen Gassen der Ortschaften an der Donau. Hier kann die Skymax ihre Wendigkeit voll ausspielen. Weiter ging es vorbei am Kraftwerk in Ybbs nach Linz. Der Ausblick auf den Norden von Linz inklusive dem Pöstlingberg war ein sehr schöner Rahmen rund herum. Dann ging es weiter Richtung Mondsee, doch nach kurzer Zeit bemerkte ich, dass mein eigens angefertigter Hitzeschutz am Auspuff lose war. Die Vibrationen des mächtigen Reaktors waren wohl zu viel. Dank meines umfangreichen Bordwerkzeugs konnte ich das Ding aber in kurzer Zeit wieder provisorisch befestigen.
Tag 2
Am nächsten Tag war eine tolle Morgenstimmung über den Mondsee ausgebreitet und ich verließ demn Ort in Richtung Salzburg Stadt. Traumhafte Kurven leiten den fahrerischen Tag ein. Um den Gaisberg herum sind sanfte Hügel mit saftigen Wiesen. In Salzburg angekommen parkte ich mein Geschoß schräg gegenüber von der Pferdetränke und spazierte vorbei am Festspielhaus zur Domkirche. Da die Sonne gnadenlos herunter brennt packe ich auf mein Gepäck noch die Jacke für die Stadtfahrt drauf. Sieht zwar sicher komisch aus, wenn das Gepäck schulterhoch aufgestapelt ist, aber es ging nicht anders. Mein nächster Stopp erfolgte am Salzburgring. Dort war gerade ein Drifttrainig im Gange. Echt irre, da stehen die M3 BMWs zu Haufe rum. Weiter ging es über das kleine Deutsche Eck nach Lofer. In Deutschland führte meine Route entlang der Saalach, sehr schöne Gegend. Nachdem ich das Inntal bis Innsbruck geschafft hatte, steuerte ich die Harley Bar im Einkaufszentrum DEZ an. Mein absolutes Lieblingslokal, dort gibt es echt leckere Burger aller Art. Der Ausblick auf die Alpen rund um Innsbruck ist atemberaubend, jedesmal aufs Neue. Weiter geht es über den Fernpass Richtung Berwang, meinem Quartier für die nächsten 4 Nächte.
Tag 3
Von Berwang aus geht es über Namlos und Elmen ins Lechtal. Sehr schöne Gegend und traumhafte Kurven. Da es aber in der Nacht Minusgrade hatte, ließ ich es ruhig angehen. Aus dem Augenwinkel sah ich eine Holzbrücke über den Lech, abseits der Straße, und kurzerhand steuerte ich sie an. Über einen steilen Trampelpfad fahre ich direkt zum Lechufer. Anschließend ackerte ich wieder zur Straße hinauf. Man mag es kaum glauben, aber ich hatte alle Hände voll zu tun, das Vorderrad am Boden zu halten. Weiter geht es über den Tannbergpass nach Vorarlberg. Auf der Passhöhe ist der Winter noch allgegenwärtig, neben der Straße türmen sich die Schneemassen. Die erste Anlaufstelle in Bregenz ist der Bodensee. In Bregenz wurde ich dann im Zuge einer Verkehrskontrolle angehalten. Nach genauer Prüfung meines geklebten Luftfilters und der Übersetzung übergab mir der Beamte den Zulassungsschein mit den Worten scharfes Gerät wieder und grinste. Zurück nach Tirol geht es über den Arlbergpass. Beginnend von Klösterle schlängeln sich die schönsten Kurven meiner bisherigen Reise den Berg hinauf. Auf den Flexenpass machte ich dann auch noch einen Abstecher. Die Anstrengungen nahm die Skymax sehr gelassen hin, keinerlei Probleme mit der Höhe. Der Motor ist sehr angenehm zu fahren, die meisten Kehren gehen bei beherzter Fahrweise mit dem 3. Gang; da von unten raus sehr viel Kraft da ist. Von Pains ging es entlang von einer schönen Bahntrasse aus Steinmauern nach Imst zum Abendessen. Anschließend ging es über den Fernpass wieder nach Berwang. Da kein Verkehr war machte ich mir die Gaudi, ließ alle Pferde aus dem Stall und stellte eine neue persönliche Bestzeit auf.
Tag 4 und Tag 5
Am vierten Tag waren erstmals Wolken am Himmel. Um 8 Uhr ging es Richtung Garmisch Partenkirchen los. Am Plansee waren nicht nur tolle Kurven, sondern auch eine wunderschöne Morgenstimmung. Nach vielen Fotos ging es weiter, vorbei an Schloss Linderhof nach Deutschland. Die Landschaft wandelt sich hier dramatisch von karger Alpenlandschaft in Märchenwald mit vielen Bäumen und Moos. Nach einem Schweinsbraten in Wallgau fuhr ich direkt über Krün nach Innsbruck. In Innsbruck spazierte ich durch die Innenstadt und besichtigte das Schloss Amrass. Dann fuhr ich auf den Bergisel, da gäbe es das Tirolpanorama und die Sprungschanze zu besichtigen. Mir reichte aber der Ausblick über das Inntal. Dank dem Föhn im Rücken ging es zügig über den Fernpass nach Berwang. Am fünften Tag schaute ich nach einem ausgedehnten Frühstück mal durch mein Affenmoped und spannte die Kette nach. Anschließend spazierte ich durch Berwang und am Nachmittag war eine Wanderung auf den Almboden angesagt.
Tag 6
Die Wolken hüllen die Gipfel rund um Berwang ein. Ich starte heute meine Schlössertour richtung Füssen. Ab der deutschen Grenze setzt Nieselregen ein und da es auch ziemlich kalt ist, ziehe ich bald die dicken Handschuhe an. Schon am frühen Vormittag herrscht reger Besucheransturm auf das Schloss Neuschwanstein. Nach einigen Fotostopps erreiche ich den Lechfall bei Füssen. Ein sehr imposantes Schauspiel, wie sich das Wasser in die Tiefe stürzt. Anschließend geht es zurück nach Reutte. Als ich Reutte Richtung Berwang verlasse sehe ich am Straßenrad eine umgebaute BMW R90. Tiefer Ledersattel sowie taschen links und rechts. Die Felgen, Auspuff und der Motorblock schwarz lackiert. Sah echt fetzig aus. Finde es immer wieder toll, wenn historische Fahrzeuge derart gepflegt werden. Nach der kurzen Besichtigung geht es nach Rinnen. Dort ist die höchst gelegene Brauerei Österreichs zu finden. Nach Rinnen halte ich mich links und fahre Richtung Mitteregg. Schon bei der Zufahrt ahne ich, dass es hier sehr beschaulich zugehen muss, denn die Straße wird immer schmaler bis nur mehr ein Auto Platz hat. Am Retourweg mache ich einen kurzen Abstecher Richtung Namlos. Denn hier ist eine Häufung von traumhaften Kurven und Kehren, die kann ich mir bei diesem sehr schön gewordenen Tag nicht entgehen lassen.
Tag 7
Nach vier Tagen in Berwang geht meine Rundfahrt weiter Richtung Lienz. Nach kurzer Wartezeit vor dem Leermoser Tunel und einem kurzen Gespräch mit einem ungeduldigen Autofahrer ging es über den Fernpass. Kurz darauf war ein Megastau, mein braves Achterl und ich flogen aber an der Kolonne vorbei. Über das Inntal ging es weiter nach Stams und Jenbach. Dort biege ich ins Zillertal ein. Hier ist nichts mehr von der unschönen Industrie des Inntals zu sehen. In Zell am Ziller mache ich eine kleine Rundfahrt und biege dann links Richtung Gerlos ab. In vielen Kehren gewinne ich hier schnell Höhenmeter. In einem sehr schmalen Tal geht es dem Gerlosbach entlang. In Gerlos mache ich eine Pause für Mensch und Maschine. Der nächste Stopp ist beim Speicher Durlaßboden zur Talsperre. Die weitere Straße hinunter zu den Wasserfällen ist ein Traum in asphaltgrau. Wunderschöne Landschaft mit herrlichen Kehren. Auf dem Weg Richtung Mittersill höre ich ein helles Klingeln, das nicht normal war. Nach ein wenig horchen und schauen, was das sein könnte, entdeckte ich, dass sich die Tachowelle aus der Nabe gelöst hatte. Ich versuchte, den Fehler zu beheben, aber nach wenigen Metern trat derselbe Fehler wieder auf. Diesmal verlor ich den Schneckenantrieb. Somit blieb mir nichts anderes übrig, als die Tachowelle zwischen Scheinwerfer und Lenker zu verkeilen. Nach Mittersill geht es weiter über den damals noch offenen Felbertauern. In Osttirol angekommen, sticht die Kirche in Matrei mit Ihrem Schindeldach sofort ins Auge. Mit dem letzten Tröpfchen Sprit erreiche ich Lienz, nach tanken und dem Einkauf steuere ich den Brauereiwirten an.
Tag 8
Erstes Highlight des Tages ist der Plöckenpass. Beschwingt wedle ich durch die herrlichen Kurven nach Kötschach. Nach der Besichtigung der Kirche fuhr ich auf die Windische Höhe. Der Asphalt ist in diesem Abschnitt sehr schlecht, aber die Aussicht von der Anhöhe ist wunderbar und gemeinsam mit den vielen Kurven eine volle Wiedergutmachung. Durch das Gailtal und über Paternion ging es weiter zum Millstättersee. Dort wurde Benzin gebunkert und dann nahm ich Kurs auf die Turracher Höhe. Sanft geht es vorerst durch ein sehr grünes und saftiges Tal hinauf. Dann wird es aber brutal steil. Schnell geht mir im 4. Gang die Luft aus; also 3. Gang. Der macht es auch nicht lange; 2. Gang. In Gedanken falte ich die Hände zum stillen Gebet, und bitte um ausreichend Schub. Die 2. packt es schlussendlich, die Fuhre auf 1795 Meter zu wuchten. Und 23% Steigung sind nun mal kein Kindergeburtstag. Auf der Anhöhe ist Ende April definitiv noch Winter, es weht eisiger Wind und um nicht zu erfrieren, geht es rasch weiter Richtung Steiermark. Die Straße schlängelt sich an einem Gebirgsfluss entlang, und macht all seine harmonischen Biegungen mit. Ein echter Genuss. In Predlitz biege ich rechts ab und folge der Mur bis Stadl. Nach einer Jause geht es weiter zum Kärntner Wörthersee. Neu asphaltierte, breite Straßen schlängeln sich wieder herunter. Auch die weißen Mäuse genießen diesen Tag und sind fleißig unterwegs. Da ich mit meinem Achterl meistens die erlaubte Geschwindigkeit nicht erreiche, habe ich im Verlauf dieser Reise eine komplett entspannte Haltung der Exekutive gegenüber erlangt. Nach Fotostopps am Wörtersee und in Minimundus geht es in die Innenstadt.
Tag 9
Da die gestrige Etappe kürzer als geplant ausfiel, machte ich mich zeitig auf den Weg. Die Strecke führte vorbei am Stausee Völkermarkt, und am Klopeinersee. In Lavamünd biege ich Richtung Soboth ab und schraube mich in engen Serpentinen hoch. Immer wieder hat man eine tolle Sicht über Kärnten. Rasch werden die Radien größer und die Steigungen sanfter. Ein tolles Gefühl, so leichtfüßig durch den Wald zu wedeln. Bei der Abfahrt zur Ortschaft Soboth mache ich eine Rast auf einem sonnigen Bankerl. Anschließend ging es weiter nach Deutschlandsberg und Graz. Kurz vor Graz kündigte sich durch schlechte Gasannahme das Ende des Benzinvorrates an. Guter Dinge griff ich zum Benzinhahn um auf Reseve um zu schalten. Doch da erst bemerkte ich, dass der schon auf Reserve war! Als ich da nun so stand, fiel mir auch bald ein, dass ich in Lienz vergessen hatte umzuschalten. Laut Navi ist die nächste Tankstelle nicht allzu weit weg. Nach Auffüllen des Tanks und Umschalten auf Normal gehe ich in Windorf auch gleich Essen. Von Graz geht es weiter Richtung Hartberg. Schnell hat man die Häuserschluchten von Graz hinter sich gelassen, und findet tolle Kurven zum genießen. In Hartberg mache ich eine Kaffeepause. Dabei studiere ich den Wetterbericht für morgen, welcher starken Regen vorhersagte. Da die Entfernung nach Wien bewältigbar schien, beschloss ich kurzerhand, gleich heute bis nach Wien zu fahren. Ich machte mich auf den Weg und nach Eisenstadt machte ich einen Abstecher, um das Esterhazy Schloss zu sehen. Kurz vor Wien gab es noch mal einen kurzen Tankstopp und dann war es auch schon geschafft. Nach diesem Marathontag genoss ich das kühle Feierabendbier samt Abendessen besonders.
Fazit
Alles in Allem war meine Reise ausgesprochen schön und abwechslungsreich. Österreich hat so viele herrliche Landschaften, dass es eine Reise wert ist. Wenn ich die schönste Destination nennen müsste, wären dies die Krimmler Wasserfälle. Tolle Kurven, tolle Aussicht. Die Skymax würde ich wieder für so eine Tour wählen, sie hat sich bewährt. Man wird mir ihr nie angefeindet, nicht mal wenn man in Fußgängerzonen unterwegs ist. Weder die große Beladung noch die Hitze oder die langen Anstiege haben sie überfordert. Wenn man die Landschaft genießen will, sind die erreichbaren Geschwindigkeiten ausreichend. Es kam sehr oft auch bergauf Motorradfeeling auf. Durch die wenigen Schaltvorgänge und die gute Motorbremse kommt schnell ein harmonisches Fahrgefühl auf und man kann sich auf das Rundherum konzentrieren. Natürlich merkt man die geringen Kreiselkräfte der 10-Zöller, aber wer locker auf dem Moped sitzt, kann eine saubere Linie fahren. Das Fahrwerk kam sehr gut mit der Beladung klar. Nur lange schnelle Kurven mit Bodenwellen bringen Unruhe ins Fahrzeug. Auch die Sitzposition ist sehr entspannt und die Sitzbank sehr freundlich zum Hinterteil. Da - bis auf den Tachoantrieb - alle Teile klaglos über die ganze Distanz funktioniert haben, bin ich restlos von der Qualität des China-Bikes überzeugt!
CHRISTY
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