Iceracing in Schweden

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Vor ca. einem Jahr, bekam ich per Mail ein paar unglaubliche Fotos zugesandt: Da fuhr ein offensichtlich komplett Verrückter mit einer Spikebereiften GSXR 600 auf blankem Eis. Die Fotos haben mich so fasziniert, dass ich mich auf die Suche nach diesem Menschen machte, und schließlich auch in einem abgelegenen Ort in Schweden fand. Natürlich dauerte es nicht lange, bis ich mich entschloss, nach Schweden zu fahren. Schließlich war es am 25. März soweit und ich saß mit 5 weiteren Motorradfahrern sehr aufgeregt im Flugzeug nach Stockholm.

Nach weiteren 7-Stunden Autofahrt erreichten wir gegen 8 Uhr abends die einzige Unterkunft dieser verlassenen Gegend, eine Reitschule, wo wir eine gemütliche Hütte bezogen. Was wir nicht wussten war, dass es im Umkreis von ca. 50 km nur eine Pizzeria gab, die allerdings schon um 7 Uhr abends schloss. Trotz knurrendem Magen haben wir aber recht gut geschlafen und waren Motiviert, unser "Abenteuer Iceracing" zu bestehen.

Am nächsten Tag, pünktlich um 10 Uhr früh, trafen wir dann erwartungsvoll den Besitzer der Eismotorräder - Per Antonio Hansson - einen ehemaligen Superbikefahrer. Alle gleichzeitig stürzten wir uns auf die bereitstehenden Bikes. Zur Verfügung standen eine Kawasaki ZX6R eine GSXR 600 und eine Honda NSR 250. Alles was diese Maschinen von normalen Rennmotorrädern unterschied, waren die Reifen, die mit unzähligen 10mm Spikes bestückt waren. Somit war natürlich sofort klar, was als erstes ausprobiert werden musste: Was passiert bei einem "Burnout on Ice"?

Nachdem sich die erste Euphorie gelegt hatte erklärte uns Per und sein Mechaniker Knut aus Norwegen den Ablauf unseres Iceracing Camps. Die Rennstrecke befindet sich auf einem zugefrorenen See und ist individuell gestaltbar. Der See ist 15 km lang und ca. 3 km breit. Also Platz ist genug. Mit einem Schneepflug und einem speziellen Eisglättgerät wird eine ca. 3-4 Kilometer lange Rennstrecke konstruiert. Das macht Per nach Gefühl, denn durch seine Jahrelange Erfahrung im Rennsport kennt er die beste Mischung zwischen schnellen und langsamen Kurven und natürlich auch High Speed Abschnitten. Nachdem wir die Strecke mit dem bereitstehenden Alfa begutachtet haben, ging es mit leicht erhöhtem Puls und großer Skepsis an die Motorräder.

Die erste Runde auf Eis. Naja, hab ich mir gedacht - kann nicht so schlimm sein, schließlich hab ich doch schon einiges erlebt. Auf der ersten Geraden war es nicht schwer, am Gasgriff zu drehen, doch spätestens die erste Kurve setzt die Überlebens-Mechanismen des menschlichen Gehirns in Gang. *klick* - blankes Eis - *klick* - 150 km/h - *klick* - scharfe Linkskurve - *klick* die Äugen werden groß, das Spatzi wird klein, die Hand an der Bremse zaghaft, der Wille um die Kurve zu fahren nicht ganz 100%ig. Und trotzdem klappt es, und zwar gar nicht schlecht. Die verkrampften Arme entspannen sich, der Nacken wird locker, die Lippen haben leichte Abdrücke von den Zähnen.

Gleichzeitig steigt das Vertrauen in die Reifen, in die Maschine - und in dich selbst. Nach und nach gewinnt der experimentierfreudige Fahrer an Vertrauen in die 10mm Spikes und lässt das Hinterrad gekonnt sliden. Vorderradrutscher sind trotzdem sehr unangenehm, aber doch immer wieder abzufangen. Der Speed steigt von anfänglichen 50 auf mutige 250km/h. Yeah, Baby - das ist Rock ´n Roll. Slides werden gekonnt mit dem Gasgriff gesteuert und ganze Kurven werden im Drift gemeistert.

Nach zwei Tagen auf Eis ist es klar. Im Regen werde ich nicht mehr überholt. Auch ein kleiner Rutscher am Hinterrad wird mich da nicht mehr beunruhigen. Der Respekt vor dem rutschenden Vorderrad wird bleiben, aber Angst und verkrampfte Zuckungen am Lenker sind Vergangenheit.

 

Ich komme wieder - nächstes Jahr wird das Eis wieder brennen.

Informationen zum Iceracing auf www.xdreamholidays.at

2 spektakuläre Videos auf www.blumenpfluecker.com

 

Autor

Bericht vom 19.04.2004 | 3.987 Aufrufe

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