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Shinya Nakano: Der stille Japaner rechnet mit Honda ab und spricht über das Abenteuer Superbike-WM.

Superbike News

Die neue Familie

 

Shinya Nakanos Wechsel zu Aprilia in die Superbike-WM war einer der Transferknüller im Herbst. Der Japaner gilt als ein sehr angenehmer Zeitgenosse, vielleicht war auch exakt diese Gutmütigkeit ein Grund, warum er sich in der MotoGP Ende 2008 nicht mehr positionieren konnte. Unvergessen sind sein 250er-WM-Duell 2000 mit Olivier Jacque und der Horrorsturz in Mugello mit der MotoGP-Kawasaki 2004 bei mehr als 300 km/h.
 

Sie haben nach der Verpflichtung bei Aprilia davon gesprochen, Max Biaggi wäre ein Idol aus ihrer Jugendzeit, wie kann man sich das vorstellen?

Shinya Nakano: Als Junge habe mir die Grand Prix im Fernsehen angeschaut. Damals hat in der 250er-Klasse Tetsuya Harada gegen Max Biaggi um den WM-Titel gekämpft. Mein Held war damals Harada und ich habe danach auch den gleichen Karriereweg gemacht und bin jetzt, wie auch Tetsuya einst, bei Aprilia. Durch die vielen spannenden Duelle mit Harada wurde auch Biaggi zu einem meiner Idole.

Wie würden Sie den Stil von Biaggi als Rennfahrer charakterisieren?

Max und ich sind uns auf dem Motorrad sehr ähnlich. Wir pflegen beide einen sehr flüssigen und eher ruhigen Fahrstil. Wir sind jetzt zwar Teamkollegen müssen aber dennoch gegeneinander antreten.

 
Der Aprilia-Deal kam sehr spät zu Stande. Waren Sie so lange blockiert?

Um ehrlich zu sein, wollte ich in der MotoGP-WM bleiben. Ich hatte die Möglichkeit, eventuell in einem anderen Team zu fahren oder als Testpilot weiter zu machen. Aber das war nicht, was ich wollte. Wenn ich noch ein paar Monate gewartet hätte, wäre die Chance auf einen Platz in der MotoGP-WM vorhanden gewesen.
 

Wann kam Aprilia in Spiel?

Eigentlich zur gleichen Zeit Ende Oktober. Das Angebot war für mich sehr interessant. Ausserdem ist klar, dass Aprilia wirklich weiss, wie man den Rennsport pflegt. Das war für mich auch ein Grund, die Herausforderung mit Aprilia in der Superbike-WM anzunehmen. Das Team ist wie eine neue Familie.
 

Sind Sie enttäuscht von Honda. Sie durften die neue Honda seit Brünn fahren und haben gute Ergebnisse erzielt. Haben Sie noch an die Chance in der MotoGP geglaubt?

Meine Ergebnisse zu Beginn der Saison waren nicht gut. Ich konnte zwar Punkte holen, lag aber zumeist ausserhalb der Top-Ten. Ein Team wie Gresini-Honda hat aber zu recht mehr erhofft, sie haben mich in der Nähe von Podiumsplätzen erwartet
 

Aber mit der neuen Kunden RC212-V lief es ab Brünn deutlich besser.

Ja, ich konnte um Plätze zwischen 4 und 6 fahren und war der Meinung, ich könnte somit in der MotoGP bleiben. Aber dann haben plötzlich die anderen Jungs, die in der WM-Tabelle deutlich hinter mir lagen, ihre Verträge für 2009 unterzeichnet. Es schien mir zu diesem Zeitpunkt, als brauchte ich einen anderen Reisepass. Als Italiener oder Spanier wären meine Chancen wohl besser gewesen. Die Sache hatte wohl nicht viel mit den Ergebnissen zu tun, aber mit besseren Resultaten wäre es dennoch ein wenig leichter gewesen.

 
Aber Ihre Beziehung zu den Honda-Leuten war doch stets gut?

Honda-Pilot zu sein, war immer mein Traum. Ich kam als Yamaha-Zögling in der MotoGP-WM zu Kawasaki. Dann kam Honda. Ichiro Honda und Ayrton Senna sind meine Helden. Aber es war bei Honda nicht so einfach. Es war nicht so, dass ich mich nur auf das Motorrad setzen habe müssen, und schon ist es laufen. Ich war bei Honda immer ein Privatfahrer.

 
Wie sehr war das ein Nachteil und wie hat es sich bemerkbar gemacht?

Ich habe immer wieder nach Änderungen gefragt, aber die Antwort liess immer sehr lange auf sich warten, oder es gab gar keine Reaktion. Mit Kawasaki haben wir in den drei Jahren viele verschiedenen Rahmen und andere Modifikationen ausprobiert, das war bei Honda dann nicht der Fall. Die Zeit bei Kawasaki war fantastisch. Ich bin aber überzeugt, dass ich bei Aprilia auch volle Unterstützung haben werde.

 
Kawasaki wäre eine Option in der MotoGP-WM gewesen. Hätten Sie dort tatsächlich unterschrieben?

Ich bin Hopkins immer wieder hinterhergefahren und habe gesehen, dass bei Kawasaki wohl nicht alles optimal gelaufen ist. Aber die Basis des Motorrades stammte von meiner Arbeit mit der 1000er-Ninja und zusammen mit den Japanischen Ingenieuren hätte ich sicher auch etwas weiterbringen können. Ich denke, als Spanier hätte ich den Platz bei Kawasaki bekommen. Ich hatte aber genug von den Spielchen.

Wie intensiev haben die Sie Superbike-WM in den vergangenen Jahren verfolgt?

Ich muss mich noch mehr mit der Superbike-WM beschäftigen, deswegen bin ich auch nach Portimão gereist. Alles ist hier neu, ich muss mir auch die Fahrer genauer anschauen.

 
Haben Sie sich bei Ihren Landsleute wie Haga oder Kagayama Informationen beschafft?

Ja, ich könnte diese Jungs fragen. Ich kenne Haga San und Kagayama San aus unserer gemeinsamen Zeit bei den Minibikes in Japan. Ich bevorzuge aber, die Erfahrungen selbst zu machen. Ausserdem sind wir auf der Strecke Rivalen. Wenn ich meine Erfahrung aus der MotoGP-WM nutze, wird es auch hier klappen.

 
Die Superbike-WM gewinnt, nicht zuletzt dank Fahrern wie Ihnen, Checa oder Biaggi immer mehr an Bekanntheit. Die Rennen sind sehr intensiv, scheuen sie den Ellebogen-Kontakt?

Ich muss in der Superbike-WM hart kämpfen, vielleicht härter als in der MotoGP. Die Superbike-Rennen sind bis zur letzten Runde spannend, vor allem auch wegen der Einheitsreifen, man weiss nie, was passiert. Aber auch im MotoGP wird hart gefahren.

 
Viele Leute sagen, die Superbike-WM ist familiärer. Was bevorzugen Sie?

In der MotoGP ist alles sehr professionell, das Fahrerlager wirkt manchmal ein wenig nervös. In der Superbike-WM gehen die Leute ein und aus, die Fahrer haben mehr Kontakt. Ich bevorzuge aber eher den Stil der MotoGP-WM.

 
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Text: Johannes Orasche

Autor
karolettaLambretta

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Bericht vom 10.12.2008 | 3.623 Aufrufe

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