Test-Video | BMW C Evolution 2014 - Elektro Scooter im Test

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Online seit: 05.05.2014

Testbericht

BMW C evolution

BMW C evolution

72 Nm ab Start. 4 Fahrmodi. Energierückführung wie in der Formel 1. Bist du da, Zukunft?

72 Nm ab Start. 4 Fahrmodi. Energierückführung wie in der Formel 1. Bist du da, Zukunft?

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BMW C evolution Elektroroller Test

1000PS unter Strom. Evolution oder Revolution? Der BMW C evolution klingt wie ein Speeder Bike aus Star Wars und fährt wie ein Raumgleiter.

 
Speeder Bikes sind diese schwebenden Jetskis mit Kakerlaken-förmigem Körper, die im Kampf um den Waldplaneten Endor in Star Wars Episode IV zum Einsatz kommen. Wenn die sichtlich veralteten Geräte vorbeizischen, erzeugen sie ein heulendes Geräusch, das jenem einer Horde C evolution sehr ähnlich ist; zumindest war es der erste bekannte Sound, der mir in den Sinn kam. Als Fahrer ist das kaum zu hören, nur als Passant denkt man sofort an Robocop-Roller. Auch in anderen Science-Fiction Filmen wurden supermoderne Fortbewegungsmittel mit oder ohne Räder in gleicher Art vertont. Also entweder können Ridley Scott und James Cameron tatsächlich in die Zukunft schauen, oder die Sounddesigner von BMW sehen im Kino am liebsten Cpt. Kirk und Co. Oder die dritte, vollkommen unwahrscheinliche Möglichkeit der distinktive Gesang ist einfach eine Folge des Antriebs und der Technik.

Das Thema Verbrauch auf die Spitze getrieben: 0/100km

Als EfficientDynamics bezeichnet BMW die deutliche Reduzierung von Verbrauch und Emissionen bei gleichzeitig gesteigerter Leistung und Fahrfreude, was als Leitgedanke zur Entwicklung sparsamer wie dynamischer Automobile dient. Da BMWs Motorräder ohnehin naturdynamisch und bekannt für ihren niedrigen Verbrauch sind, galt es also, das Thema Verbrauch auf die Spitze zu treiben, also komplett zu reduzieren. Der neue Roller verbraucht direkt gar keine fossilen Brennstoffe mehr, sondern nur noch Strom der natürlich auch irgendwie erzeugt werden muss, aber es wäre zu komplex und nicht an der richtigen Stelle, diese Problematik hier auch noch einzuflechten. http://www.motorrad-bilder.at/thumbs/500x375/slideshows/291/010965/bmw-rninet-guzzi-griso-2014-106.jpg
Sieht aus wie ein Navi, ist aber keins. Noch nie haben wir der Restreichweite soviel Aufmerksamkeit geschenkt. Auch Energieentnahme und -rückführung werden mittels Balken abgebildet.

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BMW präsentierte den C evolution nicht zufällig in Barcelona. Elektromobilität ist hier ein großes Thema, auf den mit Verkehrsampeln übersäten Straßen ist die Dichte an Hybrid-Taxis und E-Fahrzeugen nicht zu übersehen. Vor 2 Jahren bereits wagte man sich mit einer Vorserie bei den olympischen Spielen an die Öffentlichkeit, jetzt erklärte man das Projekt nach 5 Jahren Entwicklungszeit für serienreif und stellte die ersten Exemplare einen Tag nach der Pressevorstellung zu den heimischen Händlern. Vielleicht war die Deadline an die Garantie geknüpft, mit einer "Ladung" 100 km weit fahren zu können, was für einen Großroller durchaus als Mindestvoraussetzung gesehen werden kann, zumal BMW nicht auf entsprechende Fahrleistungen verzichten wollte.

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Braucht keine Sonderlösung mit ausklappbarem Hängesack, schluckt auch so einen Integralhelm. Leider nicht über das Zündschloss zu öffnen.


4 Fahrmodi ständig anwählbar.


Der 265 Kilo schwere C evolution (C600 Sport: 249 kg, C 650 GT: 261 kg) wird von einem flüssigkeitsgekühltem E-Motor angetrieben, der eine Nennleistung von 15 PS und eine Maximalleistung von 47,5 PS leitet. Das Drehmoment beträgt 72 Nm und steht bis zu einer Drehzahl von 4.500 U/min. zur Verfügung. Gespeist wird der Motor von einer luftgekühlten Lithium-Ionen-Hochvoltbatterie mit einer Ladekapazität von 8 kWh. Für eine Komplettaufladung gibt BMW eine Zeit von 4 Stunden an, über eine gewöhnliche 220 V Steckdose und mit einem Ladestrom von 12 A, wobei sich die Stromstärke am Ladegerät zwischen 6 und 13 A regulieren läßt.

Mit einer Reichweite von 100 km käme sogar ich mit 80 km Pendlerei täglich locker durch den Tag und könnte zu Mittag noch die Wurstsemmeln für's Büro liefern. Außerdem stehen dem Fahrer 4 verschiedene Fahrmodi zur Verfügung, die er nach Belieben oder Notwendigkeit - auch während der Fahrt - über einen Knopf am rechten Lenkerende anwählen kann. Der C evolution macht sich die Energierückgewinnung, Rekuperation genannt, in Bremsphasen zunutze, was manchen aus der Formel 1 bekannt sein dürfte. Energieabgabe und -rücknahme funktionieren aber natürlich nicht in allen Fahrmodi in gleich starker Weise.

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Komponenten und Sicherheitsstandards der Automobile.


Im Standarmodus "Road" fährt man mit normaler Beschleunigung, während im Schiebebetrieb 50% und beim Bremsen volle Rekuperation stattfindet. Der "Eco Pro" Modus dagegen schränkt die Beschleunigung ein und maximiert die Rekuperation. Der Modus "Sail" wiederum schaltet die Motorbremswirkung und damit die Rekuperation beim Gaswegnehmen völlig aus, das Fahrzeug rollt beinahe wie ein Fahrrad widerstandslos dahin. Schließlich darf ein "Dynamic Mode" nicht fehlen, der als einziger die volle Beschleunigung bietet und ebenfalls stark rekuperiert.

Bei der Entwicklung dieser Technik bediente sich BMW tatsächlich der Synergieeffekte mit dem Automobilbau und einiger Komponenten, wie sie beispielsweise auch im i3 zum Einsatz kommen. So werden auch die strengen Sicherheitsstandards nach ISO 26262 erfüllt. Während es in einem Quader mit 4 Rädern noch relativ einfach ist, massive Bauteile stilvoll zu verpacken und klobige Formen elegant zu kaschieren, war es beim Scooter eine der größten Herausforderungen, Dynamik über die Innereien zu legen, die die Eleganz von aufeinander gestapelten Bierkisten haben. Nicht nur die Ingenieure, auch die Designer haben Meisterhaftes geleistet. Nur die Sitzbank könnte mehr Polsterung vertragen, da das Fahrwerk recht hart abgestimmt ist.

 

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Hier kaum zu sehen ist der Knopf für den Retourgang. Ginge theoretisch auch 120 km/h.

Einschalten wie ein Haushaltsgerät.

Um die Kraft effektiv und effizient auf die Straße zu bringen, wird deren Abgabe durch einen sogenannten Torque Control Assist, also eine Drehmomentkontrolle, reguliert. Abhängig vom Hinterradschlupf reduziert der Assistent das Antriebsmoment. Ohne diesen wäre es sicher eine spannende Herausforderung, überhaupt das Anfahren schadlos zu überstehen. An Automatik hat man sich ja bereits gewöhnt, an die ordentliche Leistung von Großrollern auch, aber der C evolution ist eine Begegnung der dritten Art. Man startet den E-Scooter nicht, sondern schaltet in auf "On", so wie jedes andere Haushaltsgerät, das dann zwar noch nicht läuft, aber bereit ist für eine Inbetriebnahme. Abzulesen ist der Status auf dem Display, zu hören ist nämlich nichts. Erst, wer den Gasgriff nach unten dreht, merkt, dass man jetzt unter Strom steht - der C evolution gleitet los: Ssssssssssss.

Die Beschleunigung von 0-100 entspricht den Werten der Kollegen mit Verbrennungsmotor, aber sie fühlt sich anders an. Druckvoller, konstanter, gleichmäßiger, als ob man angesogen oder an einem Gummiband nach vorne gezogen würde. Der Schub könnte noch viel stärker sein, doch das würde die Batterien schneller leersaugen als ein Wäschetrockner. Ladekapazität und Restreichweite werden am TFT-Display angezeigt und können bei flotter Fahrweise für Verwirrung sorgen. Noch 80% Akku und nur 45 km Reichweite? Der Computer berechnet die Kilometerleistung ganz einfach nach dem aktuellen Durchschnittsverbrauch und passt die Reichweite dementsprechend an.

 

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Sportliche Pirelli Diablo Scooter Bereifung und potente Bremsen mit serienmäßigem ABS. Die 265 Kilo sind aber eine große Herausforderung.

Ist der evolution die Revolution der Zukunft?

Eine weitere Maßnahme, den Verbrauch in Grenzen zu halten, ist die Beschränkung der Höchstgeschwindigkeit auf 120 km/h. Das ist durchaus eine Sache, die mich auf Dauer bei Überlandfahrten stören könnte. Etwas negativ spürbar war auch das Gewicht des C evolution, besonders bei schnellen Richtungswechseln und beim harten Anbremsen, was mit den beiden 270er Scheiben mit Doppelkolben-Schwimmsätteln vorne und dem serienmäßigen ABS problemlos möglich ist. Nicht umsonst hat BMW dem Brocken auch einen Rückwärtsgang eingepflanzt, der wunderbar sanft funktioniert und einem das Leben am Parkplatz mitunter wesentlich leichter machen kann.

Bei Beschleunigung und Durchzug kann dem C evolution aber sobald keiner was vormachen. Ihm steht die Power ja praktisch immer zur Verfügung, die Kräfte in ihm müssen sich nicht erst sammeln und auf Touren kommen, um sich zu entfalten. BMW will also nicht nur Sprit und Strom sparen, sondern ein neues, anderes Fahrgefühl bieten. Das allerdings zu einem Preis, für den man nicht nur viele Gefühle braucht, sondern auch Geld. Innovatione Investitionen wollen eben bezahlt werden.

Sind wir schon in der Zukunft gelandet? Was die technischen Errungenschaften betrifft, schon lange. Was das ökologische Gewissen, und zwar nicht nur von den Amis, den Asiaten, den Afrikanern etc., sondern der menschlichen Rasse im Kollektiv betrifft, noch lange nicht. Ein erster Schritt scheint getan. Um wirklich voran zu kommen, werden wir auch ein paar zurück machen müssen. Revolution ist der C evolution noch keine, aber ein Evolutionssprung allemal.

 
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"Onomatopoesie ist die sprachliche Nachahmung von außersprachlichen Schallereignissen." Demnach hört sich der e evolution nach "Zisch", "Fiiiiiiii" und "Ssssssschju" an.



Text: kot
Fotos:
BMW

 

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Testbericht demnächst auf 1000PS. Nach 5 Jahren Entwicklungszeit ist der neue BMW C evolution nun serienreif und auch schon im Verkauf. Markteinführung war der 2. Mai 2014. Die Nennleistung beträgt 14 PS, die Maximalleistung 47,5 PS. Das Drehmoment von 72 Nm steht ab Start bis Drehzahl 4.500 zur Verfügung, was für ein völlig neues Beschleunigungsgefühl sorgt.