News: 1. + 2. Lauf SuperDukeBattle 2008
Der erste Lauf zur 2008er KTM Superdukebattle steht an. Seit Anfang des Jahres haben wir uns auf diesen Moment vorbereitet. Wir haben trainiert - nicht übermäßig viel, aber gezielt. Wir haben getestet und unsere triplespeed-Superduke auf die neuen Continental-Superkleber abgestimmt. Wir haben Wind und Wetter der letzten Wochen getrotzt und auch aus den übelsten "arktischen" Trainingsbedingungen immernoch das Beste herausgeholt. Obi hat Nächte in seiner neuen Werkstatt, dem triplespeed-headquarters in Erlangen verbracht, um unsere schwarze Schönheit für diese erste große Schlacht vorzubereiten. Und nun... nun ist es endlich soweit: die KTM Superdukebattle 2008 startet in der Motorsportarena Oschersleben in ihre zweite Saison!
Superdukebattle 2008
Bereits im Vorfeld berichteten wir ja über so einige Kampfansagen hinsichtlich der Starterliste, aber nun sollte es sich also zeigen: wer erhebt sich hinter seiner Verkleidung, wer packt den gewaltigen Vzwei aus der Alpenregion bei der breiten Segelstange und führt den "Überherzog" in die Schlacht - und es sollten verdammt viele "mutige Krieger" sein, welche sich 2008 dem Kampf stellen. Über 35 Starter, darunter jede Menge bekannte und sympathische Gesichter der vergangenen Saison, aber auch viele neue Piloten, wie zum Beispiel Andy Glänzel von der MO (nebenher auch noch freier Fotograf - www.sportpicture.de), Robert Glück von der PS, außerdem Renee Knöfler, ehemaliger IDM-Pilot, Marcus Klass, Rennsportchef von Continental und natürlich nicht zu vergessen, das Motorradsport Urgestein Harald Kitsch - 2 mal 2 Meter Mensch mit meist auch einem genauso breiten Lachen auf dem Gesicht. Eine äußerst illustre Truppe eben. Aber einer fehlt - Thomas Hoemke, der Meister selber. Hoemke hat sich entschieden, 2008 auf einer Superduke im GEC, der Deutschen Langstreckenmeisterschaft an den Start zu gehen, und dafür auf die Battle zu verzichten. Eigentlich müsste ich mich über diese Entscheidung freuen, schließlich hat er mich 2007 immer geschlagen, aber andersrum... habe ich viel von ihm gelernt, und beim großen Finale der vergangenen Saison konnte ich ihm zum ersten mal tatsächlich Paroli bieten - und musste mich dann letztendlich doch wieder "nur" mit dem zweiten Platz begnügen. Eigentlich hatte ich gehofft genau an dieser Stelle weitermachen zu können, und meinem "Lehrmeister" zu zeigen, daß ich mittlerweile weiß, das Gelernte auch umzusetzen; aber wie gesagt, Hoemke fährt GEC und dafür wünsche ich ihm auf jeden Fall ganz viel Erfolg!
Wer jetzt denkt, mit dem Fernbleiben des Meisters wäre schon alles klar, der hat sich aber ganz böse geschnitten, denn was da 2008 in der Starterliste steht, verspricht alles andere als ein "Spaziergang" zu werden. Vor allem die Namen Kitsch, Omlor, Stöckinger oder Glück, bewegen einen dazu, die blanke Handfläche vor die Stirn zu klatschen: "Spielverderber - das sind allesamt ganz üble Spielverderber" schießt es mir dabei durch den Kopf...! Na dann, gehen wir mal "spielen".
Samstag nachmittag in der Motorsportarena. Wir rollen unsere Superduke zur Abnahme und kassieren gleich mal eine "gelbe Karte" für die falsche Farbe der Startnummer (anscheinend hat man mit weißer Zahl auf schwarzem Grund einen deutlichen Leistungsvorteil oder sowas??!), dürfen aber ausnahmsweise trotzdem teilnehmen. Die Superduke steht in der Box und wartet auf ihr erstes offizielles Battle-Training 2008. Noch ist etwas Zeit. Obi und ich schlendern durch's Fahrerlager und dann steht er da... der König der Spielverderber... die Ober-Spaßbremse... der Meister. Thomas Hoemke ist da und mir wird sofort klar, daß die Show jetzt also doch genau da weiter geht, wo wir sie vor knapp 6 Monaten beendet haben... in einer großen Schlacht.
Hoemke "beruhigt" mich und verrät mir, daß er nur einen Gaststart macht und damit ja auch nicht punktberechtigt ist. Ja, eigentlich hätte mich das beruhigen sollen, schließlich kann ich ihn ziehen lassen und kann mich darauf konzentrieren, die "echten" Gegner im Schach zu halten, wäre da nicht diese Stimme, ganz weit hinten in meinem Hirn: "Ok Jens, er ist da. Jetzt können wir es endlich beenden. Jetzt können WIR zurückschlagen und ihm zeigen, was wir gelernt haben...!"
"Nichts werden wir ihm zeigen. Wir werden versuchen möglichst viele Punkte aus den beiden Rennen zu holen und uns um die Meisterschaft kümmern, sonst nichts!" raune ich die Stimme aus meinem Unterbewußtsein an und lasse sie verstummen...
aber irgendwie ahne ich schon, daß sie nicht das ganze Wochenende schweigen wird?!
Samstag abend, erstes offizielles freies Training. Ich bin recht fertig, schließlich bin ich an den zwei vergangenen Tagen schon seeehr viel Mopped gefahren (Bördesprint Gesamt 7. und Klassensieger mit Dirk Schnieders auf Schittko RC8 und Seriensport Platz 4 von Startplatz 30 oder so); na gut, ein paar zusätzliche, entspannte Trainingskilometer können ja nicht schaden. Am Ende ist es dann doch recht zügig - Trainingsschnellster vor Kitsch und Hoemke. Doch dann der Schocker... die Superduke verliert Öl am vorderen Zylinder?!
Obi kennt mich lange genug und weiß, daß es nichts bringt, mich damit zu "belasten"; er schickt mich zum Abendessen, später zum "Abhängen" und schließlich ins Bett - nur nicht zu nah an die Superduke - "ER kümmert sich darum" sagt er mir, und ich gehe schlafen. Obi macht eine halbe Nachtschicht, schafft es dafür aber, den Ölfluß vorerst zu stoppen. Gelöst sei das Problem nicht, verrät er mir, "Du kannst aber ruhig alles geben - die Superduke wird halten!". Obi und ich sind schon so lange zusammen unterwegs, daß ich weiß, er würde mich nicht "in die Schlacht" lassen, wenn er sich nicht sicher wäre, daß ich aus dieser nicht auch samt meines "Schlachtrosses" zurückkehren würde. Ich rolle ins erste Zeittraining...
Die schwarze Schönheit rennt und hält dicht. Am Ende des ersten Trainings stehe ich auf der provisorischen Pole und bin schon ziemlich zügig unterwegs.
Eineinhalb Stunden später geht es ins zweite und damit abschließende Zeittraining, doch wir schalten einen Gang zurück. Wir machen lediglich einen "Funktionstest" und rollen uns noch ein wenig ein. Kräfteschonen heißt die Devise! Hoemke und Kitsch hingegen puschen sich gegenseitig nochmals zu Höchstleistungen. Endergebnis: Kitsch auf Pole. Hoemke auf Zwei. Ich daneben. Rene Knöfler auf Vier komplettiert die erste Startreihe. Das wird eng!
Es ist soweit, das erste Rennen steht bevor. 36 Piloten rollen an diesem Sonntag in die Startaufstellung und machen sich bereit für ein Rennen, ein großes Rennen, nein... eine Schlacht!
Die Ampel erlischt, ich habe einen guten Start und ziehe auch gleich mal etwas nach links, um Knöfi zu zeigen, daß es HIER jetzt nicht vorbei geht. Ende Start/Ziel merke ich, daß ich nicht nur Platz 3 ganz gut halten kann, sondern mit "etwas Einsatz" auch gleich die Führung übernehmen könnte - gedacht, getan - Hebisch führt!
Der Battle D-Zug: Hebisch, Kitsch, Hoemke
Das mit der Führung soll dann aber nicht allzulange anhalten und so gehen Kitsch und Hoemke schon nach zwei Runden aus meinem Windschatten an mir vorbei. Das Tempo der beiden kann ich aber "den Umständen entsprechend problemlos" mitgehen, und so schaue ich mir das lustige Quer-Treiben der beiden erst einmal eine Runde an, bevor ich mich entschließe selber mitzumischen. Kennen Sie den Strudel in Freizeitbädern, in den man sich hineinstürzen kann und der einen dann mächtig im Kreis rumspült, wobei man manchmal vergißt, wo jetzt gerade oben und unten ist?? Dieser Dreikampf ist zwar weniger naß und eine Bermuda-Short wäre auch sicher die falsche Bekleidung für dieses Abenteuer, aber ansonsten besteht eine gewisse Ähnlichkeit: auch ich weiß manchmal nicht mehr wo gerade oben oder unten ist?!
The Battle 2008
Hoemke, Kitsch und ich brennen eine heftige Schlacht auf den Asphalt, wobei mein Hauptaugenmerk auf Herrn Kitsch liegt - ihn muß ich auf jeden Fall hinter mir halten! Ab mitte des Rennens bekomme ich deutliche Probleme mit meinem Getriebe; immer wieder springen die Gänge raus und ich muß "nachschalten" - auf der langen Start/Ziel-Geraden gehe ich mehrfach aus dem Windschatten meiner Gegner und bleibe dann wieder aufgrund des Getriebewirrwarrs auf der Strecke. Irgendwann habe ich mitten in der Kurve gar keinen Gang mehr drin, kann einen Sturz gerade noch verhindern und muß zusehen wie Hoemke und Kitsch sich aus dem Staub machen. Nachdem die Mechanik wieder ihren Dienst angetreten hat, nehme ich die Verfolgung auf - "jetzt wird es aber knapp mit der Zeit" geht es mir durch den Kopf und ich lege noch mal ein paar Kohlen nach. Der "Vzwei-Kessel" der Superduke brennt lichterloh und ich hole den Herrn Kitsch umgehend wieder ein, richte ihn auf der kurzen Geraden Richtung Schikane und nehme die Jagd auf Hoemke auf.
Letzte Runde, Hoemke und ich fliegen nebeneinander auf die Dreifach-Links zu. Ich habe mehr Schwung aus der Hasseröder mitnehmen können und weiß, daß das jetzt reicht und dann - "krach" wieder der Gang raus - Hoemke zieht vor mir in die Kurve, ich hänge im Zentimeterabstand an seinem Heck. Er fährt Kampflinie bis in die letzte Kurve. Ich nehme etwas mehr Schwung von außen mit, weiß aber, daß die Ziellinie hier in Oschersleben sehr schnell kommt. "Fotofinish" - Hoemke und ich gehen direkt nebeneinander über die Linie, aber Hoemke gewinnt - mit 0,168 Sekunden Vorsprung! Ganz großes Kino!
Während der "Halbzeitpause" berichte ich Obi von meinen Getriebeproblemen, und auch wenn ich keine Ahnung habe, was er in der "spielfreien Zeit" mit unserer Superduke gemacht hat - es hat geholfen! Zwar ist das Getriebe im zweiten Lauf immernoch kein schweizer Uhrwerk, aber solche gravierenden Probleme wie in Run 1 habe ich ganz klar nicht mehr.
Lauf 2: Ampel aus und Hebisch vorn! Ich kann meine Führung fast bis Rennmitte behaupten, bekomme dann aber wieder Gesellschaft von Hoemke, der sich an die Spitze setzt, und Kitsch, der mir anscheinend mein Heck kürzen will, so nah hängt er an mir dran. Die Schlacht aus Lauf 1 setzt sich also ungebremst fort.
Ich versuche Hoemke vorerst nicht anzugreifen, um in seinem Windschatten mit davon zu ziehen, doch dann in der vorletzten Runde rächt sich dieser Plan. Wir laufen auf Überrundete auf. Hoemke schlupft noch durch, ich muß mich hinten anstellen, und auf einmal geht Kitsch außen an mir vorbei. "VERDAMMT!". Auf Position Drei liegend gehe ich in die letzte Runde. Kitsch ist direkt vor mir. Ich hänge in seinem Windschatten, kann aber nicht vorbei. Er hat eine brandneue 2008er Superduke und dieses Model hat mal eben so 10 PS mehr, wie unsere triplespeed-Kampfmaschine (125 zu 135 PS). In den kurvigen Abschnitten macht das keine Probleme, aber hier auf der Geraden, kann ich mich geradeso in seinem Abgasstrahl halten. Mitte der Geraden schert Kitsch nach links aus um einen Backmarker zu überholen. Ich wähle den Weg rechts vorbei. Ich ziehe als erster zurück auf die Ideallinie und sehe aus meinem Augenwinkel den Zwei-mal-Zwei-Meter-Hünen auf mich zu fliegen. Ich bin in seinem toten Winkel und er ahnt wohl auch nicht, daß ich hier vorbei will - Kollision! Kitsch und ich teilen uns ein paar nette Rennsportgrüße mit den Ellbogen aus - alles fair, aber doch recht heikel bei Geschwindigkeiten jenseits der 200?! Vor uns direkt am Kurveneingang noch ein zu Überrundender. Ich habe kaum eine Wahl und steche innen durch. Kitsch hat immernoch Probleme, seine, "aus der Umlaufbahn geschuppste" Superduke wieder auf Kurs zu bringen und so kann er nur noch den langen Weg außen herum nehmen. Dann sehe ich Hoemke vor mir.
Und auf einmal ist sie wieder da, diese Stimme, die ich doch eigentlich ins "Off" verbannt habe und die mir bestimmt nur meine sichere Punktejagd "versaubeuteln" will: "Los, das ist unsere Chance. Jetzt kriegen wir ihn. Jetzt greifen wir an!!" Und ich widerspreche nicht.
Der Zauberlehrling schlägt seinen Meister - Hebisch vor Hoemke
Beim "Anlauf" auf die Gegengerade stehen uns weitere Backmarker "leicht im Weg". Ich sehe das Problem eher wie Hoemke, oder deute es vielleicht auch nur anders - jedenfalls lasse ich mich einige Meter zurückfallen, um beim Herausbeschleunigen nicht durch die anderen Piloten behindert zu werden und dann zünden wir auf - die Superduke und ich gehen an Hoemke vorbei und bremsen uns als Führende in die Shell-Esses. In diesen letzten Kurven lasse ich nichts mehr zu. Fahre Kampflinie und konzentriere mich mit 2000 Prozent auf das letzte Beschleunigen auf Start/Ziel...
Sieg!
triplespeed auf dem Weg zum ersten Sieg in der Battle
Mit 50 Zählern schaffe ich die maximal mögliche Punktausbeute. Mit 10 Punkten Vorsprung auf Harald Kitsch Tabellenführer und natürlich, der erste Sieg in der KTM Superdukebattle!
vlnr. Kitsch, Knöfler, Stöcki, Hebisch, Hoemke
Aber diesen Sieg habe ich wirklich nicht einfach, und vor allem nicht alleine erfahren, dieser Sieg geht ganz klar mit auf das Konto von Obi, ohne den ich heute eh gar keinen Rennsport mehr betreiben würde, und der auch noch auf mich und uns gesetzt hat, als andere mich schon gefragt haben, ob ich schonmal über Bobbycar-Rennen nachgedacht habe (was im übrigen aber bestimmt auch sehr lustig ist?!)?
Danke Obi.
Und danke an Road Star, unseren KTM Händler aus Fürth, der vor zwei Jahren einem Spinner seine Hilfe und Unterstützung zugesagt hat, ohne auch nur zu wissen, ob dieser Typ überhaupt Moppedfahrn kann. "Ich mache das aus Sympathie" hat Robby, der Chef, damals zu mir gesagt... danke Robby, und danke dem Rest Deiner Mannschaft.
Die erste Schlacht haben wir gewonnen, sieben weitere Folgen und damit noch insgesamt 14 Rennen - das wird noch eine lange, harte und höchstwahrscheinlich äußerst spektakuläre Saison - Obi und ich freuen uns darauf und werden versuchen, genauso konzentriert weiter zu arbeiten, wie wir es seit eineinhalb Jahren für diesen Sieg getan haben.
Und die Battle geht weiter: am 31.5. - 01.06. im tschechischen Most. Bis dahin
Jens Hebisch #44
P.S. Ein riesen Lob und Dank auch noch an KTM: Sie haben den richtigen "Saal" gewählt, die richtigen "Snacks" gereicht, und vor allem mit der Superduke die richtigen "Filmrollen" eingelegt, damit wir Fahrer und die Zuschauer, dieses GANZ GROßE KINO genießen durften. Danke und weiter so!
Die tollen Bilder stammen übrigens von der Battle Chef-Fotografin Katrin Altenstein und von AndyG's Vater www.sportpicture.de - vielen, vielen Dank!
Mehr Infos, Ergebnisse und Bilder gibt es auch auf der offiziellen KTM-Seite unter www.ktmsuperdukebattle.de
Viel Spaß!
Superdukebattle 2008
Bereits im Vorfeld berichteten wir ja über so einige Kampfansagen hinsichtlich der Starterliste, aber nun sollte es sich also zeigen: wer erhebt sich hinter seiner Verkleidung, wer packt den gewaltigen Vzwei aus der Alpenregion bei der breiten Segelstange und führt den "Überherzog" in die Schlacht - und es sollten verdammt viele "mutige Krieger" sein, welche sich 2008 dem Kampf stellen. Über 35 Starter, darunter jede Menge bekannte und sympathische Gesichter der vergangenen Saison, aber auch viele neue Piloten, wie zum Beispiel Andy Glänzel von der MO (nebenher auch noch freier Fotograf - www.sportpicture.de), Robert Glück von der PS, außerdem Renee Knöfler, ehemaliger IDM-Pilot, Marcus Klass, Rennsportchef von Continental und natürlich nicht zu vergessen, das Motorradsport Urgestein Harald Kitsch - 2 mal 2 Meter Mensch mit meist auch einem genauso breiten Lachen auf dem Gesicht. Eine äußerst illustre Truppe eben. Aber einer fehlt - Thomas Hoemke, der Meister selber. Hoemke hat sich entschieden, 2008 auf einer Superduke im GEC, der Deutschen Langstreckenmeisterschaft an den Start zu gehen, und dafür auf die Battle zu verzichten. Eigentlich müsste ich mich über diese Entscheidung freuen, schließlich hat er mich 2007 immer geschlagen, aber andersrum... habe ich viel von ihm gelernt, und beim großen Finale der vergangenen Saison konnte ich ihm zum ersten mal tatsächlich Paroli bieten - und musste mich dann letztendlich doch wieder "nur" mit dem zweiten Platz begnügen. Eigentlich hatte ich gehofft genau an dieser Stelle weitermachen zu können, und meinem "Lehrmeister" zu zeigen, daß ich mittlerweile weiß, das Gelernte auch umzusetzen; aber wie gesagt, Hoemke fährt GEC und dafür wünsche ich ihm auf jeden Fall ganz viel Erfolg!
Wer jetzt denkt, mit dem Fernbleiben des Meisters wäre schon alles klar, der hat sich aber ganz böse geschnitten, denn was da 2008 in der Starterliste steht, verspricht alles andere als ein "Spaziergang" zu werden. Vor allem die Namen Kitsch, Omlor, Stöckinger oder Glück, bewegen einen dazu, die blanke Handfläche vor die Stirn zu klatschen: "Spielverderber - das sind allesamt ganz üble Spielverderber" schießt es mir dabei durch den Kopf...! Na dann, gehen wir mal "spielen".
Samstag nachmittag in der Motorsportarena. Wir rollen unsere Superduke zur Abnahme und kassieren gleich mal eine "gelbe Karte" für die falsche Farbe der Startnummer (anscheinend hat man mit weißer Zahl auf schwarzem Grund einen deutlichen Leistungsvorteil oder sowas??!), dürfen aber ausnahmsweise trotzdem teilnehmen. Die Superduke steht in der Box und wartet auf ihr erstes offizielles Battle-Training 2008. Noch ist etwas Zeit. Obi und ich schlendern durch's Fahrerlager und dann steht er da... der König der Spielverderber... die Ober-Spaßbremse... der Meister. Thomas Hoemke ist da und mir wird sofort klar, daß die Show jetzt also doch genau da weiter geht, wo wir sie vor knapp 6 Monaten beendet haben... in einer großen Schlacht.
Hoemke "beruhigt" mich und verrät mir, daß er nur einen Gaststart macht und damit ja auch nicht punktberechtigt ist. Ja, eigentlich hätte mich das beruhigen sollen, schließlich kann ich ihn ziehen lassen und kann mich darauf konzentrieren, die "echten" Gegner im Schach zu halten, wäre da nicht diese Stimme, ganz weit hinten in meinem Hirn: "Ok Jens, er ist da. Jetzt können wir es endlich beenden. Jetzt können WIR zurückschlagen und ihm zeigen, was wir gelernt haben...!"
"Nichts werden wir ihm zeigen. Wir werden versuchen möglichst viele Punkte aus den beiden Rennen zu holen und uns um die Meisterschaft kümmern, sonst nichts!" raune ich die Stimme aus meinem Unterbewußtsein an und lasse sie verstummen...
aber irgendwie ahne ich schon, daß sie nicht das ganze Wochenende schweigen wird?!
Samstag abend, erstes offizielles freies Training. Ich bin recht fertig, schließlich bin ich an den zwei vergangenen Tagen schon seeehr viel Mopped gefahren (Bördesprint Gesamt 7. und Klassensieger mit Dirk Schnieders auf Schittko RC8 und Seriensport Platz 4 von Startplatz 30 oder so); na gut, ein paar zusätzliche, entspannte Trainingskilometer können ja nicht schaden. Am Ende ist es dann doch recht zügig - Trainingsschnellster vor Kitsch und Hoemke. Doch dann der Schocker... die Superduke verliert Öl am vorderen Zylinder?!
Obi kennt mich lange genug und weiß, daß es nichts bringt, mich damit zu "belasten"; er schickt mich zum Abendessen, später zum "Abhängen" und schließlich ins Bett - nur nicht zu nah an die Superduke - "ER kümmert sich darum" sagt er mir, und ich gehe schlafen. Obi macht eine halbe Nachtschicht, schafft es dafür aber, den Ölfluß vorerst zu stoppen. Gelöst sei das Problem nicht, verrät er mir, "Du kannst aber ruhig alles geben - die Superduke wird halten!". Obi und ich sind schon so lange zusammen unterwegs, daß ich weiß, er würde mich nicht "in die Schlacht" lassen, wenn er sich nicht sicher wäre, daß ich aus dieser nicht auch samt meines "Schlachtrosses" zurückkehren würde. Ich rolle ins erste Zeittraining...
Die schwarze Schönheit rennt und hält dicht. Am Ende des ersten Trainings stehe ich auf der provisorischen Pole und bin schon ziemlich zügig unterwegs.
Eineinhalb Stunden später geht es ins zweite und damit abschließende Zeittraining, doch wir schalten einen Gang zurück. Wir machen lediglich einen "Funktionstest" und rollen uns noch ein wenig ein. Kräfteschonen heißt die Devise! Hoemke und Kitsch hingegen puschen sich gegenseitig nochmals zu Höchstleistungen. Endergebnis: Kitsch auf Pole. Hoemke auf Zwei. Ich daneben. Rene Knöfler auf Vier komplettiert die erste Startreihe. Das wird eng!
Es ist soweit, das erste Rennen steht bevor. 36 Piloten rollen an diesem Sonntag in die Startaufstellung und machen sich bereit für ein Rennen, ein großes Rennen, nein... eine Schlacht!
Die Ampel erlischt, ich habe einen guten Start und ziehe auch gleich mal etwas nach links, um Knöfi zu zeigen, daß es HIER jetzt nicht vorbei geht. Ende Start/Ziel merke ich, daß ich nicht nur Platz 3 ganz gut halten kann, sondern mit "etwas Einsatz" auch gleich die Führung übernehmen könnte - gedacht, getan - Hebisch führt!
Der Battle D-Zug: Hebisch, Kitsch, Hoemke
Das mit der Führung soll dann aber nicht allzulange anhalten und so gehen Kitsch und Hoemke schon nach zwei Runden aus meinem Windschatten an mir vorbei. Das Tempo der beiden kann ich aber "den Umständen entsprechend problemlos" mitgehen, und so schaue ich mir das lustige Quer-Treiben der beiden erst einmal eine Runde an, bevor ich mich entschließe selber mitzumischen. Kennen Sie den Strudel in Freizeitbädern, in den man sich hineinstürzen kann und der einen dann mächtig im Kreis rumspült, wobei man manchmal vergißt, wo jetzt gerade oben und unten ist?? Dieser Dreikampf ist zwar weniger naß und eine Bermuda-Short wäre auch sicher die falsche Bekleidung für dieses Abenteuer, aber ansonsten besteht eine gewisse Ähnlichkeit: auch ich weiß manchmal nicht mehr wo gerade oben oder unten ist?!
The Battle 2008
Hoemke, Kitsch und ich brennen eine heftige Schlacht auf den Asphalt, wobei mein Hauptaugenmerk auf Herrn Kitsch liegt - ihn muß ich auf jeden Fall hinter mir halten! Ab mitte des Rennens bekomme ich deutliche Probleme mit meinem Getriebe; immer wieder springen die Gänge raus und ich muß "nachschalten" - auf der langen Start/Ziel-Geraden gehe ich mehrfach aus dem Windschatten meiner Gegner und bleibe dann wieder aufgrund des Getriebewirrwarrs auf der Strecke. Irgendwann habe ich mitten in der Kurve gar keinen Gang mehr drin, kann einen Sturz gerade noch verhindern und muß zusehen wie Hoemke und Kitsch sich aus dem Staub machen. Nachdem die Mechanik wieder ihren Dienst angetreten hat, nehme ich die Verfolgung auf - "jetzt wird es aber knapp mit der Zeit" geht es mir durch den Kopf und ich lege noch mal ein paar Kohlen nach. Der "Vzwei-Kessel" der Superduke brennt lichterloh und ich hole den Herrn Kitsch umgehend wieder ein, richte ihn auf der kurzen Geraden Richtung Schikane und nehme die Jagd auf Hoemke auf.
Letzte Runde, Hoemke und ich fliegen nebeneinander auf die Dreifach-Links zu. Ich habe mehr Schwung aus der Hasseröder mitnehmen können und weiß, daß das jetzt reicht und dann - "krach" wieder der Gang raus - Hoemke zieht vor mir in die Kurve, ich hänge im Zentimeterabstand an seinem Heck. Er fährt Kampflinie bis in die letzte Kurve. Ich nehme etwas mehr Schwung von außen mit, weiß aber, daß die Ziellinie hier in Oschersleben sehr schnell kommt. "Fotofinish" - Hoemke und ich gehen direkt nebeneinander über die Linie, aber Hoemke gewinnt - mit 0,168 Sekunden Vorsprung! Ganz großes Kino!
Während der "Halbzeitpause" berichte ich Obi von meinen Getriebeproblemen, und auch wenn ich keine Ahnung habe, was er in der "spielfreien Zeit" mit unserer Superduke gemacht hat - es hat geholfen! Zwar ist das Getriebe im zweiten Lauf immernoch kein schweizer Uhrwerk, aber solche gravierenden Probleme wie in Run 1 habe ich ganz klar nicht mehr.
Lauf 2: Ampel aus und Hebisch vorn! Ich kann meine Führung fast bis Rennmitte behaupten, bekomme dann aber wieder Gesellschaft von Hoemke, der sich an die Spitze setzt, und Kitsch, der mir anscheinend mein Heck kürzen will, so nah hängt er an mir dran. Die Schlacht aus Lauf 1 setzt sich also ungebremst fort.
Ich versuche Hoemke vorerst nicht anzugreifen, um in seinem Windschatten mit davon zu ziehen, doch dann in der vorletzten Runde rächt sich dieser Plan. Wir laufen auf Überrundete auf. Hoemke schlupft noch durch, ich muß mich hinten anstellen, und auf einmal geht Kitsch außen an mir vorbei. "VERDAMMT!". Auf Position Drei liegend gehe ich in die letzte Runde. Kitsch ist direkt vor mir. Ich hänge in seinem Windschatten, kann aber nicht vorbei. Er hat eine brandneue 2008er Superduke und dieses Model hat mal eben so 10 PS mehr, wie unsere triplespeed-Kampfmaschine (125 zu 135 PS). In den kurvigen Abschnitten macht das keine Probleme, aber hier auf der Geraden, kann ich mich geradeso in seinem Abgasstrahl halten. Mitte der Geraden schert Kitsch nach links aus um einen Backmarker zu überholen. Ich wähle den Weg rechts vorbei. Ich ziehe als erster zurück auf die Ideallinie und sehe aus meinem Augenwinkel den Zwei-mal-Zwei-Meter-Hünen auf mich zu fliegen. Ich bin in seinem toten Winkel und er ahnt wohl auch nicht, daß ich hier vorbei will - Kollision! Kitsch und ich teilen uns ein paar nette Rennsportgrüße mit den Ellbogen aus - alles fair, aber doch recht heikel bei Geschwindigkeiten jenseits der 200?! Vor uns direkt am Kurveneingang noch ein zu Überrundender. Ich habe kaum eine Wahl und steche innen durch. Kitsch hat immernoch Probleme, seine, "aus der Umlaufbahn geschuppste" Superduke wieder auf Kurs zu bringen und so kann er nur noch den langen Weg außen herum nehmen. Dann sehe ich Hoemke vor mir.
Und auf einmal ist sie wieder da, diese Stimme, die ich doch eigentlich ins "Off" verbannt habe und die mir bestimmt nur meine sichere Punktejagd "versaubeuteln" will: "Los, das ist unsere Chance. Jetzt kriegen wir ihn. Jetzt greifen wir an!!" Und ich widerspreche nicht.
Der Zauberlehrling schlägt seinen Meister - Hebisch vor Hoemke
Beim "Anlauf" auf die Gegengerade stehen uns weitere Backmarker "leicht im Weg". Ich sehe das Problem eher wie Hoemke, oder deute es vielleicht auch nur anders - jedenfalls lasse ich mich einige Meter zurückfallen, um beim Herausbeschleunigen nicht durch die anderen Piloten behindert zu werden und dann zünden wir auf - die Superduke und ich gehen an Hoemke vorbei und bremsen uns als Führende in die Shell-Esses. In diesen letzten Kurven lasse ich nichts mehr zu. Fahre Kampflinie und konzentriere mich mit 2000 Prozent auf das letzte Beschleunigen auf Start/Ziel...
Sieg!
triplespeed auf dem Weg zum ersten Sieg in der Battle
Mit 50 Zählern schaffe ich die maximal mögliche Punktausbeute. Mit 10 Punkten Vorsprung auf Harald Kitsch Tabellenführer und natürlich, der erste Sieg in der KTM Superdukebattle!
vlnr. Kitsch, Knöfler, Stöcki, Hebisch, Hoemke
Aber diesen Sieg habe ich wirklich nicht einfach, und vor allem nicht alleine erfahren, dieser Sieg geht ganz klar mit auf das Konto von Obi, ohne den ich heute eh gar keinen Rennsport mehr betreiben würde, und der auch noch auf mich und uns gesetzt hat, als andere mich schon gefragt haben, ob ich schonmal über Bobbycar-Rennen nachgedacht habe (was im übrigen aber bestimmt auch sehr lustig ist?!)?
Danke Obi.
Und danke an Road Star, unseren KTM Händler aus Fürth, der vor zwei Jahren einem Spinner seine Hilfe und Unterstützung zugesagt hat, ohne auch nur zu wissen, ob dieser Typ überhaupt Moppedfahrn kann. "Ich mache das aus Sympathie" hat Robby, der Chef, damals zu mir gesagt... danke Robby, und danke dem Rest Deiner Mannschaft.
Die erste Schlacht haben wir gewonnen, sieben weitere Folgen und damit noch insgesamt 14 Rennen - das wird noch eine lange, harte und höchstwahrscheinlich äußerst spektakuläre Saison - Obi und ich freuen uns darauf und werden versuchen, genauso konzentriert weiter zu arbeiten, wie wir es seit eineinhalb Jahren für diesen Sieg getan haben.
Und die Battle geht weiter: am 31.5. - 01.06. im tschechischen Most. Bis dahin
Jens Hebisch #44
P.S. Ein riesen Lob und Dank auch noch an KTM: Sie haben den richtigen "Saal" gewählt, die richtigen "Snacks" gereicht, und vor allem mit der Superduke die richtigen "Filmrollen" eingelegt, damit wir Fahrer und die Zuschauer, dieses GANZ GROßE KINO genießen durften. Danke und weiter so!
Die tollen Bilder stammen übrigens von der Battle Chef-Fotografin Katrin Altenstein und von AndyG's Vater www.sportpicture.de - vielen, vielen Dank!
Mehr Infos, Ergebnisse und Bilder gibt es auch auf der offiziellen KTM-Seite unter www.ktmsuperdukebattle.de
Viel Spaß!
Eingetragen am: 08.05.2008
Alle Angaben ohne Gewähr.
Tippfehler und Irrtümer vorbehalten.