Bilder: Indian FTR S 2021 im Test

Die FTR-Modellreihe war schon bei ihrer Einführung 2019 einzigartig. Heuer wurde die Flattrack-Hommage noch mehr in Richtung Straße und Performance getrimmt. Kann die Kombination aus fettem amerikanischen V2 und Naked-Bike Ergonomie überzeugen?

Fotograf | Carlos Dominguez


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Indian FTR S 2021 im Test - Bild 1
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Ab dem ersten Teaser gab es schon großes Interesse an der FTR. Ein amerikanischer V2-Motor mit 1203 Kubik findet nun mal selten seinen Weg in ein sportliches Naked-Bike Chassis. Die Optik konnte nicht nur Fans der Amerikaner, sondern auch Retro- und Naked-Bike-Enthusiasten abholen. Allerdings konnte das Fahrverhalten der ersten Modellreihe nicht ganz mit den Erwartungen mithalten. In Hommage an die Flattrack-Vergangenheit Indians wurden den FTRs ein 19-Zoll Vorderrad und ein 18-Zoll Hinterrad verpasst. Doch diese machten das Handling nicht gerade leichtgängig oder stabil. Indian hat sich das Feedback zu Herzen genommen und bringt 2021 die FTR-Familie neu, diesmal auf 17-Zoll-Rädern.


Indian FTR S 2021 im Test - Bild 2
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Die Rückmeldungen von Kunden und Presse wurden in die diesjährige Neuauflage der Modellreihe mit einbezogen. Die normale FTR, die FTR S und die High-End FTR R Carbon bekommen alle die neuen Raddimensionen. Einzig die FTR Rally bleibt bei den alten, offroad-tauglicheren Maßen. Auch sonst wurde von der Elektronik bis zur Ergonomie an zahlreichen Schrauben gedreht. Aber ist die neue FTR auch besser?


Indian FTR S 2021 im Test - Bild 3
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Die Basic-FTR ist doch sehr minimalistisch gehalten. Sie nutzt zwar neben dem Motor auch die gleichen Brembo-Bremsanlagen und das ab heuer voll einstellbare Fahrwerk von ZF Sachs, doch auf Komfort-Features, Akrapovic-Auspuff und die meisten elektronischen Systeme muss sie verzichten. Möchte man sich ein State-of-the-Art-Motorrad mit farbigem TFT-Touchdisplay, Smartphone-Connectivity, Fahrmodi, Kurven-ABS und Wheelie-Control zulegen, muss man zur 2.500€ teureren FTR S greifen. Die sieht in den Designs White Smoke & Maroon Metallic nicht nur edler aus, sondern bietet auch ein abgerundetes Gesamtpaket, ohne ins protzige Luxus-Segment zu fallen wie die FTR R Carbon.


Indian FTR S 2021 im Test - Bild 4
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Schon beim ersten Anstarten der FTR S fallen einige Dinge auf. Mit einem leichten Ruck erwacht der mächtige V2 zum Leben, wenig später erscheint auch das FTR 1200 Logo am Display. Der Start des Systems dauert ein paar Sekunden und wie bei inzwischen vielen Motorrädern muss dann zuerst ein Warnhinweis weggedrückt werden, bevor die normale Anzeige sichtbar wird.


Indian FTR S 2021 im Test - Bild 5
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Das gute an der Elektronik der FTR S ist, dass die Steuerung einfach und intuitiv vonstatten geht. Manche Systeme können nur nach einem exzessiven Studium der Bedienungsanleitung genutzt werden, doch das Indian-Display gehört nicht dazu. Entweder per Touch oder per Taster schaltet man sich durch die intuitive Anzeige und kann sich von Sekunde 1 an alle Modi und Fahrdaten wie gewünscht zurechtlegen.


Indian FTR S 2021 im Test - Bild 6
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Ähnlich zugänglich ist auch die Ergonomie. Die Sitzposition ist neutral bis etwas sportlich, hat aber auf keinen Fall etwas mit der sonst Indian-üblichen Cruiser-Haltung zu tun. Die Arme liegen vorgestreckt am recht geraden Lenker, welcher heuer um 40 mm schmaler als 2019 ist. Den Kniewinkel würde ich als sportlich, aber nicht übermäßig spitz definieren. Größere Piloten sollten dank des nicht allzu breit bauenden Tanks auf die FTR S passen, kleinere Lenker haben mit der Sitzhöhe von 780 mm aber bestimmt auch keine Probleme. Die Sitzhöhe ist übrigens um 30 mm gesunken, weil die Federwege von 150 mm auf 120 mm (vorne & hinten) gekürzt wurden. Mit meinen 1,85 m sitze ich gut und bequem auf der FTR.


Indian FTR S 2021 im Test - Bild 7
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Jetzt will ich aber endlich den dicken Ami unter meinem Hintern entfesseln. Im Stand schnurrt der allerdings allzu zahm unter mir dahin, vom mächtigen 1,2 Liter Hubraum ist nicht viel zu hören. Ob sich das in Fahrt verbessert?


Indian FTR S 2021 im Test - Bild 8
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Es geht los und sofort ist klar: Der Motor hat untenrum richtig Druck. 120 Nm Drehmoment sind eben nicht ohne und schon der Schub bei Standgas reicht aus, um die FTR in Bewegung zu setzen. Trotzdem braucht man sich kein bollerndes und vibrierendes Ungetüm erwarten, im Gegenteil. Die Vibrationen halten sich sehr in Grenzen, der Motor läuft rund und ruhig und der Sound ist ebenso eher verhalten. Sehr angenehm und Nachbar-schonend im Stadtgebiet, welches ich aber schnell verlasse, um der FTR S erstmals die Sporen zu geben.


Indian FTR S 2021 im Test - Bild 9
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Obwohl sie mit 233 kg (fahrfertig) wahrlich kein Leichtgewicht ist, lassen das mächtige Drehmoment und 123 PS ihr schnell Flügel wachsen. Mit Gewalt presst es mich in den Sitz, welcher mit seiner tiefen, unterstützenden Kuhle übrigens sehr gut für starke Beschleunigungen geeignet ist. In der oberen Drehzahlhälfte wird das Brüllen des Motors zwar etwas lauter und böser, das große V2-Konzert bleibt aber trotz Akrapovic-Auspuff leider aus. Euro 5 macht es den Sound-Ingenieuren auch nicht gerade leicht.


Indian FTR S 2021 im Test - Bild 10
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Die lange Gerade geht zu Ende und dahinter warten endlich die Kurven. Mit den 320 mm Scheiben vorne und einer 260 mm Scheibe hinten kann knackig angebremst werden. Danach braucht die FTR schon ein gewisses Maß an Druck, um in Schräglage zu fallen. Selbst mit 17-Zoll-Rädern darf man sich kein Fahrrad-ähnliches Handling erwarten. Dafür ist die FTR zu schwer und der Radstand mit 1525 mm etwas zu lang.


Indian FTR S 2021 im Test - Bild 11
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Zonko meint, dass durch den notwendigen Druck in der Kurve fast schon ein Supermoto-ähnlicher Fahrstil notwendig ist: Ich habe mir a priori erwartet, dass die Umstellung auf 17 Zoll Räder und die Verschärfung der Fahrwerks-Geometrie (kürzere Federwege, Lenkkopfwinkel und Nachlauf) die FTR sportlicher machen würde. Nach dem Test habe ich jetzt aber den Eindruck, dass das sehr harmonische und sehr logische Fahrverhalten der Vorgängerin, die wie ein Flattracker für die Straße wirkte, etwas gelitten hat. Ich könnte mir vorstellen, dass Fahrer mit Supermoto-Faible auf der neuen FTR richtig glücklich werden, ich persönlich würde die Vorgängerin, die weniger Input vom Fahrer verlangte, favorisieren.


Indian FTR S 2021 im Test - Bild 12
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Ist die FTR S jedoch erst einmal in Schieflage gebracht, bleibt sie dort stabil und zieht sauber durch den Radius. Der Motor hat Druck in allen Lebenslagen, worauf man aber gerade in der Kurve achten sollte.


Indian FTR S 2021 im Test - Bild 13
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Dass Drehmoment und Leistung auch in Low-Grip-Situationen kontrollierbar bleiben, dafür sorgen die elektronischen Assistenzsysteme und die Fahrmodi. Im Rain-Modus wird spürbar die Leistung beim Öffnen des Gashahns zurückgenommen. Standard fährt sich smooth, neutral und großteils unaufgeregt, meiner Meinung nach der beste Modus. Im Sport-Modus zeigt der V2 was er kann, geht dafür aber auch vehementer und ruppiger ans Gas.


Indian FTR S 2021 im Test - Bild 14
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Die verstärkten Lastwechsel stören mich gerade in Schräglage, weshalb ich schlussendlich meist im Standard-Modus bleibe. Aufgrund des in Schräglage erforderlichen Drucks ist die FTR S nicht übermäßig handlich. Deswegen sind auch weniger die engen Winkelwerke, sondern eher längere Radien ihr Revier. Dort ist allerdings einiges möglich. Die Metzeler Sportec Erstbereifung macht es auch leicht die 45°-Schräglagenfreiheit der Indian auszunutzen.


Indian FTR S 2021 im Test - Bild 15
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Aber die Indian ist leider auch nicht ganz ohne Schwächen. Vor allem bei dem üppigen Elektronik-Paket fragt man sich, warum Indian nicht den letzten Schritt getan und noch einen Schaltassistenten hinzugefügt hat. Ein Quickshifter würde perfekt zur FTR S passen und ihr noch einen Batzen mehr an Sportlichkeit verleihen, ist aber selbst um gutes Geld leider nicht zu haben.


Indian FTR S 2021 im Test - Bild 16
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Auch gut stehen würde der FTR S ein größerer Tank. Die Optik und Proportionen der FTR sind zwar ein Traum und ein dicker Tank könnte das zerstören, doch um die 150 km Reichweite bei sportlicher Fahrt sind doch arg knapp. Wenig verwunderlich, gehen doch nur 13 Liter hinein und so ein großer 1,2 Liter-V2 ist nun mal durstig.


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Der letzte problematische Punkt der FTR S ist weniger eine Kritik an Indian, als ein unschöner Effekt unserer österreichischen Politik und Gesetze. Die NoVA, die Normverbrauchsabgabe, macht schon seit vielen Jahren hierzulande den Kauf von Kraftfahrzeugen deutlich teurer als z.B. in Deutschland oder der Schweiz. Und je größer der Hubraum des Gefährts, desto höher die NoVA und desto markanter der Preisunterschied. Für die Indian FTR S muss man in Deutschland 16 490€ (Stand April 2021) auf den Tisch legen. In Österreich sind es mit 19 390€ fast 3 000€ mehr. Um fast 20 000€ befindet man sich allerdings schon in einer Preisliga, wo die Konkurrenz aus höchst performanten und sehr sportlichen Motorrädern besteht.


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In Österreich sieht sie sich dank der NoVA Bikes wie der KTM Super Duke, Yamaha MT-10 SP oder der Aprilia Tuono V4 1100 Factory gegenüber. Die FTR geht natürlich in eine andere Richtung wie diese Eisen, nichtsdestotrotz muss sie sich aufgrund der Preislage diesen harten Gegner im unfairen Vergleich stellen.


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Fazit: Die Indian FTR S macht weder durch ihre Sportlichkeit, noch durch ihren Motor, oder ihre Flattracker-Optik allein auf sich aufmerksam. Vielmehr macht sie das einzigartige Gesamtpaket aus. Einen mächtigen, amerikanischen V2 in schickem neo-retro Flattrack-Design und Naked-Bike-Ergonomie gibt es sonst nirgends. Wer also ein Fan dieser besonderen Kombination ist, muss fast schon zur FTR greifen und wird es nicht bereuen. Etwaige Schwächen gehen mit den Besonderheiten einher. Einzig einen Quickshifter und etwas mehr Tankvolumen hätte man ihr noch spendieren können.


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Galerie von: 1000PS Internet GmbH
hochgeladen am 01.05.2021