Klapphelm Vergleich
Schuberth C5, HJC RPHA-91 und Shoei Neotec 3 im Vergleich
Klapphelme im Vergleich. Wie schlagen sich Schuberth C5, HJC RPHA-91 und Shoei Neotec 3
Nach über 20 Jahren auf dem Motorrad und unzähligen getesteten Helmen weiß ich eines mit Sicherheit: Der perfekte Helm ist wie ein maßgeschneiderter Anzug er muss einfach passen. Als ich die Chance bekam, die drei aktuellen Premium-Klapphelme der Branche einem intensiven Vergleichstest zu unterziehen, war ich sofort Feuer und Flamme. Schließlich verbringen wir Vielfahrer mehr Zeit mit unserem Helm als mit so mancher Beziehung. Über 5.000 Testkilometer später kann ich sagen: Es war aufschlussreich. Die drei Kandidaten Schuberth C5, HJC RPHA-91 und Shoei Neotec 3 repräsentieren nicht nur die Spitze des Marktes, sondern auch unterschiedliche Philosophien, was einen erstklassigen Klapphelm ausmacht. Während meiner Touren durch die Ostalpen, bei Pendlerfahrten im Stadtverkehr und auf langen Autobahnetappen hatte jeder Helm die Chance, seine Stärken auszuspielen und seine Schwächen zu offenbaren. Doch bevor wir in die Details eintauchen, eines vorweg: Sicherheit entsteht für mich nicht nur durch Absorptionswerte im Labor. Ein Helm, der perfekt passt, nicht ablenkt und nach acht Stunden im Sattel noch komfortabel ist das ist für mich wahre Sicherheit im Alltag. Alle drei Testmodelle erfüllen selbstverständlich die ECE 22.06 Norm und bieten P/J-Homologation, können also legal auch mit geöffnetem Kinnbügel gefahren werden. Doch welcher ist nun der König der Klapphelme? Lasst uns das herausfinden.
Schuberth C5 im Vergleichstest
Der Schuberth C5 ist die neueste Evolutionsstufe von Schuberths Klapphelm-Dynastie und das merkt man sofort. Mir selbst ging es wie vielen Schuberth Kunden. Ich liebte den C3, ich hab mir vom C4 etwas mehr erwartet und ich war sehr gespannt auf den C5. Die cleane, aerodynamisch optimierte Formgebung wirkt zeitlos elegant aber dank der mutigeren Designs nicht mehr so langweilig wie die älteren Schuberth Modelle. An den Übergängen vom Kinnbügel zur Hauptschale sieht man keine unsauberen Kanten alles sitzt passgenau. Das Dekor meines Testexemplars ist makellos und strahlt Wertigkeit aus. Besonders die Verschlüsse und Scharniere vermitteln einen robusten Eindruck.
Bei der ersten Anprobe fällt auf: Der C5 besitzt einen recht engen Einschlupf. Im Vergleich zum Vorgänger C4 ist dieser beim C5 sogar noch etwas enger geworden. Nach mehreren Wochen Nutzung verstehe ich warum: Diese präzise Abdichtung im unteren Bereich verhindert effektiv Zugluft und Lärm. Bemerkenswert ist die Passform für eher ovale Kopfformen hier spielt der C5 seine Stärken aus. Während langer Etappen macht sich die durchdachte Polsterung bezahlt. Selbst nach 500 Kilometern am Stück hatte ich keine Druckstellen. Besonders die Wangenpolster und der Bereich um die Ohren sind hervorragend geformt. Lediglich bei sehr schmalen Gesichtern könnten die Wangenpolster etwas zu locker sitzen hier empfehle ich die optional erhältlichen engeren Polster. Die Gewichtsverteilung ist gut austariert selbst bei höheren Geschwindigkeiten bleibt der Kopf stabil und wird nicht nach hinten gezogen. Der Nacken dankt es auf langen Touren!
Bei schnellen Schulterblicken spürt man kaum Trägheit, was die Sicherheit im Stadtverkehr spürbar erhöht. Bei meinen Touren war ich verblüfft, wie leise dieser Helm selbst bei 130 km/h noch ist. Die Aerodynamik sorgt für eine bemerkenswert ruhige Luftströmung um den Helm. Dieses Ergebnis erreicht Schuberth durch die präzise Abdichtung im Hals- und Kinnbereich. Die Visiermechanik funktioniert tadellos, allerdings muss man den Bedienschieber für die Sonnenblende manchmal etwas suchen. Mit Handschuhen ist die Bedienung nach kurzer Eingewöhnung problemlos möglich. Die Belüftung des C5 ist durchdacht und effektiv. Zwei Einlässe am Kinn und zwei am Oberkopf lassen sich unabhängig voneinander regulieren. Bei Kälte oder Regen lassen sich alle Öffnungen dicht verschließen. Zu 100% - nein! Tatsächlich hatte ich einmal bei Regen etwas Feuchtigkeit im Helm. Das war im Sattel eines Nakedbikes bei besonders widrigen Bedingungen.
Der Mikrolock-Ratschenverschluss ist mit einer Hand bedienbar und lässt sich präzise einstellen. Auch mit dicken Winterhandschuhen funktioniert die Bedienung einwandfrei. Nach mehreren Wochen Nutzung läuft der Verschluss immer noch geschmeidig. Einziger kleiner Kritikpunkt: Bei manchen Jacken kann der Kinnriemen leicht auf den Kehlkopf drücken. Der C5 ist natürlich perfekt für das firmeneigene SC2-Kommunikationssystem vorbereitet. Die Integration ist vorbildlich keine abstehenden Teile, keine komplizierten Einbauten. Einfach die Abdeckungen entfernen, das System einsetzen, fertig. Im Alltag punktet der C5 mit durchdachten Details. Der Klappmechanismus läuft seidenweich und lässt sich mit einer Hand bedienen. Nach anfänglicher Fummelei gewöhnt man sich schnell an die Position der Arretierung für den geöffneten Kinnbügel. Im direkten Vergleich war es jedoch so, dass der Klappmechanismus bei Schuberth sich nach längerer Nutzung und bei Staub nach Fahrten auf Schotter etwas hakeliger anfühlte. Brillenträger werden die gut konzipierten Brillenkanäle zu schätzen wissen. Der einzige wirkliche Kritikpunkt im Alltag: Bei manchen Exemplaren können die Wangenpolster aus der Arretierung rutschen, was gelegentlich etwas nervig ist. Aktueller Marktpreis Schuberth C5 hier.
HJC RPHA-91 im Vergleich
Der RPHA-91 präsentiert sich als schlanker, sportlich orientierter Klapphelm mit dynamischen Linien. Im Vergleich wirkt er moderner und aggressiver. Die Verarbeitung ist auf sehr hohem Niveau HJC hat hier in den letzten Jahren massiv zugelegt. Die Karbon-Aramid-Schale (P.I.M. EVO) fühlt sich hochwertig an und alle beweglichen Teile funktionieren präzise. Vorsicht jedoch wenn ihr matte Exemplare auswählt. Klapphelmfahrer sind meist Vielfahrer und nutzen ihre Helme intensiv - matte Oberflächen werden schneller unsexy als glänzende Oberflächen.
Der RPHA-91 umschließt den Kopf angenehm und bietet besonders für eher runde Kopfformen eine exzellente Passform. Die Innenpolsterung fühlt sich bei der ersten Anprobe im Stirnbereich etwas fester an als beim C5, gibt aber nach einigen Fahrten perfekt nach und passt sich dem Kopf an. Bemerkenswert sind die gut positionierten Ohrenaussparungen, die selbst bei längeren Fahrten keine Druckstellen verursachen. Ein cleveres Detail: Die Sonnenblende verschiebt sich beim Schließen leicht, um nicht an der Nase zu kratzen. Das funktioniert tatsächlich hervorragend. Die Balance ist exzellent selbst nach acht Stunden im Sattel hatte ich keine Nackenprobleme. Beim schnellen Schulterblick auf der Autobahn bleibt der Helm stabil und erzeugt kaum Auftrieb, was für die gelungene Aerodynamik spricht. In Sachen Aerodynamik hat HJC beeindruckende Arbeit geleistet. Der Helm liegt stabil im Fahrtwind und erzeugt wenig Verwirbelungen. Das Geräuschniveau ist beachtlich niedrig, wenn auch nicht ganz auf dem Level des Schuberth. Besonders beeindruckend: Selbst bei höheren Geschwindigkeiten gibt es keine störenden Pfeif- oder Heulgeräusche, sondern nur ein gleichmäßiges Rauschen.
Das Visier überzeugt mit einem extrem weiten Sichtfeld ein echtes Plus für die aktive Sicherheit. Ein Highlight ist jedoch die integrierte Sonnenblende, die weiter heruntergeht als beim C5 und deren Position in mehreren Stufen angepasst werden kann endlich keine drückende Blende mehr auf der Nase! Ein wirklich praxistaugliches Feature. Das mitgelieferte Pinlock-Insert funktioniert zuverlässig gegen Beschlag. Einziger Kritikpunkt: Das Visier könnte etwas feiner rastbar sein. Manchmal fehlt genau die Zwischenposition, die man bräuchte. Die Belüftung des RPHA-91 ist ein echtes Highlight. Die großen, paddelartigen Belüftungsöffnungen lassen sich auch mit dicken Handschuhen problemlos bedienen. Besonders bei sommerlichen Temperaturen punktet der Helm mit einem spürbaren Luftstrom, der effektiv für Kühlung sorgt. Bei winterlichen Bedingungen lassen sich alle Öffnungen gut verschließen. In Sachen Passform war es so, dass der Helm bei mir persönlich zu Beginn auf der Stirn etwas drückte.
Das Ratschenverschluss-System ist durchdacht und lässt sich auch mit Handschuhen einfach bedienen. Ein Plus: Der Verschluss ist etwas nach vorne versetzt angebracht, was besonders Fahrern mit ausgeprägtem Adamsapfel zugute kommt hier drückt nichts auf den Kehlkopf. Der RPHA-91 ist für das SMART HJC Bluetooth-System vorbereitet. Die Integration ist gelungen, wenn auch nicht ganz so elegant wie beim Schuberth-System. Die Lautsprecher sitzen gut positioniert über den Ohren und liefern klaren Sound. Die Montage ist einfach und ohne Werkzeug möglich. Im täglichen Einsatz zeigt der RPHA-91 viele durchdachte Details. Der Klappmechanismus funktioniert einwandfrei und lässt sich mit einer Hand bedienen. Und auch hier ein schlaues Detail. Der Windabweiser klappt sich beim Öffnen und Schließen ein- bzw. aus und erleichtert somit das Aufsetzen vom Helm. Im geöffneten Zustand bietet der RPHA-91 am wenigsten Angriffsfläche für den Wind und die beste Aerodynamik. Die Verarbeitungsqualität und die technischen Features bewegen sich auf Premium-Niveau, während der Preis deutlich unter den direkten Konkurrenten liegt. Am Ende des Tages ist HJC mein logischer Kauftipp an unsere Community. Er ist draußen in der Praxis rund 200 Euro günstiger als der Shoei und rund 100 Euro günstiger als der Schuberth. Aber im täglichen Gebrauch ist er auf Augenhöhe. Ein gutes Produkt zu einem sehr fairen Preis!
Shoei Neotec 3 im Vergleich
Der Shoei Neotec 3 verkörpert japanische Ingenieurskunst in Reinform. Die klaren, durchdachten Linien wirken zeitlos elegant mit einem Hauch von Sportlichkeit. Mein Testexemplar strahlt pure Perfektion aus. Jedes Detail, von den präzisen Übergängen bis zu den hochwertigen Metallbeschlägen, zeugt von kompromissloser Qualität. Nach intensivem Gebrauch sieht der Helm immer noch aus wie neu ein Beleg für die hervorragende Materialauswahl. Diese positiven Erfahrungen hatte ich auch schon beim Neotec 1 und Neotec 2. Der Neotec 3 liegt wie eine zweite Haut am Kopf vorausgesetzt, man hat einen "Shoei-Kopf". Ich habe einen Shoei Kopf.
Anders als bei HJC oder Schuberth muss ich nicht darauf warten, bis sich das Futter ein wenig an mein Gesicht angepasst hat. Der Helm passt vom ersten Moment an perfekt auf meinem Kopf. Der Helm tendiert zu einer eher mittleren bis leicht ovalen Kopfform. Der Einstieg ist angenehm weit und das Innenfutter umschließt den Kopf sanft, aber sicher. Bemerkenswert ist die Weiterentwicklung gegenüber dem Vorgänger: Der Kinnriemen wurde dünner gestaltet und drückt nun deutlich weniger. Bei langen Etappen zeigt sich der wahre Wert des durchdachten Innenlebens. Der Shoei bot für mich den höchsten Tragekomfort am Kopf. In puncto Aerodynamik liefert der Neotec 3 auch eine gute Vorstellung. Die Windstabilität ist auch bei hohem Tempo hervorragend der Helm bleibt ruhig und erzeugt kaum Auftrieb. Die Geräuschdämmung bewegt sich auf sehr hohem Niveau, wenn auch minimal hinter dem Schuberth C5. Das Visier ist ein echtes Highlight. Es bietet ein extrem weites Sichtfeld und bleibt auch an den Rändern verzerrungsfrei.
Die zentrale Visierverriegelung ist für mich super logisch und praxistauglich. Sie lässt sich auch mit dicken Handschuhen problemlos bedienen und bietet eine sehr praktische Spaltstellung für optimale Belüftung bei Stadtfahrten oder leichtem Regen. Die integrierte Sonnenblende wurde gegenüber dem Vorgänger verbessert und reicht nun tiefer herunter. Sie lässt sich mit dem seitlichen Schieber einfach bedienen. Das mitgelieferte Pinlock-Insert verhindert zuverlässig Beschlagen, selbst bei extremen Wetterbedingungen.
Die Belüftung des Neotec 3 ist durchdacht und funktional. Zwei Einlässe am Kinn und ein großer Einlass am Oberkopf lassen sich individuell regulieren. Der Luftstrom ist spürbar, erreicht jedoch nicht ganz die Effektivität des RPHA-91 bei extremer Hitze. Besonders die Kinnbelüftung könnte etwas direkter wirken. Aber bei den Vorgängermodellen hab ich mich immer wieder beschwert, dass es bei maximaler Öffnung zu zugig wird. Mir kann man es einfach nicht recht machen. Ein kleines Manko: Der Schieber für die Kinnbelüftung sitzt etwas ungünstig zwischen Visierarretierung und Kinnbügel-Entriegelung und lässt sich mit Handschuhen manchmal schwer finden. Der Mikrolock-Ratschenverschluss funktioniert tadellos und lässt sich präzise einstellen. Die Bedienung ist auch mit Winterhandschuhen problemlos möglich. Nach vielen Testkilometern zeigt der Mechanismus keinerlei Verschleißerscheinungen. Der Neotec 3 ist speziell für das Sena SRL-3 Kommunikationssystem konzipiert. Die Integration ist nahezu unsichtbar ein großer Vorteil gegenüber nachträglich aufgeklebten Systemen.
Im täglichen Einsatz zeigt der Neotec 3 seine Stärken als durchdachtes Gesamtpaket. Der Klappmechanismus funktioniert geschmeidig und lässt sich mit einer Hand bedienen. Bei intensiver Nutzung - auch bei Staub, war er hart im Nehmen und blieb zuverlässig und geschmeidig. Zum Neotec fällt mir dann aber noch ein weiterer Aspekt ein. Während des Tests wechselte ich öfters die Helme. Manchmal wusste ich dann auf die Schnelle gar nicht, welcher Helm ich nun eigentlich gerade am Kopf trage. Das war ein spannender Moment. Ich stellte mir vor, in der nächsten Kurve zu stürzen. Welchen Helm hätte ich Moment des Sturzes gerne auf meinem Kopf? offen gesagt: Ich dachte sofort an den Shoei. Mag sein dass es die Kraft der Marke ist. Oder aber meine Erfahrungen mit den Neotec 1 und 2. Aber so war mein ehrliches Gefühl. Das stärkste Vertrauen habe ich nach all den Testfahrten in den Shoei. Aktueller Marktpreis Shoei.
Bericht vom 15.05.2025 | 743 Aufrufe