KTM Neustart

Aufbruch nach der Krise - Erste neue Modelle

Nach dem spektakulären Sturz richten sich die Österreicher wieder auf – und wir haben die ersten neuen Modelle bereits ausgiebig getestet.

Die Staubwolken über Mattighofen lichten sich langsam. Nach dem Fall, der KTM in eine existenzbedrohende Krise stürzte, kämpft sich die traditionsreiche Marke aus dem Tal heraus. Was bleibt, ist ein steiler Hang, den es zu bezwingen gilt - doch die ersten Meter am Steilhang sind bereits gemacht. Neue Modelle rollen in die Händler-Showrooms, und wir bei 1000PS haben bereits einen intensiven Blick auf das werfen können, was da kommt.

KTM Lager leeren sich, neue Preispolitik

Die vergangenen Monate haben Spuren hinterlassen. Während die Medien vor Monaten von überfüllten Lagern berichteten, sieht die Realität in Mattighofen mittlerweile anders aus: Der Lagerbestand ist überschaubar geworden, nachdem die Händler kontinuierlich abverkauft haben. Überraschend schnell waren dabei ausgerechnet die Hard Enduro-Modelle vergriffen ein Zeichen dafür, dass die Kernzielgruppe KTM die Treue gehalten hat. Bemerkenswert ist auch der neue Kurs bei der Preisgestaltung. KTM hat offenbar verstanden, dass man in einzelnen Segmenten die Preise zu optimistisch gewählt hat. Einige Modelle wirken nun deutlich marktgerechter positioniert eine Entwicklung, die sowohl Händlern als auch Kunden entgegenkommt. Zu diesen neuen Preisen erscheinen einige Modelle gleich in einem ganz anderen Licht.

Händlertreue trotz Herausforderungen

Durch unsere Betreuung zahlreicher Motorradhändler-Websites erleben wir hautnah mit, welche Achterbahnfahrt die vergangenen Monate für die Partner bedeutet haben. Die Loyalität der Händler zur Marke war dabei beeindruckend auch wenn ihre Leidensfähigkeit auf eine harte Probe gestellt wurde. Das größte Ärgernis im Tagesgeschäft bleibt teilweise die Ersatzteilversorgung. Dort, wo Zulieferbetriebe in die KTM-Krise hineingezogen wurden und Lieferketten unterbrochen sind, entstehen noch immer zermürbende Wartezeiten für Kunden und Werkstätten. Die Situation bessert sich allmählich, doch der Aufbau neuer Lieferstrukturen braucht Zeit. Die guten Nachrichten: Die neuen Modelle die nun in die Schauräume kommen haben offenbar stabile Lieferketten - sonst könnte man sie ja auch nicht produzieren.

990 Duke: Spielerische Leichtigkeit trifft Realismus

Bei unserem jüngsten Naked-Bike-Test fiel uns die KTM 990 Duke besonders positiv auf. Gegen japanische Vierzylinder-Konkurrenz angetreten, mag sie beim reinen Leistungsvergleich nicht immer die Nase vorn haben doch das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmt nun endlich wieder. Die spielerische Leichtigkeit, die schon immer das Alleinstellungsmerkmal der Duke-Baureihe war, verbindet sich hier mit zugänglicher Dynamik und hohem Tempo zu einem Fahrerlebnis, das Fahrspaß in seiner reinsten Form vermittelt. Sechs verschiedene Piloten haben das Motorrad auf unterschiedlichsten Strecken bewegt von der Rennstrecke über die Supermoto-Piste bis hin zu ausgiebigen Landstraßentests. Dabei zeigte sich: Die Qualität stimmt größtenteils, auch wenn die Bremse noch nicht ganz perfekt arbeitet ein spürbares Rubbeln trübte den sonst überzeugenden Eindruck. Dennoch waren wir mit der gebotenen Leistung und der Gesamtqualität sehr zufrieden. In den kommenden Wochen folgen ausführliche Testberichte zu allen Einsatzbereichen. Intensiver wurde kaum ein Motorrad bei uns getestet. Die KTM hat auf verschiedensten Strecken, Pisten und Straßen abgeliefert.

Die KTM 990 Duke wurde am Pannoniaring, in Bad Fischau auf der Supermoto Strecke und auf der Landstraße intensiv getestet.
Die KTM 990 Duke wurde am Pannoniaring, in Bad Fischau auf der Supermoto Strecke und auf der Landstraße intensiv getestet.

KTM 390 Enduro R und KTM 390 SMC-R im Test

Noch spannender waren unsere Erfahrungen mit den neuen KTM 390 Enduro R und KTM 390 SMC-R. Für uns die aufregendsten KTM-Neuheiten der letzten Jahre. Beide Modelle mussten sich einem gnadenlosen Praxistest unterziehen: Die Supermoto brauste keine zehn Sekunden nach dem Ausladen aus dem KTM-Van bereits mit Data-Recording über die Supermoto-Strecke in Bad Fischau, während die Enduro direkt auf der Motocross-Strecke landete, wo Kollege Arlo sie über Tables und durch Anleger jagte. Diese Härteprüfung war bewusst gewählt: Beide Modelle basieren auf der 390 Duke und sind primär als Straßenmotorräder konzipiert. Umso wichtiger war die Frage, ob sie trotzdem noch Rennsport-DNA in sich tragen. Sind sie hart im Nehmen? Die 390 SMCR bestand den Test mit Bravour. Das Fahrwerk erwies sich als sportlich genug für sportliche Supermoto-Manöver, bleibt aber alltagstauglich für normale Fahrer. Diese Grätsche ist gelungen: Die Maschine verspricht herrliche Wheelies und Supermoto-Spaß, funktioniert aber genauso gut auf dem Weg zur Uni oder zur Arbeit. Anders als die größeren 690 SMCR-Modelle setzt die 390er nicht auf Brutalität und den Kampf gegen die Elemente. Angst und Adrenalin sind hier nicht die bestimmenden Faktoren stattdessen stehen Fahrspaß und Freude im Sattel im Vordergrund. Das ist kein schlechterer, sondern ein anderer Ansatz des Motorradfahrens.

KTM 390 Enduro R - Enduro-Tauglichkeit auf dem Prüfstand

Die 390 Enduro machte einen durchweg robusten Eindruck, auch wenn die Federelemente beim ersten Eindruck etwas weich für weite Enduro-Sprünge erschienen. Dennoch vermittelt das Motorrad das Gefühl, eine TET oder Bosnia-Rallye problemlos wegzustecken. Neue Handschützer, eine Navi-Halterung und schon kann es losgehen. Der Terminkalender wird bereits geprüft, ob sich noch dieses Jahr ein TET-Einsatz realisieren lässt. Das Interesse in der 1000PS-Redaktion ist jedenfalls riesig. Es ist immer ein gutes Zeichen wenn das Interesse groß ist mit einem neuen Produkt ein Abenteuer zu starten. Das Interesse und auch das Vertrauen ist offenbar gegeben.

Hoffnung auf Geduld und Kontinuität

Die Erfahrungen mit diesen drei Modellen stimmen optimistisch. Bleibt zu hoffen, dass die neue Eigentümerstruktur die nötige Geduld aufbringt, um KTM durch ein oder zwei mühselige und anstrengende Saisonen zu führen. Auf der EICMA im November wird KTM aus aktueller Sicht nicht vertreten sein. Der Hintergrund ist ganz pragmatisch: Nun muss man mal jene Modelle in den Handel bringen welche man auf der letzten EICMA im November 2024 gezeigt hat. Diese Modelle werden auch die wesentlichen Neuheiten für die Saison 2026 sein. Dazu zählt auch 990er RC Supersport Maschine. KTM ist jedoch bei einigen fahraktiven Events vor Ort mit dabei.

Sie werden beim Newchurch Summit von 1000PS im Juni 2026 mit am Start sein und auch bei anderen Probefahrtevents war und ist KTM mit aktuellen Modellen vor Ort. Sobald alle kundenrelevanten Prozesse Ersatzteilversorgung, After-Sales, Garantieabwicklung wieder reibungslos auf Topniveau funktionieren, dann haben die neuen Modelle das Potenzial, KTM zurück in die Erfolgsspur zu bringen. In jedem Fall kommen in den nächsten Tagen sehr viele Tests und Vergleiche zu den oben genannten KTM Modellen online. Wir sind auf das Interesse der 1000PS Community gespannt!

KTM Tests auf 1000PS

Bericht vom 21.07.2025 | 6.338 Aufrufe