Ronda und Co.

Eine Woche Südspanien in der Region Ronda und Umgebung, 2500 km, 20 Grad und tausende Kurven. Danke EU! Danke für den Asphalt!

Mit der BMW R 1200 R von Algeciras nach Ronda. In der Provinz Malaga kommt zusätzlich zu perfektem Panorama und herrlichen Kurven auch noch makelloser Asphalt hinzu.

Du bist der Meinung die EU hat noch nichts Gutes für uns Motorradefahrer getan? Du irrst gewaltig! Die Gelder der EU werden seit Jahren äußerst sinnvoll investiert: In herrliche Strassen in den andalusischen Bergen. Denn dort wo aufgrund des geringen Verkehrsaufkommens eigentlich schmale Wege hinauf auf den Gipfel reichen würden, wird mit EU Geldern nicht gegeizt. Die blaue Flagge mit den gelben Sternen schmückt fast jede der frisch asphaltierten Strassen in den andalusischen Anhöhen.

Doch noch ein weiterer Faktor spricht für den Süden Spaniens: Das Wetter. Auch im Jänner, wenn es bei uns zumindest normalerweise kalt und grindig ist, darf man sich in Andalusien über herrliche Motorradbedingungen freuen.

Die perfekte Ausgangsbasis um den Westen von Andalusien zu erkunden, ist meiner Ansicht nach die Region Marbella. Im Sommer sündhaft teuer, werden 4* Hotels und Ferienwohnungen im Winter zu sensationellen Preisen auf den Markt geworfen. Wir buchten auf der Internetreiseseite www.expedia.de ein 8 Personen Appartement für 70 Euro die Nacht. Ausgehend von Marbella sollte man die Tour mit der Fahrt hinauf nach Ronda beginnen. Die 50km lange Strecke ist ein Mekka für Motorradfahrer und oben angekommen liegen einem verschiedenste Richtungen mit herrlichen Strassen zu Füßen. Die Gegend ist locker für eine knappe Woche Motorradurlaub gut.

Sightseeing

Gibraltar: Mit dem Auto sollte man die Fahrt ins Zentrum oder gar hinauf auf den Berg unbedingt meiden. Reinster Kupplungsmord! Mit dem Motorrad macht die Drängerei in den engen Gassen genauso Spaß wie die langsame Fahrt hinauf auf den Gipfel. Nicht vergessen: Gibraltar ist britisch und daher muss man unbedingt einen Reisepass mitnehmen. Beim Grenzübergang einfach bis ganz nach vorne drängen. Dort wird man von den Beamten großzügig reingewinkt. Oben am Festungsberg wird ein gewaltiger Ausblick bis nach Marokko geboten.

Ronda: Ronda ist nicht nur das fahrerische Zentrum der Region. Jede Strasse die von Ronda hinaus in die Berge führt ist eine eigene Tour wert. Auch in der Stadt wird der Reisende nicht enttäuscht. Die Stadt ist von einer tiefen schlucht gespalten, eine beeindruckende Brücke überspannt den Abgrund. Die Stadt ist sehr lebhaft und birgt viele Seitengassen, nette Cafes und kleine Geschäfte. Interessierte Reisefreunde können in der Stadt ohne weiteres einen ganzen Tag einplanen. Es gibt viele interessante Bauwerke zu sehen, und an den Außengrenzen der Stadt kann man den gewaltigen Ausblick auf die Berge genießen.

Puerto Banus: Der schicke Yachthafen, die mondäne Strandpromenade und die unverschämt teuren Geschäfte sind ebenfalls einen Besuch wert. Die weibliche Begleitung sollte samt Kreditkarte an die kurze Leine gelegt werden. Ein Cafe an der Strandpromenade macht sich bezahlt. Reich und mehr oder minder schön zeigt sich dort mitsamt ihren aufpolierten Ferraris und Porsches. Autoliebhaber brauchen aber starke Nerven. Ich musste tatenlos mit ansehen, wie die wohlgestalteten Felgen eines göttlichen GT3 Porsche von einer unwürdigen reichen Tussy am Randstein geschändet wurden.

Sevilla: Von Marbella ausgehend in ca. 3 Stunden zu erreichen. Eigentlich eine eigene Reise wert, lohnt es sich auch auf einen Cafe vorbei zu kommen. Markante Sehenswürdigkeiten sind die Kathedrale und der Plaza de Espana. Laut Insidern sollte man Motorräder nicht länger als nötig unbeaufsichtigt lassen.

Wikilink Sevilla

Granada: Eines der bekanntesten Reiseziele in Andalusien. Denn auf einem Hügel bei Granada thront die wohl bekannteste Stadtburg Spaniens, die Alhambra. Die maurische Anlage besteht aus Gebäuden unterschiedlichster Epochen und Stilrichtungen. Der Touristenansturm ist sehr groß. In die Anlage kommt man nur, wenn man vorher in einer Filiale der BBVA Banken (gibt es in jeder Stadt) Eintrittskarten gelöst hat. Die Anreise von Marbella nimmt ca. 3 Stunden in Anspruch.

Wikilink Granada

 

 

Zumindest am südspanischen Horizont schimmert der Schnee. Allerdings auf 3000 Meter Seehöhe in der Sierra Nevada.

DER Motorradtreff der Region. Auf der Strasse von San Pedro de Alcantara hinauf nach Ronda wird gerne Pause gemacht. Perfekter Ausblick auf eine 3. Gang Kurve.

Wir danken dem Routemaster für sein blindes Vertrauen ins GPS-Navi. Die "Durchzugsstraße" war nicht ganz das, was wir erwatet haben.

Praktisch wenn man in die Berge fährt. Auch wenn es unten bewölkt ist, kann man sich oben über die Sonne freuen.

Reisevideo - Ronda und Umgebung

Diesmal haben wir ein äußerst langweiliges Video für euch parat. Kein Sturz, keine streifenden Fußrasten, keine Wheelys und nicht einmal Motorengehäule haben wir anzubieten. Stattdessen gibt es Ausblicke auf die spanischen Berge, die spanischen Ziegen und das spanische Futter. Im Winter trotzdem nicht zu verachten, denn der Schnee taucht am Video nur am äußersten Horizont, auf den Gipfeln der Sierra Nevada auf. Ansonsten 20 Grad und viele Gipfel. Wer sich das Video auf seinen Computer downloaden möchte, klickt mit der rechten Maustaste hier und wählt "Ziel speichern unter".

Schnitt: Cimple Moritz
Videodreh: NastyNils
Vertonung: Putz & Stingl 

   

Mitten in der Prärie tauchen die Bergstädtchen auf. Alle in weiß, alle mit herrlichen winzigen Lokalen im Zentrum

   

Routentipps rund um Ronda

Eigentlich ist es eine Sünde in dieser Region auf der Autobahn zu fahren. Doch um größere Distanzen zu den netten Strecken zu überbrücken eignet sich die A7 zwischen Malaga und Algeciras hervorragend. Die Autobahn verläuft entlang der Küste und damit parallel zu den Bergen und den dortigen Motorradstrecken. Die AP7 ist die mautpflichtige, besser ausgebaute Strasse, die A7 führt durch die Städte und in den Städten muss teilweise gedrängt werden. Der Ausblick von der A7 ist sehr nett. Lärmschutzwände gibt es hier zum Glück keine. So hat man freien Blick auf Meer und Berge.


Gibraltar Ronda (Strasse 369): Die Strecke beginnt fahrerisch recht unspektakulär führt jedoch vorbei an netten Dörfern und Städtchen. Bis zur Provinzgrenze ist es mit Supersportlern aufgrund des welligen Asphalts sehr ungemütlich, doch danach darf man sich an nagelneuem Asphalt erfreuen und ein Kurvenfeuerwerk wird eröffnet.

San Pedro de Alcantara Ronda: Die vermutlich beste Strecke der Region. Eine der wenigen Strassen, wo man auch die Power einer 1000er sinnvoll nutzen kann. 50 Kilometer lang reihen sich endlos lang geschwungene Kurven aneinander. Die Radien sind wunderbar zu durchschauen und nirgendwo wird man von abrupten Spitzkehren oder sonstigen Grauslichkeiten im Asphalt überrascht. Einzig einige schleichende LKWs mahnen zur Vorsicht.

Ronda Coin - Malaga: Diese Strecke bietet teilweise recht enge Radien mit eher welligem Asphalt. Sehr interessant zu fahren mit Supermotos oder Big Enduros. Supersportler werden teilweise ungemütlich werden. Auch hier sehr schöner Ausblick auf Olivenhaine, Orangen- und Zitronenplantagen. Teilweise bieten sich links und rechts auch lässige Offroadabstecher auf die Berggipfel an. Auch mit Bigenduros sind diese im trockenen Zustand zu bezwingen.

Arcos Ubrique Ronda: Relativ eng und verwinkelt, teilweise steil und niemals gerade. Paradies für Big Enduros, Naked Bikes und Supermotos.

   

Wir waren nicht ganz sicher, ob die spanische Partie an der Tankstelle zur schnellen Sorte gehört. Erst als auf den 300 Metern von der Tankstelle zum Kreisverkehr die Begrenzer einsetzen wussten wir, das die Jungs und Mädels es ernst meinten.

Ronda! Die Stadt thront auf einem riesigen Plateau. Die Auffahrt ist kurvenreich und lang, die Aussicht in der Stadt aber auch auf die Stadt ist grandios. Ein Spaziergang in der Stadt lohnt sich auf alle Fälle. Als gute Ausgangsbasis bietet sich die markante Brücke "Puente Nuevo" über die Schlucht an.

 

Die zahllosen Schotterwege ins Gemüse laden zu Abstechern mit der Superenduro ein. Man muss jedoch verdammt aufpassen um nicht von der ehrgeizigen Dorfjugend auf ausgelutschten Crossern oder abgefuckten Derbis hergebrannt zu werden.

 
Abseits der Strandpromenade gibt sich die Schickeria in Sachen Sportwägen deutlich zurückhaltender. Gerade noch in den spanischen Küstengewässern und nun auf unserer Showbühne.
 

Interview mit dem Andalusien Profi

Manfred Cyran (www.motorradreisen.cc) bietet seit Jahren professionell geführte Motorradreisen an. Im Interview mit NastyNils gibt er Tipps für den Trip nach Spanien.

NN: Guten Morgen Manfred (Es ist jetzt 11 Uhr vormittags). Du kennst Dich gut aus in der Gegend. Wie oft bist Du hier in der Gegend.

MC: Insgesamt bin ich im Jahr 2-3 Monate hier in Andalusien. Wir machen hier im Herbst, im Winter und im Frühjahr Motorradtouren.

NN: Was ist Deiner Meinung nach die beste Reisezeit?

MC: Von Mitte September bis Ende April. Wenn man einen Badeurlaub mit einbinden möchte, kann man auch den Mai verwenden. Doch danach wird es eindeutig zu heiß.


Suchbild: Finden Sie den cafesüchtigen Tourguide Manfred

NN: Die Gegend eignet sich für Motorradfahrer also auch zum "Überwintern".

MC: Die Costa del Sol, also die Südküste Spaniens, ist im Winter angenehm warm. An einigen Tagen hat es hier auch im Jänner über 20 Grad, unter 10 Grad hat es hier fast nie. Kühl sind jedoch die Nächte. Motorradtouren sollten man 10 Uhr bis 18 Uhr einplanen.

NN: Wie sieht die touristische Infrastruktur in der Nebensaison aus?

MC: Im Prinzip ist alles offen, es ist jedoch nirgends viel los. Wildes Partyleben gibt es in den Bars hier im Winter nicht. In der Mittagszeit, also zwischen 13 und 17 Uhr sind kleinere Geschäfte geschlossen. Dies gilt auch für Werkstätten und Reifenhändler.

NN: Welche Varianten der Anreise stehen zur Verfügung.

MC: Anreise mit dem Motorrad: 3000 km bis nach Malaga auf der Autobahn. Das sind 3500 km. Damit gehen für Anreise und Abreise 7.000 km, viele Urlaubstage, Quartierkosten, Mautkosten und ein Satz Reifen drauf. Der durchschnittliche Motorradfahrer braucht dafür jeweils eine Woche für die Anreise und eine Woche für die Abreise und pro Strecke 800 Euro Reisekosten. Diese Variante ist natürlich nur im Sommer sinnvoll.

Anreise mit Motorrad kombiniert mit Autozug: Um die Anreise zu verkürzen kann man Teile der Strecke mit dem Autozug der ÖBB oder der DB zurücklegen. Auch hier kann man aber nicht von der Haustür bis zur Hoteltür fahren und so ist die Variante ebenfalls eher nur im Sommer zu empfehlen.

Anreise mit Motorrad kombiniert mit Fähre: Von Genua nach Tanger (Marokko) von dort zurück nach Cadiz. Leider ist auch diese Variante mit 500-600 Euro / Motorrad sehr kostspielig. Alle anderen Varianten von Genua nach Barcelona verkürzen die Reisestrecke nur um ca. 800 km und sind nicht besonders ratsam.

Anreise mit dem eigenen Lieferwagen mit Motorrad im Heck: Die reinen Sprit und Mautkosten belaufen sich für Hin- und Retour auf 900-1000 Euro. Mit Anhänger wird es durch die höhere Maut leider noch mal empfindlich teurer. Je nach Härte des Fahrers gehen aber auch hier für An- und Abreise jeweils 2-3 Tage Reisezeit drauf. Sobald das Gesamtgewicht vom Gespann über 3,5 Tonnen liegt sind die Richtlinien für Sattelzugfahrzeuge einzuhalten. Das heißt: 80 km/h auf der Autobahn, Fahrzeiten einhalten usw. Besonders in Frankreich wird hier massiv kontrolliert und gestraft.

Anreise mit Flugzeug: Malaga ist  mit günstigen Fluglinien sehr einfach zu erreichen. Air Berlin fliegt mit Zwischenlandung in Mallorca, Swiss fliegt über Zürich, Iberia über Barcelona. So geht für die Anreise nicht mal ein Tag drauf. Wenn man den Flug rechtzeitig bucht, kommt man mit 200 Euro für Hin-und Rückflug durch.

NN: Und das Motorrad?

MC: Hier kommen wir ins Spiel. Wir bringen mit unserem Motorradtransporter die Motorräder überdacht und für den Kunden extrem komfortabel von diversen Sammelpunkten in Österreich bis vor die Hoteltür in Spanien. Wir bieten unseren Kunden Komplettpakete an (Flug, Hotel, Tourbegleitung, Reiseführung und versicherter Motorradtransport) aber auch einzelne Bausteine (z.B. nur Motorradtransport).

NN: Wie sehen die Kosten aus?

MC: Eine Woche Tour, Halbpension, Reiseführung kostet ca. 850 Euro, Flug und Transport bei Tourteilnahme kosten 730 Euro. Eine Verlängerungswoche kostet ca. 750 Euro.

NN: Welche Motorradfahrer sind da mit dabei?

MC: Der durchschnittliche Tourteilnehmer ist 45-55 Jahre alt. Er legt Wert auf Komfort und möchte sich um die Reiseplanung möglichst wenig kümmern. Hauptsächlich kommen die Tourenteilnehmer alleine, manche fahren auch zu Zweit.

NN: Welche Motorradtypen sind mit dabei?

MC: Alles mit 2 Rädern und 4 Takten und ab einem Hubraum von 350 ccm. Gefahren wird bei uns nicht strikt im Gänsemarsch. Wer will, kann mit uns in der Gruppe fahren, wer nicht will bekommt von uns ausgearbeitet Routentipps und fährt auf eigene Faust. Ich selbst bin im Falle von Problemen für alle meine Tourteilnehmer immer am Handy zu erreichen.

NN: Macht es Sinn unten alles auf eigene Faust zu entdecken?

MC: Die bekanntesten Strecken wie hinauf nach Ronda findet man auf jeder Karte, es gibt aber hunderte Kilometer an feinen Bergstraßen welche schwierig zu finden sind. Durch unsere langjährige Erfahrung hier, können wir die Tourenteilnehmer sicherlich an interessante Stellen führen.

NN: Du machst auf mich den Eindruck, als würdest Du Dich hier auch kulinarisch recht gut auskennen. Wie lauten Deine Tipps?

MC: Klarerweise sind Fischberichte sehr beliebt und werden oft angeboten. An der Küste in den einfach zu findenden Lokalen sehr teuer, in versteckten Lokalen im Hinterland wesentlich billiger. Den besten Cafe und die besten Tapas bekommt man für relativ wenig Geld  in den unscheinbarsten Bars der weißen Bergdörfer Andalusiens. Also nicht vom einfachen Look der Gaststätten in den Bergdörfern schrecken lassen. Dort findet man das beste Essen!

NN: Wie lange kommst Du mit einer Garnitur Gewand durch? Es spannt immer mehr oder?

MC: Natürlich müssen wir für vollste Kundenzufriedenheit alle Restaurants vorher ausgiebig testen. Mein Schwimmreifen bürgt für Qualität. Ich führe die Motorradfreaks zum besten Futter Spaniens!

NN: Danke für das Interview. Mahlzeit!

 
Die Affen auf Gibraltar sind von den Besuchern wenig beeindruckt. Auch nicht von unseren Motorrädern. Auch das Innere des britischen Berges hat einige Sehenswürdigkeiten parat.

Die Meerenge von Gibraltar. Von der Festung auf der britischen Kolonie aus sieht man die marokkanischen Berge.

 
 

Costa del Sol / Ronda und Umgebung Infobox

Quartiere aller Art findet man auf der Tourismusseite der Region Andalusien www.andalucia.org.

Besonders in den Wintermonaten finden sich unter www.expedia.de gute Angebote für 4* Hotels.

Tankstellen in jeder größeren Ortschaft, flächendeckend.
Höchstgeschwindigkeit: Autobahn 120kmh, Ortsgebiet 60kmh, außerorts 90 km/h, Schnellstraße 100 km/h
Preise gesalzen in den Touristenfallen, billiger als in Österreich und Deutschland in den spanischen Bergen
Beste Reisezeit: Mit dem Motorrad von September bis April

Links:

Bericht vom 04.02.2007 | 19.409 Aufrufe

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