Stadler Transformer Test: Enduro-Textilanzug für Abenteuer
Wie sich der Stadler Transformer im harten Enduro-Alltag schlägt
Schon lange wollte ich eine Textiljacke, deren Ärmel sich für ambitionierte Offroad-Einsätze abnehmen lassen. Beim Enduro Action Team sah ich erstmals den Prototyp des Stadler Transformer - und wusste sofort: Den will ich ausprobieren. Eine Saison später ziehe ich Bilanz.
In den letzten Jahren durfte ich schon sehr viele Textilanzüge und Enduro-Jacken ausprobieren. Viele davon waren tolle Produkte, doch gerade im motivierten Enduro-Einsatz dann doch etwas zu viel, zu schwer, zu warm, zu umständlich im Umgang, weshalb ich fast immer doch nur mit Protektorweste und Jersey unterwegs war. Im Gegensatz zu meinem Vater, der seit Jahrzehnten seine inzwischen recht zerschlissene Jacke trägt und auch nicht vorhat zu wechseln. Warum? Die Ärmel sind abzippbar, was die Durchlüftung, Bewegungsfreiheit und damit Funktionalität der Jacke immens erweitert. Auch ich hätte seit Jahren gerne so eine Jacke, doch unter den neuen Produkten am Markt konnte ich nie etwas derartiges finden. Bei der Ducati Offroad Experience Veranstaltung am Gelände des Enduro Action Teams entdeckte ich schließlich genau so einen Prototypen - getragen von den Instruktoren, die eng mit Stadler an der Entwicklung arbeiteten. Schon damals dachte ich mir: Wenn das Ding jemals auf den Markt kommt, will ich es unbedingt testen. Heuer wurden meine Wünsche erhört und ich durfte den neuen Stadler Transformer Anzug ausprobieren. Mehrere Touren hat er in der Saison 2025 mitgemacht, wie z.B. im Friaul während unseres A2-Adventure-Vergleichs mit KTM 390 Adventure R, Royal Enfield Himalayan und Brixton Crossfire 500 Storr.
Stadler - hochwertige Motorradbekleidung seit 1975
Wer Stadler kennt, weiß: Die Traditionsmarke aus Aidenbach in Bayern baut keine Kompromisse. Seit 1975 produziert das Unternehmen Motorradbekleidung, zunächst aus Leder, später als einer der Pioniere im Einsatz von Gore-Tex für Behörden und Einsatzkräfte. Heute beschäftigt Stadler rund 42 Mitarbeitende am deutschen Standort, wo Entwicklung und ein großer Teil der Fertigung stattfinden. Ergänzend dazu betreibt das Unternehmen einen weiteren Produktionsstandort in Kroatien mit etwa 30 Angestellten, der die hohe Fertigungstiefe und Flexibilität ermöglicht, für die Stadler seit Jahrzehnten geschätzt wird.
Über die Zeit hat sich Stadler vom Behördenausrüster zu einer der angesehensten Marken im zivilen Motorradbereich entwickelt: Aktuell liegt der Fokus bei etwa 60 Prozent ziviler Produktion und 40 Prozent Behörden- und Großkundengeschäft. Die hohen Qualitätsanforderungen aus dem professionellen Einsatz fließen direkt in die zivilen Produkte ein - von widerstandsfähigen Spiralreißverschlüssen bis zu den robusten Materialkombinationen, die auf Langlebigkeit statt kurzlebigen Trends ausgelegt sind. All dieses Know-How und Qualitätsanspruch sind nun auch in den neuen Transformer Textilanzug geflossen.
Technische Vorstellung: Stadler Transformer Jacke und Hose
Der Transformer versteht sich als hochbelüfteter Sommeranzug für engagierte Adventure- und Endurofahrer. Die Transfomer Jacke besteht aus abriebfestem Cordura, Stretchzonen und einem Netzfutter mit Taschen für die serienmäßigen SAS-TEC Level-2-Protektoren an Ellbogen, Schultern und Rücken. Mit elf Ventilationsöffnungen ist die Belüftung enorm flexibel. Besonders clever: Wenn man zusätzliche Schutzausrüstung trägt, etwa eine Protektorenweste, dürfen die Ärmel für maximale Bewegung und Kühlung abgenommen werden.
Die Transformer Hose setzt auf Cordura Air, Microveloure an den Knien für optimalen Knieschluss und großflächige, luftdurchlässige Stretchzonen. Die Ventilation erfolgt über zwei gut positionierte Oberschenkelöffnungen. Auch hier sind SAS-TEC Level-2-Protektoren verbaut, deren Position sich anpassen lässt. Die Hose kann sowohl über als auch in den Stiefeln getragen werden. Eine systemübergreifende Kombiverbindung passt zu zahlreichen Stadler-Modellen.
Passform & Komfort - ein Anzug, der sich anschmiegt
Schon beim ersten Anziehen war klar: Der Transformer ist typisch Stadler - hochwertig verarbeitet, durchdacht aufgebaut und spürbar robust. Bei meiner Größe von 1,85 m und schlaksiger Statur passt mir die langgestellte Größe 102 sowohl bei Jacke als auch Hose perfekt. Die Passform liegt körpernah, ohne einzuengen. Das Geheimnis sind die großflächigen Stretchbereiche, die besonders im Schritt der Hose und im Achselbereich für enorme Bewegungsfreiheit sorgen. Trotz der wuchtigen Level-2-Protektoren fühlt man sich nicht eingeengt, sondern angenehm umschlossen. Für lange Tage im Sattel auf Asphalt und Schotter gleichermaßen ein Geschenk.
Belüftung & Temperatureinsatz - ein echter Sommeranzug
Das Lüftungssystem zählt zu den besten, die ich bisher in einem Textilanzug getragen habe. Der Fahrtwind strömt nicht nur punktuell durch die durchaus großzügigen Ventilationsöffnungen, sondern großflächig über das luftdurchlässige Stretch-Material ein. An heißen Tagen, gerade auf langsamen, technischen, dadurch körperlich anspruchsvollen Passagen, macht das den Unterschied zwischen Erschöpfung und Genuss. Wer allerdings Kälteempfindlich ist, sollte wissen: Der Transformer ist konsequent als Sommeranzug ausgelegt. Bei kühleren Temperaturen wird es schnell frisch und gegen Nässe hilft nur zusätzliche Ausrüstung.
Für mich war die perfekte Ergänzung der Stadler Stormy Regenanzug. Er ist leicht, kann platzsparend mitgeführt und bei Kälte oder einsetzendem Regen einfach übergeworfen werden, verwendet ebenfalls Stretchmaterialien und macht aus dem luftigen Transformer eine vollwertige Allwetterkombination.
Sicherheitsgefühl & Sturztest - härtere Realität als jedes Labor
Ein Testbericht gewinnt an Glaubwürdigkeit, wenn man nicht nur theoretisch über Schutz redet. Ich hatte tatsächlich einen Sturz auf einem Schotterpass im Friaul - und der Transformer hat ihn souverän weggesteckt. Der Ellbogen, der den Haupteinschlag auf steinigem Untergrund abbekam, blieb vollständig unverletzt. Auf der Jacke ist lediglich eine leichte grün-braune Verfärbung am hellgrauen Material zurückgeblieben; sonst keinerlei Abrieb, kein Aufreißen, keine strukturellen Schäden. Auch die Protektoren blieben einwandfrei.
Dies offenbart auch den einzigen, für mich vernachlässigbaren Nachteil des Transformer Anzugs: Das helle Material ist etwas anfällig für Flecken und Schmutzstellen. Funktional beeinträchtigt das aber nichts.
Pflege & Haltbarkeit – was Stadler empfiehlt
So robust ein Stadler-Anzug auch ist, die Pflege entscheidet langfristig über Funktion und Lebensdauer. Der Transformer darf ganz normal in die Waschmaschine: Protektoren entnehmen, 30-Grad-Schonwaschgang wählen und ein Funktionswaschmittel verwenden. Da der Transformer keine wasserdichte Laminat-Schicht aufweist, ist die Pflege noch recht simpel. Aber auch die Laminat-Produkte, wie zum Beispiel den Stormy Regenanzug, sollte man für eine maximale Lebensdauer pflegen.
Weichspüler sind strikt tabu - sie zerstören dauerhaft die Imprägnierung, was vor allem bei Textil-Laminaten problematisch ist. Schleudern sollte man vermeiden, insbesondere bei laminierten Produkten. Zum Reaktivieren der Imprägnierung empfiehlt Stadler ein modernes Trockner-Outdoorprogramm, das die wasserabweisende Wirkung effizient auffrischt. Bei älteren Geräten reichen rund zehn Minuten im Schonprogramm des Trockners. Wer diese Hinweise beachtet, erhält die Atmungsaktivität, die Schutzfunktion und die mechanische Widerstandsfähigkeit über viele Jahre hinweg - unterstützt durch Stadlers beeindruckende 10-Jahres-Garantie auf die Verarbeitung.
Kombination mit Protektorenwesten - was funktioniert und was nicht
Stadler erlaubt das Abnehmen der Ärmel nur, wenn man zusätzliche Schutzkleidung trägt. Man wird vor ambitionierten Endurotouren also die Protektoren des Anzugs entnehmen und die ausgeräumte Jacke über eine Protektorweste ziehen. Wie gut das funktioniert, hängt von der Passform des Transformers und er Weste ab. Meine Softprotektoren-Weste von Rukka passte problemlos unter die Jacke, auch wenn alle Lüftungsöffnungen geschlossen sind. Mit einer klobigeren Hartschalenweste sieht es anders aus: Die geht sich bei mir nur mit geöffneten Belüftungsbereichen. Wer regelmäßig Offroad unterwegs ist, sollte die Machart seiner Protektorenweste und Knieschoner bei der Größenwahl einkalkulieren - ein Tick mehr Raum kann den Unterschied machen.
Langzeiteindruck & Verschleiß - 2000 Kilometer ohne Schwächen
Rund ein Drittel meiner bisherigen Laufleistung mit dem Transformer fand auf losem Untergrund statt. Trotzdem zeigt der Anzug keinerlei Verschleiß. Keine gelösten Nähte, keine Abnutzung an den Stretchbereichen, kein Funktionsverlust der Lüftungen oder Verschlüsse. In dieser Hinsicht bestätigt der Transformer Stadlers Ruf, hochwertige Bekleidung für extreme und langfristige Beanspruchung bauen zu können.
Fazit - ein Sommeranzug für anspruchsvolle Abenteurer
Nach einer ganzen Saison und rund 2000 Kilometern bin ich überzeugt: Der Stadler Transformer ist einer der durchdachtesten Sommeranzüge für Adventure- und Offroad-Fahrer, die Wert auf Bewegungsfreiheit, maximale Belüftung und echten Schutz legen. Für dieses einzigartige und hochwertige Paket muss man auch eine stolzen Geldsumme abdrücken. Für aktive Enduristen gibt es jedoch wenig Textilanzüge, die so zielgerichtet und in der Güte für den Offroad-Einsatz gemacht sind.