Schuberth Concept Klapphelm im intensiven Reise-Test
2000km Schottland mit installiertem Cardo Packtalk Pro
Im Rahmen eines 12-tägigen Schottland-Reisetests – 2.000 km bei Wind, Wetter und wechselhaftem Licht – kam der neue Schuberth Concept Klapphelm in Kombination mit dem Cardo Packtalk Pro zum Einsatz.
Testbedingungen in Schottland für Schuberth Concept und Cardo Packtalk Pro
Vor dem Aufbruch zu unserer zwölftägigen Reisetest durch Schottland hat uns Ralf von Feelgoodreisen, der die Route geplant hat, gewarnt: Wechselhaftes Wetter, lange Etappen und echt herausfordernde Situationen erwarten uns im hohen Norden. Auf einer rund 2.000 Kilometer langen Rundreise ab Edinburgh mit Schwerpunkt auf der NC500 und ausgesuchten Abstechern war die Reise wunderschön aber auch intensiv. Dabei wurde der neue Schuberth Concept sowohl von meiner weiblichen Begleitung in Größe S und matt-schwarz, als auch von mir in Größe L und Tracer Red, jeweils wechselweise auf einer Reiseenduro, der Triumph Tiger 900 GT Pro, und einer Crossovermaschine, der Triumph Tiger Sport 800. Das Wetter bot das komplette Spektrum nordischer Verhältnisse von Nieselregen über dichten Nebel bis zu sonnigen Abschnitten mit zweistelligen Windböen. Täglicher Niederschlag, meist nasse Straßen, Temperaturen zwischen 8 und 18 Grad und viele Stunden im Sattel bieten ideale Bedingungen, um die Helmneuheit samt montiertem Cardo Packtalk Pro Kommunikationssystem auf Herz und Nieren zu prüfen.
Die Helme wurden täglich über mehrere Stunden auf Tagesetappen zwischen 180 und 250 km getragen und dabei gezielt auf Tourentauglichkeit geprüft. Im Fokus standen nicht nur Komfort und Schutz, sondern vor allem die Alltagseffizienz der verbauten Features unter realen Bedingungen.
Schuberth Concept im Alltag: Komfortable Passform und leise
Der - exklusiv bei Louis erhältliche - Concept positioniert sich unterhalb der Schuberth-Premiumhelme, übernimmt aber wesentliche Konstruktionsprinzipien, wie das aerodynamisch optimierte Design oder die spezielle Schale mit ECE-R 22.06 Zertifizierung. Trotz seines modularen Charakters bleibt der Helm akustisch zurückhaltend. Die Geräuschdämmung liegt zwar nicht ganz auf das Niveau eines C5, ist aber im Toureneinsatz absolut ausreichend. Auch bei zügiger Autobahnfahrt oder bei Seitenwind bleibt der Lärmpegel moderat ein klarer Vorteil bei langen Etappen. Die Passform ist typisch Schuberth: neutral, eher schmal im Wangenbereich, aber ohne unangenehme Druckpunkte. Die Innenpolsterung wirkt zunächst straff, passt sich aber nach kurzer Einfahrzeit angenehm dem Kopf an. Auch bei tagelanger Nutzung blieben keine Druckstellen zurück, was für Qualität und Ergonomie der Innenausstattung spricht. Der Kinnriemen mit Ratschenverschluss lässt sich präzise einstellen und bleibt auch bei häufigem Auf- und Absetzen zuverlässig und komfortabel in Position. Sowohl die eher längliche Kopfform, der Testerin mit Helm-Größe S, als auch die eher runde Kopfform des Testers mit Helmgröße L kamen gut mit dem Schnitt des Helms zu Recht. Personen, die eine extremere Kopfform aufweisen, müssen zum C5 greifen, die optionalen Kopfpolster individuelle Passform sind der Premiumklasse vorbehalten und für den Concept nicht erhältlich.
Sichtfeld und Belüftung des Schuberth Concept: Durchdacht, aber mit Eigenheiten
Die Belüftung des Schuberth Concept funktioniert zuverlässig, jedoch erfordert die Bedienung etwas Eingewöhnung, zumindest bei der Stirnöffnung: Anders als bei vielen anderen Helmen zeigt die offen-Stellung des Reglers nach vorn, geschlossen hingegen nach hinten wer vorher andere Modelle (wie den C5) gefahren ist, muss sich kurz umgewöhnen. Bei korrekt eingestellter Position sorgt die obere Belüftung für eine spürbare Luftzufuhr an Stirn und Oberkopf, ohne dass unangenehme Zugluft entsteht. Die Kinnbelüftung fällt im Vergleich etwas dezenter aus und bleibt im Windschatten höherer Windschilder, wie auch bei den beiden Tiger Modellen in der Wirkung oft eingeschränkt.
Unter realen Bedingungen mit Regen und 1015 °C Tageshöchsttemperatur zeigte sich die Belüftung als ausreichend, aber nicht überdurchschnittlich. Für sommerliche Temperaturen lässt sich aus dem Test in Schottland keine belastbare Aussage treffen. Das P70 Pinlock-System kompensiert mögliche Schwächen in der Luftzirkulation durch beschlagfreie Sicht zuverlässig.
Das große Sichtfeld des Concept fiel im Test positiv auf besonders bei wechselnden Lichtverhältnissen in Schottland mit Nebel, Regen und tief stehender Sonne. Das serienmäßige Pinlock-70-Visier zeigte sich als effektives Antibeschlag-System, das auch bei feuchter Witterung oder Standphasen mit Helm auf dem Kopf zuverlässig klare Sicht gewährleistete. Die integrierte Sonnenblende lässt sich per Schieberegler an der Helmunterkante zügig bedienen und deckt einen großen Bereich des Sichtfelds ab. Sie wirkt nie zu dunkel oder milchig und bleibt auch nach zwölf Tagen intensiver Nutzung kratzerfrei. Ein Detail, das im Alltag oft übersehen wird, sich aber auf langen Touren bewährt.
Montage des Cardo Packtalk Pro im UA-zertifizierten Concept-Helm
Die UA-Zertifizierung des Concept (als erster Helm weltweit) ist eine praktische Ergänzung für alle, die ein Kommunikationssystem nachrüsten möchten. Sie stellt sicher, dass die strukturelle Integrität des Helms auch mit montiertem Zubehör wie dem Cardo Packtalk Pro erhalten bleibt. Eine Besonderheit, die Vertrauen schafft und die sonst übliche Unsicherheit bei Nachrüstlösungen ausräumt.
Die Integration des Cardo Packtalk Pro in den Schuberth Concept verlangt etwas Fingerspitzengefühl. Die mitgelieferte Klemme ist für den Helm nur bedingt geeignet, da die Helmschale im Bereich des unteren Rands zwar kompakt baut, aber der aufgesetzte Gummi verhindert, dass die Klemme bis zum Anschlag in den Helm geschoben werden kann. Die Klebehalterung erwies sich im Test als die praktischere und vor allem dauerhaftere Lösung. Im Inneren lassen sich Lautsprecher und Mikrofon gut positionieren die vorgesehenen Aussparungen sind passgenau, es bleibt genügend Platz für Kabel ohne Druckstellen.
Betrieb des Cardo Packtalk Pro im Schuberth Concept
Im Betrieb überzeugt das System vollumfänglich: Sprachqualität, Reichweite, Bedienung und Akkuverhalten lassen kaum Wünsche offen. Der neue Lagesensor mit Unfallerkennung blieb glücklicherweise unauffällig im Hintergrund, die automatische Abschaltung bei längeren Pausen spart Energie. Setzt man den Helm wieder auf, aktiviert sich das System umgehend und stellt Verbindungen zu Smartphone oder Mitreisenden wieder her. Besonders gefallen hat die stabile Verbindung bei Regen, Wind und wechselnden Geschwindigkeiten kein Rauschen, keine Aussetzer, keine Verbindungsabbrüche über mittlere Distanzen hinweg, nur enge Täler oder Felswände führten bei zu großen Abständen zum kurrzeitigen Aussetzen der Verbindung.
Musik hören, Navigation und Intercom liefen parallel, ohne sich gegenseitig zu stören. Der Sound ist klar, das Mikrofon ist auch bei montiertem Windabweiser leicht in Position zu bringen allerdings sollte beim Schließen des Helms darauf geachtet werden, dass das Schwanenhalsmikrofon nicht verrutscht, da dies die Sprachverständlichkeit einschränken kann. Das rührt daher, dass die verwendeten Mikros stark gerichtet sind. Wenn der auf dem Mikrofonkopf angezeichnete Pfeil nicht zum Mund zeigt, kann das ansonsten beeindruckend gut abdichtende Noise Cancelling nicht funktionieren.
Test-Fazit: Schuberth Concept Klapphelm
Der Schuberth Concept präsentiert sich im harten Reisealltag als komfortabler, praxisnah konstruierter Tourenhelm mit hochwertiger Anmutung. Die Passform überzeugt mit langstreckentauglicher Ergonomie, das Sichtfeld ist groß und das Sonnenvisier alltagstauglich integriert. Bei Geräuschdämmung und Tragekomfort bleibt der Helm über lange Etappen angenehm unauffällig gerade bei wechselnden Bedingungen ein echter Pluspunkt. Heiße Tage bringen den Träger des Schuberth Concepts vermutlich ins Schwitzen. Das Belüftungssystem funktioniert im Grundsatz zuverlässig, erfordert aber eine gewisse Eingewöhnung in der Bedienung und zeigt unter bestimmten aerodynamischen Bedingungen, etwa bei hohem Windschild, Schwächen an der Kinnbelüftung. Generell ordnet sich der Concept beim Thema Belüftung lediglich im Mittelfeld ein.
Im Zusammenspiel zeigt sich das Duo aus Schuberth Concept und Cardo Packtalk Pro als ausgereifte, alltagstaugliche Kombination für Vielfahrer und Tourenfans. Die Integration des Kommunikationssytems gelingt mit etwas Aufwand und wird durch die UA-Zertifizierung sinnvoll flankiert. Wer einen funktionalen Tourenhelm sucht, der sich nicht mit unnötigem Schnickschnack aufdrängt, aber dennoch eine moderne, durchdachte Basis für lange Reisetage bietet, wird beim Schuberth Concept fündig nicht kompromisslos high-end, aber durchweg solide und klar tourenorientiert.
FAQ zum Schuberth Concept
Ist der Schuberth Concept auch bei langen Tagesetappen bequem zu tragen? Ja die Innenpolsterung ist angenehm straff und druckfrei ausgeformt. Auch nach mehreren Stunden im Sattel kam es im Test zu keinerlei unangenehmen Druckstellen. Der Helm umschließt den Kopf satt, ohne zu klemmen ein Zeichen gelungener Ergonomie.
Wie gut funktioniert die Geräuschdämmung des Schuberth Concept bei Autobahntempo oder in windiger Umgebung? Die Aeroakustik ist spürbar optimiert. Bei moderatem Tempo bleibt der Geräuschpegel angenehm niedrig, insbesondere auf Tourenmaschinen mit Windschild. Bei offenem Visier oder starker Seitenwindlage nimmt das Rauschen naturgemäß zu aber nie in störendem Maß. Im Vergleich zu anderen Klapphelmen ein angenehm leiser Vertreter.
Kann das Sonnenvisier des Schuberth Concept ein getöntes Hauptvisier ersetzen? Nicht vollständig aber es erfüllt seinen Zweck gut. Die Mechanik ist leichtgängig und lässt sich auch mit Handschuhen bedienen. Die Tönung ist angenehm neutral und ausreichend für typische Lichtverhältnisse auf Tour. Bei tief stehender Sonne sind zusätzliche Sonnenbrillen aber unter Umständen sinnvoll.
Wie verträgt sich der Schuberth Concept mit Kommunikationssystemen wie dem Cardo Packtalk Pro? Sehr gut dank UA-Zertifizierung ist der Helm explizit für die Nachrüstung von Kommunikationssystemen freigegeben. Die internen Kanäle und Ausnehmungen nehmen Lautsprecher und Verkabelung problemlos auf, ohne dass etwas drückt oder verrutscht. Nur beim Mikrofon sollte man beim Schließen des Helms etwas Fingerspitzengefühl mitbringen.
Lässt sich der Schuberth Concept auch im Jetmodus legal fahren? Ja durch die P/J-Homologation ist der Concept sowohl als Integral- wie auch als Jethelm zugelassen. Das Kinnteil kann also unterwegs auch offen gefahren werden, ohne die Zulassung zu verlieren was ihn besonders für urbane Fahrten oder Stop-and-Go-Situationen flexibel macht.