Yamaha Tracer 7 & Tracer 7 GT (2025) im Test
Reifeprüfung der neuen Mittelklasse-Sporttourer
Wir sind für euch nach Portugal zur internationalen Pressevorstellung der neuen Yamaha Tracer 7 und GT des Jahrgangs 2025 gereist. In diesem Bericht erfahrt ihr alles: von den technischen Neuerungen über den Vergleich zur MT-07 bis hin zur Entscheidungshilfe: Tracer 7 oder Tracer 7 GT? Und vor allem – ist sie ihr Geld wert?
Über 60.000 Tracer 7 konnte Yamaha seit der Einführung 2016 in Europa verkaufen. Die Tracer 7 basiert weiterhin überwiegend auf dem Nakedbike Yamaha MT-07, ist aber praktisch ein europäisches Produkt, weil in der Drei-Länger-Kooperation zwischen dem Yamaha-Europasitz in den Niederlanden, dem Designcenter in Italien und der Fertigung in Paris erdacht. Da die MT-07 aber erst für heuer ein Update erhalten hat (hier geht es zum Testbericht der neuen Yamaha MT-07 2025), war es naheliegend, auch die Sporttouring-Variante zu erneuern. Aber: Die neue Tracer 7 ist weit mehr als nur ein Facelift, sie ist praktisch ein neues Motorrad, da die Änderungen zum Vorgängermodell wirklich umfangreich ausgefallen sind.
Was ist alles neu an der Tracer 7 2025?
- neues, dynamisches Design mit LED-Beleuchtung und Fade-In-Positionslichtern
- Ride-by-Wire-Gasgriff (Y-CCT) und Yamaha Ride Control (YRC) mit drei Fahrmodi (Sport, Street, Custom)
- Traktionskontrolle (2 Stufen + abschaltbar)
- serienmäßiger Tempomat
- neues 5-Zoll-TFT-Farbdisplay mit Smartphone-Konnektivität und Navigation (Garmin StreetCross kostenfrei)
- USB-C-Anschluss und intuitive neue Schaltereinheit
- überarbeiteter Stahlrahmen mit erhöhter Steifigkeit und 40 mm längere Schwinge
- neue 41 mm USD-Gabel mit 18-facher Zugstufendämpfung
- neue Michelin Pilot Road 6 GT Reifen und radial montierte Bremssättel (4-Kolben)
- neue, zweiteilige Sitzbank mit einstellbarer Sitzhöhe (+20 mm ohne Werkzeug)
- breiterer, höherer Lenker für ergonomischere Sitzposition
- verlängerter Soziussitz mit neuen Haltegriffen
- modernisierte Fußrasten
- "neuer" CP2-Motor (690 cm³, Euro 5+) mit 73 PS und 68 Nm
- Anti-Hopping-Kupplung (A&S) für mehr Komfort und Sicherheit
- größerer 18-Liter-Tank für mehr Reichweite
- neues Windschild
Unterschied Yamaha Tracer 7 vs. Tracer 7 GT
Die Yamaha Tracer 7 GT ist im Kern eine erweiterte Touring-Version der Tracer 7 und unterscheidet sich hauptsächlich durch ein umfangreicheres Ausstattungspaket, das gezielt auf Langstreckenkomfort ausgelegt ist. Im Vergleich zur Tracer 7 bietet die GT-Version folgende Zusatzausstattung:
- serienmäßige dreistufige Heizgriffe
- komfortablere Sitzbank mit dickerer Polsterung und Steppung
- gummierte Fußrasten für Fahrer und Beifahrer
- neuer Hauptständer der nicht mehr aufsetzt
- größeres, verstellbares Windschild (90 mm höher, 60 mm verstellbar, 1 mm dicker)
- Handrad zur Einstellung der Federvorspannung des hinteren Federbeins
- Hartschalenkoffer (30 Liter Fassungsvolumen) mit Aluminiumhalterung, fassen je einen Integralhelm
- andere Farbvarianten als die Standard-Tracer 7
Der Motor: Altbewährter CP2 – noch immer ein Genuss
Der CP2-Zweizylinder mit 73 PS und 68 Nm hat sich kaum verändert und das ist auch gut so. Er ist drehfreudig, elastisch und kultiviert. Durch die Euro-5+-Umrüstung kommt nun im unteren Drehzahlbereich etwas mehr Drehmoment dazu und auch die maximale Leistung setzt früher ein. Obenraus hat der Motor aber nicht verloren. Damit ist er perfekt für den Alltag und äußerst souverän auf der Landstraße. Er überfordert nicht, hängt sauber am elektronischen Gasgriff und lässt sich bei sportlicher Gangart herrlich ausdrehen, ohne dass man sofort seinen Führerschein riskiert. Ein tolles Triebwerk!
Allerdings: Mit voller Beladung und Sozius merkt man, dass hier keine 90 oder 100 PS zur Verfügung stehen. Wer also viel mit voller Beladung unterwegs ist (max. zugelassenens Gesamtgewicht: 390 Kilogramm), der sollte überlegen, vielleicht doch die größere Schwester Tracer 9 zu nehmen, denn die knapp 50 PS mehr sind dann deutlich spürbar.
Ist man aber tendenziell alleine unterwegs, ohne viel Gepäck, der wird mit den spritzigen und lebhaften 73 PS und der drehmomentorientierten Auslegung des CP2-Motors in der Tracer 7 auf verwinkelten Landstraßen viel Spaß haben und nicht mehr Leistung benötigen, um aufregende Fahrdynamik zu erleben.
Fahrwerk und Chassis: spürbar besser!
Die Tracer 7 bekam einen verstärkten Rahmen (13 Prozent steifer), eine neue 41 mm USD-Gabel (einstellbar in der Zugstufe) und eine um 100 mm längere Aluschwinge im Vergleich zur MT-07. Ergebnis: deutlich mehr Stabilität besonders bei höheren Geschwindigkeiten und im Touring-Einsatz, bei gleichzeitig gutem Handling. Die Änderungen sind nahezu ident mit jenen bei der neuen Yamaha MT-07, nur das der Hauptrahmen der Tracer 7 0,5 Kilogramm schwerer ist, ob der Auslegung für touringtaugliche Koffersysteme und eben die längere Schwinge.
Das Handling bleibt dabei Yamaha-typisch spielerisch: Leichtfüßig durch enge Radien, berechenbar bei flotter Gangart. Nur bei sehr sportlicher Fahrweise merkt man, dass das Fahrwerk speziell das Federbein an seine Grenzen kommt und etwas zum Schaukeln neigt über gröbere Bodenunebenheiten / schlechte Straßen. Nie gefährlich, aber man muss halt etwas Bewegung im Fahrwerk in Kauf nehmen. Hier gibt es dann einen spürbaren Unterschied zur neuen Tracer 9 mit dem elektronischen Fahrwerk.
Interessante Randnotiz: Die Tracer 7 / GT hat keine Spinforged-Felgen wie die MT-07, sondern gewöhnliche Aluguss-Felgen. Begründung seitens Yamaha: Die etwas schwereren Gussfelgen erhöhen die Stabilität bei höherem Reisetempo.
Ergonomie & Alltagstauglichkeit
Die neue Lenkerposition (30 mm höher, 50 mm breiter) wirkt anfangs ungewohnt, sorgt aber für eine sehr aufrechte, angenehme und entspannte Sitzposition. Beide Modelle sind mit 203 kg (Standard) bzw. 212 kg (GT) vollgetankt keine Superleichtgewichte, lassen sich aber dank der cleveren Chassisgeometrie mühelos und einfach selbst durch enge Kurven dirigieren. Das Gewicht spürt man nur minimal beim harten Anbremsen bergab im Vergleich zur sehr leichten nackten Schwester MT-07. Aber die 4-Kolben-Bremszangen an der Front sind stets Herr der Lage und verzögern die Tracer 7 sicher und berechenbar, das Hebelgefühl ist klar und präzise. Positiv aufgefallen: Die gute Wirkung und gute Dosierbarkeit der Hinterradbremse.
Windschutz: Klein schlägt groß?
Überraschung: Der Windschutz des Standardmodells empfand ich als angenehmer. Weniger Verwirbelungen im Helmbereich bei der GT gab es trotz höherer Scheibe mehr Turbulenzen. Der Oberkörperbereich wird von beiden Modellen tadellos geschützt und hält damit die Jacke auch frei von Insektenresten. Die Verstellung un der Höhe um 60 mm geht bei beiden Modellen mit einem Handgriff. Sogar während der Fahrt, dann braucht es ob des Winddrucks nur etwas mehr Handkraft. Tipp: Wenn man dabei im Sattel aufsteht und direkt von oben am Hebel zieht, geht es leichter.
Ausstattung: Viel neu, aber nicht alles serienmäßig
Großes Highlight ist das neue 5-Zoll-TFT-Display samt voller Konnektivität, Turn-by-Turn-Navi und Tempomat. Auch die neuen Bedienelemente wurden von MT-07/MT-09 übernommen das Yamaha-Baukastensystem lässt grüßen. Aber hey, was gut funktioniert, kann man gerne übernehmen und doppelt nutzen.
Doch nicht alles glänzt: Der Quickshifter der dritten Generation ist leider nur optional, was bei einem Preis von knapp 12.000 Euro (GT-Version) schwer nachzuvollziehen ist. Y-AMT (Yamahas automatisiertes Schaltgetriebe) kommt frühestens 2026 in den Handel und wird auf der EICMA in Mailand im Winter gezeigt. Auch bei der Präsentation war es noch nicht verfügbar. Daher hier ein Link zum Video mit unserer Dauertest MT-07 mit Y-AMT.
Grundsätzlich ist die Ausstattung der GT-Version aber schon sehr umfangreich. Zwei Topcases kann man optional nachrüsten: eines mit 34 Litern und eines mit 45 Litern Fassungsvolumen. Damit hätte man mit den beiden 30l-Seitenkoffern also über 100 Liter Volumen für große Reisen zur Verfügung. Das ist sehr solide und erfreulich für begeisterte Tourenfahrer. Denn das Monokey-System versteht sich bei Yamaha von selbst.
Preise und Farbvarianten Tracer 7 / GT
Die neue Yamaha Tracer 7 gibt es in zwei Farbvarianten: Midnight Black und Redline und kosten ab 10.424 Euro in Deutschland, 10.399 Euro in Österreich und 10.490 CHF in der Schweiz. Die Yamaha Tracer 7 GT gibt es in den Farbvarianten: Icon Performance und Tech Black und kosten ab 11.924 Euro in Deutschland, 11.999 Euro in Österreich und 11.990 CHF in der Schweiz. Die Y-AMT-Variante, die ab nächstem Jahr verfügbar sein sollte, wird rund 500-600 Euro Aufpreis kosten.
Subjektive Markteinschätzung der neuen Yamaha Tracer 7 / GT
Die Tracer 7 ist schlicht besser geworden. Das neue Chassis, die bessere Gabel und das mehr an Elektronik hat sie in allen Belangen aufgewertet. Der CP2-Motor bleibt ein Garant für Spaß auf der Landstraße, die paar Kilos - die sie zugelegt hat - spürt man ihr nicht an. Sie rückt damit näher an die große Schwester Tracer 9 heran sowohl fahrdynamisch als auch preislich. Das reine Fahrgefühl unterscheidet sich zwischen Tracer 7 und GT praktisch nicht. Es sind eher Ausstattungsdetails und das Styling. Der fehlende Quickshifter (nur gegen Aufpreis) schmerzt bei der GT-Version richtig, dafür gibt es zwei große Seitenkoffer und die Option auf zwei Topcase-Varianten. Für Reisende genau richtig. Aber: Yamaha muss aufpassen. Die Konkurrenz speziell aus China bietet bereits mehr Ausstattung fürs gleiche Geld. Wer für rund 12.000 Euro einen Quickshifter nachrüsten muss, wird stutzig. Ja, Yamaha hat das Händlernetz, das Image, die Ersatzteilversorgung und auch die Wertbeständigkeit des Produkts an sich. Und zwar auch zurecht. Aber genau dieses Segment der Sporttouringbikes ist hart umkämpft. Noch ist die Tracer 7 ein spaßiges Motorrad mit dem man nichts falsch macht. Das Update war ein voller Erfolg, aber ausruhen dürfen sich die Yamaha-Ingenieure auf diesen großen Wurf dennoch nicht.
Fazit: Yamaha Tracer 7 2025
Die neue Tracer 7 bzw. Tracer 7 GT begeistert mit dem harmonisch-abgestimmten CP2-Motor und einem spielerischen, leichten Handling. Draufsetzen, losfahren und die Welt erkunden - das ist die Tracer 7. Das neue Chassis, das Mehr an Elektronik tun ihr gut.
- drehmoment-orientierter Motor
- agiles Handling
- verbessertes Chassis samt Fahrwerk
- bequeme Ergonomie
- gefällige Optik
- Tempomat serienmäßig
- jetzt mit Traktionskontrolle und verschiedenen Fahrmodi
- Windschild um 60 mm verstellbar
- bei GT mit 2x 30L Seitenkoffern
- Sitzbank um 2 mm höhenverstellbar ohne Werkzeug
- wenig Windschutz im Vergleich zur Konkurrenz
- Quickshifter bei beiden Varianten nur gegen Aufpreis
- Y-AMT zum Start noch nicht verfügbar (ab 2026 geplant)
- Preise haben spürbar angezogen