Hyper Naked Bikes am Ring 2021 - Triumph Speed Triple 1200 RS

Der britische Dreiender vs. Aprilia, BMW, Ducati und KTM

Wer hätte das gedacht - während uns die Triumph Speed Triple 1200 RS auf der Landstraße nicht vollends überzeugen konnte, macht sie ihren Job auf der Rennstrecke richtig gut! Der massige Dreiender schiebt ordentlich an und röhrt dabei herrlich, die Sitzposition ist sportlich genug und das konventionelle Öhlins-Fahrwerk verdeutlicht einmal mehr, dass es nicht immer Elektronik sein muss. Aber reicht das gegen die teils ultrastarke Konkurrenz?

Das Paradoxon - eine, auf den ersten Blick gegensätzliche Behauptung, die ganzheitlich betrachtet, dann doch einen Sinn ergibt. Klingt kompliziert, lässt sich anhand der Triumph Speed Triple 1200 RS aber blendend erklären. Auf der Landstraße war uns die neue Hyper-Britin fast schon zu brav und unspektakulär. Doch gerade auf der Rennstrecke, wo es klarerweise noch heftiger zur Sache geht als auf der öffentlichen Straße, machte sie uns plötzlich einen Heidenspaß! Und das liegt daran, dass alle Komponenten gerade auf der Rennstrecke ausgezeichnet funktionieren.

Der Motor der Triumph Speed Triple 1200 RS ist ein typischer Dreiender!

Zum einen ist es der Motor, der auch oder besser vor allem auf der Rennstrecke eindrucksvoll aufzeigt. Der hubraumstarke Dreizylinder mit 1160 Kubik hat im mittleren Drehzahlbereich schon herrlich Dampf, steigert sich ordentlich bis zum Limit, aber keineswegs brachial, sondern gut kontrollierbar. Jedenfalls nicht so, dass es den Piloten unkontrolliert aus dem Sattel reißt, wie bei der Ducati. Zum anderen ist es eben die Sitzposition, die auf der Piste sehr gut passt. Man sitzt sportlich, aber doch aufrechter vor einem richtig breiten Lenker, über den man die Speedy 1200 RS richtig gut steuern kann. Üblicherweise wünsche ich mir auf der Rennstrecke niedrigere Krickerl-Lenker, das breite Geweih der Speedy 1200 RS stört mich dennoch erstaunlich wenig.

Kann man mit Öhlins und Brembo etwas falsch machen? Die Briten nicht…

Das Schlagobers-Hauberl ist trotzdem das konventionelle Öhlins-Fahrwerk, das eindrucksvoll verdeutlicht, dass es nicht zwangsläufig elektronisch gesteuert werden muss, um gut zu funktionieren. Stattdessen präsentiert es sich sensibel und straff und gibt vor allem in Kurven enormes Vertrauen. Die Bremsanlage von Brembo ist eine radial montierte Stylema-Vierkolben-Anlage, die bei anderen Herstellern schon mal gewöhnungsbedürftig abgestimmt wird, auf der Triumph packt sie aber so zu, wie man es erwartet und wie es auf der Rennstrecke auch ausgezeichnet passt. Das Einzige, das ich der Speed Triple 1200 RS ankreiden kann, ist die spürbare Tendenz des Vorderrades, in den Himmel blicken zu wollen. Aber das kann man ihr mit der umfangreichen Elektronik ohne Probleme abtrainieren. Und auch die, auf der Landstraße so stark spürbaren Vibrationen am Lenker waren auf der Rennstrecke jedenfalls gar kein Thema mehr. Ein rundum gelungenes Hyper-Naked Bike, das die Engländer da auf die beiden Räder gestellt haben.

Klaus Grammers Meinung zur Triumph Speed Triple 1200 RS:

Die Speed Triple RS ist ein Musterbeispiel dafür, dass ein gutes konventionelles und ein elektronisches Fahrwerk gleichermaßen funktionieren. Bis auf die BMW verfügen alle Testmotorräder über Bremssättel von Brembo. Das interessante ist, dass mir die in der Triumph verbaute Bremsanlage am wirkungsvollsten erschien. Der Motor hält genau das, was er verspricht. Ruckfrei bei ganz niedriger Drehzahl in den langsamen Kurven und eine ausreichende Drehfreude auf den Zwischengeraden. 1160 Kubik aus drei Zylindern - die goldene Mitte.

Tibors Meinung zur Triumph Speed Triple 1200 RS:

Meine absoulute Überraschung. Tolles Fahrwerk, entspannte Gasannahme, ideal für den Trackday. Winner.

Tolle Einheitsbereifung Pirelli Diablo Supercorsa SP

Als Einheitsbereifung diente uns beim großen Hyper-Naked Bike-Test auf der Rennstrecke der Pirelli Diablo Supercorsa SP, ein Pneu, der sich bestens für den Dienst auf der Piste eignet, allerdings dank Straßenzulassung auch auf Achse anreisen kann. Die Straßen sollten dann zwar möglichst trocken sein, denn Silica wurde in der Gummimischung nicht verarbeitet, umso besser benimmt sich der Supercorsa SP aber auf der Rennstrecke. Hohe Temperaturen machen ihm also nicht so viel aus wie reinen Straßenreifen, was bei modernen Hyper-Nakeds mit bis zu unfassbaren 208 PS natürlich durchaus eine Rolle spielt. Lobenswert ist auch die kurze Aufwärmphase des Supercorsa SP, Gelegenheits-Rennstreckenfahrer können ihn auch gerne ohne Reifenwärmer nutzen.

Mex´ Meinung zur Triumph Speed Triple 1200 RS:

Satte 180 PS aus dem stark überarbeiteten Dreizylinder und dabei unter 200 Kilo fahrfertig wecken eine enorm hohe Erwartungshaltung - auch bei Trackday-Enthusiasten. Kurzum, dieser wird sie gerecht. Die Sitzposition bietet ein gesundes Mittelmaß an Sportlichkeit und Komfort. Die feine Hardware in Sachen Fahrwerk bringt einen sehr breiten Einstellbereich und ausreichend Reserven für den gelegentlichen Trackday-Ausflug mit. Ähnlich der BMW lässt sich auch die Triumph stabil und berechenbar in den Radius führen. Nur der komfortabel angebrachte Lenker trübt etwas das Gefühl fürs Vorderrad. Am Red Bull Ring, mit seinen harten Bremszonen und schnellen Geraden, hatte ich zuletzt noch mit dem wandernden Druckpunkt der Bremse zu kämpfen, davon war am Pannonia-Ring nichts zu merken, sehr gute Verzögerungsperformance. Nicht zuletzt arbeitet auch die Elektronik auf einem sehr soliden Niveau, bietet allerdings nicht das breite Einstell-Spektrum von Aprilia oder Ducati.

Zonkos Meinung zur Triumph Speed Triple 1200 RS:

Hatte ich auf der Straße noch mit dem etwas unsensibel ansprechenden Fahrwerk zu kämpfen, so war die Anraucherei jetzt am Ring ein Traum. Obwohl die Triumph keine Superlativen bzw. herausragende Stärken zeigte, ließ sie sich Runde für Runde voller Vertrauen wirklich forsch abfeuern. Euphorie!

Fazit: Triumph Speed Triple 1200 RS 2021

Es war eigentlich vorprogrammiert, dass die neue Triumph Speed Triple 1200 RS ihre Fans finden wird. Vor allem weil sie schon am Datenblatt ein absolut komplettes Paket zu sein scheint. Es war auch absehbar, dass diese Höllen-Speedy um Welten besser marschieren wird, als es die alte Speed Triple RS getan hat. Fahrer der Alten, die mehr Power und Handling wollen, werden sich außerdem mit der umfangreichen Elektronik sofort gut zurecht finden. Lediglich all jene, die das bisherige Design partout nicht missen wollen oder können, sollten bei der alten Speed Triple RS bleiben. Für die wird es wohl auch passen, dass die Alte noch eher ein typisches Triumph-Naked Bike ist, während die neue Speedy 1200 RS eine aufrechtere Sitzposition zu bieten hat.


  • sehr universell - gutmütig, bei Bedarf aber auch sauschnell
  • drehfreudiger und leistungsstarker Motor
  • angenehme Ergonomie
  • Top Quickshifter
  • kann leise gefahren werden
  • leichtes und kompaktes Fahrgefühl
  • auch in schnellen Kurven stabiles Fahrverhalten
  • kräftige Bremsen
  • präzises Fahrverhalten
  • Lastwechselreaktionen bei niedrigen Drehzahlen spürbar
  • etwas zu geringer Lenkeinschlag
  • auch im Track-Modus sehr defensive Traktionskontrolle
  • Vibrationen am Lenker

Bericht vom 28.09.2021 | 16.717 Aufrufe

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