Royal Enfield Continental GT vs Yamaha SR400
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Klassiker Vergleich - Royal Enfield vs Yamaha |
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Retro Style mit irrem Chillfaktor. Wir vergleichen Royal Enfield GT Continental und Yamaha SR 400. | |
Wir bei 1000PS haben ja das grosse Glück, mit allen erdenklichen Bikes fahren zu dürfen. Wobei wie immer auch unser Glück oft sehr relativ ist. Was am Anfang wie ein Lotto-Sechser aussieht, wird nach einigen Jahren zum Fluch. Eine Fahrt auf einem 200 PS Supersportler liess mich früher noch laut in den Helm schreien, mittlerweile aber verziehen sich dabei meine Mundwinkel kaum mehr. Vergleichen lässt sich das wahrscheinlich am besten mit Kameramännern bei Pronodrehs - bei denen sich dann die Wertigkeiten etwas verschieben und die den Beischlaf in der Häufigkeit einer totalen Sonnenfinsternis vollziehen. Schön, dass es aber dann doch immer wieder Bikes gibt, die dich mitreissen und dir wieder dieses lang ersehnte Lächeln ins Gesicht zaubern. Gleich zwei dieser Motorräder durften wir erst kürzlich fahren. Zum einen die Neuauflage der Yamaha SR400, deren Wurzeln bis zurück in die 1970er Jahre reichen. Zum anderen die Royal Enfield GT Continental, die zwar aussieht, als entspränge sie den 70er Jahren, tatsächlich aber erst 2013 vorgestellt wurde. |
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Versucht man den Zauber, der von diesen Motorrädern ausgeht, zu begründen, tut man sich
schwer. Denn in harten Zahlen und Fakten sucht man diesen
vergebens. Die SR etwa begnügt sich mit "lächerlichen" 23,2 PS
und 27,4 Newtonmetern Drehmoment. Werte, die wir noch aus unserer Jugend von
unseren 50 oder 80 Kubik Mopettn kennen. Bei der Konkurrenz
sieht's da, begründet durch das Hubraumplus von 136 ccm, etwas
rosiger aus. Wobei 29 PS und 44 NM nun auch nicht auf einen Kraftlackl
schliessen lassen. Doch der Freude am Fahren tun diese
verhaltenen Werte keinen Abbruch. Denn bei diesen beiden Bikes
entsteht die Freude durch das sanfte Dahingleiten und das
Geniessen der Umgebung. Was hier nun sehr warmgebacken
klingt, macht tatsächlich mächtig Spass. Ergänzend sei noch gesagt, dass
man mit den beiden Bikes jede Steigung schafft und jeden Pass
bezwingen kann. Auch eine Ausfahrt zu zweit wird die Yamaha gut
wegstecken, so lange man etwas mehr Zeit einplant. Bei der Royal
Enfield hingegen wurde das "Soziusproblem" gleich am Reissbrett
mit der Einzelsitzbank "gelöst". |
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Ganz ausgeprägt ist dieser Effekt des Dahingleitens auf der SR 400. So erwischte ich mich in Ortschaften bummelnd, während auf der Uhr gerade mal 45 km/h standen normalerweise völlig undenkbar. Auch im Freiland ist man mit 80 ausreichend schnell unterwegs und kann erstmals auch die Landschaft zu geniessen. Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, der Topspeed bei beiden Bikes liegt irgendwo bei 140Km/h, je nach Rückenwind. Weniger ist halt manchmal doch einfach mehr. Ein Spruch der hier passender kaum sein könnte. Etwas mehr an Erfahrung und Konzentration fordert da schon die GT, bedingt durch die gebückte Sitzposition ist man auf der Inderin immer einen Tick motivierter unterwegs. Wobei man hier die Relationen wieder etwas zurechtrücken muss. Motivierter heisst hier soviel wie Ortsgebiet 50 km/h und Freiland knapp 100 km/h. |
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Angepasst an die Motorleistung sind Fahrwerk und Bremsen. Egal ob Enfield oder Yamaha, beide Fahrwerke leisten gute und komfortable Arbeit. Das Wort "sportlich" möchte ich mit keinem von beiden in Verbindung bringen, aber davon ist nach den obenstehenden Zeilen wahrscheinlich eh niemand mehr ausgegangen. Auch die Bremsen unterstreichen die eher entspannte Nutzungsart sowohl bei SR als auch bei GT. Wobei die GT als zusätzliches Sicherheitsfeature eine zweite Hupe verbaut hat, wahrscheinlich um die Umgebung noch lautstärker vor der schleichenden Gefahr warnen zu können. Zum Leben erweckt wird die SR400 via Kickstarter und zwar ausschliesslich. Eine Tatsache, die zwar den Coolness- Faktor um mindestens zehn Punkte in die Höhe schnellen lässt, in der Praxis dann aber doch etwas umständlich ist. Gerade bei den ersten Startversuchen kennt man diverse Eigenheiten noch nicht und tut sich dann dementsprechend schwer. Aber spätestens nach ein paar Tagen hat man den Dreh raus und die SR startet sich quasi von alleine. Etwas komfortabler gibt sich die Enfield, zwar lässt sie sich auch lässig via Fusstritt anstarten , doch hat man hier auch die Option per Knopfdruck zu starten. |
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Obwohl sich beide Bikes in die Retro-Schublade stecken lassen, unterscheiden sich die zwei bei genauerem Hinsehen stark voneinander. Die Enfield ist ein nahezu vollendeter Cafe Racer, nur mehr wenige Details geben hier Anlass zur Verbesserung. In unserem Fall waren schon Spiegel und Endtopf aufgerüstet, wobei Letzterer den Gehörgeschädigten bzw. denen, die es werden wollen, zu Gute kommt. Für den Dreh rüber in den Eissalon gerade passend, für die längere Ausfahrt aber definitiv zu laut. Ansonsten ist die GT ein optisch hochwertig verarbeitetes Motorrad, dass überall die Blicke auf sich zieht. |
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Etwas gelassener geht es die SR400 an. Im Serienzustand gibt sie sich eher als schüchterne graue Maus - das Rampenlicht ist in diesem Zustand noch nicht ihre Heimat. Allerdings ist die SR ein beliebtes Ausgangsprodukt für Umbauten. Wer in der google Bildersuche "SR400 Custom" eingibt, wird von der Vielfalt der SR Umbauten nahezu erschlagen. Die SR hat somit einen etwas breiteren Kundenzugang, da sie als Custombike eine perfekte Ausgangsbasis für unzählig viele Individualisierungen ist. Obwohl die beiden Bikes optisch den 70er Jahren entspringen, ist ihr Listenpreis bereits in der Neuzeit angekommen. Die SR400 steht um 6.599 € (Deutschland: 5.795 €)) auf der Yamaha Preisliste. Etwas heftiger ist aber die GT, 7.890 € möchte der Enfield Händler dafür gerne über den Ladentisch wandern sehen. Zwei Preise, die auf den ersten Blick keine günstigen sind. Bedenkt man allerdings, dass man nach einer Ausfahrt auf den beiden Bikes so entspannt zurückkommt wie nach 2 Wochen Urlaub (ohne der eigenen Frau), hat sich die Anschaffung schnell amortisiert. |
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Text: Patrick Auer "arlo" |
Bericht vom 03.07.2014 | 23.171 Aufrufe