Erster Test! Neue Indian Sport Chief 2023

Erfahrungen mit dem Sport-Cruiser

Mit der neuen Sport Chief will Indian der Cruiser-Konkurrenz ordentlich einheizen. Mit sportlichen Komponenten soll das neue Modell auch im kurvigen Geläuf überzeugen. Wir haben uns in der Nähe von Girona davon überzeugt.

Echter American Muscle in Kombination mit sportlicher Performance - das will Amerikas ältester Motorradhersteller Indian Motorcycles mit der neuen Sport Chief erreichen. Damit zielt man klar auf die inländische Konkurrenz in Form der Harley-Davidson Low Rider S ab. Was die Indian nun zu bieten hat haben wir bei einer ausführlichen Testfahrt herausgefunden.

1.890 Kubik sorgen für Emotion und Vortrieb

Thunderstroke 116 - alleine der Name des luftgekühlten V2 verspricht mächtigen Schub. Die Daten lassen das zumindest vermuten: Aus 1.890 ccm schöpft das Aggregat eine Leistung von 88 PS und ein Drehmoment von saftigen 162 Nm. Gleichzeitig sind moderne Features wie eine Zylinderabschaltung des hinteren Zylinders verbaut, um im Stand weniger Hitze zu produzieren. Doch zurück zur Emotion: Beim Betätigen des Startknopfes röhrt das Triebwerk ins Leben und punktet bereits im Stand mit einem satten Klang aus dem Doppelauspuff und good vibrations. Mit einem satten Klonk rastet der erste Gang ein und es ist Zeit für die Probefahrt.

Indian Sport Chief mit drei wählbaren Fahrmodi

Während der Fahrt stehen die drei Fahrmodi Sport, Standard und Tour zur Verfügung. Die Modi steuern die Leistungsabgabe, sowie das Ansprechverhalten des Aggregats. Während unserer circa 170 Kilometer langen Testrunde war hauptsächlich der Standard-Modus aktiv. Tour begrenzt die Leistung und bietet ein sehr sanftes Ansprechverhalten am Gasgriff - am besten geeignet für schlechte Bedingungen wie Regen. Der Sport-Modus stellt das absolute Gegenteil dar und sorgt für fast schon aggressives Ansprechen des Motors - beinahe zu viel für enge und wendige Bergstraßen in Spanien. Standard stellt die goldene Mitte dar: Die Leistungsabgabe erfolgt sehr progressiv und der Thunderstroke darf amtlich durchatmen - so muss Sport-Cruising.

In jeder Lebenslage konnte der luftgekühlte V2 während des Tests punkten. Bereits ab Standgas bei 1.000 Umdrehungen sorgt er ohne Ruckeln für Schub, bis der Drehzahlbegrenzer bei knapp über 5.000 Umdrehungen einsetzt. Am wohlsten fühlt er sich aber ganz klar zwischen 2.000 und 4.000 U/min. Hier heißt es die Drehmomentwelle reiten und Druck, sowie von solch einem Motor erwartete Vibrationen, genießen. Im Stand sollte einzig auf die Platzierung der Beine geachtet werden. Das Hitzeschutzblech des Auspuffs kommt bei Betriebstemperatur nämlich schnell an seine Grenzen.

Thunderstroke 116
Das Herzstück: Der mächtige Thunderstroke 116.

Kayaba und FOX sorgen für sportliches Fahrverhalten

Mit der Wahl der Fahrwerkskomponenten will man die Sport Chief klar von den weiteren Chief-Modellen abheben und sportlich platzieren. Deshalb verbaut der Hersteller eine nicht einstellbare KYB Upside-Down-Gabel, die bereits in den Challenger-Modellen verwendet wird, sowie FOX Stereofederbeine mit Ausgleichbehälter, die in der Federvorspannung verstellbar sind. Letztere heben den Federweg auf 100 Millimeter an und erhöhen gleichzeitig die Schräglagenfreiheit auf 29,5 Grad. Lässt sich die Sport Chief also sportlich um die Kurven treiben?

Schon vor den Kurvenstraßen überzeugt das grundsätzlich straff abgestimmte Fahrwerk mit genügend Komfort für entspanntes Cruisen. Im Winkelwerk kann es aber auch überzeugen: Stabil lässt sich die Sport Chief durch die Radien bewegen, auch dank der Serienbereifung in Form des Pirelli Night Dragon. Doch früher oder später setzen die Fußrasten auf und warnen vor weiter Schräglage - denn auf rechter Seite ist der Doppelauspuff der nächste Kontaktpunkt zum Asphalt.

Indian Sport Chief 2023
29,5 Grad Schräglage. Mehr geht nur durch konsequentes Wegschleifen der Angstnippel.

Für eine positive Überraschung sorgen auch die Bremsen. Auf der Sport Chief verbaut Indian 320 mm Doppelscheiben in der Front mit 4-Kolben-Bremssätteln und eine 300 mm Scheibe mit Zwei-Kolben-Anker im Heck. In der Klasse der Cruiser sorgt das Setup für eine kräftige Verzögerung, die im Notfall per ABS unterstützt wird. Erfreuliche Nachrichten - schließlich bewegt man hier ohne Fahrer 311 Kilogramm fahrbereit durch die Gegend.

Indian Sport Chief 2023 Ergonomie

Trotz der erhöhten Schräglagenfreiheit ist das Schleifen der Fußrasten der deutlichste Indikator, wo der Spaß endet. Doch die Position der Rasten kommt der sehr bequemen Sitzposition zugute. Diese beginnt mit dem auf 152 mm hohen Risern angebrachte Lenker, der eine waagrecht ausgestreckte Armhaltung hervorruft. Passend dazu platziert einen der 686 cm hohe Gunfighter Sitz nahe am Boden, wodurch auch das Rangieren der 311 Kilogramm schweren Maschine leicht von der Hand geht. Sowohl ich mit 175 cm Größe, als auch der deutsche Kollege von MOTORRAD mit 2 Meter Größe hatten keinerlei ergonomische Probleme auf der 170 Kilometer langen Tour.

Für erhöhten Komfort sorgt auch die neue Quarter-Fairing, auf deutsch Verkleidung um den Scheinwerfer. Im Indian-Zubehör kann auf Wunsch eine höhere und eine niedrigere Version bestellt werden, doch selbst die serienmäßige Scheibe sorgt bei Autobahntempo für guten Windschutz.

Moderne Ausstattung im klassischen Cruiser

Nicht nur die bequeme Ergonomie lädt zu langen Touren ein - auch das serienmäßige Equipment bietet so einiges. Herzstück ist der gut ablesbare und 4 Zoll (101 mm) große Rund-Touchscreen, der sich auch mit Handschuhen gut bedienen lässt. Mithilfe des sogenannten Ride Command Systems lassen sich verschiedene Ansichten durchschalten und Features wie Smartphone Connectivity und Turn-by-Turn Navigation auswählen. Ausgedehnte Autobahnetappen sind ebenfalls entspannt möglich, da auch ein Tempomat serienmäßig an Bord ist.

Indian Sport Chief 2023 Display
Gut ablesbar und einfach zu bedienen: Der 4 Zoll große Touchscreen.

Nach kurzer Gewöhnungsphase werfen die zahlreichen Bedieneinheiten am Lenker keine Fragen auf und die wichtigsten Informationen sind schnell gefunden. Das einzige Ärgernis bringt die Geschwindigkeit des Systems auf. Kurz nach dem Betätigen der Zündung wird man von einer Indian Motorcycles Grafik begrüßt. Doch bevor die fahrrelevanten Anzeigen erscheinen dauert es... und das lange. Rund zehn Sekunden vergehen zwischen dem Drücken des Startkopfes und dem Erscheinen der Anzeigen. Einfach zu lange im Jahr 2023. Zwar macht es die Anzeige anschließend wieder wett, doch das müsste besser gehen.

Indian Sport Chief 2023 Preis und Zubehör

Wer denkt, es sei mit der Standard Sport Chief das Ende der Fahnenstange erreicht, liegt falsch. In den Kategorien Performance, Style und Komfort können sich viele Parts aus dem Indian Original Zubehör ordern, wie zum Beispiel voll einstellbare FOX Federbeine, verschiedene Windschilde, Heizgriffe, unterschiedliche Sitzbänke und vieles mehr.

Je nachdem steigt natürlich der Preis, der in Österreich bei 25.790 Euro und in Deutschland bei 21.990 Euro beginnt. Schweizer Indian Fans müssen 22.590 Franken auf den Tresen legen.

Fazit: Indian Sport Chief 2023

Ein Bike, das Sport und Cruising verbindet - so das Ziel von Indian Motorcycles. Im Test zeigt sich, dass die neue Sport Chief überraschend sportlich zu bewegen ist, denn die Komponenten an Fahrwerk und Bremsen können auf der Landstraße punkten. Auch der Motor mit seinen drei Fahrmodi überzeugt und begeistert mit tollem Ansprechverhalten und einer kräftigen Drehmomentwelle. Somit ist die neue Sport Chief ein cooler Allrounder für alle Cruiser Fans mit sportlichen Ambitionen.


  • kräftiger V2
  • sauberes Ansprechverhalten
  • herrlicher Sound
  • bequeme Sitzposition
  • stabiles Fahrverhalten
  • gute Bremsen
  • moderne Ausstattung
  • coole Optik
  • lange Startdauer des Displays
  • Hitzeentwicklung am Auspuff trotz Hitzeschutzblech

Bericht vom 26.03.2023 | 22.244 Aufrufe

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