Beta 430 RR Racing Dauertest update 3.0

Jetzt ging es ans Eingemachte

Die letzten Puzzleteile für ein perfektes Racebike wurden gesetzt. Die Sixdays Enduro WM als ultimative Dauertest Bühne genutzt. Bis jetzt habe ich mich mit den Anbauteilen beschäftigt, die ein Racebike optisch als auch schutztechnisch nach vorne bringen bzw. es dort halten. Aber der letzte logische Schritt ist ins Fahrwerk und Kupplung einzugreifen, um das letzten Optimum herausholen zu können.

Fahrwerk update

Wie schon oft bei diversen Offroad Projekten und Testberichten auf 1000PS eindringlich erwähnt, gewarnt und beschrieben, ist nicht automatisch ein teures Fahrwerk auch ein für jeden Fahrer perfektes Fahrwerk. Dafür sind einfach die Einsatzgebiete, das eigene Fahrkönnen, die persönliche Komfortzone zu unterschiedlich. Grundsätzlich ist es aber schon so, dass Aftermarket Fahrwerke immer eine größere Bandbreite abdecken, aber vor allem viel mehr Reserven bieten als herkömmliche Serienfahrwerke. Dies liegt in den verarbeiteten Materialien, in der Herstellung sehr aufwändigen Produktion zur Optimierung von Toleranzen und komplexeren Technik. Jedoch schaffen es immer wieder Hersteller in ihren Racing Modellen um wenig Aufpreis sehr hochwertige Komponenten zu verbauen. So auch bei allen Beta Racing Modellen.

Gabel - leckerbissen

Bei den Beta Racing Modellen ist von Haus aus schon eine Kayaba Closed Cardridge Gabel am Werke. Und diese Gabel ist grundsätzlich auf dem Niveau von viel teureren Aftermaket Gabeln. Aber auch hier ist das Setup immer auch Geschmacksfrage. Aber die Basis ist vorhanden. Nach 25h auf der Beta war das erste Service eh schon längst überfällig und so ging es gleich in einem aufwischen, ein für mich perfektes Setting zu finden. Nicht falsch verstehen, die Gabel arbeitet sehr präzise, hat ein tolles Ansprechverhalten und hat noch keinen Tropfen Öl verloren. Dennoch war sie für mich etwas zu straff, oder ich einfach zu lasch unterwegs. Daher wurden die Gabelfedern gegen weichere getauscht und das Setting dazu angepasst. Ernst Helten der Chef von Helten Motoshop in Lambach schraubt seit über 20 Jahren an Kayaba Gabeln, daher war er für mich der richtige Mann für die Aktion. Und siehe da. Die Gabel fühlt sich nach dem update für mich jetzt speziell im ersten Drittel softer an. Im Gesamten progressiver und ich fühle mich einfach noch wohler. Ein eigentlich kleiner günstiger Eingriff und schon purzelten auch bei den darauffolgenden ÖEC Rennen die SP Zeiten. Für mich ist die Serien Kayaba Gabel mit der kleinen Setting Änderung nun perfekt.

Veni, vidi, Sölva!

So jetzt war die Gabel von Grund auf schon sehr hochwertig und jetzt auch noch mit perfektem Setting. Daher konnte ich mich um das Heck kümmern. Das Original Federbein von ZF hat eine wirklich richtig gute Enduro Abstimmung und ähnelt vom Aufbau auch einem Kayaba Federbein. Aber es besitzt im Gegensatz zur Gabel speziell auf MX Strecken nicht die Reserven, die ich mir wünsche. Jüngere Fahrer werden lächeln, aber wenn man sich mal in Richtung Lebensmitte bewegt (hat), dann hat man schon so seine Erfahrungen mit Schmerzen gemacht und möchte unter allen Umständen weitere vermeiden und schätzt die geradezu unendlichen Reserven eines Aftermaket Federbeins. Und wenn man schon mal ins Gesparte greift, dann soll es nicht nur sehr gut arbeiten sondern auch sehr gut aussehen. Daher viel meine Wahl auf Sölva. Eine kleine Südtiroler Manufaktur die schon seit Jahrzehnten in der MX und Enduro WM die Titeln einsammelte. Hier schraubt der Chef noch selbst, und sorgt für geringste Toleranzen und beste Materialien. Außerdem passen die blau/rot eloxierten Teile, die blaue Feder einfach auch optisch perfekt in die Racing Beta. Also Bestellung aufgegeben und Federbein eingebaut. Dann ab zum Hometrack, denn nur dort kennt man jede Wurzel, jede Bodenwelle beim Namen und ein Vergleich ist einfach viel aussagekräftiger. Ja was soll man sagen. Das Federbein ist eine Wucht, selbst nach mehreren Runden wartete ich bei bekannten Stellen auf ein Nachkicken, ein aufsteigendes Heck oder Verschrenkungen bei zu kurz geratenen Sprüngen. Aber es kommt nix. Es bleibt alles am Boden, dort wo der Reifen hingehört. Und je schneller und ausgefahrener der Track, desto größer ist der Unterschied. Es sind einfach die Reserven die vorhanden sind. Nach 3h Abstimmungsarbeit bin ich wieder beim Original Setting gelandet. Nur der Highspeed dürfte versehentlich gänzlich geöffnet gewesen sein. Ansonsten merkt man schon, dass sich bei der Abstimmung jemand schon viel Mühe gegeben hat. Prädikat Sehr empfehlenswert! Optisch mega!

Automatic for the people

Ich bin ja seit vielen Jahren bekennender Rekluse - Kupplung Fahrer. Wobei Automatic eigentlich nicht ganz stimmt, denn Schalten tut man ja nach wie vor. Die Rekluse Kupplung übernimmt quasi nur die Betätigung der Kupplung. Und da wären wir auch schon beim größten Vorteil. Die Kupplung arbeitet viel feinfühliger als jeder von uns. So zieht der Motor aus jeder Ecke heraus perfekt dosiert einen Strich. Im schweren Gelände baut der Reifen Traktion auf wie man es mit der herkömmlichen Kupplungsbetätigung nur schwer hinbekommt. Und je mehr Kubik das Motorrad hat, desto toller der Effekt. Die Vorurteile der Anfangsjahre sind nicht mehr relevant. Der Kupplungshebel bleibt ganz normal am Motorrad und kann wie ohne Rekluse Kupplung ganz normal betätigt werden. Wenn man es nicht wüsste, würde es keinem auffallen, dass eine Automatik Kupplung verbaut ist. So feinfühlig arbeitet das System mittlerweile. Ebenso halten die Kupplungsscheiben länger, da unnötiges schleifen der Kupplung vom System ausgeschaltet wird. Wichtig ist aber eine gute Grundeinstellung. Die Beta hat von Haus aus eine etwas erhöhte Leerlaufdrehzahl und ein super Mapping, wo ein Absterben, eben das klassische ausploppen, schon sehr eliminiert ist. Mit der Kupplung läuft sie noch einen Ticken runder. Ein Absterben unmöglich und somit wird jede Kurve stressfrei.

Sixdays, der ultimative Härtetest!

So, nachdem das Bike nun für mich das perfekte Racebike darstellt, war es Zeit damit eine echte Herausforderung zu finden. Die Vorbereitung für so einen Renneinsatz bei der Sixdays bedarf schon einer Planung 9 Monate vorher. Die Entscheidung mit der Beta zu starten erfolgte erst im Juni. In den 6 Tagen sind mehr als 1000km offroad zu bewältigen. Täglich 7 1/2h unterwegs. Die Servicearbeiten die nur vom Fahrer selbst durchgeführt werden dürfen beschränken sich auf 10 min. in der Früh und 15 min. am Abend. Da ist nicht mehr als ein Ölwechsel in der Woche bei gut 45 Stunden drinnen. Es müssen ja auch täglich die Reifen und die Luftfilter getauscht werden. Daher gibt es wohl kaum ein Rennen bei dem eine Enduro mehr ran genommen wird. Also ein echter Langzeit Härtetest. Und hier haben sich die speziellen Teile der Racing Beta mehr als bezahlt gemacht. Alleine die Steckachse zum schnelleren Wechseln oder der einfache Zugang zum Luftfilter. Doch am 5. Tag gab es dann erstmals Probleme. Bis dahin einfach nichts. Keine einzige lockere Schraube, kein nachziehen der Speichen, keinerlei Ölverluste, weder an Gabel noch am Motor. Dann jedoch ging der Motor immer wieder aus. Ohne Vorwarnung, sprang auch immer wieder an. In der kurzen Servicezeit jedoch unmöglich der Sache auf den Grund zu gehen. Also hieß es durchhalten. Und die Beta hat bis zum Abschlussmotocross auch durchgekämpft. Damit die Sixdays nach 6 Tagen erfolgreich gefinished. Zu Hause war dann Zeit sich um das Problem anzunehmen. Auf Verdacht wurde der Kabelbaum getauscht. Damit war dann auch das Problem gelöst. Aber ich wollte der Ursache auf den Grund gehen und habe daher den Kabelbaum zerlegt und bin bei einem Relais fündig geworden. Dieses Relais war an den Steckverbindungen oxydiert. Im Nachhinein hatten wir am Ende des 3. Tages eine tiefe Wasserdurchfahrt wo die Beta bis zur Sitzbank versank. Ich dachte schon, dass hier Schluss wäre, aber sie hat die Tauchfahrt gut gemeistert. Das Wasser lief aus dem Luftfilterkasten rasch ab. Aber scheinbar dürfte hier doch Wasser in die Steckverbindung eingedrungen sein, evt. hätte ein Kontaktsprey gereicht. Egal, Ziel erreicht, alles gut. So jetzt steht dann noch ein Leckerbissen für die Beta am Programm. Das KrKa Enduro in Kroatien, dann ist die Saison vorbei und es gibt ein ausführliches Video und Resümee für die Beta 430 Racing!

Beta Motorräder

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Bericht vom 14.10.2021 | 6.212 Aufrufe

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