Ducati Panigale V2 Test

Mehr als bloß eine kleine Schwester

Die neue Panigale V2 erweitert die aktuelle Panigale Palette und folgt der 959er nach. Die Maschine soll auf der Landstraße viel Freude bereiten. Doch die hochwertige Elektronik-Ausstattung kommt auch auf der Rennstrecke gut klar. Erster Test in Jerez.

So schnell hatte ich den Flow im Sattel noch nie erreicht. Unterwegs mit der Ducati Panigale V2 wird das Motorradfahren hier auf der Rennstrecke in Jerez plötzlich wieder ganz einfach. Das liegt aber nicht nur an der Leistung von bloß 155 PS. Denn die Maschine fährt auch im Vergleich zu älteren 150PS Superbikes einfacher. Warum ist das so?

Panigale V2 - Die kleine Panigale mit großer Elektronik

Die Maschine ist in einigen Bereichen ein ebensolches Hightechgerät wie die große Panigale V4. Das Elektronikpaket ist auf der gleichen Stufe - einzig die Slidecontrol fehlt. Und diese topmoderne Racing-Software macht sich eben auch bei 155PS großartig. Erste Erlebnisse aus Jerez hier im Livestream.

Ducati Panigale V2 2020 - Großes Kino am Kurveneingang

Am Kurveneingang zum Beispiel fährt die Maschine geradezu steril perfekt. Sowohl der Quickshifter als auch die elektronische Motorbremse arbeiten schräglagenabhängig. Die Anti-Hopping Kupplung arbeitet hier als kongenialer Hardware Partner eifrig mit. Du kannst also rasch, stressfrei und auch schlampig zurückschalten und hast am Kurveneingang 100% Deiner Konzentration für die Linie zur Verfügung. Diese erwischt Du meistens auch problemlos.

Viel Platz im Sattel der Panigale V2

Die Maschine hat eine tolle Balance zwischen Agilität, Komfort und Stabilität. Sie bietet viel Raum für Bewegung, ist aber auch anfällig bei grobschlächtigen Bewegungen im Sattel. Die Maschine liebt es, feinfühlig dirigiert zu werden. Die Lenkerstummel wirken breit und man sitzt auch mit 185cm gut im Sattel. Linienkorrekturen im Sattel gelingen spielerisch und präzise.

Panigale V2 im Vergleich zur Panigale V4

Klar ist die Leistungsabgabe für einen erfahrenen Superbike-Piloten unspektakulär. Doch das Ansprechverhalten ist großartig, die Drehfreudigkeit passt und am Ende passen aber auch die Rundenzeiten. Defizite im Vergleich zur V4 gibt es natürlich in einigen Bereichen. Für Rookies ist die zugängliche Leistung bestimmt großartig, auf der anderen Seite muss man der Wahl des richtigen Ganges aber mehr Konzentration schenken.

Bremse und Fahrwerk im Vergleich zur Panigale V4

Die weniger aggressive Bremse kommt Rookies bestimmt entgegen. Erfahrene Piloten werden die mangelnde Konstanz bei längeren Turns bemängeln. Ebenso verhält es sich beim Fahrwerk. Die Kombination Showa BPF / ZF (ehemals Sachs) ist gut, kann aber natürlich mit dem sündhaft teuren Öhlins ERS System einer Panigale S nicht mithalten. Doch das Fahrwerk macht mehr mit, als es am Papier verspricht. Die Rundenzeiten in Jerez waren anständig. Viele von uns waren mit der 155 PS Panigale schneller als bei den letzten 1000er Fahrten.

Panigale V2 punktet in den Kurven

Die Stärke der Maschine ist bestimmt der Kurveneingang. Hier kann man die Maschine richtig in die Kurve fliegen lassen. Auch im Radius hat man alle Möglichkeiten den Speed zu steigern und die Position am Sattel zu verändern. Der Punch am Kurvenausgang findet dann aber nicht statt. Als verwöhnter 4-Zylinder Fahrer sucht man die ersten paar Turns vergebens nach extra Pferden im oberen hohen Drehzahlbereich. Ob man dann glücklich aus dem Sattel steigt, hängt in erster Linie vom eigenen Ego ab. Widmen wir uns nun aber einem echten Highlight der neuen Panigale V2. Bei der Elektronik gab es ein großes Upgrade zur 959er. Man ist hier auf einem ähnlichen Niveau wie bei der V4R.

Elektronik-Paket Ducati Panigale V2

  • 4,3 Zoll TFT Display
  • Einfache Bedienung der 3 Riding Modi über den linken Lenker. Street, Sport und Race decken das Einssatzspektrum perfekt ab. Diese Modi dirigieren sämtliche Systeme in der Panigale.
  • Traktionskontrolle: DTC Evo 2 aus V4 R SBK, in 8 Stufen einstellbar. Sehr sanfte Regeleingriffe. Echte Racing-Technik!
  • DWC Evo - Die Wheelycontrol greift ebenfalls auf die Daten vom 6-Achsen IMU zurück. Sehr hochwertige und feine Regelung. Vorsicht: Man macht es sich dadurch sehr gemütlich im Sattel!
  • DQS Evo 2 schräglagenabhängig Blipper-Schaltassistent! Perfekte Funktion beim Test in jeder Situation. Ein Traum!
  • EBC Evo - Auch die elektronische Motobremssteuerung arbeitet nun Schräglagenabhängig. Gespenstische Perfektion am Kurveneingang
  • ABS - perfekte Integration in die 3 Riding Modi. Wer möchte kann Hinterradabhebeerkennung und Hinterrad-ABS deaktivieren.

Panigale V2 Motor: 155 PS - 955 ccm - 104 Nm

Das Leistungsplus von 5 PS schüttelt die neue Panigale V2 offenbar sehr locker aus den Ärmeln. Geändert werden mussten nur die Einspritzdüsen und der gesamte Ansaugtrakt. Der ganze Rest vom Motor blieb gleich. Neu ist aber auch der neue Auspuff. Insgesamt gelang es Ducati die Leistung auf 155 PS zu steigern (104 Nm Drehmoment) - trotz Euro 5. Und V2-Freunde werden auch im Jahr 2020 noch charismatischen Sound genießen können. Die beste Nachricht zum Schluss: Anders als bei Mitbewerbern haben die strengen Abgasvorschriften weder die Optik noch das Ansprechverhalten beschädigt.

Die Ducati Panigale V2 auf der Landstraße

Wir fuhren die Maschine beim Test nur auf der Rennstrecke, doch einige Stärken wird die Panigale V2 auch auf der Landstraße ausspielen können. Die perfekt dosierte Motorbremse und das grandiose Ansprechverhalten werden am Pass überzeugen. Ebenso das komfortablere Fahrwerkssetup samt neuer Sitzbank (5mm mehr Polster und 20mm mehr Platz in Längsrichtung). Bremse und Fahrwerk sind goldrichtig für die Landstraße dimensioniert. Die Hitzeentwicklung im Sattel ist geringer als bei den V4 Modellen.

Einen Teil der Lorbeeren dürfen aber bestimmt auch die Pirellis für sich beanspruchen. Serienmäßig kommt die Panigale V2 mit Pirelli Diablo Rosso Corsa II in den Handel. Und zwar in der handlichen 180/60 Dimension hinten. Beim Test fuhren wir die gleiche Dimension - jedoch in Form des sportlichen Supercorsas von Pirelli.

Preis Ducati Panigale V2

Tagesaktuelle Preise findet man in unserem 1000PS Motorrad Marktplatz. Der Preis wirkt in vielen Bereichen fair. Zum Beispiel wenn man das Motorrad optisch betrachtet, angreift und im Detail unter die Lupe nimmt. Auch der Motor sowie die Elektronik wirken fair bepreist. Bremse und Fahrwerk passen zwar gut zum Motorrad aber weniger gut zum insgesamt immer noch exklusiven Preis.

Testvideo Panigale V2

Ein umfangreiches Testvideo aus Jerez geht am Montag den 19. November um 20 Uhr auf unserem YouTube Kanal online. Beim Test zum Einsatz kam übrigens der aktuelle Schuberth SR2 Helm.

Ducati Panigale V2 2020 Zubehör

Highlight aus dem Ducati Panigale V2 Ducati Original Zubehörprogramm ist bestimmt die Akrapovic Komplettanlage. Diese spart 7 kg und bringt weitere 5 PS.

Technische Daten

DucatiPanigale V2
Motor90 Grad V2
Hubraum955ccm
Bohrung100mm
Hub60,8mm
Verdichtung12,5:1
Leistung155 PS bei 10.750 Umin
Drehmoment104 Nm bei 9000 Umin
GabelShowa 43mm BPF voll einstellbar
FederbeinSachs / ZF Federbein voll einstellbar
Felge vorne3,5 x 17
Felge hinten5,5 x 17
Bremse vorne2x320 mm, M3.32 Brembo Sättel
Gewicht fahrfertig200kg
Sitzhöhe840 mm
Radstand1436 mm
Tank17 l Stahltank
Garantie24 Monate
Serviceintervall12.000 km / 1 x pro Jahr
Ventilspiel24.000 km
Verbrauch6,0 l / 100km Werksangabe

Ducati Panigale V2 2020

Überblick Kurven ABS Evo Funktionen

  • Stufe 3 - Für Straßeneinsatz: mit Hinterradabhebeerkennung, Kurven ABS
  • Stufe 2 - Bei sportlicher Fahrweise oder bei ersten Fahrten auf der Rennstrecke: Kurven ABS aktiv, keine Abhebeerkennung hinten, Bremsdrifts hinten möglich
  • Stufe 1 - Ist in keinem Fahrmodus eine Standardeinstellung. Für routinierte Fahrer. Racing-Bremse ohne Kurven ABS Funktion. Keine Hinterradabhebeerkennung

Fazit: Ducati Panigale V2 2019

Die Panigale V2 präsentiert sich als begehrenswertes Ducati Sportmotorrad. Dabei passt die Optik perfekt zum Motorrad. Sie wirkt edler als die etwas brutal und aggressiv anmutenden V4 Modelle. Und so fährt sie auch. Weniger spektakulär machen sie ausgeglichene Pilotinnen und Piloten im Sattel sehr glücklich. Dieses Supersport Motorrad macht Freude - vor allem jenen Leuten denen die +200PS Liga einfach schon too much ist.


  • Unspektakulärer Motor
  • Großartiges Elektronikpaket
  • Tolle Balance aus Fahrkomfort und Rundenzeit
  • edle und sportliche Optik
  • Einfach zu fahren, trotzdem sehr schnell
  • Unspektakulärer Motor
  • Bremsstabilität bei langen Turns nicht auf Top-Niveau

Bericht vom 14.11.2019 | 79.469 Aufrufe

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