Ducati Hypermotard 950 vs. Multistrada 950 S Test 2019

Gleicher Motor, gleiche Performance? Der Konzeptvergleich!

Wie viel müssen Motorräder eigentlich gemeinsam haben, damit man sie miteinander vergleichen kann? Immerhin ist der berühmte Vergleich von Äpfeln und Birnen sehr subjektiv, so manchem könnten ja auch zwei runde, schwarze Reifen als Gemeinsamkeit reichen. Wir testen, ob sich die beiden Italienerinnen aus gleichem Stall Ducati Hypermotard 950 und Multistrada 950 S tatsächlich nur bei Familiennamen und Motor gleichen.

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Man kann es drehen und wenden wie man will und man kann andere Dinge für noch wichtiger erachten, aber der Motor ist auf einem Motorrad einer der wichtigsten Faktoren, der darüber entscheidet, ob die Maschine gut oder schlecht ist. Immerhin wäre selbst das schönste Motorrad ohne Triebwerk nicht mehr als ein Ausstellungsstück, das seine eigentliche Bestimmung den Fahrspaß nicht erfüllen könnte. Und da ist es eigentlich egal, um welche Kategorie es sich handelt, von der leichten Enduro bis zum schweren Tourer, vom agilen Superbike bis zum fetten Cruiser sie alle haben mehr oder weniger charismatische Motoren.

Wenn wir von Charisma reden, darf Ducati nicht fehlen!

Und wenn ich schon von Charisma spreche, darf ich im gleichen Satz ohne Kompromisse die Marke Ducati nennen. Die typische, L-förmige V2-Auslegung (auch wenn der V4 im Vormarsch ist), die ebenso typische desmodromische Zwangssteuerung der Ventile und nicht zuletzt die daraus resultierenden guten Fahrleistungen samt bollerndem Sound. Doch funktioniert ein und derselbe Ducati-Motor auch in zwei völlig verschiedenen Motorrädern gleich gut? Kann der 937 Kubik große, 114 PS starke V2-Motor in der komfortorientierten Multistrada 950 S genauso gut performen wie in der agilen Hypermotard 950?

Ducati Hypermotard 950 – das spritzigere Gefährt

Nun, nicht nur am Datenblatt ist die Hyper 950 bereits aufgrund der 30 Kilo weniger das spritzigere Gefährt in diesem Vergleich, auch im echten Leben bietet die Hypermotard 950 mehr Sport. Dank der sehr gelungenen Abstimmung der Elektronik macht die Hyper nach wie vor das, was sie am besten kann: Seit jeher steht sie für Spaß und Action, was das Supermoto-Konzept in Verbindung mit dem kräftigen V2-Motor nun mal zwangsläufig mit sich bringt.

Volles Elektronik-Paket in der Ducati Hypermotard 950

Das gesamte Chassis und die Ergonomie sind auf diese Agilität ausgerichtet, die standfeste Brembo-Bremsanlage mit radialen Monoblock-Bremssätteln, eine leichte, voll verstellbare 45er-Marzocchi-Gabel sowie das in Federvorspannung und Zugstufe justierbare Sachs-Federbein unterstützen diese Auslegung ausgezeichnet. Die Federwege sind mit 170 mm vorne und 150 mm hinten ausreichend bemessen, die Sitzhöhe fällt mit 870 Millimeter sogar ziemlich hoch aus. Die Elektronik umfasst eine Sechs-Achsen-IMU und spielt daher sprichwörtlich "alle Stückeln", die ein modernes Motorrad spielen muss. Damit einher gehen elektronische Helferlein wie das Bosch Kurven-ABS, die DTC Evo (Ducati Traction Control) und die Ducati Wheelie Control (DWC).

Noch volleres Elektronik-Paket in der Ducati Multistrada 950 S!

Es geht immer noch mehr war wohl die Devise der Ducati-Ingenieure bei der Konfiguration der neuen Multistrada 950 S. Auch sie besitzt die Sechs-Achsen-IMU mit Bosch Kurven-ABS, DTC Evo und die Ducati Wheelie Control DWC. Hinzu kommt aber noch das größere 5 Zoll-TFT-Farbdisplay der großen 1260er-Multistrada gegenüber dem zwar gut ablesbaren, aber eben doch kleineren Instrument der Hyper 950. Und nicht zu vergessen, oder besser gesagt eigentlich das Wichtigste an der Multi 950 S: Das elektronisch verstellbare Fahrwerk DSS (Ducati Skyhook System). Da sind DQS (Ducati Quick Shift) für kupplungsloses Herauf- und Herunterschalten, das Voll-LED-Licht mit Ducati Cornering Lights (DCL), eine Bluetooth-Schnittstelle, Tempomat und beleuchtete Bedienelemente nur noch angenehme Zusatz-Gimmicks.

Ducati Multistrada 950 S – hervorragende Verbindung von Komfort und Sportlichkeit

Rügte ich auf der normalen Multistrada 950 noch das Bedienkonzept, dass der Knopf für die Betätigung des Blinkers gleichzeitig jener Knppf ist, der das Menü startet, funktioniert auf der S-Version tatsächlich alles äußerst intuitiv und angenehm. Insgesamt outet sich die Multistrada 950 S als ausgezeichnete Touristin, die es auf gekonnte Weise schafft, Komfort und Sportlichkeit zu verbinden. Denn trotzt Mehrgewicht gegenüber der Hyper 950 kann auch die Multi 950 durchaus zackig gefahren und um die Ecken geworfen werden.

Fazit: Ducati Multistrada 950 S 2019

Die Multistrada 950 S verbindet geschickt mehrere Ducati-Modelle zu einer bedenständigen Reiseenduro der oberen Mittelklasse. Die Optik übernimmt sie nach wie vor nahezu unverändert von der großen Multistrada 1260 - was ihr natürlich enormes Prestige verleiht. Der 114 PS starke Motor stammt von der Hypermotard-Serie und obwohl die kleine Multi S ganze 30 Kilo mehr schleppen muss als die Hypermotard 950, kann sie durchaus flott bewegt werden. Dass der Komfort insgesamt sehr groß geschrieben wird, sollte auf einer Reiseenduro eigentlich klar sein, ausgestattet mit reichhaltiger Elektronik kann sie alles, was ein modernes Touring-Eisen können muss und bietet mit dem elektronisch verstellbaren Skyhook-Fahrwerk auch noch ein extrem feines Extra.


  • elektronisch verstellbares Skyhook-Fahrwerk
  • elegante Optik der großen 1260er-Schwestern
  • kultiviertes Triebwerk
  • standfeste Bremsen
  • gemütliche Sitzposition
  • umfangreiches Elektronik-Paket
  • gutes, höhenverstellbares Windschild
  • teuer
  • tief in der Maschine integrierter Sattel ist nicht jedermanns Sache
  • für eine Enduro kaum geländetauglich

Fazit: Ducati Hypermotard 950 2019

Die Ducati Hypermotard bleibt trotz Namensänderung (950 statt 939) in allen Belangen ihrer Linie treu. Eine absolute Spaßmaschine, die vor allem auf kurvigen Straßen ihre Stärken ausspielt. Die Namensänderung hat sie sich trotz gleichen Hubraums wie die Vorgängerin verdient, 4 PS mehr Leistung und 4 Kilo weniger Gewicht gepaart mit völlig neuem Rahmen, noch besserer Brembo-Bremsanlage und verfeinerter Optik mit zwei hoch verlegten Endtöpfen wie bei der ersten Hyper sind wohl vollkommen ausreichend, um von einem ganz neuen Modell zu sprechen.


  • kultivierter, kräftiger Motor
  • absolutes Funbike
  • Kurven-ABS
  • volle Elektronik-Ausstattung mit IMU
  • mittlerweile einzigartig im Segment der Supermotos
  • coole Optik
  • hoher Preis
  • Quickshifter nur gegen Aufpreis
  • gewöhnungsbedürftiges Eintauchen beim Bremsen

Bericht vom 15.07.2019 | 39.836 Aufrufe

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