Retrobike 2018 Vergleich: Yamaha XSR900

Das Sportgerät unter den Retrobikes!

Die Yamaha XSR900 ist der klassische Wolf im Schafspelz: Optisch schwimmt sie mit Rundscheinwerfer, klassischem Tank und aufgesetztem Rücklicht total auf der Retrowelle, tief im Inneren brodelt aber ein äußerst sportliches Herz. Eine XSR900 macht also nur optisch auf alt, in Sachen Fahrverhalten geht es hingegen mehr um ordentliches Andrücken statt gemütliches Cruisen.

Schon der erste statische Kontakt macht klar, dass es Yamaha mit der XSR900 durchaus gelungen ist, mit relativ wenig Aufwand ein stilistisch gelungenes Retrobike auf die Räder zu stellen. Vorne ein eigenwilliger Rundscheinwerfer, hinten ein aufgesetztes rundes Rücklicht, dazwischen ein kantiger Tank und bei der, von uns getesteten Version in Silber eine zweifarbige Sitzbank mit braun-rötlichen Akzenten - der optische Eindruck passt schon mal. In welche Richtung die Fahrerei aber geht, signalisiert schon die Tachoeinheit, die zwar ganz authentisch in einem Rundinstrument untergebracht ist, allerdings volldigital angezeigt wird und, wie so oft von mir bekrittelt, nicht so gut ablesbar ist, vor allem natürlich der Drehzahlmesser.

Die brachiale Kraft der Yamaha XSR900 fährt voll ein

Dafür macht der erste Zucker am Gasgriff klar, dass es sich hierbei um eine sehr gut ausgeführte Mogelpackung handelt, die XSR900 ist tatsächlich nur rein optisch auf Retro getrimmt, die Technik ist absolut auf der Höhe der Zeit und entspricht weitestgehend der Yamaha MT-09 - hinlänglich bekannt für ihren extrem antrittsstarken Motor. Diesen unfassbar kräftigen Reihen-Dreizylinder mit 847 Kubik Hubraum hat also auch die XSR900, ohne Leistungsreduktion, ohne sanftere Abstimmung, einfach das volle Programm. Somit liegen 115 PS bei 10.000 Touren an, bei 8500 Umdrehungen steht das maximale Drehmoment von 87,5 Newtonmeter zur Verfügung und wie bereits erwähnt, fährt die brachiale Kraft dieses Dreienders ab dem ersten Gasstoß voll ein.

Yamaha XSR900 - das Retrobike mit Top-Performance

Wer sanfte Motoren liebt, wird auf der XSR900 nur bedingt glücklich, wer es hingegen liebt, auch im zweiten Gang noch das Vorderrad zu schonen und stets im Spaß- und Angriffsmodus unterwegs zu sein, wird seine helle Freude mit der 900er-XSR haben. Gemütlich bummeln ist kaum möglich, aber nicht etwa weil das Ride-by-Wire-System schlecht abgestimmt wäre, nein, auch bei niedrigen Drehzahlen ruckelt oder rüttelt die XSR900 nicht. Aber die Gasannahme ist so direkt, dass es nun mal mehr Sinn macht, das gewaltige Potential des Motors auszunützen - dann macht die Fahrerei auch gleich mehr Spaß. Ob man auf einem Retrobike eine solche Performance braucht, muss natürlich jeder selbst entscheiden, den Wolf im Schafspelz verkörpert jedenfalls kaum ein anderes Motorrad besser.

Zum Ausgleich eine entspannte Sitzposition auf der Yamaha XSR900

Immerhin passen auch die restlichen Komponenten der XSR900 gut zu dieser extrem sportlichen Auslegung. Die Bremse etwa mit den beiden 298er-Scheiben geht äußerst bissig zur Sache. Wie gesagt, für ein herkömmliches Retrobike fast schon zu aggressiv, für die sportliche Messlatte dieser Motorradgattung aber gerade recht, darüber waren sich alle Tester einig. Lediglich beim Fahrwerk trauten sich die Yamaha-Techniker keine brettharte, fast schon zu sportliche Abstimmung - gut so. Denn damit kann die XSR900 sogar auf längeren Etappen Freude machen, die Sitzposition entspricht ja weitestgehend einem Naked Bike und weniger den langgestreckten Positionen auf so manchem Cafe Racer.

Moderne Features auf der Yamaha XSR900

Dass die XSR900 trotz optischer Nähe zu den alten Eisen ganz auf der Höhe der Zeit ist, untermauern das unauffällige ABS, das Ride-by-Wire-System und damit einher gehend die Traktionskontrolle sowie die drei verstellbaren Motor-Mappings mit unterschiedlichem Ansprechverhalten - wobei selbst der sanfteste Modus immer noch mächtig zur Sache geht.

Darf sich die XSR900 Retro nennen? Bei den Fahrleistungen eigentlich egal

Über Design kann wie immer stundenlang diskutiert werden, wahre Ästheten werden sich gewiss am zu modernen Rahmen, an der sportlich geschwungenen Schwinge und nicht zuletzt an den volldigitalen Instrumenten stoßen. Meiner Meinung nach durchaus legitim, den astreinen Retro-Stil schaffen andere tatsächlich etwas besser. Sitzt man auf der XSR900 aber erst einmal oben und verfällt ihrer unbändigen Sportlichkeit, ist es ohnehin völlig egal, wie das Bike aussieht, denn dann zählt nur noch der geniale Spaß an der Fahrerei!

Was kosten die Maschinen, die beim Retrobike 2018 Vergleich dabei waren?

Hier findet ihr eine aktuelle Preisübersicht aller Modelle, die bei unserem Test dabei waren.

Retrobike 2018 Vergleich Preise Österreich

Retrobike 2018 Vergleich Preise Deutschland

Retrobike 2018 Vergleich Preise Schweiz

Das war die Testcrew des Retrobike 2018 Vergleichs:

Neben Firmengründer und Zeremonienmeister NastyNils waren auch die "alten Hasen" Zonko und Vauli sowie der Horvath als tatkräftige Unterstützung mit von der Partie. Als Neuzugang bei 1000PS durfte sich Juliane gleich einmal mit dem hohen Arbeitstakt (8 Bikes an einem Tag) anfreunden - und erledigte ihre Arbeit mit Bravour. Als Gaststarter war diesmal der Viechdoktor Thomas Enders mit dabei, der als Hobbyracer und Besitzer (unter anderem) einer Yamaha XSR900 prädestiniert war, unsere 8 Bikes zu fahren und zu bewerten.

Fazit: Yamaha XSR900 2018

Die Yamaha XSR900 ist eine klassische optische Täuschung - mit ihrem Rundscheinwerfer, dem kantigen Tank und dem aufgesetzten Rücklicht geht sie eindeutig als Retrobike durch. Die Fahrleistungen erinnern aber nicht durch Zufall an das potente Mittelklasse-Naked Bike MT-09, denn die ist die überaus sportliche Basis für die XSR900. Der Motor ist also eine Wucht und die Bremsen gehen dazu passend sehr giftig ans Werk. Beim Fahrwerk übertreiben es die Techniker glücklicherweise nicht, die XSR900 bietet ausreichend Komfort und auch die aufrechte Sitzposition ist gemütlicher, als es der antrittsstarke Motor erwarten ließe. In der Riege der Retrobikes ist die XSR900 dennoch eines der sportlichsten Modelle.


  • extrem sportlicher und drehfreudiger Motor
  • hervorragende Bremsen, Fahren auf Naked Bike-Niveau
  • angenehme Sitzposition
  • hochwertige Verarbeitung
  • Preis-Leistungsverhältnis
  • fast schon zu direktes Ansprechverhalten
  • Retro-Stil nicht bis ins letzte Detail durchdacht

Bericht vom 18.05.2018 | 108.386 Aufrufe

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