E-Motorradhersteller geht pleite! Italiens Energica ist insolvent

Der Platzhirsch starker E-Motorräder ist finanziell am Ende

Die globalen Krisen und ein schwächelnder Zweiradmarkt fordern ihr nächstes Opfer: E-Motorrad-Hersteller Energica.

Der italienische Elektromotorradhersteller Energica Motor Company SpA, bekannt für seine leistungsstarken Elektrofahrzeuge und einer der wenigen rein auf E-Zweiräder fokussierten Hersteller, hat am 14. Oktober 2024 beschlossen, in die gerichtliche Liquidation einzutreten. Das Unternehmen, das zu 75% dem amerikanischen Investmentfonds Ideanomics Inc. gehört, konnte trotz seiner Innovationen und Erfolge in den letzten Jahren den finanziellen Druck nicht mehr bewältigen. Besonders belastend war laut Energica die jüngste Krise im Elektromobilitätsmarkt und der allgemeine Rückgang der Investitionen in diesem Sektor, der auch den Hauptinvestor Ideanomics negativ beeinflusste.

Trotz kürzlicher Rekordverkäufe und MotoE muss Energica in Insolvenz

Energica wurde 2014 offiziell gegründet, nachdem bereits seit 2009 an den ersten Designs gearbeitet wurde. In den folgenden 15 Jahren etablierte sich das Unternehmen als führender Anbieter von leistungsstarken Elektro-Motorrädern, wie z.B. der Energica EVA Ribelle, und auch durch Energicas Rolle als exklusiver Hersteller der MotoE-Weltmeisterschaft, der vierten Kategorie der MotoGP. Durch technische Innovationen brachte Energica vier verschiedene Plattformen auf den Markt, darunter das Erfolgsmodell Experia, das während der Pandemie Verkaufsrekorde und einen Umsatzanstieg von 200 % auf 13 Millionen Euro im Jahr 2021 erzielte. Trotz dieser Erfolge und der Unterstützung durch Investoren, einschließlich der Börsennotierung am AIM Italia (jetzt Euronext Growth Milan), sah sich Energica aufgrund der globalen Marktbedingungen und Probleme in der Lieferkette gezwungen, diesen drastischen Schritt zu gehen.

Wie geht es weiter mit Energica?

Das Unternehmen hat stets Wert auf seine Mitarbeiter gelegt und in ihre Ausbildung investiert, ohne in den 15 Jahren seiner Tätigkeit betriebsbedingte Kündigungen vorzunehmen. Vor allem junge Talente wurden rekrutiert, weshalb das Durchschnittsalter bei Energica stets zwischen 28 und 35 Jahren lag. Diese Mitarbeiter möglichst gut durchzubringen war auch eine große Priorität der Geschäftsführung, doch die jüngsten Versuche, neue Investoren zu gewinnen und das Unternehmen am Laufen zu halten, scheiterten. Die Managemententscheidungen zur Aufrechterhaltung der Gehaltszahlungen und der Zusammenarbeit mit italienischen Minderheitsaktionären zeigen das Bemühen um Geschäftskontinuität bis zuletzt, doch in den letzten Stunden wurde klar, dass keine weiteren Alternativen mehr zur Verfügung stehen. Nun wird Energica liquidiert, um die Gläubiger so weit wie möglich zu entschädigen. Ob die Marke Energica nach dem Insolvenzverfahren durch frische Investoren oder neue Besitzer wiederbelebt wird, steht noch in den Sternen. Wir hoffen jedenfalls auf eine Rückkehr der bärenstarken E-Motorräder aus Italien.

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Bericht vom 16.10.2024 | 5.796 Aufrufe

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