Triumph Tiger Sport 800 im Intensiv-Test 2000km Schottlandreise

Sporttourer mit Alltagstalent und Reisetauglichkeit

Die Triumph Tiger Sport 800 muss im Schottland-Test über 11 Tage und 2000km echte Tourentauglichkeit beweisen. Wie schlägt sie sich als Reisebegleiter durchs britische Wetter?

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Tiger Sport 800 - endlich wieder ein kräftiges Reisemotorrad mit klarem Straßenfokus von Triumph

Die Highlands Schottlands sind ein Terrain, das anschaulich werden lässt, warum in den letzten Jahren weniger klassische Sporttourer und mehr sogenannte Crossover-Bikes gebaut werden, aufrechte Sitzposition, mehr Federweg und Komfort - das hat schon was.

Auch bei Triumph sind die Tage der Sprint Modelle schon länger gezählt und man hat sich mit der Tiger Sport 660 im Jahr 2022 den Straßenreisenden auf andere Art genähert. Anfang diesen Jahres hat man in ähnlichem Kleid dann die 800er Variante mit neuem Motor als Ergänzung nach oben nachgeschoben.

Doch wenn, wie in Schottland, das Wetter innerhalb von zehn Minuten vom strahlenden Sonnenschein in einen handfesten Guss kippt, zeigt sich, ob ein Motorrad für die große Reise taugt, oder doch nur für die Feierabendrunde geeignet ist. Die Triumph Tiger Sport 800 stellt sich diesem Härtetest: Single Tracks und Linksverkehr inmitten rauer Kulisse aus Nebelschwaden, Schlaglöchern und wechselhaftem Wetter. Hier kristallisieren sich die wahren Qualitäten eines Motorrads heraus und Schwächen werden gnadenlos aufgedeckt.

Ein ausgewogener Reisecharakter für ambitionierte Tourenfahrer

Triumph positioniert die Tiger Sport 800 bewusst als straßenorientiertes Mitglied der Tigerfamilie. Ihre Konzeption als sportliches Tourenmotorrad zielt dezidiert nicht auf Geländeabstecher, sondern auf komfortable, dynamisch zu bewältigende Langstreckenetappen auf befestigten Wegen. Der aus dem 765er Street Triple abgeleitete Dreizylindermotor wurde für die Tiger 800-Generation gezielt auf Tourentauglichkeit hin abgestimmt.

Bereits ab Werk sind praxisrelevante Features wie Tempomat, Quickshifter, Fahrmodi und Traktionskontrolle vorhanden. Bei unserer Testmaschine erweitert sich die Ausstattung um Heizgriffe (extrem wichtig im schottischen Juni), Nebelscheinwerfer und umfangreiche Gepäcklösungen. Die über 2000 Kilometer lange Reise durch Schottland bietet Gelegenheit für einen ausgiebigen Test des Bikes und all dieser Features.

Produkttipps

Triumph Tiger Sport 800 Motor: Linearer Schub trifft kultivierten Lauf

Im Zentrum der Tiger Sport 800 arbeitet ein 798 cm³ großer Dreizylindermotor mit 115 PS Spitzenleistung und 84 Nm Drehmoment. Gleich vorweg: Hier ist Triumph echt ein Sahnestück von Motor gelungen. Charakterlich zeigt sich das Aggregat breit aufgestellt: Die Gasannahme erfolgt sanft und kontrolliert, bei Bedarf entwickelt der Motor aber ein beachtliches Durchzugsvermögen. Zwischen 3000 und 6000 Umdrehungen pro Minute liegt bereits genug Drehmoment an, um die Tiger flott zu bewegen, sowohl für gemäßigte Gangart mit Sozius als auch für ambitionierteren Soloeinsatz. Dreht man weiter, wird der Motor akustisch präsenter und die Tiger verlangt nach Krallen beim Fahrer, wenn sie die ihren zeigt und die Arme des Piloten lang zieht.

Die Vibrationsarmut des Triebwerks macht sich insbesondere auf langen Autobahnetappen positiv bemerkbar. Im Sportmodus wird die Leistungsentfaltung deutlich direkter, ohne jedoch nervös zu wirken. Der Dreizylinder bietet ein harmonisches Gesamtbild mit herrlich linearer Leistungsentfaltung ohne Schwächen.

Fahrwerk, Handling und Bremsen der Triumph Tiger Sport 800

Mit einem Federweg von 150 Millimetern vorn und hinten bietet die Tiger Sport 800 eine ausgewogene Balance zwischen Komfort und Fahrpräzision. Das Fahrwerk ist nicht elektronisch verstellbar, lässt sich jedoch klassisch mechanisch anpassen. Besonders erfreulich: Die Hinterradfederung ist mit einem Handrad zur Vorspannungsverstellung ausgestattet, was eine alltagstaugliche Anpassung an Beladung oder Soziusbetrieb ermöglicht.

Die Geometrie mit 17-Zoll-Rädern vorne und hinten verleiht der Maschine ein neutrales, gut kontrollierbares Einlenkverhalten. In Kombination mit der fein ansprechenden Vorderradgabel ergibt sich ein sicheres Fahrgefühl, das auch auf wechselhaftem Untergrund oder bei schottischem Nieselregen überzeugt. In kleineren und größeren Radien fällt auf, dass die Tiger nach dem zunächst mühelosen Einlenken stets kleine Korrekturen am Lenker einfordert um exakt auf Kurs gehalten zu werden. Bedingt durch den kurzen Radstand ist der Geradeauslauf bei hohen Geschwindigkeiten ebenfalls nicht die ganz große Stärke der Sport 800, wobei man fairerweise dazu erwähnen muss, dass ein beladenes Topcase und volle Koffer die Sache definitiv nicht einfacher machen. Möglicherweise würde ein sportlicherer Pneu, als der als Erstausrüstung aufgezogene Michelin Road 5, hier etwas Abhilfe schaffen, ein Handlingwunder ist die Tiger Sport 800 leider nicht.

Bei den Bremsen leistet sich Triumph hingegen nicht einmal den kleinsten Schnitzer. Auch wenn die Bremssättel vom Markenlogo geziert werden und den wahren Hersteller verbergen, steht die Anlage der italienischen auf der parallel getesteten Tiger 900 GT Pro in nichts nach. Dosierbarkeit, Druckpunkt, Performance - alles auf hohem Niveau, hier gibt es keinerlei Beanstandungen.

Ergonomie und Sitzkomfort: Die Tiger ist auch für lange Etappen geeignet

Die Triumph Tiger Sport 800 bietet mit ihrer aufrechten, aber nicht inaktiven, leicht vorderradorientierten Sitzposition eine sehr gute Langstreckentauglichkeit. Der Lenker ist breit genug und angenehm geformt, die Bedienelemente intuitiv erreichbar. Die Sitzhöhe von 835 mm erwies sich im Test als guter Kompromiss für Fahrer verschiedener Größen. Fahrer bis 1,90 Meter finden ebenso eine passende Ergonomie wie kleinere Personen ab etwa 1,70 Meter. Der serienmäßige Windschild ist werkzeuglos verstellbar, bietet aber nur bis etwa Schulterhöhe guten Schutz. Für große Fahrer empfiehlt sich eine Scheibenerweiterung.

Besonders lobenswert: Der Soziusplatz ist weder zu knapp noch zu weich, sodass auch bei Tagesetappen jenseits der 200 Kilometer keine Klagen aufkommen. Der am Topcase aus dem Triumph Originalzubehör montierte Polster trägt viel zum entspannten Sitz bei. Auch der Kniewinkel in Reihe 2 ist, wenn man die Ausmaße des Fahrzeugs bedenkt, angenehm offen.

Elektronik und Ausstattung: Triumph Tiger Sport 800

Triumph verzichtet bei der Tiger Sport 800 auf eine Überfrachtung mit Elektronikspielereien, alles was aber an Board ist funktioniert. Die drei Fahrmodi Rain, Road und Sport unterscheiden sich deutlich und lassen sich auch während der Fahrt wechseln. Der Tempomat funktioniert simpel und zuverlässig, auch wenn keine Schrittweise Anpassung der Geschwindigkeit über Knöpfe am Lenker oder ein Reset auf die zuletzt eingestellte Geschwindigkeit möglich ist. ABS und Traktionskontrolle arbeiten schräglagenabhängig während es beim ABS nichts zu beanstanden gibt, fällt bei der Traktionskontrolle beim Beschleunigen in Schräglage auf, dass der Eingriffe sehr bevormundend erfolgt. Selbst im Modus Sport ist die Regelung nur geringfügig kulanter als im Road-Modus.

Optional stehen Heizgriffe zur Verfügung, die gerade bei niedrigen (teils einstelligen!) Temperaturen wie im schottischen Frühsommer echten Mehrwert bieten. Die Beleuchtung ist modern, aber nicht komplett LED-basiert. Gut zu wissen: Die Nebelscheinwerfer lassen sich nur aktivieren, wenn zuvor das Tagfahrlicht deaktiviert bzw. das Abblendlicht aktiviert wurde. Praktisch ist die serienmäßige USB-Ladebuchse. Statt unter der Sitzbank wäre eine Positionierung im Cockpit jedoch für viele Nutzer sinnvoller gewesen.

Tourentauglichkeit zu zweit: Alltag und Reise im Einklang bei der Triumph Tiger Sport 800

Selbst mit Sozia und voller Gepäckausstattung zeigt die Tiger Sport 800 keine nennenswerten Schwächen. Die serienmäßige, optisch kaum wahrnehmbar in die Flanken integrierte, Aufnahme für die Seitenkoffer erhält das schlanke Heck der Tiger Sport. Erst wenn man sich, wie in unserem Fall, für ein Topcase entscheidet, ist die Montage einer Trägerplatte erforderlich. Zumindest wird dann viel Platz geboten: zwei Klapphelme samt Cardo-Kommunikationssystem und Kleinzeug finden locker Platz.

Auch bei dynamischer Fahrweise bleibt die Maschine weitgehend stabil, das Fahrwerk lässt sich über die Vorspannung gut anpassen und bietet genügend Reserven. Der Quickshifter arbeitet quasi ruckfrei und präzise besonders angenehm im Soziusbetrieb. Insgesamt entsteht ein souveränes Reisegefühl, da die Tiger selbst mit Zuladung nie untermotorisiert wirkt. Bei den doch eher kompakten Abmessungen der Tiger Sport 800 ist ein Soziusbetrieb mit zwei ausgewachsenen Männern vielleicht das einzige Szenario, das der schlanken Britin weniger gut zu Gesicht steht.

Verbrauch und Reichweite: Effizient unterwegs, genügsame Tiger

Über die 2000 Kilometer verbrauchte die Tiger Sport 800 im Durchschnitt 4,7 Litern pro 100 Kilometer. In Kombination mit dem 18,5 Liter großen Tank ergibt sich eine Reichweite von rund 390 Kilometern. Angesichts der Testbedingungen mit wechselndem Wetter, vollem Gepäck und Sozius ist dieser Wert besonders positiv zu bewerten.

Motorrad-Touren mit Tiefgang – So hat mir Feelgood Reisen Schottland gezeigt

Unsere Route führte auf großen Teilen entlang der North Coast 500, erweitert um zahlreiche Geheimtipps durch Feelgood Reisen. Das Resultat: eine Tour mit flexiblem Etappenbaukasten, abseits der Standardroute. Wetter, Stimmung oder Energie bestimmten den Tagesplan. Ab dem ersten Tag wurde klar, wie intensiv Motorradfahren in Schottland sein kann feuchter Asphalt, wechselhaftes Licht, tierische Begegnungen, dramatische Landschaft. Zwischen whiskygetränkter Speyside, Küstenklippen und Hochlandpässen war das Motorrad nicht nur Verkehrsmittel, sondern Erlebnisfaktor. Und mit verlässlicher Planung, motorradfreundlichen Hotels und lokalem Know-how im Rücken wurde daraus eine Reise, die hängen bleibt nicht weil sie immer bequem war, sondern weil sie einen tollen Kompromiss aus Abenteuer und Genuss war.

Touringausrüstung von Vanucci im Regencheck – Kombis, Stiefel und Handschuhe im Dauereinsatz

Schottland zeigte sich wettertechnisch von seiner typischen Seite und die Touringbekleidung von Vanucci hielt stand. Sowohl VAJ-5 Jacke als auch VAT-6 Hose überzeugten mit solidem Nässeschutz durch die Sympatex-Membran. Besonders positiv fiel auf, dass beide Modelle alltagstauglich geschnitten sind gute Bewegungsfreiheit, stabile Protektoren, praxisnahe Details wie rutschfester Gesäßbesatz. Die Stiefel VAB-11 STX (Damen) und VAB-5 (Herren) blieben ebenfalls dicht und bequem, auch bei langen Etappen. Die passenden Handschuhe VAG-6 und VAG-7 (inkl. Touchfunktion) rundeten das Bild ab: wasserdicht, komfortabel, funktional. Einziger Kritikpunkt: nicht wasserfeste Außentaschen.

Praxistest: Schuberth Concept Helm und Cardo Packtalk Pro Kommunikationssystem im Schottland-Einsatz

Auf der Tour durch das schottische Hochland zeigte sich der Schuberth Concept als leiser und solider Reisebegleiter. Besonders bei wechselhaftem Wetter spielte das serienmäßige Pinlock 70 seine Stärken aus kein Beschlagen trotz Nebel und Regen. Das große Sichtfeld überzeugte ebenso wie die angenehm neutrale Passform. Etwas Eingewöhnung verlangt die Belüftung: Die Stirnbelüftung funktioniert grundsätzlich gut, jedoch bedeutet - wenig intuitiv - die Schieber-Stellung nach vorne, die Position offen und nach hinten geschlossen.

Das Cardo Packtalk Pro ergänzt den Helm, der als weltweit erster eine UA-Zertifizierung für die Montage universeller Kommunikationseinrichtungen bietet, funktional und überzeugt durch klare Sprachqualität, zuverlässige Verbindung und einfache Bedienung. Die Installation im Concept war problemlos, wenngleich die mitgelieferte Klemme Tüftelarbeit erforderte das Klebepad erwies sich als die bessere Lösung.

FAQ Triumph Tiger Sport 800 2025

Ist die Triumph Tiger Sport 800 für lange Touren geeignet?

Ja, durch komfortable Ergonomie, effektiven Windschutz und großzügigen Stauraum ist sie voll tourentauglich.

Wie viel verbraucht die Triumph Tiger Sport 800 im Schnitt?

Im Test lag der Verbrauch bei 4,7 Litern auf 100 Kilometer.

Wie hoch ist die Reichweite der Triumph Tiger Sport 800?

Mit einem 18,5-Liter-Tank sind rund 390 Kilometer Reichweite realistisch.

Eignet sich die Triumph Tiger Sport 800 für zwei Personen mit Gepäck?

Ja, dank hoher Zuladung, bequemer Soziussitzbank und manuell einstellbarem Fahrwerk, nur sehr große Personen können Platzprobleme bekommen.

Wie hoch ist die Sitzhöhe der Triumph Tiger Sport 800?

Die Sitzhöhe beträgt 835 mm und passt für Fahrer von 1,70 bis 1,90 Meter.

Wie effektiv ist der Windschutz der Triumph Tiger Sport 800?

Bis auf Höhe der Schulter sehr gut, für größere Fahrer darüber hinaus eher begrenzt.

Welche Ausstattung bietet die Triumph Tiger Sport 800 serienmäßig, welche optional?

Serienmäßig verbaut sind: Tempomat, schräglagenabhängige Traktionskontrolle, Kurven-ABS und Quickshifter, während Heizgriffe, Nebelscheinwerfer und das Koffersystem optional erhältlich sind.

Fazit: Triumph Tiger Sport 800 2025

Die Triumph Tiger Sport 800 präsentiert sich als vielseitiger Sporttourer, der eine gelungene Mischung aus Sportlichkeit und Alltagstauglichkeit bietet. Besonders hervorzuheben sind der neue 798-ccm-Dreizylindermotor mit seiner linearen Leistungsentfaltung bei dennoch vorhandenem Charakter, sowie das gut abgestimmte Showa-Fahrwerk, das sowohl Komfort als auch Stabilität bietet. Auch die Ausstattung mit serienmäßigem Quickshifter, Tempomat, Kurven-ABS und Traktionskontrolle unterstreicht den modernen Anspruch des Motorrads. Die Ergonomie ist durch die niedrige Sitzhöhe und schmale Bauweise für viele Fahrer zugänglich, während der Verbrauch und die Reichweite überzeugen. Allerdings zeigt der Windschutz Schwächen, insbesondere bei größeren Fahrern. Den Gesamteindruck trübt das aber kaum, vor allem wenn man den Preis der Tiger Sport 800 einbezieht. So ein Preis-Leistungs-Verhältnis gibt es sonst bei keinem neuen Crossover-Motorrad.


  • Sanfter, leistungsstarker Dreizylinder mit breitem nutzbaren Drehzahlband
  • gut abgestimmtes Fahrwerk für Komfort und Stabilität
  • niedrige Sitzhöhe und zugängliche Ergonomie
  • Wartungsintervall von 16.000 km
  • umfangreiche Serienausstattung inklusive Quickshifter, Tempomat und Kurven-ABS
  • attraktiver Preis
  • hohe maximale Zuladung
  • gute Bremsperformance
  • Unzureichender Windschutz mit lauten Verwirbelungen für größere Fahrer
  • kein „Resume“-Knopf für den Tempomaten
  • Spritzschutz am Heck ohne Seitenkoffer eher mäßig

Bericht vom 18.07.2025 | 4.607 Aufrufe

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