Kawasaki Z650 RS vs. Moto Guzzi V7 Stone vs. Yamaha XSR700

Retro-Einsteiger im Vergleich!

Modernes Motorrad-Design ist nicht für jeden der letzte Schrei, manche stehen eher auf die Formen und Designs der guten alten 1960er- und 70er-Jahre - als noch Rundscheinwerfer und keine Verkleidungen üblich waren. Zum Glück gibt es mit Kawasaki Z650 RS, Moto Guzzi V7 Stone und Yamaha XSR700 neue Maschinen, die optisch wie von damals wirken, aber mit modernster Technik aufwarten können!

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Der Retro-Trend reißt nicht ab - warum aber auch? Die Dinger sehen in den meisten Fällen richtig gut aus und funktionieren nun mal wie ganz aktuelle Bikes! Außerdem ist mittlerweile endgültig klar, dass nicht nur all jene, die in den 1960ern und 70ern aufgewachsen sind, auf das Design der damaligen Motorräder geprägt sind. Auch junge Leute, vielleicht sogar Einsteiger, stehen auf den Retro-Look - vermutlich auch deshalb, weil ihnen die vielen Ecken, Kanten und sich überschlagenden Linien der modernen Maschinen nicht zusagen.

Die Moto Guzzi V7 Stone ist ein aktuelles Bike als klassische Maschine getarnt

Da ist es doch gleich viel hübscher, wenn ein unverkleideter Motor noch die Hauptrolle in einem Motor-Rad spielt - und da kommt klarerweise sogleich die Moto Guzzi V7 Stone ins Spiel. Abgesehen davon, dass sie mit ihren 853 Kubik den größten Zweizylinder im Feld besitzt, ist dieser auch noch in der außergewöhnlichsten Form des Trios in die V7 Stone eingepflanzt. Einen längsverbauten V2 mit schräg nach oben abstehenden Zylindern findet man mittlerweile nur noch bei Guzzi und dieses Stilelement wird bei den Italienern hinreichend zelebriert. Die ganze Maschine ist eindeutig als klassische V7 erkennbar, trotzdem blickt sie mit dem LED-Rundscheinwerfer samt gelungenem Tagfahrlicht in der Form der typischen Guzzi-Adlerschwingen gekonnt in die Moderne und fährt sich wie ein durchaus konkurrenzfähiges, aktuelles Bike. Natürlich tut der Maschine auch der Hubraum- und damit einhergehend der Leistungszuwachs gegenüber der Vorgängerin gut. Mit 65 PS bildet sie aber nicht nur knapp das Schlusslicht unseres Vergleichs (Kawasaki Z650 RS 68,2 PS, Yamaha XSR700 73,4 PS), sie ist mit 222,5 Kilo auch die mit Abstand Schwerste (Kawasaki 187,5 Kilo, Yamaha 190,5 Kilo) und somit nicht nur am Papier die Unsportlichste. Wobei man dabei nicht vergessen darf, dass die beiden anderen nur optisch umgemodelte sportliche Naked Bikes sind, die Guzzi hingegen seit Jahrzehnten weiterentwickelt und modernisiert wurde - tief im Inneren verkörpert sie die alten Werte.

Kaum ein Detail an der Kawasaki Z650 RS, das nicht wirklich retro aussieht

Trotz aller Moderne schafft dennoch gerade der heurige Neuzugang in der Klasse der Einsteiger-Retro Bikes einen richtig guten Klassik-Look - die Kawasaki Z650 RS steht sogar ihrer höchst gelungenen Schwester Z900 RS nur wenig nach. Kaum ein Detail an der kleinen RS, das nicht wirklich retro aussieht, sogar die Armaturen mit zwei analogen Rundinstrumenten und dem kleinen LCD dazwischen wirken mehr als stimmig und zeigen die Liebe zum Detail. Da kann das zwar runde, aber doch ziemlich schlecht ablesbare LCD-Cockpit der Yamaha nicht mit und die größere, aber ebenfalls nicht optimal ablesbare LCD-Anzeige der Moto Guzzi wirkt sogar etwas deplatziert auf der ansonsten so gelungenen Guzzi.

Der Sattel der Kawasaki Z650 RS wirkt nicht nur gut gepolstert, er ist es auch!

Bleiben wir daher noch bei der Kawa, die in Sachen optische Glaubwürdigkeit sehr nahe an die Moto Guzzi heran kommt. Es sieht fast so aus, als hätten die Ingenieure tatsächlich bereits bei der Konzeption der normalen Z650 darauf geachtet, dass auch eine RS-Version gebaut werden soll. Da passt von den Proportionen her nahezu alles und das auffällige Grün samt goldenen Felgen gibt dem ganzen gelungenen Auftritt noch den Rest. Das Beste an der Sache ist, dass der Sattel nicht nur optisch an die Zeiten erinnert, als Sättel noch gut gepolstert waren, er ist es auch! Und damit führt die gesamte Ergonomie dazu, dass man auf der Kawa auch bestens weitere Etappen unter die Räder nehmen kann.

Die Kawasaki Z650 RS empfiehlt sich Fahranfängern, aber auch Ambitionierten

Denn auch das Fahrwerk ist richtig gut abgestimmt, beim Aufsitzen denk man noch, dass es ganz schön weich ist und erwartet ein eher schwammiges Fahrverhalten in Kurven, das sich dann aber als erstaunlich stabil erweist. Auch die Doppelscheibenbremse packt in unserem Trio am besten zu und der Reihen-Zweizylindermotor mit 649 Kubik ist abgesehen von seinem etwas blechernen Klang im Stand ebenfalls ein sportiver Geselle, der bereits von unten brav anschiebt und im Laufe des Drehzahlbands immer kräftiger wird, ohne selbst Ungeübte oder Fahranfänger zu überfordern. Wer es aber ambitioniert angeht, wird auch nicht enttäuscht - ehrliche 68 PS würde ich sagen.

Dem CP2-Triebwerk der Yamaha XSR700 macht in dieser Klasse niemand etwas vor

Dennoch gibt es ja noch die dritte in unserem Vergleich, die das Motorenkapitel knapp, aber doch für sich entscheidet - die Yamaha XSR700. Sie ist nicht nur die Stärkste, sie hat auch die schmalzigste Mitte von allen dreien und macht mir persönlich daher den meisten Fahrspaß. Zumindest, wenn es um den Motor und seine Elastizität geht, dem unfassbar gelungenen CP2-Triebwerk mit 689 Kubik macht nun mal in dieser Klasse niemand etwas vor. Das Fahrwerk der Yamaha ist zwar für sich betrachtet ein guter Kompromiss zwischen Sport und Komfort, aber die Kawa macht es trotzdem noch besser. Und bei den Bremsen haben sich die Yamaha-Techniker am wenigsten getraut, die Anlage der Kawa packt eindeutig besser zu und selbst die schwerere Moto Guzzi, die mit einer Scheibe an der Front auskommen muss, ist auf Augenhöhe mit der Yamaha. Aber ich will nicht unfair sein, immerhin geht es auch um Einsteiger, da wollen die Hersteller in der Regel keine zu bissigen Bremsen anbauen. Und sichere Verzögerung funktioniert auf allen dreien ohne Fehl und Tadel. Außerdem hat auch die Yamaha eine ähnlich gemütliche Ergonomie wie die Kawasaki und kann damit auch auf weiteren Strecken ohne Probleme genutzt werden.

Bei der Yamaha XSR700 erfreut man sich an den gedrungenen Proportionen

Die Optik der Yamaha werte ich ebenfalls als gelungen, es ist ja nicht die Schuld der XSR700, dass die Z650 RS und die Guzzi V7 Stone gar so fesch daher kommen! Also erfreue ich mich an dem richtig coolen, aufgesetzten Rücklicht der Yamse, dem LED-Rundscheinwerfer und den gedrungenen Proportionen. Dass sie das Retro-Thema am wenigsten glaubwürdig interpretiert und das LCD-Cockpit etwas billiger wirkt, fällt ja schließlich nur im direkten Vergleich auf.

An das Image einer echten Guzzi kommen die beiden anderen nicht ran

Müsste ich mich nun für eine einzige in diesem Trio entscheiden, wäre es gewiss die Kawasaki Z650 RS. Die Optik sagt mir wegen der richtig gelungenen Proportionen enorm zu und die Fahrleistungen sind auf einem Niveau, das sie zu einer der universellsten, gleichzeitig aber auch sportlichsten dieser Klasse macht. Danach würde ich aber bereits zur Yamaha greifen, denn der Motor macht mir dermaßen viel Spaß, dass ich die kleinen Ungereimtheiten (die vielleicht ohnehin nur mir auffallen) verdrängen könnte. Dass ich das echteste Retro-Eisen in diesem Vergleich, die Moto Guzzi V7 Stone an die letzte Stelle schiebe, liegt eigentlich nur daran, dass im direkten Vergleich die beiden anderen mehr Sportsgeist in mir geweckt haben. Denn wäre es ein Einzeltest der Moto Guzzi V7 Stone gewesen, hätte ich sie als ausgewogene Maschine mit bequemer Sitzposition samt komfortablem Fahrwerk und erstaunlich guter Einzelscheibenbremse an der Front gewertet, die vor allem mit ihrem charakterstarken V2-Motor punktet. Womit die V7 Stone nicht nur wahre Guzzi-Fans ansprechen dürfte, sondern auch all jene, die auf der Suche nach einem unkomplizierten Motorrad mit höchster Eigenständig- und Glaubwürdigkeit sind. Und an dieses Image einer echten Guzzi kommen die beiden anderen nun mal nicht ran. Und damit dürfte es auch für viele in Ordnung sein, dass die Moto Guzzi im deutschsprachigen Raum teilweise mit deutlichem Abstand die Teuerste ist.

Horvaths Senf zum Retro-Einsteiger Vergleich:

Drei herrliche Retro Bikes in der spaßigen Einsteiger- bis Mittelklasse von rund 60 bis 80 PS. Könnte ein Tag besser sein? Tatsächlich fällt die Wahl eine Favoritin zu finden gar nicht einfach. Yamahas XSR700 punktet mit dem großartigen CP2 Motor, der subjektiv über mehr Leistung verfügt als die 73,4 PS, die Yamaha offiziell angibt. Ergonomisch und in Sachen Komfort macht sie nichts falsch - sie ist nun mal eben eine MT-07 im Retro-Kleid. Einmal komplett anders steht die Moto Guzzi V7 Stone da. Alleine der längs eingebaute V2 ist ein Gedicht, das mit der Betätigung des Startknopfes zur Serenade reift. Cruisen und Entspannung steht hier am Programm, doch selbst auf kurviger Straße kann sie performen und mit gut abgestimmtem Fahrwerk und (trotz Einzelscheibe vorne) kräftigen Bremsen punkten.

Bild von Der Horvath
Der Horvath

"Die Moto Guzzi fährt mit ihrem V2 am ehesten ins Herz. Nehmen würde ich aber die Kawasaki."

Doch dann stand noch eine Kawasaki Z650RS in wunderschönem Grün vor uns. Der Retro-Gedanke wurde perfekt getroffen - hier stimmt in der Optik einfach alles. Klassische Formen, hübsche Details und vor allem analoge Rundinstrumente machen die Z650RS zum wahren Traumbike für unter 10.000 Euro. Fahrerisch ähnelt sie stark ihrer Technikschwester Z650, die ja für ihr einfaches Handling bei Jung und Alt beliebt ist. Hier bekommt man dieselben Eigenschaften, nur eben um ein vielfaches Hübscher.

Die aktuellen Preise der drei Retro-Bikes:

Kawasaki Z650 RSMoto Guzzi V7 StoneYamaha XSR700
Deutschland8748 €9190 €8574 €
Österreich8999 €9990 €8999 €
Schweiz9150 CHF10.990 CHF9190 CHF
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Fazit: Yamaha XSR700 2022

Man sieht es ihr zwar kaum an, aber die Yamaha XSR700 ist bereits in ihrer zweiten Generation. Vermutlich liegt es daran, dass an der „kleinen“ XSR nicht viel geändert werden musste, um sie frisch und konkurrenzfähig zu halten. Vor allem der, für die Einsteiger-Klasse überaus potente CP2-Motor hat es in sich und macht enorm viel Spaß. Das Fahrwerk geht einen akzeptablen Kompromiss zwischen Sportlichkeit und Komfort ein, die Bremse orientiert sich daran, dass sie eben auch Ungeübte und Einsteiger nicht erschrecken soll. Die Optik bleibt, wie gesagt, nahezu unverändert, lediglich der Frontscheinwerfer wurde in seiner Form leicht verändert und die gar nicht mal so gut ablesbaren Armaturen wanderten wenigstens in eine bessere Position vor dem Fahrer. Die kleinen Unstimmigkeiten können das Ansehen der XSR700 aber nicht trüben, sie wird auch in Zukunft viele Fans wegen ihrer Optik finden, wegen der Performance des Motors sowieso.


  • der CP2-Motor ist Klassenprimus
  • eigenständige Optik
  • komfortables Fahrwerk
  • gemütliche Sitzposition
  • Bremse an der Front könnte schärfer zupacken
  • Armaturen schlecht ablesbar

Fazit: Moto Guzzi V7 Stone 2022

Die Italiener wissen ganz genau, wie man eine Ikone poliert - auch die V7 Stone hat den charakteristischen, längs verbauten V2-Motor mit den typischen, schräg abstehenden Zylindern. Und das dürfte vor allem bei diesem Modell nicht nur wahre Guzzi-Fans ansprechen, sondern auch all jene, die auf der Suche nach einem ausgewogenen unkomplizierten Motorrad sind. Denn der Motor hat zwar seine typischen Vibrationen, benimmt sich aber gutmütig, das Fahrwerk wirkt eher bequem als sportlich und die Sitzposition passt ebenfalls bestens zum gemütlichen Charakter. Die Einzelscheibenbremse an der Front packt sogar erstaunlich gut zu und die Optik insgesamt fährt direkt ins Herz. Lediglich die LCD-Armaturen wirken deplatziert modern.


  • moderner Motor mit klassischer Anmutung
  • wartungsarmer Kardanantrieb
  • bequeme Sitzposition
  • gute Einzelscheibenbremse an der Front
  • herrliches Design
  • LCD-Armaturen nicht optimal ablesbar, stark verzögerte Ganganzeige
  • höheres Gewicht

Fazit: Kawasaki Z650 RS 2022

So gelungen, wie die RS-Version aussieht, scheint sie von Beginn an zusammen mit der normalen Z650 entwickelt worden zu sein. Da gibt es weder bei den Proportionen, noch bei den Stilelementen etwas zu bekritteln. Die beiden edlen Analogarmaturen mit kleinem LCD dazwischen setzen dem Ganzen noch die Krone auf. Fahrtechnisch macht sie ebenfalls alles richtig, die Sitzposition ist äußerst gemütlich und das Fahrwerk wirkt nur beim Aufsitzen weich, entpuppt sich aber während der Fahrt als sehr stabil. Die Bremse ist zumindest in der Klasse der Einsteiger-Bikes eine Wucht und der Motor zieht schön von unten an, steigert sich stetig bis zu seiner höchsten Leistung bei 8000 Umdrehungen. Lediglich der Auspuffklang könnte etwas kerniger und weniger blechern klingen.


  • herrliche Retro-Optik
  • sehr gute Bremsen
  • quirliger Motor
  • einfaches Handling
  • bequeme Sitzposition
  • Kupplungs- und Bremshebel fünffach verstellbar
  • angemessener Aufpreis gegenüber der normalen Z650
  • Etwas blecherner Auspuffsound

Bericht vom 28.06.2022 | 23.133 Aufrufe

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