Suzuki GSX 1300 R Hayabusa – die Geschichte einer Legende

Japans Wanderfalke auf Jagd

Was passiert, wenn japanische Motorradhersteller im Kampf um Geschwindigkeit alles geben? Wenn jährlich schnellere Motorräder auf die Straßen losgelassen werden, dass sogar die Regierung einschreiten muss? Die Antwort: Großartiges. Denn diese Ära brachte ein ganz spezielles Bike hervor – die Suzuki GSX 1300 R Hayabusa.

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Die Speedwars der Motorradindustrie

Alles begann Anfang der 80er Jahre, als Kawasaki 1983 die GPZ900R Ninja auf den Markt brachte. Der grundsätzlich unauffällige Sporttourer machte sich aus zwei Gründen einen Namen: Einerseits erreichte er eine für damalige Verhältnisse extreme Höchstgeschwindigkeit von 248 km/h, andererseits verschaffte ihm diese Zahl einen Auftritt im Filmklassiker 'Top Gun' - der Startschuss für den Wettlauf um Höchstgeschwindigkeit. In den kommenden Jahren verstärkten Hersteller wie Honda, Yamaha und Bimota ihre Entwicklung Richtung Top Speed und wechselten regelmäßig die Krone des schnellsten Serienbikes. Es schien, als hätte Honda den Wettstreit 1996 mit der CBR1100XX Super Blackbird endgültig gewonnen, doch niemand rechnete mit Suzuki.

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Suzuki präsentiert die GSX 1300 R Hayabusa

1999 präsentieren die Japaner nämlich ihre unerwartete Antwort auf Honda und Kawasaki. Die GSX 1300 R Hayabusa brach alle Rekorde und setzte ein sofortiges Statement. Denn alleine der Name 'Hayabusa' war schon eine Ansage gegen die Konkurrenz bei Honda. Übersetzt bedeutet der Begriff nämlich Wanderfalke, der natürliche Fressfeind des Blackbirds - sprich der CBR1100XX. Tatsächlich vernaschte die Suzuki die Konkurrenz sprichwörtlich, mit ihrer 0 - 100 km/h Beschleunigung von 2,7 Sekunden und ihrer Höchstgeschwindigkeit von 312 km/h. Es war offiziell: die Suzuki GSX 1300 R war das schnellste Serienmotorrad der Welt.

Selbst die Autoindustrie war im Jahr 1999 deutlich hinter dem Suzuki Sporttourer. Das schnellste Großserienfahrzeug war zum damaligen Zeitpunkt der Lamborghini Diablo GT, der in 3,6 Sekunden auf 100 km/h sprintete - einzig in der Höchstgeschwindigkeit lag das Supercar mit 344 km/h über der Suzuki.

Im Vergleich: Wische nach links und rechts und betrachte die Hayabusa mit und ohne Verkleidung!

Die japanische Regierung beendet den Speedwar

Angeblich wollte Kawasaki den Sieg der Hayabusa nicht akzeptieren und Gerüchte kamen auf, dass die neue ZX-12R eine Geschwindigkeit von 322 km/h erreichen soll. Hier beginnt die Geschichte eines mysteriösen Briefes. Die Legende besagt, dass die japanische Regierung einen Brief an alle Motorradhersteller sendete, in dem um eine Beendigung dieses Wettstreits gebeten wird. Zu groß war die Angst vor einem Importstopp aus Europa und Amerika, aufgrund der absurden Geschwindigkeiten. Keiner der Hersteller bestätigte die Existenz des Schriftstücks, doch im Jahr 2000 einigte man sich auf das Gentlemen's Agreement.

Das Gentlemen's Agreement limitiert Motorräder auf 300 km/h

Die Vereinbarung unter japanischen und europäischen Herstellern war eigentlich recht simpel: alle Motorräder ab Baujahr 2000 müssen bei 300 km/h elektronisch abgeriegelt werden. Bei Speedfreaks und Sammlern gilt deshalb die Hayabusa des ersten Baujahrs als besonders wertvoll, da sie noch nicht limitiert wurde. Das Gentlemen's Agreement wurde 7 Jahre erfolgreich eingehalten, bis MV Agusta die Vereinbarung mit der F4 R 312 brach. Seitdem sieht man die Regelung mit Motorrädern wie der BMW S1000RR, der Ducati Panigale R und der Kawasaki Ninja H2 wohl nicht mehr so ernst.

Bis heute polarisiert das Design Suzuki Hayabusa

Seit Beginn spalten sich Motorradfahrer in zwei Lager, wenn es um die Optik der Suzuki Hayabusa geht: Entweder man liebt sie, oder man hasst sie. Doch ihre Optik war kein Unfall am Zeichenbrett, sondern pure Absicht! Einerseits wurde sie im Windkanal entwickelt und wurde so auf einen geringen CW-Wert (Strömungswiderstandskoeffizient) modeliert, andererseits erzählt der Designer Koji Yoshiura im Interview mit MCN, dass die Optik absichtlich schocken sollte. Sie sollte viel Aufsehen erregen und durch ihre groteske Form selbst nach einigen Jahren nicht alt aussehen. Gelungen, würden wir sagen, denn das letzte optische Update aus 2008 sieht selbst nach 12 Jahren noch relativ frisch aus.

Die Hayabusa als Held der Tuning- und Dragster-Szene

Auch wenn es laut Koji Yoshiura nicht das primäre Ziel war, das schnellste Motorrad der Welt zu bauen, hat sich der Mythos um das 300 km/h Biest in die Köpfe der Zweiradfans gebrannt. So wurde sie zu einem begehrten Objekt der Tuning-Szene, die in Amerika sehr aktiv ist. Neon-Lichter, verlängerte Schwingen, Luftfahrwerke und verrückte Lackierungen gehören zur Standardausrüstung einer umgebauten US-Hayabusa. Die 'Busa ist im Jahr 2020 nach wie vor beliebt und erfreut sich einer Fangemeinde, die diesem Superbike die Treue hält.

Zusätzlich gilt der 1300 Kubik große Reihenvierzylinder als beinahe unzerstörbar, weshalb sich die GSX 1300 R einen Namen als erfolgreiches Dragster-Bike machte. Turbo-Kits können ohne großen Änderungen an den Innereien des Motors montiert werden, womit man die Leistung leicht an die 300 PS Marke bringen kann. Zum Schutz vor Überschlägen wird noch gerne die Schwinge verlängert und voilà schon hat man ein wettbewerbsfähiges Drag-Bike.

Die nackte Alternative: Suzuki B-King

2007 versuchte Suzuki die erfolgreiche Basis der Hayabusa zu erweitern und präsentierte die B-King - ein Muscle Naked Bike auf Basis des Sporttourers. Dementsprechend gewaltig waren die Ausmaße und das Gewicht, welche sich nicht positiv auf die Verkaufszahlen auswirkten. Hinzu kam die misslungene Auspufflösung, die sich selbst mit Nachrüst-Endtöpfen nur schwer korrigieren ließ. Doch wer sich damals stolzer Besitzer einer B-King nannte, kann sich heute freuen: Die geringe Stückzahl am Markt macht sich im heutigen Verkaufspreis positiv bemerkbar! Trotz des eher unbekannten Namens gilt sie als äußerst wertstabil. Hier findet ihr aktuelle Preise: Gebrauchte Suzuki B-King kaufen.

2018 fand die Suzuki GSX 1300 R ihr Ende - zumindest in Europa

Schon von Anfang an galt die Hayabusa als ein sehr ausgereiftes und kompetentes Motorrad, weshalb sie über ihre 19 Jahre lange Lebenszeit nur wenige Veränderungen erhielt. In den ersten Jahren erhielt sie Updates, die ihr Ansprechverhalten verbesserten und sie an die jeweiligen Euro-Normen anpassten, während sie zusätzlich neue Lackierungen erhielt. Erst 2008 wurde sie einer umfangreichen Modellpflege unterzogen, in der ihr Hubraum und die Spitzenleistung erhöht, die Bremsleistung verstärkt und die Optik aufgefrischt wurde, um angefallene Verbesserungswünsche umzusetzen. In ihrer grundsätzlichen Formensprache und Philosophie blieb sie sich jedoch treu und wurde bis auf das 2013 hinzugefügte ABS-System unverändert gebaut.

2018 brachte jedoch die Einführung der Euro-4 Norm - eine Hürde, die eine Hayabusa nicht einmal mit Geschwindigkeit überwinden konnte. Somit sah sie nach knapp 20 Jahren ihr Ende in Europa und ließ seitdem nicht mehr von sich hören. Denn auch wenn die GSX 1300 R noch weiterhin in Amerika verkauft wird, hoffen Suzuki Fans weltweit auf ein Zeichen einer neuen Hayabusa. Bisher halten sich die Japaner jedoch verdeckt und überlassen Kawasaki mit der Ninja H2 die Speed-Krone. Könnte eine moderne Hayabusa überhaupt mit reinem Hubraum trumpfen? Oder müsste man so wie die grüne Fraktion auf Zwangsbeatmung per Kompressor setzen? Eine Frage, auf deren Antwort wir verzweifelt warten.

Der Kult um die Hayabusa ist heute noch spürbar

Eines lässt sich nicht bestreiten: die Suzuki GSX 1300 R hat tiefe Spuren in der Motorradlandschaft hinterlassen. Es gibt keinen Biker, der noch nie von der legendären 'Busa gehört hat, oder sie wegen ihrer brachialen Leistung respektiert. Aufgrund ihres langlebigen Motors ist sie weiterhin eine beliebte Wahl am Gebrauchtmarkt, wenn man den Rausch der Geschwindigkeit sucht - Laufleistungen von über 50.000 Kilometer müssen da nicht abschrecken! Dementsprechend wertstabil hält sich die Suzuki auf den Marktplätzen, denn die Nachfrage ist nach wie vor vorhanden. Hayabusa - eine Legende, die keine Vorstellung braucht und aus einem spannenden Wettstreit um Höchstgeschwindigkeit und Prestige entstanden ist. An diese Ära werden wir uns noch lange erinnern!

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Bericht vom 02.02.2020 | 103.527 Aufrufe

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