KTM Duke Generationen Vergleich

Die Evolution einer Einzylinder Familie

Die Duke Familie von KTM ist Kult. 1994 erstmals vorgestellt, läutete sie bei KTM eine neue Ära ein, sie war das erste echte Straßenfahrzeug aus Mattighofen. Zudem war sie auch das erste Bike von KTM, auf dem die Farbe Orange Verwendung fand. Wir haben für Euch die ersten drei Modellgenerationen gegen die aktuelle 690 Duke antreten lassen und klären welche Vor- und Nachteile die einzelnen Modelle mit sich bringen.

KTM 620 Duke 1 Technik & Geschichte

Auch wenn ihre Optik aus heutiger Sicht sehr angestaubt wirkt, ist die Duke 1 ein wichtiges Motorrad in der KTM Geschichte. Denn sie war das erste Motorrad aus Mattighofen, das ausschließlich für die Straße konzipiert war. Ihre Wurzeln im Offroad Sport sind aber noch klar erkennbar, denn circa 80 Prozent der verbauten Teile stammen aus der KTM Offroad Modellpalette. Die Bauzeit der KTM 620 Duke lag zwischen 1994 und 1998; für jedes Jahr wurde eine neue Edition aufgelegt, die sich in Details und am auffälligsten durch verschiedene Lackierungen von einander unterscheiden. Das von uns gefahrene Modell stammt aus dem Jahr 1997 und ist somit aus der 4. Edition (Nummer 691) weshalb sie bereits über einen E-Starter verfügt und in einem violett schimmernden schwarz um die Wette glänzt.

KTM 620 Duke 1 Fahreindruck

Im Vergleich zu den neueren Generationen macht sich das Alter der Duke 1 schnell bemerkbar. Zwar war die Duke 620 im Jahr 1994 mit 50 PS eine der stärksten straßenzugelassenen Einzylinder am Markt, den Fortschritt der heutigen Technik spürt man aber im Sattel. Unter 3.000 Umdrehungen verhält sich das 609ccm große Aggregat sehr ruppig, bevor die Drehmomentkurve ihren Anstieg findet. Ab 6.500 Umdrehungen sinkt der Vortrieb proportional mit den stärker werdenden Vibrationen und die Duke verlangt nach der nächsten Stufe des 5 Gang Getriebes. Auf dem engen Parkour des Motorsportparks Bad Fischau konnte die KTM 620 Duke jedoch die ersten Supermoto-Gene des oberösterreichischen Herstellers beweisen. Trotz ihres vergleichsweise weichen WP Fahrwerks ließ sie sich spielerisch durch die Kurven wedeln, bevor sie am Kurvenausgang das Lied eines charaktervollen Einzylinders sang.

KTM 620 Duke 1 Erfahrungen

Seit März 2017 kann ich mich (Horvath) als stolzer Besitzer meiner KTM 620 Duke bezeichnen. Für 2.100 Euro habe ich sie in Oberösterreich erstanden und habe sie seitdem (unfreiwillig) wieder auf Vordermann gebracht. Denn aus einem vermeintlichen Schnäppchen wurde schnell eine Baustelle - und zwar eine teure. Circa 1.800 Euro und lange Wartezeiten auf Ersatzteile später kann ich nun aber mit Stolz behaupten, eine der schönsten Duke 1 im Land zu besitzen. Eine sinnvolle Investition? Wahrscheinlich nicht, doch inzwischen bin ich darüber hinweg. Doch worauf muss man bei einem alten LC4 Motor achten? Einerseits ist schonendes Warmfahren überlebenswichtig. Während den ersten paar Kilometern muss man auf das Aggregat hören und spüren, wie viel Drehzahl es maximal haben möchte, denn erst ab der richtigen Betriebstemperatur ist eine zuverlässige Schmierung des Kolben gewährleistet. Andererseits muss man darauf vorbereitet sein, die Beleuchtung aufgrund der starken Vibrationen regelmäßig zu kontrollieren. Als größte Schwachstelle gilt das Rück-/Bremslicht, dessen Glühbirne entweder kaputt geht, oder sich einfach locker schraubt. Schraubenzieher und Ersatzlampen gelten daher als Pflichtausrüstung eines jeden Duke 1 Fahrers.

KTM 640 Duke 2 Technik & Geschichte

Die KTM 640 Duke 2 wurde nicht nur optisch aufgefrischt, sondern bekam auch ein umfangreiches Update in der Technik. Ihr 625ccm großer LC4 (der auch in der Duke 1 Final Edition verbaut war) leistet nun 57 PS und ist an einen Doppelendschalldämpfer gekoppelt. Die Speichenfelgen wurden durch leichtere Gussfelgen getauscht, die anfangs von BBS und später vom Brembo gefertigt wurden. Die 640 Duke 2 wurde doppelt so lange verkauft wie ihre Vorgängerin, nämlich von 1999 bis 2007 - jedes Jahr mit neuen Lackierungen. Erst 2003 kam die erste große Modellpflege, die unter anderem einen High-Flow Zylinderkopf umfasste, wodurch das Ansprechverhalten deutlich verbessert wurde. Unsere Testmaschine stammt aus 2002 und ist somit noch nicht von dem Update betroffen. Sie gehört unserem Ferialpraktikanten Benni, der sie sich als erstes Motorrad gekauft hat.

KTM 640 Duke 2 Fahreindruck

Schon auf den ersten Metern mit der 640 Duke 2 fühlt man einen großen Sprung zur Vorgängerin. Der LC4 läuft nun deutlich kultivierter, was die Vibrationen im Fahrzeug spürbar reduziert. Auch der Durchzug aus niedrigen Drehzahlen wurde sanfter, wodurch sich die Leistungssteigerung von 7 PS zur Duke 1 nach mehr anfühlt, als es eigentlich ist. Ebenso die Brems- und Fahrwerkskomponenten funktionieren nun harmonischer und die Duke 2 macht den Eindruck eines deutlich sichereren Motorrads. Für das sichere Fahrgefühl musste jedoch die Handlichkeit leiden und die 160 Kilogramm schwere KTM (vollgetankt) fühlt sich am Kurveneingang träger an als ihre Vorgängerin. Nach ein paar Runden auf dem Testparkour war jedoch klar, dass die KTM 640 Duke 2 ein echtes Straßenmotorrad ist. Die Offroad-Gene gehören der Vergangenheit an, der Supermoto-Spirit übertrumpft den alten Charakter. Trotzdem bleibt die Duke 2 ein sehr puristisches Bike, das man Einzylinder Fans auch heute noch empfehlen kann.

KTM 640 Duke 2 Erfahrungen

Benni besitzt seine 640 Duke nun seit April 2017 und hatte in der kurzen Zeit als Besitzer schon mit den Problemen eines LC4-Fahrers zu kämpfen. Stichwort: Ersatzteile. Für die ersten zwei Generationen an Dukes werden Teile langsam selten, bis nicht findbar, was entweder viel Geduld und finanzielle Mittel, oder einen durchtriebenen Erfindergeist braucht. So wurden manche Teile seiner Duke schon einzeln angefertigt, weil sie von KTM nicht mehr produziert werden. Gebrauchte Teile sind zwar eine Alternative, der Zustand hinter im Internet angebotenen Produkten ist aber zum Teil fraglich. Möchte man sich also vor hohen Folgekosten schützen, sollte man beim Gebrauchtkauf eine genaue Inspektion durchführen, beziehungsweise nach scheckheftgepflegten Exemplaren Ausschau halten.

KTM 690 Duke 3 Technik & Geschichte

Viele bezeichnen sie als beste Duke aller Zeiten und auch unser Testteam war sich einig: die KTM 690 Duke 3 war das coolste Bike des Tages. Die von 2008 bis 2011 gebaute Supermoto kam mit ihrer hohen Schulter und dem schmalen Heck als deutlich schärfste Duke auf den Markt und ist auch heute noch sehr auffällig. Neben der von uns gefahrenen 'normalen' 690 Duke 3 mit 654 Kubik gab es sie ab 2010 auch als R-Version mit echten 690ccm und 70 PS. Unser Exemplar war jedoch das schwarz-weiße Standard-Modell mit 65 PS, das uns MEX' Bruder freundlicherweise geliehen hat. Selbst das Standardmodell war aber im Vergleich zu den Vorgängerinnen bereits ziemlich gut ausgestattet. Die 690 Duke 3 verfügte bereits über eine elektronische Einspritzung und drei Fahrmodi, die sich über einen Schalter am Rahmen einstellen lassen. Auch der Rahmen war aus fortschrittlichem Chrom-Molybdän-Stahl gefertigt, wodurch das Gewicht unter 10 Kilogramm gehalten wurde.

KTM 690 Duke 3 Fahreindruck

Auch in diesem Generationswechsel war ein deutlicher Sprung bemerkbar. Das Fahrwerk wurde knackiger, die Bremsen kräftiger. Damit lässt sich die Duke 3 deutlich präziser als ihre Vorgängerinnen durch die Radien steuern, es wirkt gar so, als müsste man ihr nur den ersten Impuls in die Kurve geben. Die KTM erledigt den Rest wie selbstverständlich, Korrekturen am Lenker sind kaum nötig. Das soll natürlich NICHT bedeuten, dass die 690 Duke 3 langweilig ist - ganz im Gegenteil. Sie nimmt als erste Duke der Familie das Potential des LC4 und vervollständigt es mit sehr sportlichem Handling. Das hat NastyNils bei der Präsentation im Jahr 2008 von der 690 Duke 3 gehalten.

KTM 690 Duke 3 Erfahrungen

Die 3er Duke wurde 2008 präsentiert und ist vom heutigen Standpunkt also genau zehn Jahre alt. Die Ersatzteilversorgung sollte somit noch besser sein als bei Duke 1 und Duke 2, trotzdem muss eine gebrauchte 690 Duke 3 gut gepflegt sein. Die Sitzbank unseres Exemplars war beispielsweise eingerissen, was von häufigen Standzeiten unter freiem Himmel stammt. Die Serviceintervalle von 6.000 Kilometer wurde alltagstauglicher und das Leergewicht von 148,5 Kilogramm lässt sich auch als leicht bezeichnen. Pflichtprogramm für jede Duke 3 ist jedoch ein kurzer Kennzeichenhalter aus dem Zubehör. Erst dann kommt das spitze Heck der KTM zur Geltung, die meisten Gebrauchten sind zum Glück schon damit ausgestattet. Wir empfehlen ebenfalls den Serienauspuff zu wechseln, um den aggressiven Einzylinderklang aus dem Aggregat zu kitzeln.

KTM 690 Duke 5 Technik & Geschichte

Die KTM 690 Duke kennen wir in ihrer aktuellen Form seit 2012. Leider hatten wir keine Duke 4 zur Verfügung, hier könnt ihr aber NastyNils Test von der KTM 690 Duke 4 Präsentation nachlesen. Unser Exemplar war eine 2017 Duke 5, die bereits mit über den bärenstarken 693ccm großen Einzylinder mit 73 PS verfügt. Ihre Supermoto-Optik hat sie abgelegt, dafür hat sie viele technische Helferlein dazugewonnen. Antihopping-Kupplung, 3 Fahrmodi, abschaltbares ABS und Traktionskontrolle sind beim ehemals puristischen KTM Einzylinder mit an Bord. Trotz all der Technik, die sich über das TFT-Display steuern lässt, wiegt sie mit 148,5 Kilogramm nicht mehr als ihre Vorgängerin.

KTM 690 Duke 5 Fahreindruck

Der auffälligste Unterschied zu ihren Vorläuferinnen ist die Sitzposition, die zu gefühlt 90 Prozent aus dem Naked Bike Sektor stammt. Die 690 Duke 5 ist immer noch sehr vorderradorientiert, was an eine Supermoto erinnert, mit der Geometrie der alten Dukes hat sie aber wenig zu tun. Auch der hochgezüchtete und perfekt funktionierende Einzylinder hat nicht mehr viel mit den Anfängen vor über 20 Jahren zu tun. Wir sagen es nur ungerne, aber er hat den grobschlächtigen Charakter der alten LC4-Aggregate verloren - er ist einfach zu perfekt. Trotzdem war die KTM 690 Duke 5 das wahrscheinlich schnellste Motorrad des Tages. Ihr Vortrieb ist brutal und ihr Fahrwerk präzise. Zudem kribbelten beim Absteigen keine Finger aufgrund der zu hohen Vibrationen, denn in Verbindung mit der komfortablen Sitzposition lässt sich die aktuelle 690er Duke als sehr alltags- und tourentauglich bezeichnen. Für noch mehr Fahreindrücke empfehlen wir euch unser Motorrad-Quartett, das die 690 Duke 5 ebenfalls unter die Lupe genommen hat.

KTM 690 Duke 5 Erfahrungen

Da unser Testbike nur von einem Händler ausgeborgt war und sie noch niemand aus dem 1000PS Büro privat besessen hat, können wir euch leider keine Langzeiterfahrung mit der KTM 690 Duke 5 bieten. Solltet ihr euch aber nach einer gebrauchten 690 Duke ab Baujahr 2016 umsehen, erkundigt euch beim Vorbesitzer, ob die Rückrufaktion von Anfang 2018 durchgeführt wurde. Für weitere interessanten Berichte zur 690 Duke klickt hier.

Gibt es eine Gewinnerin?

Es liegt wohl in der Natur eines Vergleichstests, dass am Ende eine Gewinnerin dastehen muss. Doch kann man bei einer Historie von über 20 Jahren überhaupt eine Siegerin küren? Ja und nein. Denn vom pragmatischen Standpunkt aus geht die klare Empfehlung an die 690 Duke 5. Sie ist die stärkste, komfortabelste und alltagstauglichste Einzylinder Duke die man zurzeit kaufen kann. Der Motorradkauf, insbesondere bei Einzylindern, ist aber eine schwere Herzenssache und durch Pragmatismus nicht erklärbar.

Der ruppige Charakter der Duke 1 passt nicht mehr in unsere Zeit und gibt das Gefühl von Gesetzlosigkeit. In der Duke 2 steckt viel Supermoto für wenig Geld, die aber gleichzeitig ausgereift genug ist, um sie auch heute noch Fahranfängern zu empfehlen. Die Duke 3 ist hingegen ein zeitloses Statement, wie die Optik eines Einzylinder Motorrads auszusehen hat. Im Endeffekt gibt es also keine klaren Gewinner und Verlierer in diesem Duke Vergleich, denn sie sind alle auf ihrer eigenen Ebene einzigartig. Will man das vollständigste Duke-Erlebnis, muss man sie wohl alle besitzen.

KTM Duke Preise und Verfügbarkeit

Fazit: KTM 620 Duke 2018

Als erstes Straßenmotorrad von KTM hat die 620 Duke einen wichtigen Stein in die Richtung gelegt, in der wir KTM heute kennen. Im Fahrbetrieb erkennt man ihr aber schnell ihr Alter und ihren Ursprung im Offroad-Sport an. Der Motor verhält sich bei niedriger Drehzahl sehr ruppig und beutelt den Sattel mit kräftigen Vibrationen durch. Das Fahrwerk befindet sich auf der weichen Seite, was bei schnellem Tempo für nervöse Bewegungen im Fahrzeug sorgt. Dafür kann man ihr aber nicht böse sein, denn die KTM 620 Duke ist zweifelsfrei alt und war KTMs erster Versuch auf Asphalt - ihre Eigenheiten und Fehler lassen sich heutzutage als sehr charaktervoll bezeichnen.


  • sehr charaktervoll
  • spielerisches Handling
  • niedriges Gewicht
  • Einzylindersound vom Feinsten
  • selten im Straßenbild
  • starke Vibrationen
  • weiches Fahrwerk
  • Ersatzteilversorgung
  • Optik aus heutiger Sicht fragwürdig

Fazit: KTM 640 Duke 2 2018

Die KTM 640 Duke 2 legt einen mächtigen Sprung zu ihrer Vorgängerin hin. Die Offroad-Gene wurden durch die einer Supermoto ersetzt, weshalb sie deutlich stabiler auf der Straße liegt. Der LC4 ist auch spürbar alltagstauglicher und überzeugt mit einem sanften Durchzug aus niedrigen Drehzahlen. Die Ersatzteilversorgung ist heutzutage auch schon zum Teil problematisch, mit etwas Finesse sollte man aber über die Runden kommen. insbesondere wenn man bedenkt, wie viel puristischen Supermoto Spaß man für den Preis bekommt.


  • Gebrauchte sind günstig
  • deutlich ausgereifter als Vorgängerin
  • stabiles Fahrverhalten
  • gute Fahrwerks- und Bremskomponenten
  • einsteigertauglich
  • starke Vibrationen
  • Ersatzteilversorgung

Fazit: KTM 690 Duke 2018

Bedenkt man, wo die KTM Duke Familie einst begonnen hat, ist die 690 Duke ein unglaublicher Fortschritt. Der Motor ist äußerst kultiviert und gleichzeitig bärenstark für einen straßenzugelassenen Einzylinder. Trotz der vielen Technik an Bord ist sie immer noch ein sehr leichtes Motorrad und kann fast als Spielzeug (im guten Sinne) bezeichnet werden. Einzig ihre Sitzposition spaltet die Meinungen, denn aus den früheren Supermotos wurde mit der Duke 4 in 2012 ein fast schon zahmes Naked Bike mit vorderradorientierter Sitzposition. Der Vorteil: der Alltag und lange Touren sollten auf der aktuellen Duke kein Problem darstellen.


  • kräftiger Motor
  • alltagstauglich
  • viele technische Helferlein
  • wendig
  • laufruhig
  • für manche keine "echte" Einzylinder-Duke

Bericht vom 26.09.2018 | 107.624 Aufrufe

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