Yamaha YZF-R1 2018 vs. YZF-R1 1998!

Kann die 20 Jahre jüngere "Swiss Edition" wirklich alles besser?

20 Jahre sind eine lange Zeit, wenn es nicht gerade um das Alter des Universums geht. Vor allem im Motorradbereich wurden in den letzten 20 Jahren enorme Fortschritte gemacht, was Leistung, Fahrbarkeit und elektronische Features betrifft. Was ist aber mit einem 20 Jahre alten Superbike, das schon damals als absoluter Meilenstein galt - ist die Yamaha YZF-R1 von 1998 wirlich ein heutzutage unfahrbares Monster, das der aktuellen Hightech-Enkelin in keinem Bereich das Wasser reichen kann? Yamaha Schweiz ermöglicht uns mit einer originalen Ur-R1 und der brandneuen YZF-R1 20th Anniversary "Swiss Edition" den ultimativen Generationen-Vergleich!

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Dank den sehr kurzen Modellzyklen, die bei den japanischen Herstellern in den 2000er-Jahren üblich waren, dürfen wir bei der aktuellen Yamaha YZF-R1 eigentlich vom Ur-Ur-Ur-Ur-Enkerl sprechen - irgendwie vorprogrammiert, dass sich bei sieben Generationen eine ganze Menge getan hat. Es begann alles mit dem Modell, das nach der Yamaha YZF 1000 R Thunderace als erste YZF-R1 in der Klasse der Superbikes die neue Messlatte sein sollte. Der Motor alleine war um fast 10 Kilo leichter als bei der Vorgängerin, die Fahrleistungen waren mit 150 PS bei 177 Kilo Trockengewicht einzigartig. Vielen ging die erste R1 zu brachial ans Gas, was ich heutzutage nicht mehr ganz so schlimm empfinde - aber dazu später.

Die Yamaha YZF-R1 wurde von Generation zu Generation immer besser

Läßt man als jeweilige Generation lediglich die auch optisch völlig neue R1 gelten, kommt man immer noch auf fünf Generationen, die im Laufe der Zeit zwangsläufig immer besser wurden - gerade die peniblen Japaner würden keinerlei Rückschritte gelten lassen. Das macht den Generationen-Vergleich auch so spannend, während die aktuelle Yamaha YZF-R1 vollgestopft ist mit elektronischen Helferlein wie Ride-by-Wire, ABS-Kombibremse, verstellbare Traktionskontrolle, Launch-Control, Wheelie-Control, Schaltassistent und allen denkbaren Annehmlichkeiten, besitzt die erste Generation der R1 nichts dergleichen. Nicht etwa weniger oder nur ein bisserl Elektronik, nein - rein gar nichts.

Die Geometrie der Ur-R1 würde auch heute noch gut passen

Ist dieser Dinosaurier unter den Superbikes daher in der Jetztzeit völlig unfahrbar? Nun, es befällt mich schon ein etwas mulmiges Gefühl, zumal es auf der coolen Rennstrecke "Autodromo di Franciacorta" im italienischen Bergamo kurzzeitig ein bisschen nieselt. Der leichte Regen schafft es zwar nicht, die enorm aufgeheizte Piste feucht zu machen, das von Tropfen übersäte Visier lässt aber anderes befürchten und ich bin nicht vollends entspannt auf der "alten Dame". Doch gerade deshalb ein großes Lob an die Yamaha-Techniker vor 20 Jahren - die R1 von früher lässt sich erstaunlich handlich bewegen, die Geometrie erlaubt flotte Richtungswechsel und gibt keine Rätsel auf. Die Sitzposition würde sogar heute noch ausgezeichnet zu einem Superbike passen, das auch auf der Landstraße funktionieren möchte - anders als die neue YZF-R1, deren einziges Ziel ist, auf der Rennstrecke erbarmungslos zu vollstrecken.

Arge Zeitreise beim Wechsel von der neuen auf die alte Yamaha YZF-R1

Und genau das tut sie auch, der vergleichsweise verwinkelte Kurs in Italien lässt es kaum zu, die unfassbaren 200 PS aus dem Crossplane-Triebwerk auszunützen. Wenigstens fühle ich mich auf ihr voll und ganz in Abrahams Schoss, die elektronischen Hilfen suggerieren (zu Recht) ein Höchstmaß an Sicherheit, da muss man schon ziemlich Kamikaze unterwegs sein, dass etwas passiert. Arge Zeitreise beim Wechsel auf die alte R1, die nicht einmal ein einfaches ABS an Bord hat. Da passt es ohnehin ganz gut, dass die Ur-R1 mit ihren 150 PS erheblich viel weniger Leistung auf das Hinterrad bringt, als das neue Modell. Sie fühlt sich eher wie eine moderne R6 an, die ja auch niemanden wegen ihrer schieren Leistung vom Hocker wirft. Als unfahrbar würde ich die alte R1 daher keineswegs bezeichnen, wer nicht völlig das Hirn ausschaltet und auch auf der Rennstrecke mit etwas Bedachtheit fährt, wird mit der alten Dame viel Spaß haben.

Riesiger Unterschied zur neuen Hightech-Yamaha YZF-R1 bei den Bremsen

Den extremsten Unterschied mache ich bei der Bremse aus, aber nicht etwa weil das ABS so sehr fehlen würde, sondern weil ich richtig fest zupacken muss, bis die R1 verzögert. Das mag natürlich auch an der Laufleistung des alten Modells liegen, knapp 77.000 Kilometer hat das schöne Stück bereits auf der Uhr, da darf auch eine Superbike-Bremse ein wenig in die Knie gehen. Apropos schönes Stück, erst nach meiner herrlichen Fahrt mit der alten Yamaha YZF-R1 eröffnet mir Luis Stancato von Yamaha Schweiz, dass dieses herrlich erhaltene Exemplar sogleich nachdem ich aus dem Sattel steige, ins Museum geschoben wird! Nicht auszudenken, welch schlechtes Gewissen ich haben hätte müssen, wenn ich diese perfekt erhaltene R1 ruiniert hätte.

Die Yamaha YZF-R1 20th Anniversary "Swiss Edition" ist auf 20 Stück limitiert

Doch auch die kleinste Blessur an der neuen R1 wäre sehr unangenehm gewesen, handelt es sich bei dem edlen Stück doch um eine stark limitierte Version, die nicht zufällig der ersten R1 sehr ähnlich sieht. Auf 20 Stück ist die Yamaha YZF-R1 20th Anniversary "Swiss Edition" limitiert - sofort an der coolen Lackierung im Stil der Ur-R1 samt horizontalem YZF-Schriftzug an der vorderen Verkleidung und dem typischen roten Sattel erkennbar. Ein ganz großes Dankeschön daher an Yamaha Schweiz, dass ich die Ehre hatte, sowohl die Ur-R1 als auch die herrliche Swiss Edition fahren zu dürfen. Die Schweizer haben es wie so oft gut, sie können sich ihre R1 20th Anniversary Swiss Edition beim Yamaha-Händler holen - vorausgesetzt, sie beeilen sich, 20 Stück sind in der Regel schnell vergriffen. Wer von anderswo kommt, hat wohl eher das Nachsehen, die YZF-R1 20th Anniversary Swiss Edition gibt es nur in der Schweiz, man müsste sie dann erst für das jeweilige Land zulassen. Unmöglich ist aber wie immer nichts!

Die Schweizer halten zusammen: iXS Bekleidung beim Yamaha-Test

NIcht genug, dass ich sowohl die legendäre Ur-Yamaha R1 und ihre nagelneue und mehr als voll ausgestattete Nachfolgerin fahren durfte, ich wurde auch noch von iXS vor Ort mit Kleidung versorgt. Da ich schon einige Lederkombis, Stiefel und Handschuhe von iXS hatte, vertraute ich auf die gewohnt gute Passform der neuen Stücke - und wurde nicht enttäuscht. Vor allem die neue Sport-Lederkombi RS-1000 passt sich dank hohem Stretchmaterial-Anteil bestens an und erlaubt ausgezeichnete Bewegungsfreiheit. Höchster Schutz durch diverse Protektoren und enorme Fertigungsqualität ist Programm, wer sich allerdings darüber beschweren möchte, dass es die RS-1000 nur in Schwarz oder Weiß gibt, sollte wissen, dass die Schutzkappen an den Schultern und klarerweise die Knieschleifer austauschbar sind und in sieben verschiedenen Farben zur Verfügung stehen - da findet wohl jeder sein Wunsch-Design.

Für den Kopfschmuck und -schutz gibt es einen edlen Shoei X-Spirit III

Auch die Sport-Stiefel RS-400 und die Racing-Handschuhe RS-300 machten einen hochwertigen Eindruck und konnten mit hohem Tragekomfort punkten. Schließlich wurde mit auch noch ein Shoei X-Spirit III zur Verfügung gestellt, den ich schon im Vorjahr durch gewohnt hohen Tragekomfort und einen etwas weiteren Einstieg (der X-Spirit II rieb beim Aufsetzen arg über die Schläfen) zu schätzen gelernt habe. Eine tolle Kooperation also zwischen zwei schweizer Firmen, die sich immer wieder neue Ideen einfallen lassen, um uns zu begeistern.

Mehr Infos zu den Yamaha- und iXS-Modellen findet man unter yamaha-motor.ch sowie unter ixs.com

Fazit: Yamaha R1 2018

Die Yamaha YZF-R1 ist einer Rennmaschine näher als je zuvor. Der Motor glänzt durch Leichtigkeit und Agilität. Die Sitzposition überrascht positiv und das Handling ist radikal aber immer noch "massentauglich". Die Maschine fällt optisch und auch durch den herzerwärmenden Sound sofort auf und ist nun 20 Jahre nach der ersten R1 der größte Meilenstein in der R1 History.


  • sehr drehfreudiger Motor
  • geiler Sound
  • grandioses Handling
  • kompakte und radikale Maschine - trotzdem toller Sitzkomfort
  • hochwertige Elektronik-Ausstattung
  • Hochwertige und edle Komponenten mit modernsten Fertigungsmethoden
  • agiler Fahrstil nötig - gemütliches herumrollen liegt ihr nicht

Bericht vom 03.07.2018 | 46.749 Aufrufe

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