Harley-Davidson Breakout Test 2018

Die Optik eines Custom-Bikes schon ab Werk

Vorne ein riesiges 21 Zoll-Rad, hinten eine fette 240er-Walze - kann solch ein Custom-Bike überhaupt um Kurven fahren? Schon alleine der Blick von hinten auf die Halrey-Davidson Breakout 114 läßt vermuten, dass sie eigentlich keinen Seitenständer bräuchte, weil dieses Trumm von Hinterreifen ohnehin von alleine steht. Und dann auch noch die Kombination mit dem vergleichsweise schmalen 130er-Vorderreifen... Aber Achtung, manchmal funktionieren vermeintlich grobschlächtige Dinge erstaunlich agil!

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In genau diese Kategorie fällt eindeutig die neue Harley Breakout 114. Schon die Vorgängerin mit gleicher Bereifung, aber altem Rahmen war nicht so schwierig um die Kurven zu wuchten, wie es rein optisch den Anschein hatte, die neue Breakout 114 macht aber nochmals einen ordentlichen Satz nach vorne. Und das in zweierlei Hinsicht, denn zusätzlich zum nagelneuen, schmäleren Softail-Rahmen finden nun zwei Motoren der neuen Milwaukee 8-Baureihe ihren Platz im Chassis und heizen der Breakout bzw. der Breakout 114 ein.

Noch mehr Power für die Harley-Davidson Breakout 114

Die "normale" Breakout wird von einem 107 Cubik Inch-Triebwerk, also einem 1745 Kubik großen 45°-V2-Motor samt moderner Vierventiltechnik und Doppelzündung befeuert. Das reicht für 87 PS bei 5020 Umdrehungen und ein gewaltiges Drehmoment von 145 Newtonmeter bei 3000 Touren. Aber was bedeutet schon gewaltig, es geht immer mehr, heißt es doch so schön. Bei Harley-Davidson geht jedenfalls bei den neuen Softails tatsächlich noch mehr: 114 Cubik Inch, also 1868 Kubik Hubraum treiben die Leistung der Harley-Davidson Breakout 114 auf 94 PS und noch gewaltigere 155 Newtonmeter Drehmoment bei jeweils gleicher Drehzahl.

Ein neues Korsett für die insgesamt 8 neuen Softail-Schwestern

Bestimmt nicht zu wenig für ein Motorrad, das viele ohnehin für ein störrisches Biest halten. Damit dies aber keineswegs stimmt, trägt auch die Breakout 114 so wie ihre sieben (!) neuen Schwestern ein neues Korsett, einen Rahmen, der den Motor mit zwei Ausgleichswellen starr eingebaut trägt und schon alleine damit ein sehr direktes und transparentes Handling bietet. NIcht minder sensibel zeigen sich die 49er Dual-Bending-Valve-Federgabel an der Front und das nun unter dem Sattel positionierte Mono-Federbein anstelle des Öltanks und der Batterie - die nun wiederum nach unten wanderten, dorthin, wo bisher die Federung unter dem Motor platziert war.

3,5 Grad mehr Schräglage - eine Offenbarung auf der Harley-Davidson Breakout 114

Als wichtiges Tüpfelchen auf dem i wurde mit dem neuen Chassis nun auch die Schräglagenfreiheit verbessert, 3,5 Grad mehr hören sich vielleicht nicht allzu viel an, sind aber ein gewalltiger Sprung nach vorne, oder besser auf die Seite. Damit wird die Breakout zwar nicht zum sportlichen Naked Bike, kann aber doch überraschend agil und wendig um diverse Radien geworfen werden. Grund dafür ist das neue Chassis, bei der Breakout 114, das sogenannte Wide-Chassis, das im Gegensatz zum Narrow-Chassis mit einer breiteren Schwinge auch noch den fetten 240er-Hinterreifen aufnehmen kann.

Einzelscheibenbremsen vorne und hinten - da ginge eigentlich mehr

So gut, wie die Breakout 114 fährt, so gut bremst sie auch - die 300er-Einzelscheibe mit Vierkolben-Festsattel an der Front bemüht sich redlich, die Fuhre einzubremsen und läßt sich mit angemessener Handkraft erstaunlich gut dosieren. Bei 305 Kilo Gewicht zahlt es sich aber immer aus, auch die 292er-Hinteradbremsscheibe mit Zweikolben-Schwimmsattel zur Unterstützung heranzuziehen. Da ist es zwar sehr löblich, dass die Ingenieure stolze 15 Kilo Gewicht eingespart haben, allerdings sind dies nicht einmal 5 Prozent des schweren Brockens. Warum Harley also an der vorderen Einzelscheibe festhält und bei der Breakout 114 nicht die spürbar bessere Doppelscheiben-Anlage der Fat Bob oder der Fat Bob 114 verbaut, verstehe ich nicht ganz. Bei einer wahrlich klassisch aussehenden Softail Deluxe oder der Softail Heritage Classic kann ich es noch gut nachvollziehen, bei einem Werks-Custom Bike vom Schlage der Breakout 114 dürften es aber durchaus zwei Scheiben an der Front sein.

Herrliche Mini-Armaturen auf der Harley-Davidson Breakout 114

Besonders stimmig sind meiner Meinung nach die Armaturen, die minimalistisch in die Lenkeraufnahme integriert so kompakt sind, dass es keinerlei Tuning-Maßnahmen mehr bedarf. Auch der neuen Softail-Schwester Street Bob stehen diese Armaturen ausgezeichnet und wie im Bericht der Fat Bob bereits erwähnt, würden sie auch zu diesem Muscle Bike hervorragend passen. Aber Halrey hatte andere Pläne, die zukünftigen Besitzer einer Breakout oder Breakout 114 können sich jedenfalls freuen, dass ihr Modell mit diesen abartig geilen Armaturen ausgestattet ist.

Gibt es Custom-Bikes ab Werk? Die Breakout 114 versucht es!

Vor allem, weil der Rest der Maschine ebenfalls wie frisch vom Customizer aussieht: Gestutzter Fender hinten, Drag Style-Lenker, LED-Scheinwerfer und vorverlegte Fußrasten, die anders als auf vielen Custom-Bikes eine äußerst angenehme Sitzposition mit gemütlichem Kniewinkel und vergleichsweise aufrechter Sitzposition erlauben. Rein theoretisch müsste man an einer Harley-Davidson Breakout 114 nicht viel oder eigentlich gar nichts ändern - aber das muss man den vielen umbauwütigen Harley-Verrückten erst einmal erklären...

Fazit: Harley-Davidson Softail Breakout 114 FXBRS 2017

So kontrovers es auch klingt, eine Harley-Davidson Breakout 114 darf durchaus als Werks-Custom Bike bezeichnet werden. Riesiges 21 Zoll-Vorderrad, fette 240er-Walze hinten sorgen für einen extravaganten Look. Dass diese Kombination auch noch ziemlich agil zu bewegen ist, erwarten dei wenigsten. Der neue Motor sorgt für ordentlich Punch und das brandneue Chassis gibt Stabilität bei gesteigerter Schräglage. Ein Sport-Naked Bike wird die Breakout damit zwar nicht, aber ein erstaunlich handliches Custom-Bike in jedem Fall.


  • Styling wie ein Custom-Bike
  • kräftiger Motor
  • akzeptable Bremskraft
  • angenehme Sitzposition
  • hohes Gewicht
  • teuer

Bericht vom 03.10.2017 | 102.346 Aufrufe

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