Honda CBR1000RR Fireblade SP vs. Suzuki GSX-R 1000 Test 2017

Die beiden Hightech-Superbikes auf der Landstraße - mit Video!

Nun haben auch die letzten beiden standhaften Japaner nachgezogen - Honda verpasst der CBR1000RR Fireblade SP ein All-Inclusive-Elektronikpaket und Suzuki schickt die GSX-R 1000 in die Muckibude um über 200 PS aufzutrainieren. Zwei perfekte EIsen für die Rennstrecke also, doch wir wollen wissen, wie sich diese Kraftmeier auf der Landstraße benehmen!

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Die letzten werden die ersten sein - heißt es doch so schön. Auf Motorräder, im Speziellen auf Superbikes gemünzt, kann es sich dabei nur um die beiden "Nachzügler" Honda CBR1000RR Fireblade und Suzuki GSX-R 1000 handeln, die erst für die heurige Saison umfangreich aufgewertet wurden und daher im Vorjahr noch von der Konkurrenz in der Pfeife geraucht wurden. Nicht, dass 185 und 182 PS völlig untermotorisiert gewesen wären, mit den rund 200 PS der restlichen Meute konnte man da jedoch (zumindest am Stammtisch) nicht einmal mehr einen Blumentopf gewinnen.

Homogene Leistungsentfaltung? Heute zählt Spitzenpower!

Dass die beiden 1000 Kubik Reihen-Vierzylinder-Triebwerke der alten Garde eine homogene Leistungsentfaltung wie mit dem Lineal gezogen auf das Papier und die Straße brachten, interessiert nun kaum noch, Spitzenleistung steht an erster Stelle. Denn alles, was an Leistungsschub das Fahrverhalten verschlechtern könnte, wird ohnehin von der Elektronik eingefangen.

Total Control bei der Honda CBR1000RR Fireblade SP

Dennoch gehen die beiden Japanerinnen unterschiedliche Wege, Honda zelebriert auch bei der neuen CBR1000RR Fireblade das "Total Control"-Prinzip, also einfache und unkomplizierte Fahrbarkeit stehen im absoluten Vordergrund. Dafür reichen denn auch 192 PS bei 13.000 Umdrehungen, das maximale Drehmoment von 116 Newtonmeter bei 11.000 Touren schiebt ohnehin gewaltig an und serviert bereits aus der Drehzahlmitte ordentlich Schmalz.

200 PS+ bei der Suzuki GSX-R 1000

Es geht aber noch besser, während sich die Honda mit ihrer Leistung dezent und höflich hinter der Konkurrenz anstellt, will die Suzuki lieber an die Spitze. 202 PS bei 13.200 Umdrehungen und ein, gegenüber der Honda noch ärgeres maximales Drehmoment von 118 Newtonmeter bei 10.800 Touren sind eine Ansage und so manche Tests auf der Rennstrecke zeigen, dass Suzuki keineswegs das Blaue vom Himmel versprochen hat.

Komfort und Bequemlichkeit spielen keine Rolle

Wie aber benehmen sich die beiden Superbike-Neuzugänge auf der Landstraße? Nun, bereits die ersten Meter mit den beiden Boliden machen klar, dass die Begriffe Komfort und Bequemlichkeit in dieser Kategorie endgültig keine Bedeutung mehr haben. Waren die Vorgänger noch einigermaßen ausflugstauglich (ich spreche ohnehin nicht von reisetauglich), so sind die neuen Ableger wirklich nur noch auf schnelles Fahren fokusiert.

Schwedengold von Öhlins bei der Honda CBR1000RR FIreblade SP

Nimmt man das zur Kenntnis und akzeptiert, dass man nun die Bauchmuskeln noch stärker trainiert (kann ohnehin nicht schaden), dann hat man auch auf der Landstraße höllisch viel Spaß mit den beiden Kraftwerken. Die Honda benimmt sich insgesamt ein Quentchen souveräner, was Chassis und Fahrwerk betrifft - was allerdings beim elektronisch einstellbaren Öhlins-Fahrwerk der SP-Version nicht weiter überrascht. Vorne eine edle Öhlins NIX30-Gabel mit 43 mm Durchmesser, hinten ein Öhlins TTX36 Smart EC Gasdruck-Stoßdämpfer und beide natürlich voll verstellbar. Das im Übrigen nicht nur in den vordefinierten Modi sondern auch individuell, so wie mechanisch die einzelnen Klicks bei der Verstellschraube, nun eben über das gut ablesbare Farb-TFT-Display. Diese noch sensiblere Abstimmung ist klarerweise eher für den Rennstreckenbetrieb ein Thema und auf der Landstraße sozusagen "Perlen vor die Schweine".

Hausmannskost auf der Suzuki GSX-R 1000

Bei der Suzuki geht es da schon hausmännischer zu, abgesehen vom farblosen, aber ebenfalls gut ablesbaren Voll-LCD-Display ist vor allem das Fahrwerk einfacher gestrickt und muss ohne Elektronik auskommen. Die 43 mm-USD-Gabel von Showa mit BPF-Technologie (Big Piston Fork) und der Showa Gasdruckdämpfer im Heck - beide zwar nur mechanisch, dafür ebenfalls voll verstellbar - bemühen sich redlich, gewohnt sensibel und stabil ihre Arbeit zu erleigen. Und erreichen damit sogar für die Landstraße eine präzise und homogene Dämpfung.

Spielerisch die Suzuki, präziser die Honda

Viel mehr überrascht mich an der Suzuki diese unbändige Agilität, mit der sie in den Radius der Kurve hinein giert, als wüßte sie schon lange, wo es hin gehen soll. An dieses Suzuki-typische Einlenkverhalten muss man sich gewöhnen, allerdings nicht lange, bereits nach wenigen Kurven genießt man dieses herrlich spielerische Handling, denn an Stabilität mangelt es nicht. Die Honda ist da etwas träger, dadruch allerdings auch noch stabiler und präziser. Sie verlangt vielleicht etwas mehr Nachdruck beim Umlegen, bleibt dann aber noch direkter und zielgenauer auf Kurs als die Suzuki - Total Control eben.

Quickshifter deluxe auf der Honda Fireblade SP

Ein großes Plus an der Honda CBR1000RR Fireblade in der edleren SP-Ausstattung ist der Schaltassistent mit Blipper-Funktion, also auch ohne kuppeln beim Herunterschalten. Ein Feature, das vielleicht für die Rennstrecke und noch schnellere Rundenzeiten geschaffen wurde, allerdings auch auf der Landstraße ein absoluter Leckerbissen ist. Diese Ruhe, die durch das blitzschnelle Ansprechen der Elektronik in jeden Schaltvorgang gebracht wird, ist einfach ein Traum. Die Suzuki GSX-R 1000 muss in der, von mir getesteten Grundversion auf einen Schaltassistenten verzichten (die Honda Fireblade ohne SP im Übrigen aber auch), das herkömmmliche Getriebe werkt bei ihr allerdings auch sehr präzise und leichtgängig.

Elektronik bei beiden im Überfluss - auf der teuren Honda sogar noch mehr

Ziemlich einig sind sich die beiden Superbikes bei der Bremse, jeweils 320er-Doppelscheiben, radial montierte Vierkolben-Monobloc-Sättel von Brembo und ein unauffälliges ABS, bei der Honda sogar als Kurven-ABS ausgeführt. Auf trockener Landstraße sind beide auch ohne Stotterbremse souverän und präzise zu verzögern, da verwundert es immer wieder, wie es die Ingenieure schaffen, solch brachial zupackende Bremsanlagen für den Alltag, also die Landstraße angenehm dosierbar zu machen. Und auch die Traktionskontrollen der beiden Japan-Raketen schenken sich nichts, neunfach bei der Fireblade, zehnfach bei der GSX-R 1000 verstellbar, jeweils auch abschaltbar, kann der Schlupf des HInterrads feinst justiert werden und macht bei plus/minus 200 PS natürlich auch auf der Landstraße einen Sinn.

Die Suzuki GSX-R 1000 im MotoGP-Look

Die Optik ist wie so oft eine Frage des Geschmacks, mit der MotoGP-Lackierung hat Suzuki bei der Kilogixxer jedenfalls wieder voll ins Schwarze getroffen, das sieht auch bei der neuen GSX-R 1000 einfach herrlich aus. Die Fireblade kann meiner Meinung nach nur in der SP- und der noch exklusiveren SP2-Version samt HRC-Tricolor-Lackierung Aufsehen erregen, die herkömmliche Fireblade - mit der sich die GSX-R 1000 ohne R auch eher vergleichen ließe, sieht doch etwas unspektakulär aus. Ungewöhnlich ist heutzutage hingegen der ziemlich fett geratene Endtopf der Suzuki GSX-R 1000, wo doch die Konkurrenz und mitunter auch die Honda CBR1000RR FIreblade eindrucksvoll zeigt, dass es durchaus dezenter geht.

Hondas Total Control vs. Suzukis Dampfhammer

Design hin, Design her, die Honda beweist mit ihrer ausgeklügelten Funktion, dass der Slogan "Total Control" durchaus ernst genommen werden kann, denn auch auf der Landstraße fühlt man sich auf der Fireblade extrem gut aufgehoben. Die Suzuki will eher die Spaßrakete sein, die ihre Muskeln spielen lässt und den Piloten auf einem Niveau fordert, das routinierte Fahrer schätzen, ängstliche Reiter hingegen den Angstschweiß auf die Stirn treibt.

Die Honda CBR1000RR Fireblade SP ist exklusiver - aber auch viel teurer

Die Honda also für all jene, die alles unter totaler Kontrolle haben wollen und dabei die perfekt funktionierende Elektronik bewundern. Die Suzuki für all jene, die sich auch mal gerne den Willen, oder besser die schiere Power dieses Superbikes aufdrücken lassen wollen, nach dem Motto "mal sehen, was kommt!" Die Honda allerdings auch nur für all jene, die einige tauesend Euro mehr im Säckel haben, als jene, die sich eben mit der Suzuki GSX-R 1000 diesen Betrag sparen. Selbst die angeschärfte GSX-R 1000R mit besserem Fahrwerk (nicht elektronisch verstellbar), Quickshifter und Lauch Control ist immer noch rund 4000 Euro günstiger - immer noch eine ganze Menge Kohle, die man in Tuning investieren könnte.

Fazit: Suzuki GSX-R 1000 2017

Suzuki hat die GSX-R 1000 2017 großartig hingebracht. Ein bärenstarkes Motorrad mit einem sagenhaft sanften Drehmomentverlauf. Eigentlich unglaublich bei 202PS! Das Chassis präsentiert sich hochwertig und das Elektronikpaket hat zwar kein Lametta aber liefert eine Topperformance ab.


  • Drehfreudiger Motor
  • keine Dellen im Drehmomentverlauf
  • Super stabil am Kurvenausgang und im Radius
  • Toller Quickshifter
  • Hochwertiges Fahrwerk
  • grandios auf schnellen Strecken
  • Motorbremse nicht einstellbar

Fazit: Honda CBR1000RR Fireblade SP 2017

Honda hat mit der Fireblade ein echtes Kunststück geschafft. Ein gutes Motorrad wurde besser ohne dabei die beliebten Tugenden abzulegen. Das Motorrad glänzt in Sachen Chassis-Setup und Gesamtpaket mit Perfektion. Die Fireblade SP ist ein würdiges Uprgrade eines ohnehin schon phantastischen Motorrades. Der Tank aus Titan macht klar wie ernst es Honda war. Das elektronische Fahrwerk von Öhlins ist qualitativ hochwertig und begeistert mit einem radikal erfrischend neuen Ansatz. Fahrwerkssetup muss kein Kompromiss mehr sein.


  • leichtfüßiges Handling
  • stark in Wechselkurven
  • herrliches Elektronikpaket
  • schlanke Optik und schlankes Feeling
  • durchzugsstarker Motor
  • derzeit bestes Elektronik-Fahrwerk am Markt
  • großartiger Schaltassistent
  • Ansprechverhalten ganz am Beginn des Gasgriffs ein klein wenig ruppig

Bericht vom 14.08.2017 | 55.816 Aufrufe

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