Harley Davidson Road Glide Special 2017 Test

Golden Glitter Glide

Auffallen oder abhauen. Wir entscheiden uns meist für Ersteres und genießen den pompösen Auftritt mit Sonnensegeln wie der Road Glide Special.

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Wir von 1000PS lieben einen starken Auftritt, wie der Name unbescheiden zu verstehen gibt. Sogar nach 16 Jahren muss ich mit manchen Motorrädern immer noch prollieren, also rein zum Zwecke des Schaulaufens die Hauptstraße entlang fahren, oder einen Kaffee mit freiem Blick aufs Motorrad trinken, oder eine Tüte Eis im Sattel des begehrlichen Stückes schlecken und mich als Eigentümer ausgeben. Auf jeden Fall dafür sorgen, dass einen möglichst viele Menschen sehen und bewundern können. Am besten geht das mit einem Cruiser, auf dem man einen offenen Helm trägt, denn dann erkennt man das Gesicht beim Vorbeifahren.

Harley FLTRXS HC BLK GOLD FLK

Wichtiger als der Jethelm ist aber das Motorrad, das nicht nur bei Motorradfahrern und kennern für Aufsehen sorgen sollte, sondern auch bei allen anderen Passanten. Und das geht schon alleine der Bekanntheit der Marke wegen am besten mit einer Harley. Denn wenn einer eine Harley fährt, dann kann er was erzählen. Die European Bike Week in Faak beweist Jahr für Jahr eindrucksvoll, welche Strahlkraft die Eisenpferde aus Milwaukee auf Jung und Alt hat. Die Gold Flakes nicht Cornflakes - Lackierung der Road Glide Special, die in der kryptischen Modellsprache von Harley FLTRXS HC BLK GOLD FLK heißt, strahlt heuer so schön wie keine andere und da sie sehr viel Fläche hat, auf der sich die Farbe ausbreiten kann, macht sie das zum perfekten Eyecatcher für aufmerksamkeitssüchtige Laufstegmodels wie uns.

150 Nm Drehmoment

Angetrieben wird das Sonnensegel vom 107ci Milwaukee-Eight V2, der 90 PS leistet und ein maximales Drehmoment von 150 Nm liefert. Die Drehmomentspitze wird schon bei 3250 U/min erreicht. Man darf also keine Angst haben vor niedrigen Drehzahlen, was ich absolut ernst meine. Wer kleinere Kubaturen gewohnt ist, deren Spitzenleistungen bis in den fünfstelligen Drehzahlbereich hinein reichen, der wird es seltsam finden, wenn er für 130 km/h nur 2500 Touren braucht. Im Stadtverkehr hat man auch hin und wieder das Gefühl, der Motor wäre abgestorben, weil er so leise läuft. Es ist bemerkenswert, welche Manieren Harley der achten Generation des VeeTwo beigebracht hat.

Eine moderne Harley Bremst gut

Seit der grundlegenden Überarbeitung der Touring-Palette im Zuge des Project Rushmore hat sich einiges getan und es ist nicht verkehrt, von einem Evolutionssprung zu sprechen. Wir haben bei der Produktion des Testvideos versprochen, nicht mehr extra darauf hinzuweisen, dass die neuen Harleys eh gut bremsen, denn das tun sie schon länger. Man kann so einen 388 Kilo-Bomber selbstverständlich immer schlecht dastehen lassen, wenn man die Bremswerte und das Gefühl am Hebel mit den eines Sportmotorrades vergleicht, das macht halt nur keinen Sinn.

Fast zweieinhalb Meter lang

So wie es auch kaum Sinn macht, eine Harley nach ihren Fahrleistungen zu beurteilen, denn das Gefühl beim Fahren lässt nicht nur die Probleme des Alltags, sondern auch die Zahlen am Datenblatt völlig unwichtig erscheinen. Trotzdem sollen aus formalen Gründen einige Werte hier erwähnt sein. Die Road Glide ist fast zweieinhalb Meter lang, der Radstand beträgt 1625 mm. Obwohl die Sitzhöhe nur 685 mm beträgt, sollte man aufgrund des breiten Polsters nicht unter 1.70 m sein, um einen sicheren Stand zu haben. Denn auch mit meinen 1.80 m musste ich mich im Stop-and-Gor-Verkehr und an der Ampel auf die Balance konzentrieren; mit Beifahrerin wird der Schwierigkeitsgrad noch erhöht.

Die Fahrdynamik, wenn sich das Ding einmal bewegt, ist aber nicht zu verachten und so überraschte mich die Schräglagenfreiheit von ca. 30°. Klar, auch hier wieder im Vergleich zu einem sportlichen Motorrad lächerlich, doch ich konnte erstmals die Trittbretter zu 90% vom Asphaltschleifen verschonen.

5*Komfort im Chefsessel

Dass die Road Glide im Stadtverkehr etwas verkrampft wirkt, liegt an ihren Ausmaßen und an ihrem Naturell, und das liegt nunmal im geschmeidigen Cruisen. Mit einem Tank von 22,7 l und dem 5*-Komfort im Chefsessel sind lange Etappen und Touren ein stressfreier Genuss und genau jene Form der Entschleunigung, die extrem erfolgreiche Karrieretypen wie ich brauchen. Bei Bedarf kann man über einen Druckknopf links über den Analoginstrumenten, der eine Klappe unter dem getönten Windschild öffnet und schließt, die Frischluftzufuhr erhöhen. Ansonsten bleibt die im Gegensatz zur Street Glide nicht mitlenkende Verkleidung dicht und ist ausstaffiert mit Tacho-, Drehzahl-, Tank- und Spannungsanzeige sowie dem Info- und Entertainmentsystem plus dazugehöriger Boxen.

Sound O.K., geht aber besser

Im rechten der beiden nicht verschließbaren Handschuhfächer steht ein USB-Anschluss zur Verfügung, optional kann man eine Freisprecheinrichtung via Bluetooth installieren. Das halte ich persönlich wieder für einen Störfaktor, den ich gerade auf so einem Motorrad vermeiden will. Sicher habe ich wie letzten Oktober in Amerika ein bisschen Rock und Grunge gehört, wenn die Stimmung gepasst hat, doch im Grunde sollte das Bollern des V2 die einzige Hintergrundmusik sein, die einen Harleyfahrer begleitet. Der Sound der links und rechts unter den tiefsitzenden Koffern gerade nach hinten gezogenen Edelstahlröhren ist kraftvoll, satt, nicht unangenehm, aber auch gerade nicht imposant. Möglichkeiten der akustischen Verstärkung gibt es ja genug…

9 auffällige Lackierungen verfügbar

Der Baggerstyle der Road Glide ist nicht jedermanns Sache, viele stören sich an der massiven Frontverkleidung, deren Doppelscheinwerfer an alte amerikanische Straßenkreuzer erinnert. Gerade das macht sie aber so besonders. Dass man jemals eine gleiche Glide auf der Straße treffen wird, ist unwahrscheinlich, ab Werk gibt es sie bereits in 9 auffälligen und hochwertigen Lackierungen, unsere nennt sich Hard Candy Black Gold Flake. Meine persönlichen Favoriten: Laguna Orange und Hard Candy Mystic Purple Flake. Über die unendlichen Individualisierungsmöglichkeiten muss man keine Worte verlieren. Only the Geldbörse is the limit.

Fazit: Harley-Davidson Touring Road Glide Special FLTRXS 2017

Die Harley-Davidson Road Glide Special ist ein ebenso imposantes wie pompöses Touring-Motorrad, das zum Gleiten und Reisen einlädt. Wird es enger und gedrängter, fühlen sich sowohl Motorrad als auch Fahrer nicht mehr so wohl, weshalb man dem Luxuskreuzer viel Raum und Auslauf geben sollte. Die Ausstattung an Board ist auf 5*-Niveau und der Komfort für alle Mitreisenden entsprechend hoch. Der große Motor erlaubt sehr drehzahlarmes Fahren, das gewaltige Drehmoment liefert in jeder Lebenslage genug Druck. Nur das hohe Gewicht und der zwar bequeme, aber breite Sitz sorgen beim Stehenbleiben und beim Rangieren mitunter für Probleme.


  • hochwertige Lackierung
  • großzügige Ausstattung
  • ausreichende Schräglagenfreiheit
  • gute Bremsen
  • hoher Komfort
  • druckvolle Beschleunigung
  • hohes Gewicht

Bericht vom 05.07.2017 | 33.211 Aufrufe

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