Triumph Tiger 800 XCx 2015 Test

Die Neuauflage der Triumph Tiger 800 XC - nun in zwei Versionen

Grundsätzlich geht es beim britischen Motorrad-Hersteller Triumph um viele Traditionen und Emotionen, schon alleine die charismatischen Dreizylinder-Motoren sind selten und daher auch äußerst extravagant. Steht aber die Erneuerung eines Modells am Programm, das sich bis zum Schluß ausgezeichnet verkaufte, ereilt auch die Briten ein wenig Vernunft: Die Optik der brandneuen Tiger 800 XC bekommt nur leichte Retuschen, der Motor samt Leistung sind weitestgehend unverändert - trotzdem sind die neue Tiger 800 XC und ihre noch besser ausgestattete Schwester Tiger 800 XCx eine gewaltige Weiterentwicklung!

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Zählt man 1 und 1 zusammen, kommt nicht immer nur 2 heraus sondern auch so manche schlaue Erkenntnis: Etwas, das sich blendend verkauft, sollte nicht mit Gewalt großartig verändert werden. Dementsprechend dezent fallen die Änderungen an der Neuauflage der neuen Triumph Tiger 800 XC aus. Schlauerweise aber nur auf den ersten Blick, denn unter der bekannten Hülle hat sich viel verändert - und zwar genau das, was ein modernes Motorrad auszeichnet und eine gute Mittelklasse-Reiseenduro noch besser macht.

Die größte Änderung ist die unsichtbare Umstellung der Motorsteuerung auf ein Ride-by-Wire-System: Denn dadurch erlaubt die neue, mit unzähligen Elektronik-Features ausgestattete Tiger 800 XCx eine Vielzahl an Einstellmöglichkeiten. Zum Beispiel lassen sich so die serienmäßige Traktionskontrolle und das Antiblockiersystem in den Parametern "Road"und "Offroad" einstellen oder ganz deaktivieren. Beim "Road"-Modus sind ABS und TTC (Triumph Traction Control) optimal für den Straßenbetrieb ausgelegt - das ABS reagiert sensibel aber nicht störend und die Traktionskontrolle gibt Sicherheit, dass im Falle des Falles die Elektronik eingreifen würde - was bei unseren Testfahrten aber nicht notwendig war. Denn die Reifen haben auf den griffigen Straßen im Süden Spaniens immer ausreichend Grip und der Motor schickt seine Kraft nicht völlig unbeherrschbar an das Hinterrad.

Die neue Tiger 800 XCx wahrt die Traditionen: Sie ist sportlich und handlich.

An der "Hardware" ändert sich abgesen vom Ride-by-Wire-System ohnehin nicht viel, der Dreizylinder-Reihenmotor mit 800 Kubik Hubraum ist ein alter Bekannter. Mit 95 PS bei 9250 Umdrehungen und einem Drehmoment von 79 Newtonmeter bei 7850 Touren hat er eigentlich nur gegen die viel hubraumstärkeren Konkurrenten das Nachsehen, einer Suzuki V-Strom mit rund 1000 Kubik etwa kann die Tiger 800 XCx durchaus das Wasser reichen. Vor allem passen die Manieren des Dreizylinder-Triebwerks - bereits im unteren Drehzahlbereich eine Menge Kraft zu bieten und sich oben ordentlich ausdrehen zu lassen - bestens zu einer sportlichen Enduro, die mit 221 Kilo fahrfertig und vollgetankt (immerhin 19 Liter Sprit) nicht zu viel Speck auf den Hüften hat.

Eine Menge Elektronik-Features - einfach einzustellen.

Diese Leichtigkeit verleiht ihr natürlich auf befestigten Straßen eine Menge Dynamik, die Tiger 800 XCx läßt sich für ihre großen Räder erstaunlich sportlich um Ecken werfen. Eine noch bessere Performance liefert sie aber im Gelände ab. Und da hat wieder die Elektronik ihre Finger im Spiel, das kleine x im Namen steht nämlich für eine optimale Anpassung an die Wünsche des Fahrers - auch auf unbefestigten Wegen. Damit man aber kein Programmier-Spezialist sein muss, gibt es einen voreingestellten "Offroad"-Modus, der Motorcharakteristik, ABS und Traktionskontrolle an Geländefahrten anpasst. Das ABS läßt dann mehr Blockieren am Vorderrad zu, am Hinterrad wird es gleich ganz deaktiviert, die Traktionskontrolle erlaubt kontrollierte Slides und die Motorleistung wird sehr sanft abgegeben, ähnlich dem einstellbaren "Rain"-Modus. Fährt man wieder auf der Straße, kann man mit wenigen Handgriffen die Motorcharakteristik auf "Road" stellen oder den noch schärfer reagierenden "Sport"-Modus.

Wenig Kritikpunkte an der XCx - und um 40 Euro wird niemand streiten...

Mißbraucht man die Triumph Tiger 800 XCx aber nicht nur als Motocross-Ersatz und Landstraßen-Heizeisen, wird man merken, dass sie sich auch bestens für ihre eigentliche Aufgabe, das Reisen eignet. Die Sitzposition ist aufrecht genug, um auch weite Strecken unter ide Räder nehmen zu können, die, am Lenkkopf positionierte Steckdose erleichtert den Betrieb von Navi oder anderen Geräten und das Fahrwerk mit seinen vergleichsweise langen Federwegen bietet ausgewogenen Komfort bei gleichzeitiger Straffheit. Wem die Grundabstimmung aber nicht zusagt, kann an der 43 mm-Upside-Down-Gabel (die nun WP liefert) Zug- und Druckstufe ändern, am hinteren WP-Federbein Zugstufe und Federvorspannung. Das funktioniert im Übrigen bereits bei der Basisversion Tiger 800 XC. Sucht man nun mit Gewalt nach Fehlern der Triumph Tiger 800 XCx, könnte man sich eventuell über das Windschild wundern. Bei der günstigeren, straßenorientierteren Tiger 800 XRx ist nämlich die Neigung serienmäßig verstellbar, bei der XCx kostet dieses Feature seltsamerweise Aufpreis. Diese läppischen 40 Euro sollten aber bei einem Preis von 11.790 Euro in Deutschalnd und 13.490 Euro in Österreich für die Tiger 800 XCx keine Rolle spielen.

Hier geht´s zum Test der neuen Triumph Tiger 800 XRx:

Fazit: Triumph Tiger 800 XCx 2014

Die Neuauflage der Tiger 800 XC darf als durchaus gelungen gewertet werden, bereits die "herkömmliche" Version kann dank Ride-by-Wire-System und serienmäßiger Traktionskontrolle und ABS (beide abschaltbar) viel mehr als die Vorgängerin. Wer sich öfters ins Gelände wagt, was dank der großen Räder und Speichenfelgen durchaus im Sinne der Konstrukteure ist, sollte aber die knapp 1000 Euro teurere Tiger 800 XCx wählen. Durch die frei wählbaren Fahrmodi kann die x-Version optimal auf das jeweilige Terrain abgestimmt werden. Zusätzlich gibt es einen Motorschutzbügel, selbstrückstellende Blinker, Tempomat, Hauptständer, Unterfahrschutz, eine zusätzliche 12V-Steckdose und Handprotektoren - was den Aufpreis wohl mehr als rechtfertigt.


  • toller Dreizylinder-Motor
  • cooler Sound
  • gemütliche Sitzposition
  • sehr handlich
  • dank langer Federwege geländetauglich
  • komfortables Fahrwerk
  • wählbare Fahrmodi
  • einstellbares ABS
  • einstellbare Traktionskontrolle
  • umfangreiche Ausstattung
  • optisch kaum von der Vorgängerin unterscheidbar
  • Windschutz nicht optimal
  • Fußrasten schleifen früh bei sehr sporlticher Fahrweise

Bericht vom 26.11.2014 | 21.866 Aufrufe

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