CB 750 Four Umbau

Detaillverliebter Umbau einer CB 750 Four. Sollte eigentlich ein Low-Budget-Projekt werden...

Detailliebhaber

Das so was von so was kommt. Am Anfang stand nur ein preiswerter Gedanke ...
Ein Old School-Freestyle-Cafe-Racer, so lautete ursprünglich das Thema des Michael Stamm aus Ahlen im Münsterland zum Umbau der Honda CB 750 Four, die sich der Motorrad-Mechaniker-Meister im Originalzustand in die Werkhalle gestellt hatte. Das Krad sollte ganz am Anfang eigentlich ein Low-Budget-Projekt für zwischendurch werden, denn schliesslich muss erstmal der Rubel im hauseigenen Laden Motorradshop-Ahlen der Stamm Motorräder rollen, bevor sich der Handwerker auch noch in seiner Freizeit mit einem eigenen Projekt auseinandersetzen kann. Was dabei aber nach über einem Jahr akribischer Bauzeit herauskam, signalisiert hier die dann doch immer stärker um sich greifende Detailverliebtheit des Moped-Mechaniker-Maniacs.

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"Denn dann kam ich an ein Paar schicke Coker Classic-Weißwandreifen. Genau die gaben den Impuls, den Honda-Klassiker stilvoll auf die Räder und zum Rollen zu bringen!“ Irgendwann hielten auch die Felgen mit Dickendspeichen passend zu den schicken Weißwandreifen Einzug in die heiligen Hallen des Michael. Eingespeicht an originalen Honda-Naben galt es daraufhin, das entsprechende Pendant zum oberen Teil der Lenkereinheit zu finden. Die eigens dafür entwickelte Gabelbrücke, in 3-D-Technik gefräst, gestrahlt und eloxiert, sprengte dann endgültig den eigentlichen Low-Budget-Rahmen.
"Also ging es dann auch gleich hurtig und mit immer weiter steigendem Anspruch rüber zum Tankbau: Den Benzintank fertigte ich komplett aus Edelstahl und selbständig, um ihn in einer Linie mit Front, Rahmen und Heck zu bringen. Der besteht in seinen Grundfesten aus zwei aneinander gearbeiteten CB350Four-Tanks, wobei das letzte Drittel ein Dummy ist, der nun als Öl-Reservoir dient. Damit wuchs der Tank im Vergleich zur Ursprungs-750-Four um ganze elf Zentimeter Länge, kommt aber nun fünf Zentimeter flacher und schmaler als im Original daher. Die Bremsanlage stellte die nächste Herausforderung an den Meister dar. Historisch betrachtet punktete diese Honda bei ihrem Welt-Debüt 1968 in Tokio bahnbrechend und zukunftsweisend mit hydraulisch betätigter Scheibenbremse, den zum ersten Mal in der Geschichte von Honda eingesetzten Doppelschleifen-Rohrrahmen, der obenliegenden Nockenwelle und der aus einem Stück geschmiedeten Kurbelwelle.
Michael rüstete seinen Cafe-Racer-Freestyler in 2011 mit einer Doppelscheibenbremse mit überarbeiteten Bremssätteln des 1978er Modells und 16 mm Radialbremspumpe mit Seilzugbetätigung aus, gönnte sich selbst als zusätzlichen Gimmick einen von aussen ablesbaren Bremsflüssigkeitsstand, indem er einen Behälter am Lenkkopf befestigte, der ehemals als Ölfüllstandanzeige diente. Der komplett aus Metall selbst angefertigte Sitzhöcker folgt ganz klassisch der Tanklinie, findet sein stilvolles Ende im winzigen Rücklicht eines Tornax-Krades aus 1938. Die als Vier in Zwei-Formation ausgeführte Auspuffanlage aus der eigenen Werkstatt nimmt sich nochmals durch eine smarte Keramikbeschichtung gegenüber der Original-Schwinge und der Kette in Gold zurück, die hier sittsam in Aussen- und Innenlaschen geführt wird.
Goldige Aussichten gewährt auch das Mini-Tacho-Gehäuse aus Messing Marke Eigenbau, das sich in seiner Formgebung an dem entsprechenden Gehäuse einer Honda CB 350 orientiert, wobei die Innereien und Technik von motogadget stammen. Ebenso wie die elektronische Steuereinheit dieser Firma, m-Unit genannt. Mit komplett überholtem Motor und frischen Übermasskolben lässt der Motorrad-Mann aus Ahlen eine legendäre Honda-Revolution aus den 1960er Jahren aufleben, die ihrer nunmehr auf 80 PS erstarkten Rennleidenschaft gediegen Ausdruck zu verleihen weiss. Schlussendlich handelt es sich ja um einen Cafe-Racer, hier sogar mit Freestyler-Ambitionen. Aber immer mit Betonung, wohlgemerkt, auf den Detail-verliebten Racer!
Motor
   
Bauart Luftgekühlter Vierzylinder-Viertakt-Reihenmotor, OHC, zwei Ventile pro Brennraum, über Kipphebel gesteuert
Hubraum 736 ccm
Bohrung x Hub im Original 61 x 63 Millimeter
Sonstiges Primärantrieb über zwei Rollenketten, Mehrscheiben-Ölbad-Kupplung, Fünfganggetriebe, Kick- und Elektrostarter.
   
Modifikationen
   
Motor Komplett überarbeitet, 0,75 mm Übermaßkolben, Zylinderkopf, Ventile und Kanäle überarbeitet, Pleuel-,Haupt- und Getriebelagerungen erneuert. Luftfilter: K & N Trichter. Leistung ca. 80PS
Elektrik

elektronische Zündanlage: Boyer Brandson. Kabelbaum und Steuereinheit Motogadget „m-Unit“, mit Eigenbau-Komponenten, Steuertaster integriert in Lenkerstummel. Hawker Batterien Elektrostarter.

   
Front
   
Gabel

überarbeitete Originalgabel

Gabelbrücken

Stamm-Eigenkonstruktion, 3D-gefräst, gestrahlt und eloxiert, ALU EN AW7075

Lenker Edelstahl 22 X 2
Lampenhalterung

Laser-gefräst als Drehteil, dient gleichzeitig als Lenkanschlag

Scheinwerfer

120 mm Durchmesser, mit Zünd-/Lichtschalter CB350 Four

Instrumente

Motogadget Tachometer „Chronoclassic“ im Eigenbau-Mini-Gehäuse, Messing, im Honda CB350-Format

Tank/Cover Eigenkonstruktion aus zwei Honda CB 350 Four Kraftstofftanks. Elf Zentimeter verlängert, fünf Zentimeter flacher und schmaler. BESONDERHEIT: Das letzte Drittel des Benzintanks ist ein Dummy als Platz für den Motor-Öltank. Motor-Öltank Eigenkonstruktion, 3D-Design aus Edelstahl.
Rahmen Original Doppelschleifenrohrrahmen aus Stahl und Zweiarmschwinge
   
Heck
   
Heckrahmen Original, gekürzt und an den Höcker angepasst
Höcker Stamm Eigenbau aus Metall, mit Tornax 1938 Rücklicht aus Metall, Eigenkonstruktion
Sitzpolster Unterkonstruktion incl. Kabeldurchführungen. Polsterung durch R&N Style
Auspuff/Krümmer/Endtopf

Originale Krümmer angepasst als Vier in Zwei-Anlage. Shorty Endschalldämpfer. Komplette Anlage mit Keramik-Beschichtung.

Fußrastenanlage Stamm Eigenbau
Federbein Suzuki GS1100
   
Bremssystem

Vorne umgerüstet von Einscheiben- auf Doppelbremsscheibe, mit überarbeiteten Original-Bremssätteln; 16 mm Radial Bremspumpe von Yamaha YZF R1 unter dem Benzintank, betätigt über Seilzug. Innen-liegende hintere Bremsleitung durch Abstützung zum Bremssattel. ABM Stahlflex-Bremsleitung, Carbon. Ausgleichsbehälter Eigenkonstruktion, am Steuerkopf.

   
   
Reifen/Räder/Größen
   
Felge vorne

3.50-16 auf Original Nabe, Edelstahl, Dickendspeichen

Felge hinten 4.00-16 auf Original Nabe, Edelstahl, Dickendspeichen
Reifen

Coker Classic Rip Weißwand 50 mm, 5.00-16S vorn/hinten

   
Sonstiges
   
Lackierung British racing green & golden flakes
Bauzeit über ein Jahr
Dank an:
Ioannis Poulovinas, mit dem die Grundidee beim abendlichen Kaffeetrinken/Benzingespräch geboren wurde, mal etwas ganz anderes zu bauen. Keksi, meinem Dreher. Markus, der WIG Schweisser. Werner, der 3D Zeichner. Hannes, der Lackierer. Die alle jedes Mal gesagt haben, Das geht so nicht, und mir dann doch die gewünschten Teile geliefert haben. Die, die nicht damit gerechnet haben, dass das Old-School-Freestyle-Cafe-Racer-Projekt so pornös geworden ist.
Interessante Links:

Text&Fotos:Sabine Welte

Autor
sabinewelte

SABINEWELTE

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Bericht vom 29.02.2012 | 26.152 Aufrufe

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