Kawasaki KX 250/450 F

Test der 2007er Modelle! Klaus G. berichtet aus Kirchschlag von der grünen Hölle. Er ist zu schwach.

Kawasaki KX 450F und KX 250F im Test

 

Die von Kawasaki in Zusammenarbeit mit der Firma Damianik organisierte Vorstellung der 07er KX-Viertaktmodelle fand bei sonnigem Herbstwetter in Kirchschlag statt. Warum Kirchschlag in der Buckeligen Welt liegt wird spätestens nach der ersten Runde klar. Es geht steil bergab und bergauf. Gespickt ist der Kurs, auf dem auch Motocross ÖM-Läufe ausgetragen werden, mit ein paar Sprüngen, die für seichte 1000PS-Schreiber bereits zum Maximum des Machbaren gehören.

 

KX 450 F

 
Kawasaki schickt die 450er mit einer beachtlichen Anzahl an Änderungen ins Modelljahr 2007. Ziel aller Bemühungen ist wie immer den bereits erreichten Level zu heben und natürlich der Konkurrenz den Hintern zu versohlen.
 
 
Die wesentlichsten Änderungen am Motor sind die neu gestalteten Einlasskanäle, geänderte Steuerzeiten, ein strömungsgünstigeres Flammsieb und die überarbeitete Vergaserabstimmung mit angepasstem Zündzeitpunkt. Diese Modifikationen sollen Drehmoment und Ansprechverhalten im unteren Drehzahlbereich verbessern. In Zusammenarbeit mit dem neu abgestimmten 5-Gang Getriebe und dem überarbeiteten Schalldämpfer (konisches Innenrohr) soll eine bessere Beschleunigung aus den Ecken erreicht werden. Mir hat es jedenfalls geholfen. Ich konnte jedem "unnedigen Wandl" den richtigen Gang zuordnen, die KX um die Kurve nudeln und trotzdem war immer genug Leistung vorhanden, um mittels Dreh am Gasgriff sauber aus der Kurve zu kommen. Die Abstimmung des Motors ist wirklich super gelungen, denn er besitzt auch eine Überdrehfreudigkeit die das eine oder andere Schaltmanöver überflüssig macht. Über die Leistung als solche möchte ich nicht allzu viel sagen. Nur soviel - die KX ist stärker als ich!
 
 
Der aus geschmiedetem, extrudiertem und gegossenem Aluminium zusammengefügte Hauptrahmen hat etwas an Torsionssteifigkeit verloren, um Richtungswechsel schneller und leichter zu machen. Damit ich das wirklich beurteilen könnte müsste ich allerdings James Stewart heißen. Leider bin ich weder schwarz noch reich, also bin ich auch nicht Bubba!
 
 
Was allerdings jedem Fahrer auffallen wird sind nicht nur die beschichteten Tauchrohre, sondern vor allem das feine Ansprechen der Gabel und des Federbeins. Diese DLC (Diamond-Like-Carbon) Beschichtung verringert nicht nur die Reibung sondern ist aufgrund der härteren Oberfläche auch resistenter gegen Steinschläge. Dies sollte sowohl die Handgelenke als auch die Geldbörse schonen. Aufgebaut ist die Gabel nach dem Closed-Cartridge-System. Kayaba bezeichnet das als AOS (Air-Oil-Seperate). Sind schon findige Burschen, diese Japse.

Wirklich überzeugen konnte auch die Dämpfung hinten. Das Zusammenspiel des leicht modifizierten Stoßdämpfers mit einer geänderten Umlenkhebelei führte zu einer ausgezeichneten Traktion und feinem Ansprechverhalten. Auf dem harten und sehr rutschigen Boden in Kirchschlag neigte die 450er eher zum Wheelisieren als zum Rutschen. Der Kurvenausgang und die Startgerade wird damit möglicherweise den Grünen gehören. Als einzige Schwäche empfand ich die Bremsen. Hinten bissig und vorne zahnlos. Um das ausgleichen zu können, bräuchte ich mehr Gefühl im Fuß und mehr Kraft in den Händen. Beides ist nach einigen Runden auf einer bärenstarken 450er leider völlige Illusion.

 
 
Die KX 450F ist insgesamt ein sehr gut ausbalanciertes und trotzdem scharfes Gerät. Das dürfte sie zur richtigen Waffe sowohl für den Hobbyfahrer als auch für den Semi-Profi machen.
 

KX 250F

 
Obwohl die 2006er sehr gut gelungen ist und haufenweise Pokale abgestaubt hat wurde sie für das neue Modelljahr ordentlich überarbeitet. Grund dafür dürfte der steigende Anteil der kleinen Viertakter bei sämtlichen MX-Veranstaltungen sein. Diese Kategorie ist bei den Einsteigern und Könnern gleichermaßen beliebt.
 
 
Die Motorleistung bzw. -charakteristik wurde durch längere gerade Ansaugtrichter, ein strömungsgünstigeres Flammsieb, geänderte Kolbenringe, verbesserte Kolben, polierte Einlasskanäle, eine überarbeitete Vergaserabstimmung und eine angepasste Zündkennlinie optimiert. 

Um die Lebensdauer zu erhöhen wurden die Ventilführungen verlängert, die Ventile überarbeitet, der rechte Kühler vergrößert und die Kupplungsfedern um 20% verstärkt. Damit nimmt man leider einem Großteil der MXler die beliebte Ausrede weniger zu fahren, um Betriebsstunden zu sparen. Ab jetzt wird die ungenügende körperliche Fitness schonungslos aufgedeckt. 

Das eng gestufte 5-Gang Getriebe ermöglicht in Verbindung mit diesem potenten Motor eine sehr gute Beschleunigung bereits aus dem Drehzahlkeller. Einziger Wehrmutstropfen ist, dass die Leistungscharakteristik des Motors kein Überdrehen ermöglicht. Beim Beschleunigen empfiehlt es sich daher, früh hochzuschalten um nie den Zug an der Kette zu verlieren, da es sonst zu einem bösem Lenkerschlagen kommen kann.

 
Kawasaki verspricht durch eine erhöhte Steifigkeit an den Rahmenunterzügen eine leichtere Manövrierbarkeit sowohl am Boden als auch in der Luft. Diesen Satz lassen wir unkommentiert stehen und freuen uns trotzdem darüber. Das Setting des Showa Fahrwerks wurden vorne wie auch hinten leicht geändert. Am Stoßdämpfer wurde eine weichere Feder verbaut. Im Fahrbetrieb fällt auf, dass die 250er eher härter abgestimmt erscheint als die 450er. Obwohl sie auch die kleinen und gemeinen Schläge gut absorbiert ist die Rückmeldung doch direkter. Das Handling ist naturgemäß besser als das der "Großen", obwohl die Fahrwerksgeometrie sehr ähnlich ist. Aber 5 kg weniger und geringere rotierende Masse bringen den spürbaren Vorteil der KX 250F. Auch das Springen bzw. Überspringen diverser Erdhaufen geht mit der 250er leichter von der Hand
 
 
In Summe betrachtet ist die Kawa ein super Motorrad, bei dem kein Geld mehr für Motor- oder Fahrwerkstuning verschwendet werden muss. Die Ergonomie der Sitz- bzw. Stehposition ist bei beiden Motorrädern gut gelungen. Wesentlich ist außerdem, dass jeweils sowohl der Kaltstart als auch der Heißstart kein Problem darstellt. Das Design beider Motorräder ist jedenfalls gut gelungen. Überzeugen können sie auch durch ein hohes Niveau bei der Verarbeitungsqualität und den Detaillösungen. Somit halte ich Euro 8.199,-- für die 450er und Euro 7.299,-- für die 250er für einen fairen Preis. Sofern es das überhaupt gibt.
 
 

Technische Daten Kawasaki KX450F / KX250F

Modell KX250F KX450F
Motor/Bauart  4-Takt Einzylinder 4-Takt Einzylinder 
Hubraum  249 ccm 449 ccm
Bohrung x Hub 77 x 53,6 mm 96 x 62,1 mm
Kühlung  Flüssigkeit Flüssigkeit
Drehmoment k.A. 50,8/7000
Vergaser Keihin FCR 37 Keihin FCR 40
Zündung Digital CDI Digital CDI
Getriebe 5-Gang 5-Gang
Rahmen Alu-Perimeter Alu-Perimeter
Federung vorne Upside Down Showa Upside Down Kayaba 
Federung hinten Uni-Trak Showa Uni-Trak Kayaba
Reifen vorne 80/100 - 21" 90/100-21 51M
Reifen hinten 100/90 - 19" 120/80-19 57M
Sitzhöhe  95,5 cm 96,5 cm
Trockengewicht 92,5 kg 99,8 kg
Tankinhalt 7,2 lt. 7,2 lt.
Verkaufspreis 7.299.- inkl. 3% NOVA 8.199.- inkl. 7% NOVA
 

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Text: Klausi
Fotos: H. Peuker

Autor

Bericht vom 24.10.2006 | 23.519 Aufrufe

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