Buell Fahrwerkschulung

Buell hat zu einer Schulung in Sachen Fahrwerk eingeladen. Referent Hüby aka. Der Marmeladinger hat in einfachen Worten das Mysterium Fahrwerk erklärt.

 

Buell Riding Day

85 Kilo ist der Durschnittswert für Fahrwerke, die Hersteller haben offensichtlich noch nichts von der Schlachtplatte bei Wirtn gehört.

Die schlechte Nachricht für alle Menschen über 85 kg, euer Fahrwerk ist grundsätzlich nicht auf euch eingestellt. Das durchschlagen bis zur Bandscheibe und das weiche eiern um die Ecke muss keine Ausrede sein. Ich habe mich ja schon öfter gewundert warum bei mir das Heck unbedingt reiß aus nehmen will und beim Kollegen Kot und seinem Kinderkörper die Fuhre wie auf Schienen liegt. Seit den Buell Riding Days weiß ich mehr.

 

Ahnungslos am Fahrwerk schrauben endet eventuell in der Notaufnahme.

Früher als alles noch gut war konnte man maximal die Federvorspannung verstellen und das Motto lautete Hart is Sport. Heute kann an fast jedem Serienmotorrad Vorspannung, Druck und Zugstufe verstellt werden. Ich wage zu behaupten das 90% aller Motorradfahrer keine Ahnung haben und besser die Finger vom Fahrwerk lassen sollten. Ich erinnere mich noch mit Schrecken als ich bei meiner Mopettn das Fahrwerk von Normal auf Chiropraktiker Modus umgestellt hatte. Also entweder vom Fachmann lassen machen oder eben Fachwissen einholen, wie beim Buell Riding Day. Alle Eingriffe am Fahrwerk verändern das Fahrverhalten daher sollte man mit Vorsicht und Wissen ans Werk gehen sonst ist man schnell im Gipsgewand.

Grundsätzlich:
Alle Federelemente sollten in einwandfreiem Zustand sein und Betriebstemperatur aufweisen. Das Motorrad muss mit beiden Rädern senkrecht auf einer ebenen Fläche stehen.

 

Negativfederweg

Der Negativfederweg sorgt dafür, daß beim Beschleunigen das Vorderrad nicht den Kontakt zum Boden verliert und hält beim Bremsen das Hinterrad am Boden. Könnte man also durch aus als wichtig bezeichnen.

Negativfederweg vorne:

Die Gabel sollte in einwandfreiem Zustand sein, also frei von Brezn und verspannungsfrei. Zuerst lässt man die Gabel ein und ausfedern, ein Helfer misst mit einem Maßband die Länge zwischen unterer Gabelbrücke und Gabelfuß. Danach entlastet man vorne komplett entweder mit Montageheber oder man wuchtet über den Seitenständer. Die Differenz zwischen  ersteer und zweiter Messung ergibt den Negativfederweg. Er sollte bei einem Gesamtfederweg von 120-130mm ungefähr 25-30mm ohne Fahrer und 35-40mm mit Fahrer betragen. Bei kürzerem oder längerem Federweg rechnet man etwa 20-25% bzw. 30-35% des Gesamtfederwegs. Eingestellt wird an der großen Sechskantschraube oben am Gabelholm.

Das Motorrad wird durch Druck auf Sattel oder Heck langsam eingefedert und lässt es danach bis in die Ruheposition ausfedern. Nun misst man die Entfernung von der Radachse zu einem Punkt oben am Heck. Danach das Hinterrad komplett entlasten und misst wieder.  Die Differenz ist der Negativfederweg hinten. Er sollte bei einem Gesamtfederweg von 120-130mm ungefähr 5-15mm ohne Fahrer und 25-30mm mit Fahrer betragen. Bei kürzerem oder längerem Federweg rechnet man etwa 5-15% bzw. 25-30% des Gesamtfederwegs. Die Einstellung erfolgt an den Nuttmuttern mittels Rastung oder hydraulischer Verstellung.

Achtung:

Die Härte oder auch die Federrate kann nicht verstellt werden. Sollte nach der Einstellung der Negativfederweg noch immer nicht passen muss man leider eine andere Feder kaufen. Mit meinen 105 Kilo müsste ich mir sofort eine kaufen.

 

Dämpfer Setup:

Vorraussetzung ist eine korrekt eingestellte Federbasis. Vor Beginn der Arbeiten die Ausgangstellung der Dämpferelemente notieren, sonst kann man nicht mehr zum Ursprungsetup und fährt im Pinochio Set Up. Einstellschrauben bis zum Anschlag zudrehen und danach die Klicks zählen und notieren. Die Zugstufe reguliert das ausfedern und die Druckstufe das Einfedern, sollte nicht verwechselt werden.

Grundeinstellung Zugstufe vorne:

An den Gabelfüßen befinden sich die Druckstufen Einsteller, diese komplett öffnen und die Zugstufen-Einstellschrauben oben auf den Gabelstopfen komplett schließen. Jetzt die Gabel herunterdrücken und beim Ausfedern beobachten.

Die Zugstufen Einstellschrauben werden jetzt klickweise geöffnet bis die Gabel ein wenig über ihre Ruhestellung hinaus ausfedert. Auf keinen Fall darf sie mehrfach nachschwingen. Wer es gern sportlich hat der macht soweit zu das die Gabel beim Ausfedern nicht über die Ruheposition hinaus kommt.

Grundeinstellung Druckstufe vorne:

Laut Marmeladinger lässt sich die Druckstufe im Stand nur von Profis einstellen, also sollte man es im Fahrbetrieb einstellen. Zuerst dreht man die Einstellschraube (ist unten an den Gabelholmen) auf eine in der Bedienungsanleitung empfohlene Position und fährt los. Taucht die Gabel beim Bremsen wie ein nasses Wettex ein oder fühlt sich generell weich wie Pudding an schließt man die Druckstufe in kleinen Stufen und fährt noch mal. Wenn die Gabel auf Unebenheiten mit Lenkerschlagen oder die Unebenheiten direkt ins Fahrwerk gehen sollte man die Druckstufe wieder ein Stückchen aufmachen. Verstellen sollte man mit Gefühl also per Click oder Vierteldrehung. Grobmotoriker drehen ja gerne wie am an der Dreh und Drink Flasche, ist in diesem Fall falsch.

Ein um das Tauchrohr gezogener Kabelbinder zeigt nach der  Probefahrt, wie weit bei groben Stößen oder hartem Bremsen die Gabel durchfedert. Sollte die Gabel bei hartem Anbremsen auf Block gehen obwohl die Abstimmung stimmt kann man mittels verringern oder erhöhen der Gabelölmenge die Progression der Gabel im letzten Viertel beeinflussen. Sollte die Gabel trotz komplett geschlossener Druckstufe zu weich sein kann man dickflüssigeres Gabelöl einfüllen.

Grundeinstellung Zugstufe hinten:

Das Motorrad sollte senkrecht sein und ein Helfer muss die Maschine am Lenker festhalten. Durchs Druck aufs Heck die Maschine weit einfedern lassen und danach loslassen. Nach einer Sekunde sollte es in die Ausgangsposition zurückgekehrt sein. Federt das Motorrad schneller aus muss die Zugstufe in kleinen Schritten geschlossen werden. Federt die Maschine zu langsam aus muss geöffnet werden. Die Einstellschraube bzw. Einstellrad befindet sich am unteren Ende des Federbeins. Im Uhrzeigersinn wird die Dämpfung  erhöht und gegen den Uhrzeigersinn wird die Dämpfung  verringert.

Grundeinstellung Druckstufe hinten:

Dämpfer wiederum in eine in der Betriebsanleitung empfohlene Position bringen und eine Probefahrt durchführen. Die Einstellschraube befindet sich oben am Dämpfer oder am Ausgleichsbehälter des Federbeins.

Ein um die Dämpferstange geschlungener Kabelbinder zeigt nach einer Probefahrt an ob das hintere Federbein trotz korrekt eingestellter Federvorspannung durchschlägt. Sollte es durchschlagen wird die Druckstufen Dämpfung erhöht. Aber nicht zuviel sonst geht jeder Komfort flöten und die Gefahr des Lenkerschlages erhöht sich. Verhält es sich umgekehrt dann muss die Dämpfung verringert werden. Nochmals der Aufruf an alle Grobmotoriker, alle Änderungen in kleinen Schritten vornehmen und Probefahren!

 


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Bericht vom 05.05.2006 | 13.430 Aufrufe

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